Mit der Falado

nach Grönland
1. Tag - Mittwoch - 11.05.2011
Nun wurde der Tag meiner Abreise, mit dem Ziel Grönland endlich Wirklichkeit.
Die Crew, eine komplette Mannschaft zusammen zu bekommen das Eine, die Lieben zu hause davon zu überzeugen, dass ich diese Reise zur größten Insel unseres Planeten, schon seit Jahren geplant, nun antreten kann und auch antreten muss.
Gute 5 Std. ging es wie schon unzählige Male zuvor elbabwärts. Bei typisch norddeutschen Wetter gestartet und bei T-Shirt Wetter und unter Vollzeug in Cuxhaven an gelandet. Seglerherz was willst du mehr.
2. Tag - Donnerstag - 12.05.2011
Zwischen Proviantdosen, Sauerkraut und Ersatzteilen in den Kojen, verbrachte das Team der "Falado" die erste Nacht an Bord. Keiner der Männer hat gemeutert, sich beschwert oder ernsthaften Schaden erlitten. Doch durch die Blume wurde mir aber zu verstehen gegeben, das Aufklarieren unter Deck angegangen werden sollte. Frisch fromm und fröhlich ging es um 09:00h daran die Reise, fortzusetzen. Bei schwächendem Wind verabschiedeten wir die Elbe und die Nordsee empfing uns mit gnädigem Westwind stärke 2- 3 Beaufort. Ein kurzer Regenschauer trug ein wenig zur Abkühlung bei und das Ölzeug wurde schon einmal Probe getragen. An einem schönen Platz im E- Hafen auf der einzigen deutschen Hochseeinsel wurde die heutige Reise beendet und ein Sherry jedem Seemann zur Belohnung spendiert.
3. Tag - Freitag - 13.05. 2011
Um 08:00h steige ich aus meiner beengten Koje. Krüger, Eckart u. u. schließen sich meiner Aktion umgehend an. Am Frühstücksbüfett wird der Tagesablauf demokratisch abgestimmt, wobei der Kapitän immer einige Stimmen mehr auf die Wagschale legen kann. So eine Art Demokratur. Ganz oben auf der Tagesordnung steht Aufklaren unter Deck. Jede noch so kleine Ritze wird für Staumöglichkeiten genutzt. Langsam gestalten sich die Kabinen, Pantry, der Salon und alle anderen Räumlichkeiten sehr komfortabel und gemütlich. Dann ein Blick unterhalb der Flurplatten lässt meinen Adrenalinspiegel bis zum Anschlag steigen. Wasser, oder irgendeine Flüssigkeit schwabbt im Kielbereich. Aufwendige Laboruntersuchungen, um was für eine Flüssigkeit es sich handelt, werden umgangen, weil Eckart mit einer Tasse aus der Quellflüssigeit schöpft und verkostet. Der Daumen geht nach oben, "nur Süßwasser" war sein Kommentar. Also Entwarnung, kein Seewasser. Die Leckage am Wassertank wurde mit der Wünschelrute schnell lokalisiert und mit Bordmitteln beseitigt. Abends folgte noch ein Rundgang um die Insel. Danach freuten sich die Seeleute von der "Falado" schon auf ihre Koje, ohne lästige Untermieter.
4. Tag - Samstag - 14.05.2011
Der Tag fing so gut an. Ein ausgiebiges Frühstück mit leckerem Schinken aus Wismar, Bergkäse und selbst gemachter Marmelade. Danach folgte eine Hafenrundfahrt auf eigenen Planken. Der Flautenschieber, bekannt durch seinen unbändigen Durst, brauchte neuen Stoff. Die Brennstofftanks waren restlos leer und im benachbarten Hafenbecken gibt es genug davon zu erschwinglichem Preis. 350 Ltr. sind im Bauch der Yacht im Tages - Heizöl - und Vorratstank gelagert. Auf der Rückreise zu unserem angestammten Liegeplatz stellte ich fest, dass die Lichtmaschine ihren Dienst versagte. Jeden Tag ein neues Highlight. Könnte auch gut darauf verzichten. Hier auf Helgoland gibt es außer Schnaps und Zigaretten und ein paar Lebensmittel nichts was uns diesbezüglich weiter helfen könnte. Statt einer neuen Lichtmaschine wurde der Einkaufskorb mit Spargel und Blumenkohl für die nächsten 2 Tage gefüllt, fasten will die Mannschaft deswegen nicht.

5. Tag - Sonntag - 15.05.2011

Heute Morgen wurde mal so richtig ausgeschlafen. Hier auf der Insel noch auf dem Festland bewegt man am Sonntag so gut wie nichts. Notgedrungen müssen wir bis morgen warten. Dann hoffentlich mit der Aussicht unseren Segler mit einem neuen Kraftwerk ausstatten zu können. Denn für Kerzen ist einfach kein Platz mehr vorhanden. Mittags, nach der Hälfte des Tages, ist Landgang angesagt. Entlang der Promenade bis zum Südhafen führte uns der Weg. Dort liegen die Sailer von überall. Nur wenige hatten sich dorthin verirrt. Ich konnte sie an einer Hand abzählen. Liegt wohl am nordischen Wetter. Bei Ankunft der Weißen Flotte haben wir die Gäste am Landungssteg persönlich begrüßt. Irgendwie muss man die Zeit ja sinnvoll verbringen. Von dem Händeschütteln hungrig geworden begaben wir uns an Bord, um gemeinsam die Hauptmahlzeit anzurichten. Nach der Backschaft verzog sich einer nach dem anderen in seine Kemenate, den verzehrten Braten in Ruhe zu verdauen.
6. Tag - Montag - 16.05.2011
Durch den vorsichtigen Blick hinter das Rollo wurde mir bestätigt was meine Lauscher schon eine ganze Zeit wahr genommen hatten. Ein Wetter, wo man sein Hündchen ausnahmsweise mal aufs Töpfchen und nicht vor die Tür schicken würde. Das Schiff zerrte wie ein scheues Pferd an den Leinen und der Regen trommelte sein Lied aufs Kajütdach. Ein Blick in die Mannschaftsräume, auch dort keinerlei Aktivität. Nachdem die Mägen sich unüberhörbar meldeten wurde es dann im laufe des Vormittags doch noch lebhaft unter Deck. Aus Wedel, von meinem Elektroniker, kam gute Nachricht. Wenn alles gut läuft, der Halunder Jet den Weg nach Helgoland findet, können wir damit rechnen morgen unseren Strommacher zu bekommen. Dann folgte ein Spießrutenlauf mit den Damen und Herren von der Telekom, Technik und Service. 3 1/2 Std. in Worten, Dreieinhalb Stunden dauerte die Folter mit dem Handy am Ohr, weil meine Email Versendung nicht funktionierte. Ich wurde weitergeleitet bis ich am Ende wieder bei der elektronischen Stimme einer mir unbekannten Dame landete. Ein verständnisvoller Techniker hat es am Ende nach ca. einer 3/4 Stunde geschafft den Fehler zu beheben. Eckart der Koch, war weniger erfolgreich. Er wollte sich heute unbedingt von seinem Kopfschmuck trennen. Doch kein Friseur war bereit, diesen seinen Wunsch zu erfüllen. So muss er wohl oder übel seine Haarpracht weiterhin zur Schau stellen. Das war's heute von der "Falado" auf Helgoland.
7. Tag - Dienstag - 17.05.2011
Ein ernüchternder Anruf aus dem Hause, Yachtelektrik Wedel. Die Lichtmaschine sei nicht wie von der Lieferfirma versprochen morgens um 07:00h angeliefert worden. Somit konnte sie die Seereise mit dem Katamaran auf die Insel auch nicht antreten. Später stellte sich heraus, das Paket mit dem begehrten Inhalt wurde einer anderen Firma um die Zeit vor die Tür gelegt. Tolle Nummer. Nun kann ich nur hoffen, dass der Schnelldampfer morgen keinen Fehler macht und einen verirrten Eisberg rammt, denn dann kann es sein, dass wir durch den langen Aufenthalt hier alle eingebürgert werden. Denn inzwischen kennen wir jede Möwe und Basstölpel beim Namen. Um 18:30h kam Eckart vom Landgang zurück mit kurz geschorenen Haaren. Seine Bemerkung, nachdem er die ungläubigen Blicke der Mannschaft spürte, dadurch werden wir die verlorene Zeit, die wir hier eingebüßt haben wieder wett machen wegen des nun deutlich besseren CW - Wertes, Luftwiderstand. Mit Spargel und Schinken am Abend als Hauptmahlzeit neigte sich der Tag langsam dem Ende.
8. Tag - Mittwoch - 18.05.2011

Freudig und voller Tatendrang saß die Crew am Frühstückstisch. Das Problem, was uns an der Weiterfahrt hindert soll heute endlich behoben werden. Pünktlich um 3/4 01:00h traf das schraubenlose Schiff im Südhafen ein. Mit dem begehrten Objekt unter dem Arm stiefelten wir zurück an Bord. Schnell machte sich Ernüchterung breit. Der angeblich baugleiche Generator hatte mit der alten Lichtmaschine soviel gemeinsam, wie ein Dampfschiff mit einem Segelboot. Die grauen Gehirnzellen wurden mobilisiert ein Schlachtplan geschmiedet wie das Vehikel an seinen angefachten Platz gezaubert werden kann. Eckart, der Mann für alle Fälle, trabte los um eine Werkstatt auszukundschaften. Derweil fing ich an zu bohren, schleifen, sägen und zu feilen. Nach Stunden ein erster Erfolg. Das Gerät konnte angebaut werden. Eckart war inzwischen mit der Spannvorichtung eingetroffen. Ungläubig betrachtete ich das Wunderwerk. Es hätte Platz gefunden in der Galerie für entartete Kunst. Verrostet, schief und krumm und die Schweißnaht eine Legende. Bei dem ersten Versuch das Teil zu richten, brach das Kunstwerk auseinander. Made auf Helgoland. Um 22:00h habe ich den Hammer fallen lassen. Missgelaunt von dem Geschehen haben sich alle hier an Bord nach einer kleinen Stärkung in die Kojen fallen lassen.

9. Tag - Donnerstag - 19.05.2011
Die erste Aktion nach dem Frühstucksbüfett war der Gang zum Tonnenhof. Dort werden Tonnen die um Helgoland herum ausgelegt sind, überholt sowie sämtliche technischen Arbeiten die im Hafen anfallen ausgeführt. Der gewichtige gut genährte junge Mann nahm es gelassen hin, dass sein Werk von gestern, die Spannvorrichtung, keiner Belastung stand gehalten hat. Es war so, als würde er es gewohnt sein, täglich mit Reklamationen konfrontiert zu werden. Wie selbstverständlich legte er nun unter meiner Aufsicht eine Schweißnaht hin, die von Meisterhand nicht besser hätte ausgeführt werden können. Hat wohl in der Nacht kräftig geübt, oder einen Intensivkurs in dem Fach absolviert. Nach dem Einbau des Teils der Probelauf. Auch jetzt meckerte die Anzeige im Display immer noch, zu geringe Eingangsspannung. Auch Experten können sich irren. Nun stand eindeutig fest, die Lichtmaschine war nicht das Übel, sondern der bei Eis und Kälte im Winter eingebaute externe Laderegler. Nach aufregenden Telefonaten die erlösende Nachricht, ein neuer Laderegler wird mit unserem Kurierdampfer, dem Halunder Jet, angeliefert. Bei so viel Aufregung muss man etwas Gutes für sein leibliches Wohl tun. Ein Fischerboot mit frischem Fisch lag im Hafen. Dort erstand ich Seezungen für die ganze Mannschaft. Sie waren so groß, dass ich zwei Pfannen für einen Aussenbordkamerad gebraucht hätte. Nach dem köstlichem Mahl war ein Rundgang um die Insel ein Muss. So konnten wir den Möwen und allen anderen Bewohnern der Insel gleich eine gute Nacht wünschen.
10. Tag - Freitag - 20.05.2011
Heute der Tag, an dem alle technischen Probleme der Geschichte angehören sollen. Das bestellte Expressgut wurde pünktlich geliefert. Im Schiff wurde umgestaut, wie schon Tage zuvor, um sich an den Platz mit dem Regler vorzuwühlen. Ich staune immer wieder, was so alles an Bord vergraben ist. Im Salon sah es chaotisch aus, wie auf einem Sperrmüllhaufen. Nur mit dem Unterschied, das der Plunder noch ausnahmslos gebraucht wird. Der neue Regler war nach gut 2 Std. betriebsbereit und auch der Probelauf war erfolgreich. Das Voltmeter zählte ebenfalls zu dem Gerät, das die Seereise nach Helgoland nicht schadlos überstanden hat. Auch das wurde gegen ein neues getauscht. Manchmal glaube ich wirklich, der Klabautermann treibt hier an Bord sein Unwesen. In den 35 Jahren auf die ich jetzt als Segler auf eigenen Planken zurückblicken kann, gab es niemals solche Anhäufung von Ausfällen. Ende gut alles Gut. Im Moment läuft alles wie geschmiert. Und wenn nicht über Nacht neue Streiche verübt werden, geht es endlich los.
11. Tag - Samstag - 21.05.2011
Ohne Gnade dröhnten um 06:00h im Schiffsinnern die Handywecker. Die Reise soll heute nun endlich fortgesetzt werden. Das Duschbad hat jeder einzelne von der Stammbesatzung noch mal so richtig genossen. Man weiß ja nicht, wann die nächste Erfrischungskur genehmigt wird. Dann folgte ein Frühstück nach Seemannsart. Kräftig mit vielen Kalorien angereichert. Der Kleinsegler wurde seeklar gemacht und um Punkt 08:00h die Leinen zum Land hin gekappt. Bei begnadetem traumhaft schönem Wetter, angenehmen Temperaturen, tief blauer Himmel und einer leichten Brise aus SW wurden die Segel gesetzt. Jeder Nichtsegler hätte bei solchen Bedingungen all' seine negativen Vorurteile von dieser Art Fortbewegung sofort über Bord geworfen. Der Tag verlief dann sehr ruhig. Bei 2 Beaufort kein rekordverdächtiges Etmal möglich. Der Koch hat das Abendmahl dem Tag angepasst, und ein köstliches Mal zelebriert. Ich habe die erste Hälfte der Nachtschicht übernommen. Mal schauen welches Seeungeheuer heute an die Bordwand klopft.
12. Tag - Sonntag - 22.05.2011
Nachdem ich einige Stunden geruht hatte, Eckart schob die zweite Hälfte der Nachtwache, die so genannte Hundewache, war mein erster Gang zum Wetterfaxgerät. Nach dem gesendeten Wetterbericht wurde ich plötzlich ganz schnell munter. Für alle Teilgebiete die wir durchkreuzen, ist Sturm gemeldet. Da macht die Nordsee ihren Namen mal wieder alle Ehre. Nach dem Frühstück ging es daran, unter und über Deck, alles was nicht Niet-und Nagelfest war zu laschen. Der Wind ließ sich auch nicht lange bitten. Linear nahm er stetig zu. Bis zu 36 Knoten entspricht 8 Beaufort, in Böen gab es noch mal Zugaben. Die Mannschaft hatte genug zu tun, die Segel entsprechend zu verkleinern bzw. ganz zu bergen. Paulinchen , die Windsteuer-anlage, musste mehrmals ermahnt werden, weil sie den vorgegebenen Kurs nicht hielt. Hemmungslose brutale Brecher schlugen unzählige Mahle übers ganze Schiff, einige von ihnen schauten auch gleich dabei mal unter Deck. Da hört für mich der Spaß auf. Der Koch die ganzen letzten Stunden betrüblich ruhig. Dachte schon das Heimweh hätte ihn eingeholt. Doch das Rätsels Lösung: "Mir geht es nicht gut!" Sprach' s und hechtete in Richtung zweier Relingsstützen. In der Regel versorgt er die Mannschaft mit Leckereien und hält sie bei Laune. Doch heute sind die Fische dran. Die Besatzung kann sehen wie sie satt wird und das bei so einem Schietwetter. Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt...
12. Tag - Montag - 23.05.2011
Das gestrige Wetter war erst die Vorspeise, von dem was wir heute noch erleben sollten. Zunächst erneut Flüssigkeit in der Bilge festgestellt. Eindeutig, es ist Diesel. Erst Süßwasser jetzt Treibstoff. Wer hat im Winterlage nur so schlampig gearbeitet. Am Ende war es die Dichtung von der Dieselförderpumpe. Abhacken, nächste Baustelle. Eckhart macht mir Sorgen. Er isst nicht mehr er trinkt nicht mehr. Bei der Schaukelei können die Innereien ja auch mal sauer werden. Heute kann die Mannschaft und die " Falado" zeigen ob sie zu Recht den Nahmen tragen See-Leute und See-schiff. Der Wetterbericht hat nichts Verheißungsvolles gemeldet. Um 12:30h, der Tanz mit den Elementen beginnt. Inzwischen hat sich er Wind bei 42 Knoten eingependelt, Windstärke 9.Die Segelfläche wird ständig verkleinert. Bei halben Wind 300° am Kompass laufen wir in das Gebiet Forties ein. Für die Gebiete Dogger und Forties sind schwerer Sturm mit Orkanböen gemeldet. Nach dem Sonnenuntergang muss der Windgott Odin noch mal am Potentiometer gedreht haben. Am Ende zeigte unser Windmesser im Mittel 57 Knoten, gleich 11 Windstärken. In Böen immer noch einiges mehr. Unglaubliche Wellenberge türmten sich um uns herum auf und wurden stetig bedrohlicher. In den Wellentälern fühlte ich mich demütig und klein und gleichzeitig sah ich die rollenden Ungeheuer auf uns zubewegen. Die See schäumte und Gischt versperrte mir die Sicht. Der Wind pfiff und kreischte vor Wonne, weil er sich mal so richtig austoben konnte. Die "Falado" hat ihre schwerste Prüfung bestens gemeistert und für uns als Mannschaft als sehr Vertrauensvoll gezeigt. Die Mannschaft in solchen Angelegenheiten immer der Schwachpunkt. Sie haben aus dem Geschehen vereinzelt Beulen und Prellungen als Erinnerung zurückbehalten, die aber kostenlos wieder heilen. Abgesehen davon, sind alle guter Dinge.
13. Tag - Dienstag - 24.05.2011
Im Laufe der Nach ging das Beaufortbarometer auf 8 Windstärken zurück. An Schlaf und an die gewohnten Drei Gänge Menüs, fielen wegen gewisser Umstände aus. Eckart der Koch, die letzten Tage die Aufnahme von fester Nahrung verweigert, eine Art Meuterei, hat es sich anders überlegt und beteiligt sich wieder an der Reduzierung unserer Lebensmittelbestände. Der Wind hat auf West gedreht, genau daher, wo unser angestrebtes Ziel liegt. Wir kreuzen gegen die noch immer sehr ruppige See an und kommen nur behutsam Peterhead näher. Unser Zweireiher, natürlich Pflicht für hier alle hier an Bord, wegen der Chortinonce, und auch das, was sonst noch so am Leib getragen wird, ist feucht. Die Körper sind gut mit Salz einbalsamiert, wegen der erwiesenen längeren Haltbarkeit. Sollte bei auftretender Lange-weile, eine unserer Räume als Sauna umfunktionieren werden, könnten wir uns die Aufgüsse sparen. Am Abend habe ich dafür gesorgt, dass die Seeleute an Bord nicht gänzlich vom Fleisch fallen. Labskaus mit Eiern Gurken und vielen anderen Zutaten, die ich leider nicht mit servieren konnte. Den Spruch : "Nun wünsche ich allen guten Appetit", hätte ich mir sparen können. Die Schüsseln und Pfannen waren Augenblicklich geleert. Ein gutes Zeichen für den Zustand der Mannschaft und natürlich für den Ersatzkoch eine wunderbare Bestätigung seiner Kochkünste.
14. Tag - Mittwoch - 25.05.2011
Die letzten ca. 32 Meilen bis zu unserem Ziel, scheinen unüberbrückbar. Nach langen Kreuzschlägen sind wir nur wenige Meilen der Küste näher gekommen. Lange Zeit sah es so aus, als müsste noch einmal eine Nachtwache eingeteilt werden. Die See, noch immer in heftiger Aufruhr, sie verhinderte, dass eine akzeptable Höhe gelaufen werden konnte. Doch dann hatte jemand, wer auch immer, Mitleid mit uns und drehte den Wind auf Süd. Laut Rechenschieber könnten wir nun bei der neu entstandenen Konstellation noch vor Mitternacht in Schottland anlanden. Mit ca. 6 Meilen die Stunde ging es nun flott voran. Es wurde nach längerer Zeit unter Deck mal etwas behaglicher. Keine Kamikaze Schritte mehr, denn jede Bewegung war wieder berechenbar ohne Gefahr zu laufen mit Bauteilen im Inneren zu kollidieren. Die hektischen Roll - und Stampfbewegung der Yacht können unter Deck nicht erkannt, nicht einmal erahnt werden. Bei meiner nächste Winterarbeit wird vorrangig der Salon und alle anderen Räume kardanisch aufgehängt. Nach einem eingenommenen Mahl auf See, unser Koch hat seine Krankmeldung nicht verlängert, liefen wir um 20:20h im Vorhafen von Peterhead ein. Die Segel wurden geborgen und noch ein Stück weiter ging es in den Marinahafen. Ein uns freundlich gesonnener Hafenmeister wies uns einen schönen Platz mit Wasser und Landanschluss, so als würden wir vorangemeldet sein. Gleich danach hatte er für den Tag Dienstschluss. Ein großer Schluck aus der Sherryflasche, Tradition hier an Bord beim Einlaufen in einem Hafen, wurde danach mit der ganzen Mannschaft gegen das Versalzung- problem innen wie außen mit radikalen Maßnahmen vorgegangen. Um Mitternacht fand man an Bord nur noch Salz im Salzstreuer und die Aktöre danach mit zufriedenem Schnarchen in ihren Kojen.
15. Tag - Donnerstag-26.05.2011
Wie angenehm kann eine Nacht im Hafen sein, gegenüber einer nächtlichen Freiwache auf See, ohne dabei gestört zu werden. Du musst mal kommen, es gibt ein Problem, oder der Wind hat zugelegt, wir müssen reffen, da steht eine Bohrinsel im Weg und ... Nachdem alle Mann an Bord die Bettschwere abgelegt hatten, ging es daran, der herausgeputzten Yacht nicht nachzustehen und die glänzenden Kristalle aus den Hautfalten zu entfernen. Die Sanitären Einrichtungen hier in Peterhead sind vorbildlich, sowie die ganze Anlage. Danach trennte sich die Mannschaft. Das technische Personal blieb an Bord, um noch dringend auszuführende Arbeiten zu erledigen. Die andere Hälfte der Mannschaft zog mit Rucksäcken los, um Einkäufe zu tätigen. Abends wurde per Handwaschmaschine diverse Textilien gereinigt. und in den Räumlichkeiten an Bord zum Trocknen aufgehängt. Draußen war es wegen des herbstlichen Wetters kalt, feucht und stürmisch, nicht möglich. Wer am Ende des Tages sein Bettchen aufsuchen wollte, brauchte wegen der total versperrten Sichtbe-hinderung einen Kompass
16. Tag - Freitag - 27.05.2011
Heute ging es gemeinsam mit Rucksack und Notebook auf Wanderschaft, mit dem Ziel, in der Stadt eine Möglichkeit zu finden, meine in der Maschine gespeichertes Memorandum zu verschicken. Die gekauften T-Mobile Karte funktioniert nicht. Keiner konnte uns wirklich weiterhelfen. In einem Geschäft das Tintenpatronen für Drucker befüllt, fragte ich nach einer Adresse, wo uns angeblich weitergeholfen werden könnte. Nachdem er von unserem Problem Kenntnis genommen hatte, sagte er: "Die könnt ihr bei mir verschicken. Führte uns in seine Katakomben legte sein Note-book an die Erde, und sagte noch: "Hier könnt ihr so lange ihr wollt ins Internett gehen und morgen könnt ihr wiederkommen, allerdings nur bis um 15:30h, dann gehe ich ein Bier trinken." Im Moment war ich mal wieder sprachlos über so viel spontane Hilfsbereitschaft hier Schottland, hier in Peterhead. Peterhead ist der bedeutendste Fischereihafen der EU. Der örtliche Fischmarkt ist größer als der Aberdeens. 1790 hatte die Stadt mit über 400 Schiffen die größte Heringsflotte Schottlands. Mit 18000 Einwohnern ist sie nach Inverness die größte Stadt nördlich von Aberdeen. Auf dem Nachhauseweg spazierten wir über einen nahe gelegenen Campingplatz. Die dort vorhandene Waschmaschine einschließlich Trockner weckte sofort unser Interesse. Eckart, der Mann für alle Fälle packte, nachdem wir zurück an Bord waren sofort einen Zampel mit größeren Bekleidungsstücken die nicht ins Waschbecken passten, machte sich erneut auf den Weg, auch die letzten Stoffartikel die vom Meerwasser befallen waren, zu befreien. Derweil machte ich mich am Kochherd nützlich und zelebrierte nach allen Regeln der Kunst einen Auflauf aus all' den mitgebrachten frischen Sachen.
17. Tag - Samstag - 28.05.2011
Erneut war heute eine Wanderschaft angesagt in die City von Peterhead. Der Appetit der Mannschaft ist mit überdurchschnittlich zu bewerten liegt wohl mit an den polaren Temperaturen die hier zurzeit herrschen. In der Hoffnung einen Bäcker zu finden der Brote backt die auch den Namen verdienen, weit gefehlt. Ob in 3 verschiedenen Backstuben oder im Supermarkt die Brote waren alle vom gleichen Konstrukteur. Sie sind weich und ohne Biss. Deshalb kann man seine Beißerchen vor dem Ver-zehr ohne Probleme herausnehmen um sie zu schonen. Ein Besuch bei unserem netten Bekannten im Tintenfachgeschäft für Drucker, konnte ich meine Berichte ver-mailen. Nach ca. gut 3 1/2 Stunden mit Fotoapparat, Notebook und den Einkäu-fen unterm Arm enterten wir mit abgelaufenen Sohlen die "Falado". Eine kleine Stär-kung aus unserer Notration, schon ging es gleich an Bord weiter mit Arbeitsdienst, wie Segelkleid reparieren, die Halterung für den Außenbordmotor verlagern, weil Paulinchen und der Motor sich nicht vertrugen. Paulienchen fühlte sich durch seine Nähe behindert und hat deshalb das Steuern auf See boykottiert.
18. Tag - Sonntag - 29.05.2011
Nach einer geruhsamen Nacht mit dem Abschluss eines schönen Traumes wachte ich auf. Mit raumschots (mehr achterlich als querab), so die Prophezeiung, sollte es die gut 80 Meilen mit Vollzeug nach Wick gehen. Ein Blick gen Himmel, die Wirklich-keit scheint aber anders zu sein. Es wehte ein kräftiger Westwind mit heftigen Re-genschauern. Trotzdem wird beschlossen, die Segel zu setzen. Vorher noch den net-ten Hafenmeister verabschiedet und außerdem bei den Herren und Damen der Emigration ordnungsgemäß über UKW Funk ausklariert. Durch eine kleine Wolkenlü-cke lugte die Sonne hindurch, um uns anscheint aus Peterhead tschüß zu sagen . Dann kam vom Kapitano der Befehl: "Leinen los". Vor der Hafeneinfahrt dann aber Widererwarten ein kräftiger Südwind mit Stärke 7. Man denke ich, dein Traum wird wahr. So ging es 8 sm mit 6-7 Knoten Fahrt bis zur Huk von Rattray Head. Dort war die Herrlichkeit vorbei. Der Wind hatte seine Gesinnung geändert und pustete uns mit 7 Beaufort voll ins Gesicht. Das Schiff kämpfte sich Meile für Meile gegen den Wellenschlag voran. Einige Besatzungsmitglieder hätten es lieber gesehen, in den sicheren Hafen zurückzukehren. Die Schiffsführung war da anderer Meinung. Stattdessen wurden Spucktüten verteilt die aber nicht zum Einsatz kamen. Um Mit-ternacht stehe ich auf der Brücke und halte Ausguck und denke, nun weißt du es ge-nau, Träume sind doch Schäume.
19. Tag - Montag - 30.05.2011
Morgens 04:55h laut Logbuch, fest in Wick an der neuen Schlängelanlage. Zunächst ging es daran, die Unordnung im Schiff, die die See durch ihr stürmisches Verhalten angerichtet hatte nach ISO Norm wieder herzustellen. Nach Entfernung der Salz-lacke wurden die ursprünglichen Farben der Falado auch wieder sichtbar. Nachdem die gebeutelte Mannschaft die Kojenmatratzen genug durchgelegen hatte, ein In-spektionsrundgang durch die Kleinstadt, der aber immer wieder durch Regengüsse unterbrochen wurde. Im Supermarkt wurde der Rucksack noch mit Lebensmittel für die Hauptmahlzeit am Abend gefüllt. Der Koch hat dann für das leibliche Wohl der Mannschaft sein ganzes Können demonstriert, dass nach dem Mahl die Sofas im Nu ausgebucht waren.
20. Tag - Dienstag - 31.05.2011
Heute ist unter Anderem Sightseeing angesagt. Auch heute geizt Petrus nicht mit H2O von oben. Die Schleusen öffnete er in unregelmäßigen Abständen immer wie-der, so dass der nächst mögliche Unterstand bei Annäherung tief dunkler Wolken schon einige Kabellängen vorher angepeilt wird. So begab es sich, dass ein auf dem Weg liegendes Hotel unsere Zufluchtsstätte wurde. Aus der Not machten wir eine Tugend. Eine höffliche Anfrage bei einer der Angestellten, ob es möglich ist bei ihnen ins Internet zu gehen, wurde freundlichst bejaht. In einem separaten Hinterzimmer durfte ich schalten und walten so lange ich wollte. Eine nette Bedienung, eine Polin im Norden von Großbritannien gestrandet, brachte uns ein Tässchen Kaffee und ei-nen Cappuccino obendrein. Damit war für den heutigen Tag schon mal wieder ein Problem gelöst. Über so viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Schotten bin ich wirklich überrascht. Immer und überall bieten sie selbstlos ihre Hilfe an. All das hätte ich erst viel später in nordwestlicher Richtung erwartet. Wick ist ein kleines Fischer-städtchen mit 7350 Einwohnern. Sehenswürdig ist die Ruine des Doppelcastles Sinc-lair und Girnigoe. Im Süden der Stadt die kleine Ruine des Old Man of Wick, der al-ten Burg von Wick, deren Ursprünge bis zu den Wikingern zurückreichen. Zurück an Bord wurden erste Vorbereitungen getroffen für das kommende Ziel, welches nicht unbedingt dafür bekannt ist, weiße Strände mit Palmen und tropischen Temperatu-ren vorzufinden. So wurde Das Rigg unter die Lupe genommen und nachgespannt, das wärmere Ölzeug ausgegraben, Karten und Handbücher zurechtgelegt. Nun Muss nur noch das Wetter seinen Teil dazu beitragen, damit die Segel gehisst wer-den können.
21. Tag - Mittwoch - 01.06.2011
Der Morgen beginnt mit leisem Tröpfeln vom Himmel. Jeden Tag werden neue Hoffnungen geschöpft in diesen Breiten so etwas wie sommerliche Verhältnisse zu erleben. Im netten Hotel bei Kaffee und Kuchen ein erneuter Wettercheck. Die Aussichten für die nächsten Tage sind nicht gerade beglückend. Ein längeres Verweilen hier kann aus den Vorhersagen auch nicht abgeleitet werden. Sonst wächst der Falado wohlmöglich noch ein langer Unter-wasserbart mit Pocken als Verzierung. Die Mannschaft muss auch trainiert werden, damit sie bei der Verpflegung kein Fett ansetzt. Die Marina in Wick ist vorbildlich ausgebaut, im Vergleich zu 2006. Doch die sanitären Anlagen haben sich verschlechtert. Sie sind so gut wie ohne warmes Wasser und die Räumlichkeiten sind um mehr als die 5 Jahre gealtert. Das aus dem letzten Jahrtausend stammende Büro des Hafenmeisters wurde total modern umgebaut, und der nette alte Hafenkapitän in Rente geschickt. So bleibt auch hier die Welt nicht stehen.
22. Tag - Donnerstag - 02.06.2011
Ca. 2 Stunden nachdem Weckkonzert aus den verschiedensten Mobiltelefonen, liegt Wick schon im Kielwasser achteraus. Die Pentland Förde mit ihren berüchtigten Tidenströmen muss bei der Durchquerung gut getimed sein. 2006 haben Freund Eckhard und ich diese Passage schon einmal passiert mit 10 Knoten die Stunde. Voller Erwarten auf das Kommende und das auch noch bei Gegenwind, liefen wir in die Förde ein. Außer einer etwas unangenehmen See, hat eine D-Zug Fahrt diesmal nicht stattgefunden. Es stand dort auch niemand herum, den man hätte fragen können, warum uns das heute nicht vergönnt war. Der hoch am Wind Kurs blieb uns erhalten. Wechselnde Windverhältnisse brachte die Mannschaft ganz schön außer Atem. Hatte der Wind gerade zugelegt, schlief er nach dem gerefft wurde wieder ein, um danach umso heftiger aus allen Rohren zu blasen. So spielte er mit der Faladobesatzung Stunde um Stunde und wir spielten das Spiel mit ob wir wollten oder nicht. Am Ende des Tages erbarmte sich der Koch und bereitete jedem gebeutelten Seemann eine kräftige Mahlzeit zu. Er selbst verteilte seine Ration unter die Crew, aus noch nicht ganz geklärten Gründen.
23. Tag - Freitag - 03.06.2011
Die Nacht war ohne besondere Vorkommnisse. Unser Schön-Wetter-Koch wurde so gut es ging vom Smutje, seiner rechten Hand, nur mäßig gut vertreten. deshalb warten alle an Bord auf ruhigeres Wetter. Unser Wetterfrosch an Bord hat fast die letzte Stufe seiner Leiter erklommen. Das sind 1038 Hektopascal. Doch was nützt es einem, wenn es dunstig fast Nebel, kein Himmel zu erkennen, Windstärke 7 und nun fängt es auch noch an zu regnen. So ist das eben im hohen Norden. Es besteht eben keine Sonnenbrandgefahr. Nun zwischendurch ein paar Sätze über eine unserer wichtigsten Hilfsmittel, die Selbst-steueranlage Pacific Plus, an Bord. Übrigens die einzige Sie auf dem Schiff. Ohne solche Anlage währe eine derartige Reise mit einer so relativ kleinen Mannschaft kaum denkbar. Sie ist genügsam und braucht nicht mit Energie aus der Steckdose versorgt zu werden. Doch sie ist sehr sensibel und anspruchsvoll. Deshalb wurde sie auch Paulinchen getauft. Sie duldet nichts und niemanden neben sich. So müssen vorab einige Bedingungen erfüllt werden, bevor sie überhaupt ihren so geschätzten Dienst antritt. Die Segel müssen zur Kurslinie genau getrimmt werden und das Hauptruder so eingestellt sein, dass das Schiff für einen kurzen Moment stabil geradeaus läuft. Dann wird es festgelascht. Erst jetzt ist die Dame bereit ihre Arbeit auf zu nehmen. Gepflegt wird sie zeitweilig mit einer kalten Süßwasserdusche um das Salz aus den Lagern zu spülen. - Am Abend eine Wetterverschlechterung. Der Himmel verdunkelt sich grimmig. Der Wind nimmt zu und dreht sich, so als wollte er dem Segler den Weg versperren, nämlich direkt mal wieder von vorn. Halleluja.
24. Tag - Samstag - 04.06.2011
An Schlaf war in dieser Nacht nicht zu denken. Jeder Schritt, unter wie über Deck, ein Abenteuer. Das Schiff kämpfte gegen die ungestüme See, angetrieben von dem 2 Mal gerefftem Großsegel und der Fock voran. Mit einer schnellen Reise von Wick nach Torshaven, wie eigentlich erhofft, wird es nun leider nichts mehr. Mit gut 5 Knoten die Stunde pflügen wir durch die uns entgegenstehenden Elemente, in der Gewissheit unserem Ziel nur bedingt näher zu kommen, weil aufgekreuzt wird. Jede noch so kleine Bewegung muss gut bedacht sein, sonst folgt die Strafe auf dem Fuße. Kollisionen mit Gegenständen die von Natur aus alle eine höhere Festigkeit haben als der eigene so zerbrechliche und empfindliche Körper sind die Folge. Krängungen, bedingt durch die Schlaglöcher im Nordatlantik, sind bis 50° keine Ausnahmen sondern fast die Regel. Achterbahhnfahren fest angegurtet auf dem Rummelplatz durch gleichmäßig geformte Kurven gelenkt zu werden ist das, was man auf dem Wasser erleben kann, sein Geld nicht wert. Meine Finger waren häufiger unachtsam, in einem Manikürladen würden sie sicherlich zu mir sagen, an Ihren Nägeln gibt es nichts was man noch verändern könnte. So gegen 08:30 h drehte der Wind zurück, so dass das angepeilte Ziel doch noch gut erreicht werden konnte. Selbst hier auf den Faroern, in Torshaven, gibt es Veränderungen zu berichten. So haben sie scheinbar zu Ehren der Falado, die in 5 Jahren schon zum 2. Mal hier ihre Leinen festgemacht hat, vor wenigen Tagen eine kleine Marina für Gäste mit Strom und Wasser in Betrieb genommen.
25. Tag - Sonntag - 05.06.2011
Der erste Weg von Bord führte in die Touristeninformation. Die Öffnungszeiten sollten von O9:00 - 18:00h sein. Die Tür war leider verschlossen als wir dort ankamen. Doch nach dem die Wogen der Enttäuschung scheinbar durch die Türritzen gedrungen waren öffnete sich doch noch der Eingangsbereich. Eine Dame trat hervor und sprach :"Eigentlich ist Sonntags geschlossen, aber wie kann ich ihnen helfen?" Einer so netten Dame konnte ich nicht widerstehen und trug mein Anliegen vor. Eine Busfahrt sollte heute stattfinden quer über den Inselbereich. Sie schlug vor, nach Klaksvik zu reisen. Dort finden zurzeit die alljährlichen Nationalfeierlichkeiten statt. Ein Blick auf die Wetteraussichten. In der Fischerstadt ist schönstes Wetter. Mit Sack und Pack saß der Faladoverein im Bus. So wie 2006 schon einmal. Die Fahrt durch die Landschaft eine genussvolle Angelegenheit. Bäume und Sträucher sucht man vergebens. Dafür malerische Fjorde mit den dazupassenden kargen Gebirgszügen. Kleine Dörfer, vereinzelte Häuser mit Schafen an den Steilhängen die es verstehen die eigentlich unerreichbaren Grashalme noch abzunagen. Angenehme 9-10° Außentem-peraturen zeigte das Thermometer im Reisebus laufend an. Nur schade, dass keiner an die Badeutensilien gedacht hatte. Von 12:30h bis 18:10h konnten die Seeleute sich die Stadt anschauen. Ein Großteil der Veranstaltungen war bereits beendet oder in der Auflösung. Ein Damenfußballspiel lief noch. Solch schweißtreibendes sportliches Angebot konnten wir nicht allzu lange mit anschauen. Zum Glück gab es zwischendurch genügend Abkühlung durch die Regenschauer. Klaksvik verabschiedete uns mit einer kirchlichen Veranstaltung mit Gospel-gesang. Viele Vertreter der Kirche und der Stadt, kamen zu unseren Sitzplätzen, um jeden einzelnen zwischen den kurzen Pausen die Hand zu drücken. Sie haben sich sehr für unser Vorhaben interessiert und uns weiterhin eine gute Reise gewünscht.
26. Tag - Montag - 06.06.2011
Gut gelaunt und voller Zuversicht machten die Gast-Faroer sich auf den Weg, meine geschriebenen Tagesberichte aus der Maschine in alle Welt zu verschicken. In einem Hotel wurde problemlos der Zugang ins Internet gewährt. Internett aufrufen, noch kein Problem. Dann aber über T-Online 6,0 das eigentliche, die Berichte zu versenden, war plötzlich Schluss mit der Gemütlichkeit. Vermutlich ist die Kontoeinstellung in der E-Mail Software falsch. Rot gekennzeichnet erschien es auf dem Bildschirm. Maschine eingepackt und ab in die Bibliothek. Kann ja eigentlich nur an den Internetzugang liegen, so meine stille Hoffnung. Maschine erneut auf Betriebstemperatur hochgefahren, wieder die gleiche Einblendung wie gerade zuvor. Einen Anruf bei T-Online habe ich abgebrochen, ohne einen Schritt weiter gekommen zu sein. Sonst hätte ich mein Schiff dem Provider O2 abtreten müssen wegen der aufgelaufenen Handyrechnung. Dann wurde ich von hilfsbereiten Torshavenern quer durch die Stadt geschickt, weil es irgendwo eine Telefonzelle geben sollte, bei der man mit der Kreditkarte die Verbindung zu dem Verein T-online hätte erneut aufnehmen können. Doch es waren alles nur Münzautomaten für den örtlichen Bereich. Die Stimmung sank auf einen historischen Tiefpunkt. Bei einem abendlichen Spaziergang durch die Stadt fand ich meine Fassung so langsam wieder. Morgen ist auch noch ein Tag, habe ich mir gesagt, der muss ja auch für irgendetwas gut sein. Und wenn es nicht anders geht, schicke ich die gesammelten Werke per Flaschenpost auf die Reise. Dann dauert es eben 1- 2 Tage länger.
27. Tag - Dienstag - 07.06.2011
Punkt 10:00h zur Öffnungszeit der Bibliothek stand die Mannschaft des einzigen deutschen Seglers hier in Torshaven geschlossen vor der Eingangstür. Gelingt es heute die geschriebenen Zeilen aus dem Notebook herauszuzaubern? Doch ohne Erfolg. Mit der Maschine unterm Arm ging es zur Information, von wo aus ich T- On-line über Festnetz anrufen konnte. Mit der Neueinstellung meines T-Online 6,0 Pro-gramms machte ich die 200 m im Schweinsgalopp in rekordverdächtiger Zeit zurück auf den Weg in die Bibliothek, um die Neueinstellung zu testen. In der Information war keine Möglichkeit ins Internet zu gehen. Wieder ohne das so sehnlichst er-wünschte Ergebnis. Ein nochmaliger Sprint zurück, denn die nette Dame in Deutsch-land hielt noch immer den Hörer für mich am Ohr. Sie gab mir daraufhin einen Tipp wie es auch möglich ist, zu dem gewünschten Erfolg zu gelangen, solange offenbar die technische Störung nicht beseitigt ist. Ein weiterer Anruf bei dem Bruder unseres Kochs Eckart, brachte den Durchbruch. Unsere gesammelten Flaschen für den Fall der Fälle konnten wieder abgegeben werden. Nun war noch genug Zeit geblieben für einen ausgedehnten Stadtbummel. Im Gästehafen haben wir Zuwachs bekommen. So haben sich zwei englische - und ein kanadischer Segler dazugesellt. Das für die Faroer Inseln gute Wetter so um die 12° - 14°C, zwischendurch aber immer mal et-was Feuchtigkeit von oben, hat heute mal eine kleine Pause eingelegt. Aber wer kann schon alle Tage schweißtreibende Temperaturen um die 15°C ertragen.
28. Tag - Mittwoch - 08.06.2011
Ein Tag so richtig zum erholen. Die Schleusen sind von oben sperrangelweit geöff-net. Das hypnotisierende klopfende Geräusch auf dem Aluminiumdach und ein vor-sichtiger Blick hinter die Gardinen, alles tief in Grau verhüllt, lässt keine große Lust aufkommen, die Welt zu erobern. Deshalb bleibt die Besatzung der Falado zunächst auf dem Schiff und genießt das Bordleben. Dann gab es Ärger mit unserem 5. Fest-macher, dem Landstromkabel. So musste ein Freiwilliger ausgeguckt werden, der das Problem lösen musste. Mit Ölzeug, Südwester und einem zusätzlichem Elektro-kabel ausgestattet machte sich Eckart, unser Mann für alles auf den Weg, Abhilfe zu schaffen. Nach gut einer halben Stunde kam er triefend zurück, so als wäre er ge-rade aus dem Meer gestiegen. Der Heizlüfter drehte sich aber wieder und gab die gewünschte Wärme ab. So gelang es uns dann auch, den Koch wieder stubenrein und trocken zu bekommen. Gegen Abend schien der Wasserbehälter von oben geleert zu sein, denn es hörte auf zu regnen. Ohne Offshoranzüge wurde dem fernen Hafenmeister noch ein Besuch abgestattet, um das Liegegeld zu entrichten, denn unser Aufenthalt in Torshaven nähert sich dem Ende. Doch dieser nette Mensch hat-te erbarmen mit den Zahlungswilligen. Für so ein mieses Wetter, kann ich kein Hafengeld kassieren und wünschte uns für den Törn Mast und Schotbruch.
29. Tag - Donnerstag - 09.06.2011
Um 06:00h meine erste Aktion die Morgentoilette. Ein gemeinsames Frühstück im Salon, dann allgemeine Aufbruchstimmung. Unser Nachbar, ein hilfsbereiter, netter, uriger Nordländer, sicher ein Nachkomme der Wikinger, war ebenfalls schon aktiv. Mit seinem 18m langen Kutter, schaukelt er seine zahlenden Gäste ein wenig durch. Täglich hielt ich ein Schwätzchen mit ihm und war somit immer auf dem Laufenden über seine geplanten Törns. Mal waren es Schulklassen, mal Mitternachtsfahrten mit Urlaubern die etwas rustikales, etwas besonderes erleben wollten. So wie gestern Abend. Er fragte mich von Schiff zu Schiff, ob ich Fischsuppe von ihm haben möchte, es wäre noch reichlich übrig geblieben von seiner letzten Fahrt. Mit einem Kochtopf enterte ich sein Piratenschiff. Anders kann man es nicht beschreiben. Unter Deck Holzbänke Würfelgrätings als Fußboden, dazwischen Unmengen an Unrat, Über-bleibsel von speisenden Vandalen. Das Geschirr lag wild durcheinander, natürlich ungespült. Mit einer großen Kelle befüllte er dann meinen glänzenden Topf, der gar nicht in diese Umgebung passte. Dann fragte er noch, ob wir uns auf der Rückreise wieder sehen. " Natürlich sagte ich, wir kommen hier wieder vorbei und für so eine Fischsuppe mache ich sogar einen Umweg". Mit einer fertigen Mahlzeit zurück an Bord, ohne die Mannschaft über den Zustand an Bord seines Schiffes zu unterichten, sonst müsste ich sie am Ende noch alleine löffeln, legten wir ab. Mit mauen 2 1/2 Knoten Fahrt, blistern wir den Faroern so langsam davon. Am Abend wurde die ge-sponserte Speise aus Meeresfrüchten serviert. Ein Blick in die Runde, ein etwas ge-wöhnungsbedürftiger Geschmack, aber im Allgemeinen nach der Eingewöhnungsfa-se sehr gut, so die Kommentare. Über die hygienischen Zustände der Produktions-stätte habe ich mich weiterhin in Schweigen gehüllt, um nicht bei dem einen oder an-deren Seemann Seekrankheitssymtome zu wecken.
30. Tag - Freitag - 10.06.2011
Das regnerische und unsichtige Wetter hat sich verdrückt. Es geht raumschots bei 6 Beaufort und 6,5 Knoten Fahrt gut voran. Diese rollenden Schiffsbewegungen ähn-lich einem Wiegen-Geschaukel, gefällt nicht allen hier an Bord so gut. Unser Sorgen-kind der Koch, verweigert erneut das angerichtete Frühstück. Dabei zeigt sich das Meer heute in seiner vollen Schönheit. Bei blauem Himmel und strahlenden Sonnen-schein glitzert es gegen das Licht betrachtet silbergrau, sonst im tiefen Blau mit wei-ßen Wattebäuschchen. Die einzigen Begleiter sind die Sturmvögel und vereinzelte Bastölpel. Zwei Mettwürste aufgehängt zum Trocknen auf dem Achterschiff, haben das Interesse der Möwen geweckt. Zielstrebig fliegen sie unzählig Male die begehr-ten Objekte an, um dann doch im letzten Moment abzudrehen, weil die Besatzung eine Ladung energisch verhindert. Am Abend kündigt sich durch bedrohlich dunkle Wolken eine Wetteränderung an.
31. Tag - Samstag -11.06.2011
Eine tief schwarze Wolkenwand in westlicher Richtung lässt nicht unbedingt etwas gutes erahnen. In nördlichen Bereich ist noch klarer Himmel, so das ich ich den Son-nenuntergang um 23:35h Ortszeit bestaunen kann. Währenddessen das dunkle Un-geheuer am Himmel weiter Richtung Süden abzuziehen scheint. Na, denke ich, der Kelch ist ja noch mal an uns vorbeigezogen. Doch weit gefehlt. Es umkreist uns förm-lich, so als wollte es sagen, schau mich an, zu dir komme ich auch noch. So war es dann auch. Von achtern schlich es sich immer näher heran. Mit Wind gute 8 Beau-fort, Regen und sehr schlechte Sicht fiel es über uns her. Die See wurde sehr schnell ungemütlich grob. Es türmten sich riesige Ungeheuer hinter uns auf, die dann unter dem Schiff durch liefen. Ein Zustand an den ich mich schnell gewöhnt hatte. Eine Monsterwelle der besonderen Art kündigte sich fauchend und donnernd an. Erfasste die Yacht und schlug sie um 90° zur Seite mit erheblicher Schlagseite. Das ganze Schiff wurde überrollt. Es hat aber alles gehalten, kein Bruch oder sonstigen Schä-den weder bei der Besatzung noch am Schiff selbst. Es dauerte eine Weile bevor die Wassermassen wieder abgeflossen waren und Normalität zurückkehrte. Das Un-geheuer hat mich schwer beeindruckt. Nichts aber auch gar nichts darf man zur Routine werden lassen, das wurde einmal mehr demonstriert. Gegen Morgen war die See wieder erheblich ruhiger und es folgte ein schöner Segeltag mit Sonne und einer angenehmen Brise von achtern. Nach der Hauptmahlzeit am Abend, die Mann-schaft hatte sich in ihre Kabinen zurückgezogen, saß ich am Navigationstisch und machte meine Eintragungen hörte ich von draußen ein Pfeifen. Ungläubig nahm ich diese Geräusche wahr, warf dann doch einen Blick vor die Tür. Dort schwamm un-mittelbar neben der Yacht eine Schule großer Schweinswale die sich mit ihren Pfeif-geräuschen bemerkbar gemacht hatten. So ein Anblick entschädigt für viele schlaflo-sen Nächte und sonstige Entbehrungen.
32. Tag - Sonntag - 12.06.2011
Gegen 08:00 ist meine Nachtruhe beendet. Ein Blick aus dem Luk, Land bzw. Glet-scher querab. Wir haben Island erreicht. Ein imposanter Anblick die beiden Eisgi-ganten Myrdalsjökul und Eyjafjallajökull 1600m über dem Meeresspiegel bei Sonnen-licht und 20° im Schatten zu erleben. Und das bei moderatem Wind 1-2 Beaufort und 2 Knoten Fahrt aus S-SE schleichen wir daran vorbei. Selbst der Blister hat Mühe Haltung zu bewahren, um nicht einzufallen. Es ist der erste Tag auf See, ohne das das Deck mit Seewasser gespült wurde und keine akrobatischen Bewegungen unter Deck nötig waren, um nur einfache Dinge zu tätigen. So genießen die Freiwächler den wunderschönen Segeltag. In einiger Entfernung zogen Wale ihre Bahn durchs Wasser und zeigten sich nur kurz, indem sie prustend die Wasseroberfläche durchstießen um frische Luft zu tanken. Gegen 19:00h lief die Falado in den Hafen auf der Inselgruppe Vestmannaeyjar, in Heimaey ein.
33. Tag - Montag - 13.06.2011
Nach unserem ersten Frühstück in Heimaey hatten alle Seeleute hier an Bord das Bedürfnis sich mal gründlich zu reinigen. Da bietet sich am besten ein Schwimmbad an. Mit dem Zampel geschultert ging es die 1 1/2 km zu Fuß dort hin. Überrascht war ich denn doch, das Schwimmbad völlig verändert, seit 2006, mit ungewöhnlichen Rutschen wie z.B. einer Trampolin -Rutsche anzutreffen. Die Hot- Pots modernisiert, in der Abstufung 37°C, 38-40°C und von 40-42°C mit Wassermassage über und un-ter Wasser. Dies alles im Freien, nicht überdacht. Nachdem wir die gesamte Anlage begutachtet hatten, war uns sofort klar, hier sind wir richtig. Nachdem wir alle Becken für das Abreinigen durchlaufen hatten und die Uhr von 11:30h auf 15:00h vorgerückt war, waren wir uns sicher, dass nun alle angesammelten Gerüche und Ablagerungen am Körper wie nach einer Ultraschalbehandlung erfolgreich entfernt wurden. Zurück an Bord wartete die nächste Aufgabe auf mich. Meine Tagebuchaufzeichnungen mussten auf die Reise geschickt werden. Direkt am Hafen ein kleines Restaurant und Internettcafe. Drei Personen ein Mann und zwei Frauen, direkt oder indirekt dazu gehörig, hielten sich im Tresenbereich auf. So ergab es sich, dass ich mit dem jungen Mann ins Plaudern kam. Er ist Fischökonom und stammt aus den Westfjorden, Isafjördur und lebt seit 4 Jahren in Heimaey mit seiner Familie. Zur Zeit hat die Stadt 4000 Einwohner mit einer für ganz Island bedeutenden Fischereibetrieb und hat alle Einrichtung einer modernen Großstadt, so berichtete er. Viele junge Bürger bleiben deshalb hier und wandern nicht ab. Ein stärkendes vortreffliches Mal von unserem Schönwetterkoch zubereitet, rundete den Tag ab.
34. Tag - Dienstag - 14.06.2011
Die erste Amtshandlung heute, das Aufsuchen einer Werkstatt die uns empfohlen wurde. Ein Gestänge von der Windsteueranlage hatte einen Anfangsbruch der Ge-schweißt werden musste. Eine saubere vorbildlich geführte Werkstatt, so ganz nach meinem Geschmack. Mit einem Dankeschön ohne Mehrwertsteuer und eine dafür vorbildlich gefertigte Schweißung verließ das Team der Faldo die Stätte um das Teil an seinem Bestimmungsort anzubauen. Glücklich über den frühen morgendlichen Erfolg wurde ein Bus für die Mannschaft geordert, der uns um die Insel kutschierte und eine liebenswerte weibliche Person die Geheimnisse dieses Eilands preis gab. Da wir alle Deutsche sind, die Landessprache aber isländisch, gehörte schon viel Phantasie dazu das gesprochene zu verstehen. Dennoch ein sehr interessanter Aus-flug. Den Namen dieser Inselgruppe Vestmannaeeyjar zu Anfang der Besiedlung um 1600 herum, erhielt sie von Ingolfur Arnason, der dort die Mörder seines Stiefbruders Hjörleifur, einige Sklaven, die auf die Insel geflohen waren, aufstöberte und tötete. Seitdem ist die Inselgruppe nach ihnen benannt. Westmänner war der Name für die Iren. Am Bord zurück knurrten die Mägen im Chor. Dagegen musste Abhilfe geschaf-fen werden. So machte ich mich ans Werk. 5 Eier, 330 Gramm Mehl, 1/2 Liter Milch Zucker und Salz, das zusammen in die Rührschüssel. Fertig war der Grundstoff für Pfannenkuchen. Der Pfannenkuchen mit Apfelscheiben gut belegt goldgelb gebraten und ab in den Backofen. So wanderte ein Bratling aufeinander geschichtet ebenfalls in der Backröhre. Der vorher Stück für Stück gut gezuckert wurde. Gut durchgezogen wurden sie zu Tisch getragen. Skeptische Blicke dieses für die meisten unbekannten Mahls war schnell abgelegt. Der Turm wurde zusehends kleiner und das Knurren schlagartig vorbei. So schnell konnte ich gar nicht jedem gesättigten das Rezept aushändigen, wie die Nachfrage war. Mich hat es gefreut, weil so und ein alter Brauch aus Großmutters Zeiten an verschiedenen Orten weiter leben wird.
35. Tag - Mittwoch - 15.06.2011
Kein Tag ist wie der andere. Schon gar nicht hier in Island. Das Wettermenü ist vielseitig und abwechslungsreich und vor Überraschungen ist man nie sicher. Die Scharniere der Kleider-schränke sind durch die ständigen Umzieh-Aktionen - mal warme, mal leichte, dann wieder Regenbekleidung und immer so weiter - schon arg in Mitleidenschaft gezogen. Die Ölkanne ist ständig im Einsatz. Zum Glück hatte die Mannschaft bei dem launischen Wetter heute Morgen eine Einladung in die Touristeninformation. Dort werden Ausfahrten per Bus oder Schiff angeboten und es wird ein Film über die Katastrophe von 1973 gezeigt, den Ausbruch des Vulkans am Helgafell. Am 23 Januar um 02:00h öffnete sich ohne Vorwarnung eine 2 km lange Spalte und förderte gewaltige Lavamengen an die Oberfläche, die als rote Fontänen in den Nachthimmel schossen. Schon bald wälzte sich der Strom glühender Lava unaufhaltsam auf die Inselhauptstadt zu. Innerhalb von 2 Std. wurden alle Inselbewohner, 5000 an der Zahl, evakuiert. Ein dramatischer und beeindruckender Film, der aufzeichnete, zu was Menschen fähig sind. So wurde der Lavastrom, mit riesigen Pumpen schnell aus den USA heran-geschafft, soweit abgekühlt, dass die Hafeneinfahrt, die Lebensgrundlage der Insel, frei gehalten werden konnte. Die verschütteten Häuser wurden mit der Schaufel und auch mit schwerem Gerät wieder frei gelegt. Nach dem Film wurden die Wanderstiefel hervorgeholt, und einige markanten Bereiche, die in dem Film gezeigt wurden, zu Fuß abgelaufen. Ein Blick in Richtung Grönland ist natürlich täglich ein Muss. Zurzeit zieht sich um das Kap Farvel herum eine geschlossene Eisdecke. Von der ich hoffe, dass sie sich die nächsten Tage auflösen möge.
36. Tag - Donnerstag - 16.06.2011
Eine enttäuschende Gewissheit erfuhr ich heute Morgen im Internet. Die geschlossene Eisdecke um das Cap Farvel ist vermutlich um einiges größer als zunächst angenommen. Deshalb habe ich mich entschlossen, Reykjavik anzulaufen, um dort Infor-mationen über die Eislage aus erster Hand zu beziehen. Denn die Aussagen darüber sind sehr unterschiedlich. Außerdem ist Vestmannaeyjar erkundet und wir haben Grund genug die Anker zu lichten. Eine Staubwolke aus Vulkanasche hat sich in der letzten Nacht auf die Falado gelegt und ihr ein gesprenkeltes schwarzgraues Ausse-hen verliehen. Da die Crew der Meinung war, auch sie hätten etwas davon abbekommen, musste etwas dagegen unternommen werden. Also ab ins Schwimmbad. Einweichen, Vorwaschen und Kochen. In der Reihenfolge lief das ganze dann ab. Die unterschiedlich temperierten Becken waren gut vorgeheizt, so das sich jeder dort nur hineinbegeben musste. Dem krebsrot strahlenden Körper sah man an, aus welchem Bottich er gerade entstiegen war. Entspannt wurde anschließend im 38-40° Pool. Dort konnte man seelenruhig einschlafen und träumen. Solange die Maskulinen unter sich waren, war es auch so. Doch sowie die Vertreter des schwachen Ge-schlecht sich dazugesellten, war es vorbei mit der Ruhe. Ein unbändiges Mitteilungsbedürfnis ohne Punkt und Komma, so als hätten sie nur im Becken Sprechzeit, entlud sich ihre aufgestaute Mitteilungskanone. Da blieb nur die Flucht zu einem anderen Betätigungsfeld, nämlich Wäsche waschen von Hand in der Badeanstalt. Zurück an Bord wurde sie dann vom Bug bis zum Heck an einer Leine aufgehängt und luftgetrocknet. Ein von der ganzen Mannschaft zelebrierter Nudelauflauf, mit Zutaten wie Brokkoli, Paprika, Tomaten, Porree mit Sahne übergossen und Schmelzkäse überdeckt, rundete den Tag ab.
37. Tag - Freitag - 17.06.2011
Dem gastfreundlichen Hafen in Heimaey, wo keinerlei Gebühren, weder für Wasser, Landstrom und Liegegeld erhoben werden, sagten wir um 08:45h auf Wiedersehen. Ein großes Containerschiff aus Reykjavik lief mit allen möglichen Versorgungsgütern in der engen Einfahrt an uns vorbei in den Hafen. Trotz der schwierigen Revierfahrt, wurden wir von der hohen Brücke des Frachters freundlich winkend verabschiedet. Auf der Elbe oder auch in anderen Hafenstädten würden von der Brücke eher böse Blicke oder Verwünschungen über diese kleinen Störenfriede, den Sportschippern, zu erwarten sein. Das monotone Aktionsgeräusch des OM 636 Diesels war bei uns an Bord noch ca. 1 Stunde lang zu hören, erst dann bequemte sich Rasmus seine Nachtruhe zu beenden um mit seiner Energie den Segeln die nötigen Profile zu verleihen. Der Tag verlief unspektakulär bei Dauerregen wechselnden Winden und eisigen Temperaturen. In den Gewässern um Island herum ist das Normalität, darauf ist 100% Verlass.
38. Tag - Samstag - 18.06.2011
Der aktionsreichen Nacht folgte ein Tag der Vollbeschäftigung. Die Seeleute wurden mal wieder kräftig durchgeschüttelt und geduscht wurde schon während der Wache. Unter Deck eine stimmungsvolle Geräuschkulisse, bestehend aus klopfen, klappern, gurgeln und knarren. Zu dem sehr einschläferndem Getöse bekam die Freiwache in ihren Kojen eine zusätzliche Ozonbehandlung. Bei dem heftigen Gestampfe der Yacht durch die bewegte See, wurden die Bettdecken bei jeder Abwärtsbewegung angelüftet, und so der Sauerstoff zugeführt. Eine leichte Unterkühlung trotz der guten Federdecken musste leider mit in Kauf genommen werden. Bei Sonnenschein und fast Flaute, tauchte die Hauptstadt Islands aus dem Bergmassiv langsam hervor. So fand die kleine Segeltour über 120 sm doch noch einen versöhnlichen Abschluss. Um 19:40h Ortszeit war Ende der Reise.
39. Tag - Sonntag - 19.06.2011
Ein dicker roter Farbklecks ziert heute die Seite meines Kalenders mit dem Datum 19.06 2011. Zu Ehren dieses Tages wurde alles was unter Deck nicht festgenagelt war, an Deck geschafft. Ein Bilderbuchwetter mit traumhaften Temperaturen um die 25° im Schatten und von Horizont zu Horizont war kein Wölkchen am Himmel zu entdecken. Wann haben wir das zuletzt erlebt. Das nasse Wetter ist nicht spurlos an uns vorbeigezogen, es hat ganze Arbeit geleistet. Die Matratzen zeigten erste Verspackungen und auch sonst war fast alles klamm mit hohen Feuchtigkeitswerten. Der Vormittag ging dabei drauf mit Seife und Schrubber den neuwertigen Zustand wieder herzustellen. Die Sonne mit ihrer mächtigen Ausstrahlung wirkte wie ein überdimensionaler Wäschetrockner. Am Nachmittag war alles wieder an Ort und Stelle. Ein Liegeplatzwechsel stand noch an, weil die gesamte Schlängelanlage verlegt werden soll. Da kein Hafenmeister auffindbar war, gingen die Offiziere der Falado selbst auf die Suche, nach einen geeigneten Platz. Im Museumshafen an einem alten Fischkutter wurden die Festmacherleinen belegt. Fünf Meter nebenan, unser Nachbar sozusagen, liegt ein ausgedientes Kriegsschiff. Ich hoffe nur nicht, dass wir von den vielen Besuchern des Museums beehrt und als Blockadebrecher angepriesen werden. Bei einem anschließend ersten Besichtigungsgang durch die Hauptstadt wurde das schöne Wetter durch das Verhalten der Isländer oder einigen Touristen noch einmal deutlich unterstrichen. Man könnte glauben, alle Reykjaviker hätten fluchtartig ihre Behausungen verlassen und sind in die Cafes und Grünanlagen geflüchtet. Alle Plätze sowie die Erfrischungsgastronomien waren hoffnungslos überfüllt. Somit blieb uns nur das eigene Bordrestaurant.
40. Tag - Montag - 20.06.2011
Der Hafenmeister wurde heute erfolgreich aufgestöbert. Schlüssel für die sanitären Einrichtungen waren nur bei ihm zu bekommen. In letzter Zeit hat wohl niemand außer uns danach verlangt. Denn er forschte äußerst lange in seinem geheimnisvollen Schränkchen nach dem Schlüssel. Zu Tage förderte er ein Stück Alteisen das nach einer Spezialbehandlung tatsächlich in die Türschlösser passte. Die nächste Aufgabe war, zu erforschen wie es um Grönlands Küste bestellt ist. Dazu war ein mehr als einstündiger Weg auf Schusters Rappen zum Isländischen Wetterdienst nötig. Die netten Damen und Herren gaben bereitwillig Auskünfte über die Eissituation. Mit Kopien und dem dazugehörigen Eiercode, (Eiercode Angaben über Eiskonzentration, Eisstärke, Ausdehnung der Schollen und Größe) verließen wir den Ort der Wetterpropheten. Eines wurde mir nach Erhalt der Information klar. Der Weg ums das Cap herum muss deutlich ausgeweitet werden. Das bedeutet, einige hundert Meilen Wegstrecke müssen zusätzlich bewältigt werden. Die blaue Lagune auf Grönland, weit im Südwesten der Insel gelegen mit ihrer Warmwasserquelle, wird für uns auf der Hinreise ein unerreichbar Ort. Mit vollem Rucksack, beladenen Tragetaschen wurden die Vorräte an Bord aufgefüllt, denn eine lange Durststrecke liegt vor uns oh-ne Supermarkt und sonstigen Versorgungsmöglichkeiten. Am Abend wurde etwas gegen die drohende Skorbutkrankheit unternommen. Ein großer Topf mit Sauerkraut, Ananas Stücken, gut gewürzt und süßsauer und mit Kochwürstchen serviert.
41. Tag - Dienstag - 21.06.2011
Der Nachtschlaf ist mal wieder etwas kürzer ausgefallen. Die Zeit in Reykjavik muss ja irgendwie genutzt werden. So hat die Mannschaft beschlossen die "Golden Circle Tour" zu buchen. Um 08:30h, die Sammelstelle für den Zubringerbus ist in der Nähe der Touristeninformation. Pünktlich wie die Mauerleute stand die Besatzung des deutschen Seglers abholbereit mit einer Notration und Thermoskanne im Rucksack an dem vereinbarten Ort. Wir standen dort bis ca. 08:40h wie nicht abgeholt. Ein kur-zer Sprint in die Touristenanstalt und nachgefragt, wo bleibt der Bus. Zunächst ein paar beruhigende Worte: "Der kommt schon noch, so zwischen 08:30h und 09:00h." Meine Antwort: "Wie soll das funktionieren, wenn der Bus am Flugplatz um 09:00h startet." Dann nahm er doch den Hörer in die Hand, ein Anruf bei dem Zubringerver-ein und augenblicklich später wurden wir erfolgreich verfrachtet. In der letzten Reihe auf den Notsitzen fanden wir noch ein Plätzchen. Das Wetter dagegen, war wie ein Sechser im Lotto. Das T-Shirt wäre die richtige Kleidung. Aus den Erfahrungen die auf Island gemacht wurden, haben wir doch der Ostfriesenpelz bevorzugt. Eine absolute Fehlentscheidung. Die Tour besteht hauptsächlich darin, explodierende Geysire auf einem Geothermal-Feld zu bestaunen, zu den Königswasserfällen den Guldfoss, und zu einem Ort mit historischer Vergangenheit. Dort wurde weltweit das erste Par-lament gegründet. Das Gebiet zählt heute zum UNESCO Kulturerbe. Außerdem treffen dort die amerikanische und die eurasische Kontinentalplatte aufeinander, was zu regelmäßigen Erdstößen und irgend wann zur Teilung Island führt. Ansonsten gab es eine Menge Informationen über die Bankenkrise, die das Land bis an den Ab-grund geführt hat. Vor der Krise hatten sie eine Arbeitslosigkeit unter 1,5%, nach dem Break über 16%. Die Spareinlagen waren verloren und die Preise sind dramatisch gestiegen, Was wir bei unseren Einkäufen fast täglich zu spüren bekommen. Mit einer Menge neuer Informationen ging es dann wieder zurück auf unser kleines schwimmendes Hotel.
42. Tag - Mittwoch - 22.06.2011
Wie schon die Nächte zuvor wurde auch heute wieder das Deck mit weichem Wasser von oben gesprengt. Doch rechtzeitig bevor der Tagesdienst seine Wache antrat war der Spuk vorbei. Blauer Himmel mit Verwöhntemperaturen löste die Stunden der Mondzeit ab. Ein Rundumblick im Hafen und zum Top, still ruhet die See. Es bewegte sich so gut wie nichts. Die Flaggen hingen lustlos angelehnt an ihrem Mast. Bei so einem Wetter kann nicht ausgelaufen werden. Die Zeit der Galeerensklaven ist vor-bei, sonst hätte die Chance bestanden auf diese Art und Weise die Kalmenzeit zu überlisten. Selbst in den nächsten Tagen, so kündigte der Wetterdienst an, sind keine Aktivitäten von Rasmus zu erwarten. Tolle Aussichten. Der Tag wurde unter Anderem mit Internettroulett verbracht. Immer eine spannende Angelegenheit. Gewinne, oder verliere ich und bleibe mit meinen Meldungen sitzen. Der Adrenalinspiegel geht bei diesem Spiel stets deutlich in die Höhe. Einige Reparaturarbeiten die noch anstanden wurden vom Maschinenpersonal ausgeführt, sowie eine erneute Bestandsaufnahme von unserem Storekeeper angefertigt. Der Rest der Mannschaft spähte in den Supermärkten herum, um zu schauen ob es dort noch etwas zu erben gab. Mit Beute, halbe Hähnchen fürs Abendbrot fertig gebraten für Jedermann an Bord, kehrten sie zurück.
43. Tag - Donnerstag - 23.06.2011
Eine Bestandsaufnahme mit Abgleichung der Checkliste und einige Umräumaktionen, weil durch die wilde Schaukelei so einiges in Unordnung geraten war, Pflichtübung der Besatzung nach dem Frühstück. Ein letzte technische Inspektion am Schiff und die aktuellen Wetteraussichten mit der Eissituation um die grüne Insel herum aus dem Internett besorgt, waren weitere Aufgaben und Zeitvertreib der Mannschaft am heutigen Tag. Die Würfel sind gefallen, morgen früh heißt es Anker auf. Die Reise in das für uns alle unbekannte Land soll nun, bestmöglich ausgerüstet mit technischen Geräten, beginnen. Die Mannschaft ist für den Törn eingestimmt und sie sind alle freiwillig an Bord. Keiner ist mit der Rumflasche aus Bordbeständen shangheit worden. Abends eine schnelle Küche mit Pizza für jeden aus deutschen Landen und schon bald darauf verzog sich einer nach dem Anderen in seine Kemenate.
44. Tag - Freitag - 24.06.2011
Der Duschgang wurde heute Morgen ganz besonders genossen in der Gewissheit, so schnell wird es in der nächsten Zeit keine Gelegenheit mehr dazu geben. Der Die-sel bekam noch eine Ration flüssigen Treibstoff spendiert, wobei der Tankvorgang fast zum Ende der Reise geführt hätte. Ein Isländer mittleren alters betrat ebenfalls den Ponton und bekundete seine Begeisterung für die Falado. Er fragte nach den Konditionen und inspizierte alles innen wie außen. Seine Augen bekamen einen seltsamen Glanz und jedes zweite Wort war, beautiful, beautiful. So sehr er sich bemühte, ich konnte sein Werben, um mein mit Segeln bestücktes schwimmende Hotel, am Ende erfolgreich widerstehen. Enttäuscht und tieftraurig verließ er den Ort seines dort liegenden Traumes. Nachdem die Wassertanks und jeder noch frei zur Verfügung stehende Behälter mit Gletscherwasser befüllt waren konnte es nun endlich los gehen. Bei traumhaft schönem Wetter verließ der deutsche Segler den isländischen Hafen. In der großen Außenbucht von Reykjavik, zeigte sich zum Abschied noch ein mittelgroßer Wal. Er zog gemächlich an unserem Heck vorbei.
45. Tag - Samstag - 25.06.2011
Ein schöner sonniger Sommertag auf See. Mit Vollzeug zieht die Falado ihre Bahn durchs Wasser und die Mannschaft genießt den Anblick um sich herum. Kein Baum kein Strauch, weder stinkende noch lärmende Vehikel und keine hektischen Men-schen um uns herum, die ihrer Beschäftigung nachgehen. Dafür pollenfreie Luft, ein azurblauer Himmel und ein Blick in die Ferne, der nicht enden will. Am Abend zur Krönung des Tages im Salon ein Gaumenschmaus, Wildgericht mit Rotkohl und Salzkartoffeln.
46. Tag - Sonntag - 26.06.2011
Gestern noch auf dem Promenadendeck liegend ein Sonnenbad genossen, heute grinsen uns tiefgraue Wolken an, entladen ihr gesammeltes Hab und Gut schamlos über uns ab und machen einen Wind dabei, dass die See vor Begeisterung Wellen und Purzelbäume schlug. Aber so ist das hier, es wird nicht langweilig, kein Tag ist wie der andere. Bei angenehmen kühlen Temperaturen 6°C fühlte sich der Wachhabende auf der Brücke am wohlsten, wenn er sich verkleidete. Mit Wollsocken, Wolleibchen, Wollmütze auf dem Haupt und Kälteanzug. Ein Vögelchen, Abstammung unbekannt, hatte wohl den Wetterbericht verpasst, nutzte die kleine schwimmende Insel für einen Zwischenstopp. Nach einer 1/2stündigen Erholungsphase ging die Reise des kleinen Weltenbummlers mit unbekanntem Ziel weiter.
47. Tag - Montag - 27.06.2011
Es ist der 4 Tag auf See. Mit 6 Knoten Fahrt teilt die Yacht mit ihrem Steven das At-antikwasser. Der Koch meldete sich aus der Kombüse, er bekommt das Kaffeewasser nicht warm. Die Gasleitung ist ohne Druck. Ein Fall für den Servicebereich. Nur gut, dass wir von Gasprom nicht abhängig und Selbstversorger sind. So gibt es hier rund um die Uhr immer etwas zu tun. Der Tag ist ausgefüllt mit der Versorgung der Mannschaft, Navigation, Wetterberichte aufnehmen, aufzeichnen und auswerten. Kleine Reparaturen erledigen und immer wieder klar Schiff machen. Bei nächster Gelegenheit im Hafen wird der Segelmacher seine Nadel zum glühen bringen. Ein ewiges Übel, das Segelkleid vom Großsegel. Schon in verschiedenen Häfen war das Kleid ärgerlich Bestandteil unserer Ausrüstung. An den Nähten löst es sich in seine Bestandteile auf. Da muss der Lehrling bei der Fertigung Omas Häkelgarn mit dem Zwirn verwechselt haben. Gegen Abend kreuzten 3 Fischdampfer unsere Kurslinie. Über UKW nahmen sie Kontakt mit uns auf. Ihre Reise geht dahin, wo wir hergekommen sind, nach Reykjavik. Uns wünschten sie weiterhin gute Reise.
48. Tag - Dienstag - 28.06.2011
Noch eben vor der Geisterstunde flaute der Wind ab und stellte bald darauf sein Tätigkeit völlig ein. Die Segel mussten geborgen werden, weil sie durch die unruhige See alles kurz und klein geschlagen hätten. Später in meiner Koje fühlte ich mich, wie eine Kugel im Flipperautomat, die ständig hin und her fliegt. An Schlaf war in der Nacht nicht zu denken. Erst am späten Vormittag ein zarter Hauch einer aufkommenden Brise. Der Blister kam in den Mast und leistete den Tag über fromme Dienste.
49. Tag - Mittwoch - 29.06.2011
Am Anfang des Tages ging es mit SE Wind gut voran. Unter Deck genießt die Mannschaft noch ein gemeinsames Frühstück, dann war es mit der Gemütlichkeit schon wieder vorbei. Nur mit dem Focksegel bei Beaufort 8-9 begann ein neuer Tanz mit den Elementen. Die Sicht wurde schlecht bis ganz schlecht, denn starker Dauerregen gesellte sich dazu. Da nicht bekannt war, wo die Eisfelder und die Eisberge sich herumtreiben werden die Segel gestrichen. In den jetzt südlicheren Breiten wird es nachts auch wieder dunkel und bemerkbar machen diese weißen Gesellen sich auch nicht.
50. Tag - Donnerstag - 30.06.2011

Kap Farvel wirft seine Schatten voraus. Das unsichtige Wetter hält an und der Wind lässt erneut die Muskeln spielen. Gegen morgen messen wir über 67 Knoten. Das sind 11- 12 Beaufort. Die Yacht wird immer öfter von den haushohen Wellen brutal in die Zange genommen und überrollt. Wir laufen vor Topp und Takel mit immer noch 4-5 Knoten. Gegen 06:45 Uhr, eine Monsterwelle begrub die Yacht unter sich und brachte sie zum Kentern. Für Bruchteile von Sekunden verharrte das Schiff in den Klauen des Monsters, so dass ich befürchtete es würde ganz durchkentern. Doch die Falado richtete sich wieder auf, aber das Chaos war perfekt. Eckart saß angeschnallt im Cockpit und kam mit aufgeblasener Schwimmweste und völlig durchnässt den Niedergang herunter. Er sah aus wie das Michelin Männchen. Doch schlimmer noch war es unter Deck. Muss mir wohl neues Geschirr anschaffen. Das gute alte Thomas Porzellan lag in tausend Teile geborsten gut verteilt im Schiff, ob-wohl alles vorher nochmals zusätzlich gesichert wurde. Das ganze Werkzeug ist durch die Luft geflogen und unzählige andere Teile ebenso und haben deutlich ihre Spuren an Schrank und Türen hinterlassen. Die Krönung, 1 Ltr. Bratöl hatte sich auf dem Fußboden und Wänden gut verteilt und eine Schlittschuhbahn im Salon ge-schaffen. An Deck ist zu allem Übel das Sprayhood zerfetzt und ein dickes Spann-rohr verbogen. Die Rettungsboje hat sich verabschiedet und uns nur die geborstene Halterung als Andenken hinterlassen. Im Masttopp ist dem Windmesser, dem Win-dex und der Dreifarbenlampe die Berührung mit der See nicht bekommen. Nun hof-fen wir, dass das Wetterglas, es war den Tag zuvor nicht gefallen, sondern förmlich abgestürzt, sich langsam in die Aufwärtsbewegung begibt.

51. Tag - Freitag - 01.07.2011
Eine Bestandsaufname der Mannschaft was den Gesundheitszustand angeht. Durch die Ereignisse gestern, sind auch Blessuren an dem einen oder anderen zu vermelden. Rippenprellungen, Kreuzschmerzen und bunte Blutergüsse sind die Spätfolgen. Doch keiner hat einen gelben Zettel beantragt, die Reise geht deshalb wie geplant weiter. Ein schöner Sonnenaufgang bei klarem Himmel, es verspricht ein guter Tag zu werden. Doch ich hatte vergessen, wir sind in grönländischen Gewässern. Der Tag trübte sich ein und vom dicksten Nebel eingehüllt, sind wir zurzeit für alle unsichtbar, und so treibt die Falado bei Windstille auf einem Ententeich. Über lange Weile braucht sich keiner zu beklagen, die Auftragsbücher sind gestrichen voll. Ein Probelauf des Diesels stand an, denn auch Teile der Elektrik sind mit Seewasser veredelt worden. Gewöhnlich genügt ein Knopfdruck und unser Diesel ist nicht mehr zu bremsen, anders heute. Der Einzige mit einer Krankmeldung. Vermutlich hat auch er einen Schluck aus der Badewanne genommen von hinten, sozusagen anal... durch die Abgasleitung. Der Ölstand leicht erhöht deutete auch darauf hin. Ein kompletter Ölwechsel, und der treue Diesel war wieder arbeitsfähig. Nun befinden wir uns schon einige Tage um Grönland herum, erst östlich, dann südlich und nun südwestlich, Doch gesehen haben wir bisher nur Wasser. Doch die Temperaturen von 3°C verraten, dass der die Navigation stimmen muss. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.
52. Tag - Samstag - 02.07.2011
In der die Davis-Strasse absolut tote Hose, nichts los. Die Nacht und den ganzen Tag über keine Luftbewegungen. Der sonnige Tag wurde genutzt, die Tropfsteinhöhle, samt Inhalt an Deck zu trocknen. Die Hauptarbeit aber bestand darin, das zerfetzte Sprayhood mit Nadel und Faden wieder zusammenzuflicken. Bei den noch sehr kühlen Nächten unter freiem Himmel Wache zu gehen, da bekommt man doch schnell kalte Ohren. Bis ca. 22:00h Uhr dauerte es, die Hülle wieder zu einer Einheit zusammenzufügen. Selbst das dicke, arg verbogene Nirorohr wurde mit Taljen fast wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt. Nun haben wir wieder das so dringend erforderliche Dach über dem Kopf und können den nächsten Nächten gelassen entgegen sehen.
53. Tag - Sonntag - 03.07.2011
Die fast zwei Tage dauernde Flautenzeit ist vorbei. Es bewegt sich wieder etwas. Nur die Richtung. Wind aus dem Norden, just da, wo wir hinwollen. Auch daran wird noch gearbeitet. Aufgeregt kam die Mannschaft in mein Schlafgemach: "Käpten mit der Navigation stimmt etwas nicht wir können Land sehen bei ganz klarer Sicht, obwohl wir angeblich noch über 100 Seemeilen von der Küste entfernt sein müssten. Ein Blick in die angebliche Richtung: "Männer, Land ist da wo es hingehört, was dort zu sehen ist sieht zwar so aus wie ein lang gestrecktes Gebirge, ist aber eine Fata Morgana, eine aufziehende Nebelbank." Ungläubige Blicke waren auf mich gerichtet. Es dauerte keine 15 Minuten und wir steckten in einer Waschküche, die 0 Sicht gestattete. Nach Sturm kommt auch eine Flaute und nach Nebel wieder gute Sicht. Hier ist Zeit und Geduld angesagt. An Bord wird Sektionsweise daran gearbeitet die Spuren des unerwünschten Besuchs des Atlantikwassers zu beseitigen. Dabei sind häufig stöhnende Geräusche von den Aktivisten zu hören, bei denen die körperlichen Schäden noch nicht ganz verheilt sind.
54. Tag - Montag - 04.07.2011
Wieder einmal ein arbeitsreicher Tag. Nach dem alle Segel gelüftet und wieder eingepackt waren, am Ende nur der Blister das Rigg verzierte, tauchte ein Kreuzfahrtschiff, eines von der weißen Flotte, weit vor uns auf. Doch schon bald wurde Gewissheit, kein Massentransporter der modernen Gesellschaft, sondern ein einheimisches Fahrtenschiff ohne Besatzung, ein Eisgigant trieb dort herum, der die Form eines Luxusliners hatte. Eine Schule Schweinswale beehrte uns gleich darauf, die Tier schauten voller Neugier eine Zeit lang vom Heck aus ins Cockpit. Sie kamen dann so nahe an die Yacht heran, das sie gestreichelt werden konnten. Das Bestaunen und die Sichtung unseres ersten Eisbergs hielt nicht lange an. Plötzlich waren wir umringt von Eisfeldern. Nun stellte sich die Frage, welche Richtung eingeschlagen werden soll um sie zu durchfahren. Ich entschied mich in Richtung Küste zu laufen, weil der Wind ausschließlich aus dem Osten geblasen hatte. Außerdem war das Bedürfnis da, nun endlich, nach dem das grönländische Seewasser zur genüge gekostet wurde, nun auch die Küstenlandschaft mit den Palmen und weißen Strände zu Gesicht zu bekommen. Es ging hinein in die Eiswüste. Die Temperatur sank sofort auf 0°C. Plötzlich von kleinen Eisbergen und meterdicken Eisschollen umgeben war unsere Stimmung doch sehr geteilt. Fasziniert, überwältigt beeindruckt zugleich,diese bizarren Gebilde von der Natur modelliert, die alles vorher gesehene von Menschenhand geschaffene in den Schatten stellt, mit der Unruhe und Sorge, wie kommen wir hier wieder heil heraus. Erschwerend, es wurde diesig, Regen setzte ein und am Ende wurde es dunkel. Wurde ein Eisfeld erfolgreich durchkreuzt, schloss das nächste sich an. In der Beschaffenheit wie Lagunen, mit einem scheinbar undurchdringlichen Zu-und Ausgang, in den Ausmaßen, so weit das Auge reichte. Die ganze Nacht bis zum Morgen dauerte die Durchquerung der ungewöhnlichen Passage.
55. Tag - Dienstag - 05.06.2011
Erleichtert, die Eisfelder ohne Schramme endlich passiert zu haben, ging es an der Küste treibeisfrei bis auf wenige Eisberge, die gut sichtbar und ausweichbar sind, weiter. Der anfangs moderate S-Wind entwickelte sich zu einen handfesten Sturm. Stets die Befürchtung, mit einen der kleineren abgesplitterten Eiswürfeln von den majestätisch dahin ziehenden Eisgiganten, die immerhin noch Tonnen an Gewicht auf die Wagschale bringen, zu kollidieren. Versteckt in den Schaumbädern der vom Sturm aufgepeitschten See, sind sie so gut wie unsichtbar. Mit kleinsten Segelfetzen ging es den ersten Anlaufhafen Fiskenesset auf der grünen Insel entgegen. Der fehlende Schlaf der Besatzung von der letzten Nacht, wobei jeder gebraucht wurde, wurde in kleinen Ruheeinheiten nachgeholt.
56. Tag - Mittwoch - 06.07.2011
Bis ca. 02:00h morgens zerrte der Sturm an unseren Nerven, der mindestens die Stärke 9-10 Beaufort hatte. Danach beruhigte er sich und mit schlagenden Segeln von der aufgewühlten See, die sich weniger schnell beruhigen konnte, wird der Zielhafen Fiskenesset auch (Qeqertarsuatsiaq genannt) erreicht. Der einzige Ort auf Grönland, der das ganze Jahr über angelaufen werden kann. Ein netter Eingeborener half beim Anlegen. Mein Blick richtete sich rein zufällig auf die nächste Berghöhe. Ungläubig in dem was ich sah, die haben hier Schafe, waren meine Gedanken. Auch der nette Inuit richtete den Blick in jene Richtung. "Eisbären" ein einziger Aufschrei. Sirenen heulten auf und Minuten später war das 300 Seelen zählende Dorf in Aufruhr. Mit Gewehren näherten sie sich dem Sichtungsort. Motorboote zogen voll mit Einheimischen beladen an uns vorbei und riefen uns zu "Eisbären" um sie von See her zu orten. Nach dem die Gemüter sich wieder ein wenig beruhigt hatten, fragte ich unseren Festmachergehilfen: Habt, oder wolltet ihr sie abschießen." "Nein, nein" war seine fast protestierende Antwort. "Sie sollen nur verscheucht werden." So habe ich einen Eisbären mit einem Schaf verwechselt. Der Koch kredenzte am Abend ein schaukelfreies Menü vom Feinsten. Die Mannschaft dankte es ihm, indem sie ihm die Töpfe und Teller sauber leergeputzt schrankfertig wieder übergeben hat. Danach ging es auch gleich, von der Bordheizung gut vorgewärmt, ins Heiabettchen, den fehlenden Schlaf der letzten Tage nachzuholen.
57. Tag - Donnerstag - 07.07.2011
Manchmal ist es wirklich erholsamer, nicht in den Schlaf gewiegt zu werden. Jedenfalls kam die Mannschaft gut erholt nach fast 12 Stunden Schlaf aus den Federn gekrochen. Unser Koch, nicht nur gut in der Kombüse, sondern auch gut im Organisieren hat für Landstrom gesorgt und eine Duschmöglichkeit gefunden. So wird der Mief, der sich die letzten Wochen auch bei den Fahrensleuten angestaut hatte, Stück für Stück aus dem Boot gespült. Dann ging es, nachdem alle Heizungen auf volle Leistung gebracht waren, nicht wegen der Kälte, sondern wegen der Feuchtigkeit die aus allen Ecken separat verscheucht werden muss, auf die Suche nach einer Internetverbindung. Überall die gleiche Antwort, im Winter ja, im Sommer keine Möglichkeit. Damit gab ich mich natürlich nicht zufrieden. So stiefelte die Mannschaft, des Seglers mit der schwarz, rot, goldenen Flagge am Heck, durch den Ort. In der Versorgungszentrale, dort wo der elektrische Strom und das warme Wasser für alle erzeugt wird, und auch eine ansehnliche Werkstatt angesiedelt ist, wurde unserem Wunsch nach Internetanschluss gleich nachgekommen. Ein Stecker aus deren PC einfach umgestöpselt und schon gingen unsere gespeicherten Daten auf die Reise. Anschließend folgte eine Begehung der Zentrale. Der dort Diensthabende war sicht-lich erfreut über das Interesse, dass von uns seiner Anlage entgegengebracht wurde, und dass er mit jemand fachsimpeln zu konnte. Mit zwei Lachsen unterm Arm, vom Fischer kurz zuvor angelandet, ging es wieder an Bord. Frisch gebraten, mit brauner Butter serviert, eine Köstlichkeit die einem hier beschert wird. Die Kombüse war eben gereinigt, da klopfte es an der Bordwand, ein aus Nuuk stammender Motorbootfahrer mit Frau und Enkelkind auf Südtour, lud uns zu einer Tasse Tee ein.. In Kopenhagen hat er sein Studium absolviert, und praktiziert jetzt in Nuuk als Chirurg. Ein lustiger, interessanter Abend, mit einigen Tipps über sehenswerte Gebiete die wir uns anschauen sollten.
58. Tag - Freitag - 08.07.2011
Ein mieser grauer Tag, mit Regen, Nebel und stürmischen Winden, der von See her eine unangenehme Dünung in den Hafen lotste. Da fällt es nicht leicht, die kuschelige warme Decke zu verlassen. Doch die Pflicht ruft. An Bord haben sich Gerüche ausgebreitet, die die Inuiten Scharenweise anlockt. In einer Brauerei würden solche Düfte akzeptiert, bei uns eben nicht. Die Vorratskammer für das Bier wurde in Au-genschein genommen und dabei festgestellt, dass weder das Jever noch das Becks Bier seefest sind. Die Hälfte der Flaschen hat sich über die Kronkorken erbrochen. Sie haben sich entleert und alles besudelt was gerade im Wege war. Mit Feudel und Schrubber ging die Mannschaft dem Übel zu Leibe. Nun riecht es von innen wieder nach Fichte und Weihrauch. Danach folgte eine Handwäscheaktion größeren Um-fangs in der Errorsisarfik, so wird der Raum unserer Aktion auf grönländisch ge-schrieben und auf dem Schlüsselbund manifestiert. Ein abendlicher Spaziergang durch das Dorf von Nord nach Süd, von Ost nach West und immer so weit es begeh-bare Wege gab, konnte in einer 3/4 Stunde im Schneckentempo abgelaufen werden. Fiskenesset ist ein farbenprächtiger Ort. Doch auf mich wirkt er wie ein Gefängnis mit begrenztem Freigang.
59. Tag - Samstag - 09.07.2011
Im Moment ist ein Tag wie der Andere. Grönländischer Sommer. Die Temperaturen pendeln sich tagsüber bei ca. 10°C ein. Gefühlte Temperaturen bei 15°C. Fliegen und Mücken genießen das angenehme Flugwetter, um sich auszutoben und die anderen Lebewesen zu attackieren. Die Bordmannschaft hat den Morgen genutzt, den Wohntrakt gründlich zu reinigen und zu saugen. Dann machte ich mich auf den Weg zu der Zentrale des Dorfes um ins Internet zu gehen. Aus einem Haus kam ein Ruf, der mir gegolten hat. Ich erkannte ihn, es war der Mitarbeiter aus dem Kraftwerk. Er bat mich zu sich ins Haus, und teilte mir mit, im Werk sei im Moment keiner. Sein Haus war mit vielen Besuchern belegt, denn morgen findet ein großes Ereignis statt. Konfirmation seiner Enkelin ist angesagt. Seine Schwägerin mit Familie aus Godt-hab angereist, zeigte mir die Geschenke die sie alle Handgefertigt auf den Tisch ausgelegt hatte. Traditionelle bunte Kleidung aus Perlen, Handtasche aus Robbenpelz, Kopfbedeckung und vieles mehr. Wir sollten morgen mit in die Kirche gehen war der Wunsch der Anwesenden. Ich sagte zu und verließ die Wohnung. Nach der Kaffeerunde an Bord ein Fotorundgang durch den Ort. Ein dort geborener Inuit sprach uns an. Nach dem er erfahren hatte das wir Deutsche sind, sprach er uns auf Deutsch an und lud uns zu sich nach Hause ein zu einem Bier. Er lebt in einem klei-nem Häuschen, sehr bescheiden eingerichtet und arbeitet im Altenheim mit 10 zu betreuenden alten Leuten. Es wird in dem Dorf viel gefeiert und auch Drogen konsu-miert, so erzählte er. In Nuuk ist er auf die weiterführende Schule gegangen und sich dort die Deutschkenntnisse angeeignet. Er war schon in Thailand und in Griechenland auf Urlaub. Seine Sammlung griechischer Folkloremusik bestätigte seiner Vorliebe für dieses Land. Nach einer Lage Calsberg ging es an Bord, um die Eindrücke erst einmal zu verarbeiten.
60. Tag - Sonntag - 10.07.2011
Um 07:00 hallten durch sämtliche Räume die Wecker. Kirchgang ist angesagt. Mit dem Zampel, gepackt mit Duschutensilien, ging es zunächst forschen Schrittes in die Waschanstalt. Noch ein stärkendes Frühstück, dann warf sich jeder christliche Seemann in Schale, was der Kleiderschrank nur so hergab. Im Zweireiher und mit geputzten Goldknöpfen ging die Mann- schaft geschlossen in Richtung Gotteshaus. Aus allen Richtungen strömten in traditioneller Kleidung die Einheimischen mit ihrem an-gereisten Besuch in die gleiche Richtung. Dort angekommen waren alle Sitzplätze schon belegt. Im Eingangsportal bzw.auf der Strasse mussten die spät Aufsteher verbleiben. Wir von der Falado hatten einen guten Blick in das Kirchenschiff und den folgenden Vorgängen. Konfirmation auf grönländisch hat den letzten Bürger des Dorfes mobilisiert dem Ereignis beizuwohnen. Selbst das komplette Alersheim war anwesend. Die Pastorin aus Godthab angereist hielt ihre Predigt in der Landessprache, so dass über den Inhalt nichts berichtet werden kann. Nach knapp 2 Stunden waren die drei Mädels und vier Jungs mit Gottes Segen konfirmiert. Die sonst fast leeren Wege im Ort waren den Tag über mit gut gekleideten Inuits im Eskimo-Look belagert. Unsere Ausgehuniform landete wieder im Schrank und wurde eingetauscht gegen den Blaumann. Dem Segelkleid vom Großsegel, eines der letzten Großprojekte, die noch erledigt werden mussten, ging es mit Nadel und Faden an den Kragen. Meterlange aufgegangene Nähte wurden Stich für Stich wieder zusammengefügt und andere Beschädigungen gleich mit repariert. Wenn nicht wieder so ein wild gewordener Sturm über uns herfällt, dann hoffe ich, dass erst einmal mit Zutörnen Schluss ist. Zur Belohnung gab es Seeforelle mit Stampfkartoffeln nach Seemannsart.
61. Tag - Montag - 11.07.2011
Ein Sommertag heute hier in Grönland, wie er woanders auch nicht besser hätte sein können. Mit dem Unterschied, dass nicht nur die Menschen diesen Tag genießen, sondern alles was Beine und Flügel hat ist äußerst aktiv und bewegungshungrig. So ganz besonders die Mücken und Fliegen. Im Liegestuhl oder im Strandkorb ent-spannt relaxen ist nicht möglich. Die Quälgeister nehmen auf nichts und niemand Rücksicht, sie greifen an bist du einen sicheren Bunker gefunden hast. Zunächst wurden die Eingänge am Schiff mit Netzen zugemauert, um wenigstens ruhig schlafen zu können und damit keine zusätzlichen Proteine auf dem Teller gelangen oder direkt ins Mahlwerk durchstarten. Um 14:20h hatten wir alle genug von dem sommerlichen Wetter an Land und sind in die Fjorde geflüchtet. Eine angenehme Brise be-freite uns von dem Übel und wir erlebten eine ruhige Segelparty. Plötzlich unerwartet zog dicker Nebel auf. Ein rettender ruhiger Nebenarm eines küstennahen Fjords wurde ausgespäht und diente als Nachtlager. Der Anker mit 50m Kette versenkt und zur Sicherheit und ungetrübten Schlaf das Ankerreitgewicht gleich mit dazu.
62. Tag - Dienstag - 12.07.2011
Um 07:00h sollte es eigentlich weitergehen. Der dichte Nebel hüllt uns ein und lässt keinen Blick zu auf das was vor, hinter, neben oder über uns geschieht. Die Ankerkette hängt schlapp nach unten, ohne Belastung, da sich kein Lüftchen regt. Die Mannschaft ist zum Nichtstun verdammt und kann nur darauf hoffen, dass die Sonne die nötige Kraft aufbringt die Waschküche so schnell wie möglich in die Wüste zu schicken. Um 10:00h, die Lage ist beinahe unverändert, wird entschieden, auch bei dichtem Nebel den Fjord zu verlassen und das Glück in der Davisstrasse zu suchen. Auch vor der Tür, die Sonne kraftlos und die feuchte undurchsichtige Luft behauptet sich auch hier. Eine leichte Brise schiebt die Falado im Schneckentempo voran. Plötzlich, es befinden sich Eisstücke die vom Eisberg stammen müssen in unmittelbarer Nähe. Auf dem Radar dann auch ein großes Objekt sichtbar. Der Kurs wurde leicht geändert, und schon lag das aus Schnee gepresste Ungeheuer vor uns auf dem Präsentierteller. Bei dickem Nebel sich mit so einem Kollegen anzulegen, ist nicht ratsam, wie die Geschichte geleert hat. Der Wind stellte sein müdes Gehauche dann ganz ein und ließ das Schiff mit der Mannschaft vor sich her dümpeln. Ein Blick in die Seekarte und schnell wurde eine geeignete Bucht für das Nachtlager gefunden und mit Maschinenkraft angelaufen. Vier Versuche waren nötig, bis der Anker genügend halt gefunden hatte. Zuvor wurde nur das am Grund liegende Kraut mit dem Rocna-Anker nach oben befördert. Um 01:30h gingen dann unter Deck die Lichter aus und typische Schlafgeräusche aus allen Schlafgemächern verriet, keine Aktivitäten mehr an Bord.
63. Tag - Mittwoch - 13.07.2011
Gestern Abend sind wir spät in die Bucht eingelaufen, ohne die Umrisse gesehen zu haben. Um 07:00h ein Blick aus dem Bullauge, Die Luft war rein und klar, sodass nun auch die neue Heimat, wenn auch nur für eine Nacht betrachtet werden konnte. Ein paar Steinchen im Wasser, die aber alle in der Karte vermerkt sind. Ein sonst nichts sagender Platz, wo ich nicht einmal meine geliebten Tauben begraben würde. Unter Segeln wurde die Herberge verlassen und es ging hinaus auf See. Mit Blister und Wind aus westlicher Richtung soll nun endlich versucht werden, die Hauptstadt der Eskimos, bzw. Inuits zu erreichen. Doch es muss eine Macht geben, die mit allen Mitteln versucht dies zu verhindern. Ein dicker schwerer Schleier aus Milliarden von winzigen Wassertröpfchen versperrte erneut die Sicht in nur wenigen Augenblicken. Kurz zuvor trieben im Sonnenlicht zwei herrenlose gekalbte Eisriesen mit einem Eisfeld an uns vorbei. Der Wind schlief ein und vor uns lag ein Untiefenbereich mit Steinen aus uralten Zeiten, mit denen möglichst kein Kontakt gesucht werden sollte . Der Eiserne-Gustav Übernahm die Arbeit des müden Windes. Nach drei Tagen, nach Bewältigung von nur 90 Seemeilen lief die Yacht um 02:15h in den Hafen von Nuuk ein. Für Gäste gibt es so gut wie keine Liegeplätze. Als viertes Schiff im völlig überfüllten Hafen machten wir die Leinen fest. Ein Sherry zur Entspannung, und ab ging es mit Vollzeug in die Koje.
64. Tag - Donnerstag - 14.07.2011
Die Nachtruhe wurde durch Klopfen an der Bordwand um 07:30h erbarmungslos be-endet. Ein ausgeruhter Fahrensmann wollte mit seinem Schiff ablegen. Die Sonne blinzelte von oben herab und es war angenehm warm. Deshalb war keiner von der Besatzung des Seglers mürrisch. Außerdem gibt es ein neues Problem an Bord. Die neue Lichtmaschine hat Ladehemmung. Beim Dieseln während der Nacht war plötzlich Schluss mit der Laderei. Der Generator wurde mit vereinten Kräften aus der Halterung entfernt und ab damit in die nächste Fachwerkstatt. Auf dem Prüfstand zeigte sie ihre volle mögliche Leistung. "Die Maschine ist OK" so der Kommentar des prüfenden Elektronikers. Wieder zurück an Bord mit dem Strommacher und an ihren Angestammten Platz montiert, zeigte sie beim Probelauf keine Regung. Lang-sam denke ich, dass Schiff ist von bösen Geistern befallen. Bei den vielen Problemen während der ganzen Reise, geht das alles nicht mehr mit rechten Dingen zu. Vor lauter Begeisterung von all die vielen Vorkommnissen ließ ich mich wie ein HB Männchen in den Masttop katapultieren. Das Windanzeigegerät hat nach dem Was-serbad noch immer Funkstille. und der Windex musste nachgerichtet werden. Das Gerät, welches uns die vielen Windstärken angezeigt hat wurde auf den Flurplatten zerlegt. Die Platine sah nicht so aus, als hätte sie das Solebad überlebt. So geht in der Ferne ein Arbeitsreicher Tag seinem Ende entgegen.
65. Tag - Freitag - 15.07.2011
Die Strommaschine mit ihren Problemen stand ganz oben auf der Agenda. Mit dem Messgerät wurden die Leitungen durchgeklingelt und auf Schäden hin überprüft. Ein Elektroniker aus der nahen Werkstatt, der von unseren Problem wusste, kam an Bord und erkannte den winzig kleinen Fehler nach langer Sucherei. Es war eine banale Kontrolllampe, die den ganzen Betrieb lahm gelegt hat. Sein Rechnung, eine bescheidene Tasse Kaffee und damit waren alle akuten Sorgen erst einmal vom Tisch. Die Menschen hier sind wirklich hilfsbereit. So wurde die Mannschaft der Falado nach einem Lebensmitteleinkauf von der Filiale mit deren Auto zum Schiff zu-rückgebracht, weil der Bus erst in einer Stunde fahren würde. Der Nachmittag stand somit für einen ersten Landgang in Nuuk, der größten Stadt der Arktis, zur Verfügung. Der erste Eindruck, sie zählt sicherlich nicht zu den interessantesten Städten dieser Welt. Doch sie liegt in einer beeindruckenden Umgebung. Auf den Fjorden treiben Eisberge und schneebedeckte Gebirgszüge mit markanten Gipfeln rahmen die Hauptstadt ein. Geologisch gehört das Gebiet um Nuuk zu den ältesten der Erde. Man hat in der Region Spuren von Lebensformen gefunden, die 3,8 Mio.Jahre alt sind. In einem Hotel gab es die Möglichkeit mit der Maschine, dem Notebook, weltweit zu kommunizieren und ein paar Berichte zu verschicken. Mit runden Füßen und im Gepäck das Abendbrot verstaut mussten noch zwei Fischkutter bezwungen werden um die eigenen Planken zu betreten.
66. Tag - Samstag - 16.07.2011
Die Schlafdroge, Gleichtönender prasselnder Regen auf die 5mm dicke Aluminium Bedachung, wirkt heute Morgen ganz besonders. Keine Aktivität zur sonst gewohn-ten Erhebung aus den Schlafgemächern. Die Temperatur war auch alles andere als dazu geeignet mit T-Shirt und Shorts zu flanieren. Erst die Bordheizung taute die Gemüter auf und dann wurde es doch noch lebhaft unter Deck. Am Frühstückstisch waren alle der Meinung, das nach 3 Wochen Wasch - und Duschenthaltsamkeit nun genug ist. Da es keine Möglichkeit in der Marina gibt, sollte die öffentliche Badean-stalt in weiter Entfernung aufgesucht werden, sofern sie uns dann Einlass gewähren würden. Eckart meinte, es muss auch eine andere Lösung geben. Eine Anfrage bei der Spedition, mit der Werkstatt direkt vor der Haustür, die uns schon häufiger aus der Patsche geholfen haben und schon marschierte Mann für Mann mit Seife, Waschlappen und Schrubber unterm Arm in deren Sanitärbereich. Frisch geduscht, ein Gefühl wie neu geboren, sprach uns der Werkstattleiter an: "Wenn ihr auch noch schmutzige Wäsche habt, Waschmaschine und Trockner steht uns frei zur Verfügung". Ein Gefühl wie sechs Richtige im Lotto. Ein Müllsack war schnell gefüllt mit anrüchigen Textilien. Dann der Versuch ein paar Ansichtskarten in der Stadt zu ergattern, eine Aufgabe von höchstem Schwierigkeitsgrad. Am Ende kamen eigentlich nur zwei Karten im Betracht, für die die Mannschaft viele Meilen zurücklegen hat. Ein paar Mitbringsel fürs Abendmahl waren auch noch im Rucksack, gefrorener Rosenkohl mit Karbonade.
67. Tag - Sonntag - 17.07.2011
Gegen 05:30h ein Poltern über Deck. Der Blick aus dem Bullauge, bestätigte mir den Verdacht, dass sich ein Nachbar angesagt hatte. Ein grönländischer Fischer hat römisch-katholisch, ohne Fender und ohne Springleinen seinen Seelenverkäufer bei uns fest getüttelt, anders kann man es nicht beschreiben. Fluchtartig sind sie über die drei weiteren Schiffe geturnt, bis sie an Land waren. Im Schlafanzug brachte ich erst einmal die XXL Fender zum Einsatz, denn die harten Stöße bei der Berührung der Rümpfe gingen durch Markt und Knochen und duldeten keinen Zeitaufschub. Gegen Mittag bestieg, offensichtlich der Eigner sein Schiff wieder und schüttelte ungläubig den Kopf, als wollte er sagen, hab wohl doch zuviel Feuerwasser getrunken, denn so ist der Kahn von mir noch nie festgemacht worden. Danach ein Ausflug zu Fuß in das alte Stadtviertel, den Kolonial-Hafen. Ein Teil davon war für Fahrzeuge gesperrt. Die Königin aus Dänemark ist seit gestern vor Ort und schaut vermutlich nach dem Rechten, ob die Dänischen Kronen auch gut angelegt sind. Die Grönländer leben sehr verschwenderisch, wobei der größte Teil der Bevölkerung hoch verschuldet ist. Mit Kreditkarten ohne Limit haben sie die Beziehung zum Geld scheinbar verloren. Deshalb verkauft der Staat sein Tafelsilber wie Uran an die Engländer und sonstige Bodenstoffe gehen in fremde Hände über. Ein Besuch noch im Museum, das dass Leben der Eskimos in grauer Vorzeit zeigt. Dann trieb der Regen die Mannschaft ohne größeren Unternehmungsgeist wieder zurück an Bord. Eine Reparatur am Schnellkochtopf musste noch ausgeführt werden, denn morgen soll es gekochte Kartoffeln geben, die von der Farbe gelblich ausschauen und nicht schwarz, wie heute.
68. Tag - Montag - 18.07.2011
Heute sollte versucht werden, die Disko Bucht mit anderen Verkehrsmitteln, als auf eigenen Planken, zu erreichen. In der Touristeninformation wurde uns der Zahn gezogen. Der Traum ist ausgeträumt. Im August wäre noch die Möglichkeit mit dem Lufttransporter, oder per Schiff dort hinzukommen. Der Preis aber unakzeptabel. Alles in Allem um die 2500 Euro. Darauf wurde beschlossen, dem Godthabs Fjord einen Besuch abzustatten, in Richtung Kapisigdlit. Doch vorweg noch eine Fotosafari durch den Kolonial-Hafen, weil es ausnahmsweise nicht regnete. Ein paar Einkäufe und den Wassertank mit Kanistern aus der Werkstatt befüllt, dann ging es ab in die Fjordlandschaft. Vorsicht war angesagt, denn Eisberge und kleinere Eiswürfel trieben unzählig im Fjord herum. Wir vertrieben uns die Zeit mit," Was ist das," Raten. Der Schöpfer dieser dahin gleitenden Figuren hat sich eine Menge einfallen lassen. Umgeben von steilen Felsen, die tief ins Wasser abtauchen, kommen wir teils mit Windkraft, aber überwiegend mit dem Diesel unserem Ziel in 54 Seemeilen langsam näher. Ein Nudel- Gemüseauflauf in der Backröhre gegart, gab es zur Stärkung, denn es wurde ein langer Tag.
69. Tag - Dienstag - 19.07.2011
Nach vier Ankerversuchen, der erwünschte Erfolg. Der Untergrund felsig, sodass das Eisen keinen Halt fand. Von 02:30 h an konnten die Beine für ein paar Stunden endlich gestreckt in die Wagerechte begeben werden. Von einem unruhigen Gefühl geweckt, erneut ein Blick zur Deckpeilung, das Schiff trieb, der Anker slipte über den Grund. Da eine Wanderung angesagt war, musste der Segler zunächst einen sicheren Liegeplatz bekommen. Neben einem alten Arbeitsschiff, wo nur noch der Rost den Kahn zusammen hält, wurden die Leinen festgemacht. Ein kalbender Gletscher unser gestecktes Ziel. Ca. 10 km, so die Touristeninformation, sollte der Weg betragen. Das schöne Wetter animierte die Mannschaft und forschen Schrittes ging es los. Schönes Wetter bedeutet auf Grönland aber auch, Start frei für alles was Flügel hat. Die Arme wedelten unaufhörlich wie Scheibenwischer im Schnellgang vor dem Gesicht umher, um sich die aggressiven Quälgeister vom Leib zu halten. Nach gut 1 1/2 Stunden Fußmarsch über Stock und Stein und sumpfiges Gebiet, ging es nicht weiter. Ein unüberwindbarer Flusslauf zwang uns zur Umkehr. Die Arme lahm, die Füße nass, betrat die Gebirgsmarineeinheit wieder vertraute Planken und verließ umgehend die Stätte. Der Ort Qornoq sollte auf den Weg zurück nach Nuuk auf Empfehlung noch angelaufen werden. Dabei gerieten wir in dichte Eisfelder und plötzlich kippte auch noch das Wetter. Es wurde stürmisch und Regen behinderte die Sicht. Nach 5 Std. Horrorfahrt ging der Anker gleich beim ersten Versuch erfolgreich in den Grund. Der Platz musste mit einigen Eisbergen und dicken Schollen geteilt werden, die sich scheinbar hier häuslich eingerichtet haben.
70. Tag - Mittwoch - 20.07.2011
Die Nacht war nicht ganz so erholsam wie erwartet. Es war das reinste Karussell fahren auf dem Anker. Die Winde wechselten ständig im Kreis und nahmen den Segler mit in die Rotation. Die Bucht füllt sich zunehmend mit den beheimateten Eis Kolossen. In Slalomfahrt wurden die Wegelagerer umschifft und liefen dann in den Fjord, wo sich ebenfalls eine Menge Artgenossen eingefunden hatten. Mit Wind von ach-tern und Sonne auf dem Haupt, war es dennoch ein interessanter Törn. Allein schon deswegen, weil sich ein Meeressäugetier zeigte. Ein schnauben ganz in der Nähe und eine Wasser- Luftfontäne stieg gen Himmel. Beim dritten Mal kam der Bursche extra weit mit seinem massigen Körper an die Oberfläche und beim Abtauchen wedelte er mit seinem Schwanzteil als wollte er sich verabschieden. Danach wurde er nicht mehr gesichtet. Ein Motorboot in entgegen gesetzter Richtung unterwegs, änderte sein Kurs plötzlich und steuerte die Falado an. Es war ein Bekannter, der in Fiskenesset mit uns zusammen gelegen hat. Er wollte uns begrüßen und wissen wie unsere Überfahrt nach Godthab war. Sein Ziel Qornoq, dort wo wir gerade hergekommen waren. In Nuuk zurück, wurden die Leinen an einer norwegischen Yacht Bavaria 42 festgemacht. Die 4köpfige Crew will morgen die Hauptstadt Nuuk ebenfalls verlassen. Der Rest des Tages wurde mit Einkäufen in der Stadt ausgefüllt, weiter eine Möglichkeit gesucht den Dieseltank zu befüllen und im Hotel "Hans Egede" die Ereignisse vom Bordleben auf der Falado verschickt. Im Rucksack lag später dann, gut verstaut, das Abendbrot, Pizza für die ganze Mannschaft.
71. Tag - Donnerstag - 21.07.2011
Auf der norwegischen Bavaria 42 und auch bei uns an Bord rege Betriebsamkeit. Beide Schiffe treten heute ihre Heimreise an. Die Wasser- und Dieseltanks randvoll gefüllt und die Mannschaft genehmigte sich zum Abschied ein Duschbad in der Spedition. Bei wenig Wind wurde die erste Stunde durch das Untiefengebiet gedieselt, dann übernahmen die gesetzten Segel den Vortrieb und im Schneckentempo ging es langsam voran. Die See war so friedlich, keine Dünung und kein Wellenschlag. Eisberge, die ständigen Begleiter segelten ebenfalls ohne festes Ziel in naher und weiter Ferne. Ein ruhiger Tag auf See ohne Hektik und ohne Stress, so kann es weitergehen.
72. Tag - Freitag - 22.07.2011
In der Nacht frischte es dann doch noch auf und es ging mit 6 Knoten gut voran. Der Wind anscheint im Moment etwas lichtscheu verkrümelte sich am Tag wieder. Flaute bei hoher langer Dünung. Die schlagenden Segel wurden eingeholt, die Mannschaft hatte frei und konnte tun was möglich war. Ein Tag, der mal wieder alles an Wetter geboten hat, was es so gibt, außer Sturm. Bei klarer Sicht konnten die in blau weiß gepressten Dekor-Ungeheuer, gut verteilt im Meer, bewundert werden. Abends das gleiche Spiel, nachdem es schummerig wurde, leichte Thermik, Blister-Time. Der Koch im Moment sehr seefest, hatte mit der Zubereitung eines Nudelgerichts bei solchen Verhältnissen auch keine Mühe.
73. Tag - Samstag - 23.07.2011
Grönland im Sommer zu bereisen, ist schon gewöhnungsbedürftig und nichts für Warmduscher. Bei den Verhältnissen, die hier im Moment herrschen, nachts um die 1-2°C, tagsüber leicht höhere Temperaturen, hinzu eine Mischung aus Nebel, Regen und eine noch so leichte Brise lässt die gefühlten Werte deutlich nach unten schnellen. Unter Deck sieht es nicht besser aus. In der Koje liegend wird darauf geachtet, dass jeder Körperteil gut mit doppelter Federdecke abgedeckt wird und nichts herausragt. Zu Tisch geht es mit langen Unterhosen und Zwiebelbekleidung. Die Handschuhe für einen Moment bei Seite gelegt, dafür werden die Hände an der heißen Mug zwischenzeitlich mal aufgetaut. Das ganze hat natürlich auch Vorteile. Der Kühlschrank seit Wochen außer Betrieb und Lebensmittel wo auch immer sie gelagert sind, verderben nicht. Haltbarkeitsdaten treten außer Kraft. Grönland ist auch im Sommer mit nur wenigen Ausnahmen eine Kombination aus Kühl- und Gefrierschrank mit liebenswerten Menschen und einer faszinierenden Landschaft. Wir, die Mann-schaft der Falado, genießen es hier vor Ort zu sein mit all den Vor- und Nachteilen. Die Nacht war eine Kopie von den Tagen zuvor, kein Wind und dickster Nebel. Erst nach dem Frühstück wurden die nach unten hängenden Falten des Blisters vom aufkommenden Wind weggebügelt und mit den gigantisch großen Eisbergen die wir trafen um das blaue Band in der Davisstrasse gesegelt.
74. Tag - Sonntag - 24.07.2011
Über das Wetter in Grönland kann man nicht einfach hinwegstiefeln. Wir erleben es hautnah jeden Tag. Auch wenn ich mich vorher sehr damit beschäftigt und viel darüber gelesen habe, muss man es selbst erlebt haben, weil es schon sehr extrem ist und in der Weise es sicherlich nicht häufig auf unserem Globus gibt. So ist die Falado mit ihrer Mannschaft den 4.Tag von Nuuk Richtung Frederikshab unterwegs. Bei günstigen Bedingungen und guten Aussichten für die nächsten Tage gestartet, hat der Nebel uns seit zwei Tagen im Würgegriff. Hinzu ein Dauerregen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und der Wind hat seine Richtung geändert und bläst nun genau aus der Zielrichtung. Der Strom zieht mit 1,5 - 2 Seemeilen /h nordwärts, also uns entgegen, eine weitere Erschwernis. So wird gekreuzt, gegen inzwischen stark aufgebristen Wind mit Sturmstärke. Den ganzen Tag ist die Yacht hoch am Wind mit 5 Seemeilen Fahrt die Stunde, gegen die Naturgewalten angebolzt, mit dem Ergebnis, nur ein paar Meilen dem Ziel näher gekommen zu sein. Im Schiffsinnern gibt es keine trockenen Gegenstände mehr. Die Bekleidung, selbst das Bettzeug ist feucht und überall haben sich Pfützen gebildet, wobei angenommen werden müsste, das Schiff sei leckgeschlagen. Aber alles nur Schwitzwasser. So werden wenigstens unsere Wasservorräte nicht knapp. Der Ausguck auf der Brücke steht angespannt mit dem Kopf und weit aufgerissenen Augen an der Fensterscheibe, um Eisberge bzw. die kleinen Eisbrocken, die nur sehr schwer zu orten sind , rechtzeitig auszumachen. So konnte bei Nacht und dickstem Nebel ein riesiger verirrter Eisberg in letzter Sekunde davor bewart werden, von uns geteilt zu werden. So geht ein Tag vorbei, immer mit der Hoffnung, dass morgen die Sonne scheint.
75. Tag - Montag - 25.07.2011
Doch es kommt meistens anders als man denkt. So lässt sich auch heute die Sonne den ganzen Tag nicht blicken. Statt dessen Nebel, Dauerregen und Sturm von vorn. Bei den erforderlichen Manövern, hält die Mannschaft sich warm, denn unter Deck gibt es keine beheizte Stube, dort ist unser Iglu Heim ohne Heizmöglichkeit. Die Freiwache steigt in ihre klammen und feuchten Kojen, und denkt an die Vorfahren, wie z.B.. an Erik dem Roten, der im offenen Boot die Reise nach Grönland mehrmals unternommen hat und einer der ersten europäischen Siedler war, wie gut er es im Gegensatz zu ihnen hat. So langsam wird uns bewusst, auch heute werden wir das Ziel nicht erreichen, bei den Bedingungen. Das bedeutet, noch einige Male öfter rein und raus aus den nassen kalten Kampfanzügen, der Unterbekleidung und die vom Salzwasser getränkten Stiefel und Handschuhen. Das Radargerät funktioniert nach erneuter Einstellung sehr gut, so dass wenigstens die Eisberge bei Nebel und Dunkelheit von uns keine Kratzer erhalten.
76. Tag - Dienstag - 26.07.2011
Um 05:00h werden die Leinen an einem ausgedienten Fischkutter in Frederikshab festgebunden. Die Heizung auf volle Leistung in Betrieb genommen und ein doppelter Sherry für das leibliche Wohl eingeschenkt. Danach ging alles wie von allein. Die Mannschaft verdrückte sich in ihre vorgewärmten Kojen, ein Luxus wie in einem 5 Sterne Hotel. Nach der Erholungsphase wurde klar Schiff gemacht, die Wasserlachen mit Eimern und Putzlappen zu Leibe gerückt und die nassen Sachen zum Trocknen aufgehängt. Während ich diese Zeilen Schreibe, macht Eckart einen ersten Ausflug an Land, auf der Suche nach einem Geld- Automaten. Dabei traf er eine dänische Familie, die ihren Urlaub hier verbringt. Wobei einige von ihnen hier schon einmal mehr oder weniger lange gewohnt haben. Sie kamen später zu einem Abstecher in den Hafen und machten uns das Angebot, bei ihnen Duschen zu können. Ein kurzer schneller Schnuppercheck am eigenen Körper und die Entscheidung war gefallen, wir nahmen ihr Angebot ohne wenn und aber an. Da sie in Aufbruch waren wieder nach Dänemark zurückzukehren musste von dem Angebot umgehend Gebrauch gemacht werden. Sie wohnen in einer Unterbringung die von der Seefahrtschule zur Verfügung gestellt wird. Eine Tasse Kaffee und ein kurzer Klönschnack gab es obendrauf mit Austausch der Adressen. Danach verließen die Seeleute der Falado, frisch und fröhlich die Stätte der Samariter. Mit ein paar Einkäufen kehrte die Mannschaft in ihr wohliges Heim an Bord zurück.
77. Tag - Mittwoch - 27.07.2011
Regen, Nebel und nochmals Regen und Nebel. Es ist schon deprimierend, eine so lange Anreise in Kauf genommen zu haben und mit einem Wetter belohnt zu werden, dass selbst die Grönländer über den schlechten Sommer stöhnen. Mit Schirm, wetterfester Kleidung trotzten die Jungs von der Falado am späten Vormittag die Launen der Natur und machten sich auf den Weg auf der Suche nach einem Internettzugang. Die erfolgreiche Adresse war am Ende die Seefahrtschule. Die Eissituation im südlichen Bereich der Insel etwas schockierend. Der Zugang zu der Magellanstrasse Grönlands ohne Probleme zu befahren. Der Ausgang auf der Südöstlichen Seite so-wie der Südwestliche Bereich in der Regel um diese Zeit immer frei, mit dicken Eisfeldern blockiert. Der Wind soll die nächsten Tage weiter stabile aus Süden blasen. Da ist doch Jemand, der uns weiterhin hart prüfen will. Jedenfalls die Mitarbeiter in der Ausbildungsstätte gaben uns mit auf den Weg, wir wären jederzeit herzlich will-kommen um mit neuen vielleicht erfreulicheren Auskünften die Tür von außen zu verschließen. Auf den Schreck wurde im Cafe erst einmal ein für die Nerven beruhigendes Mittel bestellt. Danach war alles nur noch halb so schlimm. Auf dem Weg zurück an Bord, wurde noch eine Möglichkeit gefunden die arg strapazierten Akkumulatoren mit frischem Saft zu befüllen, damit wenigstens die Heizung ihren Dienst, mangels Energie, nicht versagt.
78. Tag - Donnerstag - 28.07.2011
Heute stehen die Chancen nicht schlecht, mit ein paar Bildern im Kasten von Paamiut, dem Ort, der einmal zur zweitgrößten Stadt Grönlands mit 10 000 Einwohnern ausgebaut werden sollte, nach hause zu kommen. Die zahlreichen großen Wohnungsbauten sind Zeugen unrühmlicher Relikte aus jener Zeit als es vor der Küste in den 1960er-Jahren große Kabeljauvorkommen gab und eine riesige Fischfabrik errichtet werden sollte. Der Kabeljau verschwand und zurück blieben die Pläne und die Wohnblöcke. Nach vielen Tagen der Entbehrung zeigte die Sonne sich heute. Leider hatte sie vergessen ein paar wärmende Strahlen mit nach unten zu schicken, denn es war lausekalt. Eine hoch angelegte Aussichtsplatform war eines unserer Ziele. Dort angekommen, wurde der Nebelvorhang zugezogen und von einem schönen Rundumblick konnte nur noch geträumt werden. Zwischenzeitlich klarte es immer mal wieder auf, sodass doch noch ein paar Eindrücke digital festgehalten werden konnten. Zurück an Bord begann wieder der Ernst des Lebens. Einige Reparaturen auf dem Arbeitszettel mussten noch abgearbeitet werden. Der Kalorienbedarf der Mannschaft wurde mit Bohnen, eingelegtem dänischen Hering und Salzkartoffeln gedeckt.
79. Tag - Freitag - 29.07.2011
Blauer Himmel und die Sonne strahlt wärmend durchs Oberlicht. Da hat doch der, für das Wetter Verantwortliche, unser Klagelied erhört und eine Justierung vorgenommen. Der beschwerliche Weg zu unserem Ziel der Seefahrtschule, hoch auf einem Berg gelegen, wurde auf sich genommen um neue Eisdaten zu erhalten. Doch das Flugzeug, welches diese Auf- zeichnungen macht, war leider noch nicht wieder am Boden. Da der Wind günstig aus westlicher Richtung kam, wurde beschlossen, ohne neue Erkenntnisse abzulegen. Anfangs mit Großsegel und Genua, später mit Blister, wurde der Wind flau, flauer und immer flautiger. Der Jockel, musste angespannt werden um vor dem gemeldeten heftigen Südwind dem Ziel einige Meilen näher zu kommen, ohne Knüppelei und Land unter. Eisberge und die un- scheinbaren, aber sehr gefährlichen Growler (engl. kleine Eisberge) platziert als Wegelagerer auf dem ganzen Törnabschnitt erschwerten dem Steuermann seine Aufgabe und bei Dunkelheit ganz besonders. Um 24:00h war das Ziel noch nicht in Sichtweite, es wird wohl eine lange Nacht werden.
80. Tag - Samstag - 30.07.2011
Bei totaler Windstille und aufkommendem Nebel, wurden in Arsuk um 04:00h zunächst an einer Tonne die Leinen festgemacht. Eine Mütze voll Schlaf, mehr war es nicht, denn um 07:30h ein Klopfen an der Bordwand. Ein freundlicher Eingeborener sprach mich an, es wäre besser wenn wir verholen würden, auf einen anderen Platz mit äußerst seltsamen Bojen. Der frühe Weckdienst hatte ja auch seine Vorteile. So konnte der sonnige Tag voll genutzt werden. In dem 120 Seelen zählenden Dorf gab es zum Frühstück sogar frische Brötchen in einem Minimarkt. Bei einer späteren Ortsbesichtigung hatte es eher den Charakter eines vergessenen Dorfes. Nur vereinzelt zeigten sich Inuits in der Öffentlichkeit, wobei der Alkoholspiegel bei einigen deutlich am überlaufen war. Der Ort, mit seinen Häusern sehr farbenprächtig gestaltet, zählte zurzeit des Kabeljau-Booms einmal zu den reichsten der Welt. Unser Beiboot, das erste Mal im Einsatz, wurde gleich als Tankschiff missbraucht und pendelte mit vollen Gasöl-Kanistern zwischen Tankstelle und Reedeplatz hin und her. Der Diesel muss bei diesen Windver-hältnissen weiter gefüttert werden, wenn wir hier nicht überwintern wollen.
81. Tag - Sonntag - 31.07.2011
Das Handykonzert begann heute Morgen um 03:00h Ortszeit und weckte die Mannschaft aus tiefstem Schlaf. Das Tageslicht soll voll genutzt werden bis das Cap Farvel gerundet ist, um die Gefahr einer Kollision mit den weißen Riesen und den kleinen Ablegern zu minimieren. Ein Blick vor das Schott bestätigte die Befürchtung, dass der Südwind, wie angekündigt, sehr aktiv war. Ein Auslaufen kam nicht in Frage, erneut gegen den Strom und Wind anzukämpfen macht keinen Sinn, wie die Erfahrung gezeigt hat. Einige Sailer waren nicht traurig darüber, wieder in ihre noch warmen Kojen kriechen zu können. Später zur einer christlichen Zeit wurde der Tag damit begonnen, die Luft aus dem Wassertank zu lassen. Das Schlauchboot erneut als Tankschiff im Einsatz, und Eckart als Kapitän mit leeren Kanistern an Bord machte sich auf den Weg, Arsuk mit Muskelkraft zu erreichen. Weltmeisterlich war die Paddeltour nicht. Aber irgendwie hat er es dennoch geschafft, gegen Wind und Wellen die kostbare Fracht mit den vollen Behältern bis zur Faldo zurück zu bringen. Die Kompassbeleuchtung, wenn in Betrieb, ein Festfeuer. Doch auf dem letzten Nachttörn war es mehr ein unregelmäßiges Funkelfeuer. Ein Blick unterhalb des Wegweisers, in den Halterungszylinder, der halbe Ozean hatte sich dort eingenistet und die Anschlüsse stark angeknabbert. Mit Bordmitteln wurde auch dieser Schaden behoben und die Beleuchtung funktioniert wieder ohne Fehl und Tadel.
82. Tag - Montag - 01.08.2011
Eigentlich war die Törnplanung so, dass wir am 01.08. Grönland ade sagen wollten. Doch der Nebel, die ungünstigen Winde und die Eisverhältnisse ließen keine verlässliche Törnplanung zu. Obwohl schon Abstriche gemacht wurden, liegen wir im Zeitplan zurück. Nach Aussage einiger Eingeborenen gibt es im Ort keinen Internetzugang, somit auch keine Eis- und Wetterinformationen. Da bleibt nur die Nase in den Wind halten und das Wetter selbst zu analysieren. Es gibt ja auch immer noch etwas zu tun. So ist das Windanzeigegerät seit der Kenterung noch immer defekt. Heute ein erneuter Versuch mit einer Klettertour in den Mast, die Elektronik umzustimmen den Schluck Seewasser auszuspucken und die schwergängigen Kugellager wieder zum rotieren zu bringen. Doch wie es scheint, war es vergebene Liebesmüh. Das Gerät sendet auch nach der erneuten Behandlung keine Daten nach unten. So ist das eben mit der Elektronik an Bord. Dann wurde der eigene Fährkahn beladen mit der ganzen Mannschaft, vollen Müllsäcken, Wasserkanistern und einen Korb mit Wäsche, um ans Ufer der kleinen Gemeinde zu kommen. Schon einmal im Ort wurde der Kommunalverwaltung ein Besuch abgestattet. Eine Anfrage, ob mit meiner Maschine Netzzugang möglich ist, fuhr die überaus hilfsbereite Arsukerin ihren PC sofort herunter, damit ich meine Maschine an- schließen konnte. Leider funktionierte es nicht. Umgehend versorgte sie uns aber mit ihren Geräten mit DMI (Danish Meteor-logical Institute) Ausdrucken über Eis -und Wetteraussichten. Die Enttäuschung über die frustrierenden Eisverhältnisse im gesamten südlichen Raum von Grönland stand allen von uns ins Gesicht geschrieben. Für die Rückreise ist nur der weiträumige Weg ums Kap Farvel herum möglich. Alle anderen Wege, wie der durch den Prins Christians Sund mit einer deutlichen Abkürzung, bleiben mit dickem Eisfeldern verschlossen.
83. Tag - Dienstag - 02.08.2011
Um 02:30h war die Nacht für die Mannschaft zu Ende. Ein kräftigendes Müslifrühstück, dann ging die Reise los. Die Berieselungsanlage wurde von Petrus nach dem Ablegen außer Betrieb genommen, sodass auf Ölzeug mit Gummistiefeln verzichtet werden konnte. Der müde Wind wachte etwas später auf und versorgte uns dann mit einer Blisterbrise. Die Sonne lugte hinter den Wolken hervor und verscheuchte sie später gänzlich. Ein Segelvergnügen wie es in einer Werbebroschüre nicht besser hätte dargestellt werden können. Der geplante Tagestörn von 115 Seemeilen ist nicht in Tageslichtzeit zu erreichen. Die Überlegung, in die Nacht hineinzufahren und auf grönländische Gefahren zu stoßen, oder nach einem geeigneten Ankerplatz zu suchen. Die erste Variante wurde gewählt, weil kein geeigneter Platz in erreichbarer Nähe war. Kurz vor Eintritt der Dunkelheit gerieten wir dann doch in die gefürchteten Eisfelder. Die Mannschaft wurde aufgeteilt. Die eine Hälfte vorn auf der Back als Ausguck, die anderen 50% auf der Brücke mit Fernglas in der einen, mit der anderen das Ruder in der Hand. Morgens um 04:30h wurde der Parcours erfolgreich, ohne Kratzer und Beulen am Schiff, durchfahren. Die Festmacherleinen an einem ausgedienten Fischkutter in Julianehab befestigt. Die Stielaugen mussten erst einmal mit 1-2 Sherry zurechtgerückt werden und dann ging es mit der richtigen Bettschwere in die Koje.
84. Tag - Mittwoch - 03.08.2011
Ein etwas verspätetes Frühstück um 10:00h, dann wurde der Ort bei Sonnenlicht in Augenschein genommen. Der zweite Tag in Serie, mit Bilderbuchwetter. Eine sehr ansprechende Stadt mit 3500 Einwohnern. Qaqortoq (Julianehab) zählt sicherlich zu den schönsten Orten Grönlands. Nicht nur von ihrer Lage, denn fast alle sind male-risch beeindruckend gelegen, sondern auf Grund ihrer Architektur. Die Stadt wird häufig, wenn die Verhältnisse es zulassen, von Kreuzfahrtschiffen angelaufen. Die Einkaufsmöglichkeiten sind mit Abstand die umfangreichsten von allen Orten die wir bisher besucht haben, einschließlich Nuuk. Entsprechend gut gefüllt mit Lebensmit-telprodukten waren dann auch die Rucksäcke und Tragetaschen bei der Rückkehr an Bord. Es wird schon Vorsorge getragen, für den bevorstehenden langen Törn nach Island. Mit frischem Spinat, Salzkartoffeln und Spiegeleiern wurde der Tag es-sensmäßig beendet.
85. Tag - Donnerstag - 04.08.2011
Die sonnigen warmen Tage haben auch ihre Schattenseiten. Ein sozusagen etwas entfremdeter Geruch macht sich im Schiff breit. Der letzte Dusch und Waschgang der Besatzung liegt ja auch schon wieder Wochen zurück. Deshalb wurde beschlossen, um dem Übel zu begegnen, das beheizte Freibad auf der kleinen Insel Unartoq anzu-laufen. Die interessante Stadt Qaqortoq wurde früh morgens verlassen. Mit Vollzeug und der preiswerten Windenergie durchpflügte die Yacht das eisige Wasser. Die Sonne anfangs noch etwas schüchtern, zeigte sich später im vollen Umfang, so wie die Tage zuvor. Viele Wale und Robben steckten die Köpfe aus dem Wasser. Sie konnten wohl selbst nicht glauben, das das Meer so friedlich und ihr Haupt von der Höhensonne angestrahlt wurde. Mehrmals wurden wir durch sehr lautes Donnerge-töse aufgeschreckt. War man unaufmerksam und hat ein aufziehendes Gewitter übersehen? Nein es waren einige Eisberge die auseinander geborsten sind und den Ohrenbetäubenden Lärm verursacht haben. Dadurch sind wieder eine Menge Growler produziert worden, die einem das Leben bzw. das Schippern so schwer machen. Spät am Abend fiel der Anker in den krautigen Grund. Doch erst nach dem vierten Versuch hatte er genügend Halt sodass eine ruhige Nacht gewährleistet war.
86. Tag - Freitag - 05.08.2011
Nach dem frühen Breakfast wurde das Schlauboot mit Luft befüllt und der Zampel mit Badeutensilien beladen. Nach ein paar Paddelschlägen war das Ufer der Insel Unar-toq erreicht. Doch ungewöhnlich, fast verblüffend, wer hätte das gedacht, an einem Sandstrand steigt die Crew aus. Eigentlich fehlen hier nur noch ein paar Kokospalmen, dann könnte man sich diesen Ort leicht in den Südpazifik denken. Dort wären die Eisberge, die hier vor der Bucht vorbeiziehen allerdings sehr originell. Eine Wanderung von 5 Minuten, schon lagen die 5m im Durchmesser kreisrund geformten Hotpots einladend vor uns. Weit und breit keine Menschenseele in Sicht, ging es gleich ohne zu zögern in einen der Tümpel. Die Badehose wurde geschont und blieb trocken. Hier baden also die Grönländer. Es ist ja kein Wunder, dass die Insulaner nicht schwimmen können, es reicht ja nur zum planschen. Es war einfach toll. Da liegst du im leicht dampfenden 36 - 37°C warmen Wasser und der Blick schweifte über die Fjordlandschaft zu den vorbei segelnden Eisbergen. Nach einer kurzen Einweichphase fiel die angesetzte Patina vom Körper ab. Ein völlig neues Lebensgefühl machte sich augenblicklich breit. Alle Muskeln thermotherapeutisch gelockert und man sagt auch, die Tümpel hätten eine heilwirksame Kraft. Könnte man so früh am Morgen noch mehr für sich tun? Wieder zurück an Bord wurden gleich die Segel gesetzt und Kurs auf Nanortalik genommen. Die ersten Segelstunden waren wie schon die Tage zuvor einfach zum genießen. Der schöne Blick zu der vorbeiziehenden bizarren Berggipfeln und den unzähligen Robben, die uns misstrauisch beäugten. Wohl auch zu recht. Es waren mehrere Robbenjäger mit ihren schnellen Booten unterwegs um sie abzuschießen. Robbenfleisch steht bei den Inuiten noch immer ganz oben auf dem Speiseplan. Plötzlich ohne Vorwarnung wurden wir vom dichten Nebel umgarnt. Eisbrocken und Eisberge verlangten äußerste Aufmerksamkeit. So konnte dem weißen Treibgut manchmal erst im letzten Augenblick ausgewichen werden. Doch auch dieser Törnabschnitt wurde ohne Kratzer am Schiff beendet. Laut Logbucheintragung, Ende der Reise in Nanortalik um 17:50h.
87. Tag - Samstag - 06.08.2011
Die Wasser und Dieseltanks haben ein chronisches Leiden. Sie neigen dazu, sich ständig zu entleeren. Schon allein dann, wenn in den Fjorden ein wenig gedieselt und der Wasserhahn ab und zu mal geöffnet wird. Da muss stets etwas gegen un-ternommen werden. Die Gasöltanks wurden per Schlauch an der Tankstelle problemlos gefüllt. Anders war es mit der Befüllung der Wassertanks. Mit Kanistern von einer zentralen Versorgungsstelle, musste es von weit her herangeschafft werden. Nach einer kurzen Stärkung mit Kaffee und Kuchen folgte eine Ortsbesichtigung. Nanortalik ist die Stadt in Grönland mit dem größten Freilichtmuseum, das im alten Kolonialhafen liegt. Leider waren die Häuser für eine Besichtigung nicht geöffnet. Auch so war es sehr interessant, zu sehen in welch kleinen Behausungen im 19. Jh. die Nordmänner noch gelebt haben. Der Hafen füllte sich zunehmend mit Booten aus Nah und Fern, denn im Ort fand eine Großveranstaltung statt. Ein Gesangswettbewerb und ein Konzert wurden in der Sporthalle ausgetragen. Die Gäste waren auf das Feinste ausstaffiert. Die Männer nicht selten im Frack und die Frauen in Gala gekleidet. Hätte diese oder eine ähnliche Veranstaltung in Old Germany stattgefunden, wären die Gäste eher dazu geneigt ihre Speisekammer zu dezimieren, indem sie ihre Eier und Tomaten in Richtung Bühne versendet hätten und obendrauf noch Schmerzensgeld verlangt, statt lautstark zu klatschen. Mir reichte es nach 15 Min., da war mein Bedarf an grönländischer Kultur gedeckt. Die andere Hälfte der Mannschaft hoffte weiter auf ein spannendes Rockkonzert. Doch sie wurden arg enttäuscht, es fand nicht statt. Die Insulaner sind anscheint froh, über jede gebotene Abwechslung und sei sie noch so kläglich.
88. Tag - Sonntag - 07.08.2011
Langsam löste sich das Knäuel von Booten wieder, deren Besatzungen am Abend zuvor die Veranstaltung besucht hatten um das Jahresereignis mitzuerleben. Dabei ging es sehr rau zu. Sowohl am Bug als auch am Heck wurde die Falado leicht gerammt. Feinfühligkeit scheint hier eher ein Fremdwort zu sein. Danach ging es in die Touristeninformation, um die neuen Eis- karten ausdrucken zu lassen. Die Lage hat sich entspannt. Doch der Weg durch den Prinsen ist und bleibt unpassierbar. Herr Niels, gebürtiger Däne, hatte uns den Internetzugang er- möglicht, lebt schon seit 30 Jahren glücklich in Nanortalik. Die Lebensweise gefällt ihm sehr gut. Hier geht alles ein wenig gelassener zu, keine Hektik und mit den Insulanern kommt er gut zurecht. Da es durch den Sund nichts wird, machte er den Vorschlag, die Zeit bis die E-Wind Großwetterlage sich geändert hat, den nahe gelegenen Tasermiut Fjord zu besuchen, der mit seinem Gletscher am Ende sehr eindrucksvoll sein soll. Also Leinen los und ab ging es mit vollen Segeln in die reizvolle Fjordwelt. Abends wurde ein geschützter Platz in einer Bucht ausgemacht und das Eisen dort im Grund versenkt. Einen Nudelauflauf gab es zu Belohnung für das erfolgreiche Ankermanöver.
89. Tag - Montag - 08.08.2011
Mit dem Blister und achterlichem Wind, ging es hinein in die Tiefe des Fjord. Bis über 1800 m über den Meeresspiegel türmen sich die gezagten Felsgiganten gen Himmel. Der Gletscher Sermeq war schon von weitem eindrucksvoll zu sehen. Er ragt von seiner gewaltigen Höhe bis in den Fjord hinein. Zum Kalben reicht seine Eismasse am Fuß aber nicht mehr. Gegen 13:30 war das Ziel erreicht und es ging auch gleich wieder in die andere Richtung, nun aber mit Wind von vorn zurück nach Nuugaarsuq, zu unserem alten Ankerplatz von letzter Nacht. Auch heute hatten wir wieder Glück mit dem Wetter. Sozusagen eine Kopie von gestern. Das Grundeisen fiel an gleicher Stelle vor einer Schafsfarm. Das Futter für den Winter lag schon in Plastikfolie einge-rollt im Tal. Drei Kinder spielten am Wasser in der Idylle, aber auch in einer nicht für Jedermann geschaffenen Einsamkeit. Gestern konnten wir sie beim Baden in dem eisigen Wasser 5°C, erleben. Da lief einem die Gänsehaut schon beim Zusehen den Rücken herunter. Nachdem klar Schiff, gab es als Abendmahl Milchreis mit Früchten und wer mochte, mit Zimt und Zucker.
90. Tag - Dienstag - 09.08.2011
Kaiserwetter in Grönland. Im Moment werden wir wirklich mit schönem sonnigem Wetter verwöhnt. Wie angenehm es doch ist ohne Regenumhang die frische Luft zu genießen. Seit vielen Tagen keine Pfützen mehr unter Deck. Das leere Dosensortiment zum Auffangen einiger Wasserfälle im Schiffsinnern, kann entsorgt werden, die Quellen sind versiegt. So war denn auch unsere Rückreise aus dem Fjord ein Segelvergnügen bei rundum blauem Himmel und Sonnenbrille auf der Nase. In Nanortalik zurück, folgte ein Landgang in die zum Teil geöffneten Häuser des Freilichtmuseums. Eine Eindrucksvolle Ausstellung über die Lebensweise, den täglichen Überlebenskampf, der Jagdtechnik und dem Fertigungsgeschick im Kajakbau der Inuiten in der Vergangenheit. Ein nachdenklicher Spaziergang, der einem einmal mehr die Annehmlichkeiten, die wir heute für selbstverständlich halten bewusst werden lässt. Jedenfalls kehrte die Mannschaft hungrig zurück an Bord. Schnell wurde ein Gemisch aus Mehl, Eiern, Milch etwas Salz und Zucker angerührt und in der Pfanne Portionsweise gebraten. Zur Dekoration kamen noch Apfelscheiben obendrauf. In der Backröhre wurden die fertigen Brat- linge gestapelt und jeweils mit Zucker bestreut. Das ganze tauften wir dann Apfelpfannkuchen , die ohne Krümelreste verzehrt wurden.
91. Tag - Mittwoch - 10.08.2011
Nanortalik ist der letzte Ort in Grönland, indem Versorgungsmöglichkeit für uns bestand. Entsprechend wurde geplant und mit einer Liste ging es dann zum Kaufmann, um die Speisekammer für den Törn nach Island zu füllen. Verschwitzt von dem geleisteten Schwertransport gönnte die Mannschaft sich noch ein Duschbad für 50 Kronen (7 Euro pro Kopf und Mann) in der Jugendherberge. Mit vollen Tanks dampfte die Falado Gang zum Ausgangshafen nach Frederiksdal, denn es war keine Luftbewegung zu spüren und die See war spiegelglatt. Dafür gab es reichlich Nebel von Anfang bis Ende des Törnabschnittes. Vereinzelt schipperten ein Paar Eisberge vorbei und die Robben schauten alle Augenblick nach dem Rechten, indem sie ihre Köpfe wie ein Seerohr mit einem rundum Blick in alle Richtungen absuchten. Auch Wale konnten mit ihrer unverwechselbaren Blasfontäne akustisch wie auch optisch hin und wieder durch den Nebelvorhang war genommen werden. In Frederiksdal angekommen wurde noch schnell von unserem Koch ein Fischgericht zelebriert, dann ging es auch schon ruckzuck in die Koje.
92. Tag - Donnerstag - 11.08.2011
Um 02:30h schrillten die Wecker in allen Räumen der Falado. Der Abschiedstag aus Grönland wurde heute eingeläutet. Nach dem Frühstück, noch immer finster, ging die Reise los. Der Grund für den frühen Aufbruch, dass Kap sollte bei Tageslicht gerundet werden, damit uns nicht bei dunkler Nacht die Eisberge und Growler überraschen. Gegen 19:00h wurde gestern der Frederiksdaler Hafen erreicht. Weit und breit war kein kompaktes Eis zu sehen. Nur 8 Stunden später waren wir vom Eis eingeschlossen. Die ganze Mannschaft musste antreten, um nach Lücken Ausschau zu halten, durch die geschlüpft werden konnte. Nach 6 Stunden mit viel Herzklopfen und völliger Anspannung war es geschafft, das Labyrinth zu durchfahren. Auch diese Eisfahrt mit höchstem Schwierigkeitsgrad, denn dichter Nebel versperrte die Sicht. Zur Belohnung spendierte Rasmus eine Damenbrise aus Norden, wonach gleich der Blister zum Einsatz kam und das Motoren der letzten Tage beendete. Ganz zünftig, mit grönländischem Attribut wurde das Land verlassen. Mit Nebel der uns den Tag über die Treue hielt, Präsentation mehrerer Eisfelder und bei einer Temperatur von 0°C die ebenfalls nicht ungewöhnlich ist.
93. Tag - Freitag - 12.08.2011
Eine ereignisreiche Nacht mit halbwegs gutem Ausgang liegt nun Stunden zurück. Das Kap Farvel und das dahinterliegende ausgedruckte Eisfeld wurde mit einem Sicherheitsabstand wie geplant ca. 16:00h hinter uns gelassen. Etwas erleichtert, die Eisgefahr sei nun abgehakt, ging es mit vollen Segeln auf direktem Weg, Kurs Vestmannaeyaer. Der Nebel hielt unverändert das Gebiet verhüllt, obwohl der Wind auf 4-5 Bofort zugelegt hatte. Die Nacht sehr dunkel und kalt -2°C, sodass vorsichtshalber die Segelfläche deutlich verkleinert wurde. Durch den Niederschlag des dichten Nebel bedingt, stand überall gefrorenes Wasser. Nur kriechend konnte das Ziel an Deck erreicht werden und im Cockpit war es der reinste Eiertanz sich überhaupt auf den Beinen halten zu können. Dann unerwartet, musste die Yacht erste Berührung mit kleinen Growlern machen die vor dem Steven auftauchten und nicht erkennbar waren. Es waren nur wenige Augenblicke, da waren wir vollkommen eingekesselt in meterdicken Eisschollen und Brocken. Diesmal waren die Begegnungen mit dem Eisfeld völlig anders, als bei den vorherigen. Das Eis, durch den Wind und die starke Strömung, ständig in heftiger Bewegung, war unberechenbar und konnte durch den drückenden Wind nicht ausgewichen werden, sodass das Schiff sehr hart getroffen wurde. Mehrere Möglichkeiten wurden ausgelotet, doch keine führte zum Erfolg. Wir saßen eingekeilt in der Eismasse fest. Nun musste sofort gehandelt werden, bevor die harten Gletscherstücke die Yacht in Einzelteile zerlegt. Wir gingen zum Gegenangriff über und schoben die massiven Kolosse mit dem Bug sanft beiseite, wobei durch die heftige Dünung harte Stöße auf die Yacht ausgeübt wurden, die durch Markt und Knochen gingen. Nach stundenlangem Kampf mit dem Element, war der Durchbruch zu einer Öffnung gefunden. Nun die immer wiederkehrende Frage, wo-her kam dieses Eisfeld? Wozu nützen die aktuellsten Eiskarten, wenn es dann doch ganz anders ist. Ein genügender Sicherheitsabstand wurde immer gewahrt. Nun hoffen alle hier an Bord, dass es nun wirklich die letzte Art der Begegnung mit dem Weißen Ungeheuer war. Es ist und bleibt eine Horrorreise mit all den Ereignissen. Wie viel Prüfungen muss die Crew noch bestehen, und die Frage was wird die nächste Herausforderung sein?
94. Tag - Samstag - 13.08.2011
So langsam hat jeder Bordangehörige den Schrecken der letzten Nacht verdaut und das Schlafdefizit häppchenweise nachgeholt. Der Nebel, die letzten Tage ständig präsent, hat sich zurückgezogen, der Horizont ist wieder sichtbar und alles was um uns herum passiert, ebenfalls. Ich war der Diensthabende Wachgänger, und sah in der ferne ein Schiff mit Kurs West. Langsam kam es näher, änderte plötzlich seine Richtung und hielt auf uns zu. Sollte es hier auch schon Piraterie auf kleinere Schiffe geben, wohlmöglich die nächste Herausforderung die zu bestehen ist, war mein erster Gedanke. Doch beim näher kommen konnte ich den Namen des Schiffes lesen. Es war kein anderes als das Forschungsschiff "Meteor". Über UKW Sprechfunk nahmen wir miteinander Verbindung auf. "Eine denkwürdige Begegnung", so die Stimme von der Brücke des aus Hamburg stammenden Schiffes: "Tagelang kein Schiff in Sicht, nun treffen sich zwei Schiffe aus der Elbe im Nordatlantik". Sie sind auf dem Weg nach Grönland mit einem Forschungsauftrag und werden danach Reykjavik anlaufen. Von mir wollte er wissen, wie die Eislage zurzeit um Grönland herum ist, denn die Information darüber ist sehr schlecht, monierte er. Er war äußerst dankbar für die Auskunft, die ich ihm geben konnte und meinte noch, nachdem er Herkunft und Liegeplatz der Yacht abgefragt hatte, dann werden wir uns nach der Reise einmal treffen. Er, der Kapitän wünscht uns auch im Namen der Mannschaft eine gute Heimreise, die wir auch sehr gut brauchen können. Der Rest des Tages konnte bei leichter am Wind Brise, Sonnenbestrahlung und eine Menge kleiner Wale die sich in Bootsnähe tummelten so richtig genossen werden.
95. Tag - Sonntag - 14.08.2011
Nun sind wir den 4ten Tag auf dem Weg nach Island und Grönland liegt zurück im Kielwasser achteraus. Gedanklich ist man mit dem Land noch immer beschäftigt. Einmal die Schönheit der graubraunen Küstenberge mit der zerfurchten Felswelt, wie ein verwunschenes Reich aus uralten Sagen, bei Sonnenlicht im Original erlebt zu haben. Noch immer überwältigt von den mächtigen Felstürmen, die auf uns herab-blickten und aus unserer Zwergen Perspektive scheinbar den Himmel berührten. Steinerne Mauern unangreifbar wie in alten Zwingburgen ragen 1600 Meter aus dem Wasser. Landschaftsbilder von solcher Intensität prägen sich unauslöschlich ein. Doch dann das Eskimoisch, das Idiom der Inuiten, diese schwierige wohl von außerirdischen erdachte Sprache, bei der man beim Buchstabieren schon Halsschmerzen erleidet bleibt für mich immer ein Buch mit sieben Siegeln. Das Menschen in Orten leben können ohne Kontakt zu anderen Kommunen weil keine Straßenverbindung besteht und wenn, dann nur mit dem Schiff, bei eisfreien Zufahrten. Deshalb sind Alkohol und Drogen ein dauerhaftes Problem bei zu vielen Insulanern. Zurzeit hält uns der launische Wind in Atem. Für eine kurze Zeit bläst er verhalten, um dann den Dienst ganz einzustellen. Die Segel müssen geborgen werden, weil sie zermürbend heftig schlagen. Nach einer gewissen Zeit, schmeißt Rasmus seine Windmaschine wieder für kurze Zeit an und erneut werden die Segel gelüftet. So geht das schon eine ganze Weile und keine Aussicht auf dauerhaften Wind. Der Barograph schreibt seine Aufzeichnungen gradlinig ohne Berg und Talfahrt, also auch keine Thermik die uns voranbringt, in Aussicht. Gegen 20:00h war dann endgütig Schluss mit der kos-tenlosen Windkraft. Leichte Dünung sorgte für Bewegung, die uns aber nicht weiter brachte. Also weiterhin hoffen, dass die Situation sich bessert und sich in Geduld fassen.
96. Tag - Montag - 15.08.2011
Bis 10:00h morgens tote Hose. Der Ozean zurzeit ein Ententeich, den wir in bitterer Erfahrung auch ganz anders kennen gelernt haben. Der Eiserne Gustav wurde aus seinem Dorn- röschenschlaf geweckt, um uns aus dem Flautenloch heraus zu schieben. Nach einer Stunde zeigte die See eine leicht krause Oberfläche, die Hoffnung auf mehr weckte. Doch leider wurden die Segel weiterhin nur mäßig bis schlecht mit der gewünschten Luftmenge gefüllt. Alle Segel kamen mal wieder zum Einsatz und wurden ebenso schnell wieder eingepackt. Um jede Kabellänge wird gekämpft, doch am Ende des Tages kommen doch nur dürftige 30 - 50 Seemeilen zusammen. So ein Segeltag mit all den vielen Aktionen und den immer noch relativ kühlen Temperaturen, trotz Sonne, macht mächtig Appetit. Die Mannschaft plündert die Speisekammer, das die Vorräte nur so dahin schmelzen. Wenn das so weiter geht, muss doch noch irgendwo ein Tante Emma Laden aufgesucht werden. Das geht morgens um 08:30h mit dem Frühstück los. Mindesten pro Kopf und Mann 4 Scheiben Brot belegt mit Schinken, Wurst, Käse, Marmelade, Honig und dazu Tee oder Kaffee. 13:30h dann die Kaffeetafel mit Obst, Kuchen, Cockies und dazu wer mag Tee, Kaffee oder heiße Schokolade. 18:30h folgt dann die Hauptmalzeit. Die Menge die dann pro Kopf verzehrt wird, reichte aus, um an Land zwei Scheunendrescher damit satt zu bekommen. Die Nachtwache ergänzt den Kalorienbedarf noch einmal mit Kartoffel-Snack, Heißer Suppe und oder mit Schoko Leckereien. und dennoch ist es so, dass die Hosen sich immer mehr weiten und die Gürtel in regelmäßigen Abständen neue Löcher eingestanzt bekommen.
97. Tag - Dienstag - 16.08.2011
Keine Änderung der Lage. Kein Hauch zu spüren, dafür etwas Regen und raue Dünung die von weit her angerollt kommt, sonst alles wie gehabt. Scheinbar ist das unsere nächste Prüfung, mit der Flaute und der hohen Dünung, die wir zu bestehen haben. Das Barometer steht seit Tagen bei 1020 Millibar und rührt sich nicht von der Stelle. Ein Bord-Alltag, der viel Raum für kleine Reparaturen zulässt. So brauchte Paulinchen, fast ständig im Einsatz, eine Kurbehandlung, und der Ofen ebenfalls mehrmals täglich in Betrieb, eine Massage, weil sich an verschiedenen Stellen Ablagerungen gebildet haben. Sonst gibt es nichts zu berichten.
98. Tag - Mittwoch - 17.08.2011
Der Blister im Dauereinsatz, aber mehr an Deck liegend , als das er in aufgeblähter Form für Vortrieb sorgt. Mit langen Hälsen wird der Horizont von der Mannschaft abgesucht, ob nicht doch irgendwo Windstriche sichtbar sind. Und noch immer sind es bis nach Heimaey 400sm, gleich 740km. Vereinzelt zieht ein Regenschauer über uns hinweg, doch dann schaut die Sonne wieder vorbei. Eigentlich geht es der Besatzung nicht schlecht es fehlt ihr an nichts. Nur Wurzeln schlagen will hier keiner wirklich, dafür ist es auch zu tief, 3100m. Die Bettgarnitur schreit mal wieder nach einer Reinigung. Doch die Waschmaschine steht zu hause und wurde leider vergessen. Da hilft dann nur eine gute Auslüftung. Und wo gibt es einen besseren pollenfreien Ort als auf See. Ein Stoßgebet wurde dann gen Himmel geschickt, mit der bescheidenen Bitte, uns doch etwas Wind zu schicken. Nur Stunden später, nach einer Bearbeitungszeit, kam tatsächlich eine brauchbare Brise. Leider hatten wir vergessen auch noch die Richtung mit anzugeben. Nun weht er uns direkt von vorn ins Gesicht.
99. Tag - Donnerstag - 18.08.2011
Nun bläst der Wind schon seit 19 Stunden mit Stärke 5 aus Osten und erzeugt dabei große Schlaglöcher, denen wir nicht ausgewichen können. Die ruhige Phase mit gemütlich am Tisch sitzen und schlemmen ist seit dem vorbei. Nun wird zum Ziel hin zeitintensiv aufgekreuzt. So lernt man den Nordatlantik aber noch etwas genauer kennen und hat mehr vom Törn. Das Frühstück bestand aus Müsli und etwas Milch dabei. Mit der Schüssel auf dem Schoss wurde vorsichtig jongliert, damit der köstliche Inhalt bei der ruppigen Schiffsbewegung nicht erst im Bart und dann in der Bilge landet. Den ganzen Tag über, bei dem ausgeuferten Wind zum Sturm, wurde die Natur herausgefordert und versucht seglerisch dem Ziel näher zu kommen. Das Schiff musste bei der groben See einiges an Seeschlag einstecken und die Mannschaft ebenfalls. Am Ende des Tages, nach 24 Stunden waren es nur 50 sm, die wir gut gemacht haben. Gespannt wird auf die Windrichtung geachtet, ob eine Korrektur stattgefunden hat. Abends gab es nichts weiter als ein Süppchen aus der Dose, wobei die Hälfte der Mannschaft, aus Gründen höherer Gewalt, verzichtete.
100. Tag - Freitag - 19.08.2011
Gegen 05:30h nach einer unruhigen Nacht, hat die Schiffsführung beschlossen beizudrehen, da auch in den letzten Stunden keine Windrichtungsänderung erfolgt ist. Unter Beidrehen versteht man das Abwettern mit klein gerefftem Großsegel und back gesetzter Fock. In diesem Zustand liegt das Schiff quer zur See und relativ ruhig. Der Vortrieb ist dabei gewollt gering. Noch immer sind es 280 sm und seit 9 Tagen befinden wir uns schon auf See. Sollte der Wind sofort drehen, würden wir immer noch 3 Tage bis Heimaey benötigen. Unser Koch macht keine Anstalten, die Mannschaft zu versorgen. Aus seiner Kammer dringen laute Schnarchgeräusche, die für eine baldige Genesung sprechen. Solange ist eine Selbstversorgung angesagt. Da konnte man mal so richtig die Speisekammer durchforsten und sich sein Leibgericht herausangeln. Gegen 19:00 h dann ein Einlenken von Rasmus. Er korrigiert die Windrichtung ein wenig und lässt es ruhiger angehen, aber ausreichend genug für uns, die Falado wieder in Fahrt zu bringen.
101. Tag - Samstag - 20.08.2011
Langsam aber stetig nähern wir uns Meile für Meile dem Ziel. In der Nacht lief es ganz zufriedenstellend. Rechtzeitig zum Frühstück meldete der Koch sich zum Dienst zurück. Mit reichlich gedeckter Tafel und vollzähliger Mannschaft wurde auch reger Gebrauch von dem Angebot gemacht. Die gute Laune, dass es weitergeht regte bei dem Einen oder Anderen vermutlich den Appetit an. Tagsüber wurde es nicht langweilig. Die Windmaschine musste Defekt sein. Ständig drehte der Wind nördlich, dann weiter östlich und nach der Beauforttabelle ging es von 0-6 nur so auf und ab. Einreffen, ausreffen Fock zusätzlich mit ausbringen und wieder einholen. So verging die Zeit und ein Blick zwischendurch auf den Navigator, es hat sich gelohnt. Die Anzahl Meilen bis zu den Vestmannaeyjar Inseln wurden deutlich weniger. Der Koch gut erholt, legte sich ordentlich ins Geschirr. Große Schüsseln mit Zwiebeln klein geschnitten, Sahne und geheimnisvollen Gewürzen ergaben eine köstliche Soße. Mit Salzkartoffeln und Spiegeleiern zusammen ein leckeres Essen, wonach jeder einzelne Sailer sich noch immer viele Stunden danach, die Lippen leckte. So gesehen hatte die Seekrankheit bei unserem Koch auch etwas Positives bewirkt.
102. Tag - Sonntag - 21.08.2011
Seit 00:00 h ist hier an Bord Zapfenstreik. Nichts geht, nichts bewegt sich mehr. Es scheint alles wie verhext. Der Wind hat sich seit der Zeit für unbestimmte Zeit verabschiedet und keine Anzeichen sprechen für eine Wetteränderung. Deshalb wurde mit dem OM 636 Diesel der Versuch gestartet, aus dem Kalmengebiet herauszukommen. Doch nach zwei Stunden gaben wir auf. Der ganze Atlantik scheint zu einem Ententeich verkommen zu sein ohne einen Hauch von Luftbewegungen. Deshalb musste für Ablenkung gesorgt werden. Mit Nadel und Faden ging es ans Werk, weitere Nähte am Segelkleid, die noch nicht bearbeitet waren, zu stopfen. Langsam geht das Garn auch zur Neige. Vor Antritt der Reise sollte es einmal reichen, ein komplett neues Segel damit zu fertigen. Dabei umlagerten um die hundert Möwen das Schiff und stritten sich um die besten Logenlätze. Es waren noch so viele gute und freie Plätze um uns herum und Platzkarten wurden nun einmal nicht vergeben. Wale blasen zum Konzert und Schweinswale geben sich häufiger die Ehre und beehren uns mit ihrer eleganten Schwimmtechnik. Auch so wird uns Abwechslung geboten.
103. Tag - Montag - 22.08.2011
Gestern Abend wurde erneut der Versuch unternommen, mit maschineller Kraft aus dem Flautenloch heraus zukommen. Selbst im Dunklen konnte endlich eine krausköpfige Dünung festgestellt werden, aus der sehr schnell Wellen wurden. Die Richtung des Windes leider wieder direkt von vorn. Mit Groß-, Genua- und Focksegel ging es nun voran, auch gegen Wind und Wellen. Gegen Morgen nun die zweite Schiffsbegegnung seit Grönland. Ein Fischdampfer beim Beutemachen, begrüßte uns mit seinem Typhon. So ging es weiter den ganzen Tag über. Mit über 30 Jahren eine nicht mehr ganz junge Dame, keine Andere als die Carena 36 mit Namen "Falado", musste die letzten Tage sehr viel über sich ergehen lassen. Mit allem was an Segelfläche zu verantworten war, wurde gesetzt. Mit 5 Knoten Fahrt pflügte sie durch die raue See. Es polterte und krachte wenn sie in Wellentäler abtauchte und schon die nächste Wasserhürde sich vor ihr auftürmte um den Weg zu verstellen. Und die Mannschaft hat auch einiges auszuhalten. Jeder Schritt, jede Bewegung muss vorher gut bedacht sein, um nicht als Unfallkandidat zu Enden. Die Essenszubereitung schon eine akrobatische Leistung. Alles ist in Bewegung, die Abstellflächen eine schiefe Ebene und die Töpfe auf dem Herd wandern durch die Kardanik ständig hin und her, das es manchmal schon schwierig ist, den Topfinhalt mit dem Rührlöffel zu treffen. Irgendwie steht aber immer das Essen zur echten Zeit auf dem Tisch und bisher ist auch nichts davon in den Gardinen gelandet.
104. Tag - Dienstag - 23.08.2011
Mit fast brutaler gewallt wurde die Yacht durch die See gescheucht. Der Wind nahm stetig zu, änderte seine Richtung aber nicht ein Grad zu unseren Gunsten. Nach 12 1/2 Tagen sehnte sich hier jeder Mannschaftsgrad nach einer ruhigen Nacht und einer Duschgelegenheit. Deshalb wurde, das Ziel greifbar nahe, die Maschine gestartet und die letzten 8 sm motort. Seglerisch wären es noch über 20 Seemeilen geworden. Noch eine stürmische pechschwarzen Nacht gegen an zu kreuzen wollte keiner hier an Bord mehr. Die ersten Schritte an Land waren dann auch entspre-chend unorthodox als würden einige Promille Alkohol in den Adern ihr Unwesen treiben, denn schwankend und taumelnd verlief der erste Landgang. Die Hauptspeise konnte nach langer Zeit mal wieder auf dem Teller serviert werden und nicht in der Schüssel oder Napf. Das sind die kleinen Freuden hier an Bord.
105. Tag - Mittwoch - 24.08.2011
Nach einer ruhigen entspannten Nacht ohne Befürchtung für Manöver geweckt zu werden und dabei irgendwelche Blessuren durch die heftigen Schiffsbewegungen einzuhandeln, ging es dann gut erholt daran, muffelnde Bett- und Wäschestücke in Müllsäcke zu stopfen und ab damit in die örtliche Waschstube. Auch die Mannschaft verbreitete eine Aura die den Mitmenschen nicht mehr zugemutet werden konnte. Mit den entsprechenden Utensilien, ging es dann gleich weiter in die Entkeimungsanstalt. Es war ein Glücksfall, dass kein anderer Badegast in der Nähe war, der das eingetrübte Wasser nach unserem Vorwaschgang sehen konnte. Viele Stunden im Koch- waschgang waren nötig, auch noch die letzten Parasiten los zu werden. Von der angebotenen Wassermassage in den Hot-Pots wurde reger Gebrauch gemacht, um die lädierten Gliedmaßen zu behandeln. Wie nach einer Frischzellen-Kur verließ die Besatzung den Jungbrunnen. Nun für neue bevorstehende Aufgaben gut gerüstet, folgte ein Besuch in der familiär geführten Touristeninformation bei dem wirklich netten und hilfsbereiten Personal. Wir wurden begrüßt wie alte Freunde, die sich lange nicht gesehen haben und beköstigt wurden wir obendrein. Freier Internet-Zugang für uns eine Selbstverständlichkeit und bei anstehenden Besorgungen wurden die Sailors aus Germany mit dem Auto kutschiert. Abgerundet wurde der Tag mit einem Fisch-gericht, dazu krausen Muster und als Nachttisch eingezuckerte Birnen.
106. Tag - Donnerstag - 25.08.2011
Eine Nacht die gewöhnungsbedürftig war. Die Bettwäsche und der Nachtanzug rochen fremdartig, weil alles klinisch gereinigt und die gewöhnte Duftnote verschwunden war. Auch daran werden wir uns schnell gewöhnen. Der nächste Törnabschnitt steht bevor. Das arg strapazierte Rigg musste sich einem Gesundheitscheck unterziehen. Die Wanten und Stagen wurden nachgespannt und jeder Draht und Terminal genaustes inspiziert. Die Tanks bis zum Überlaufen gefüllt und die Einkaufsliste abgearbeitet. Gute 400 sm liegen vor uns und bei dem unberechenbaren Wetter muss eben für alles gesorgt sein.
107. Tag - Freitag - 26.08.2011
Eine nette Verabschiedung mit der Touristik-Familie, fand gestern Abend noch statt. Ihre menschlich -vorbildliche Art und ihre außergewöhnliche Gefällig - und Herzlichkeit von der wir sehr profitiert haben, wird nicht so schnell in Vergessenheit geraten. Um 04:30 h wurden dennoch die Festmacherleinen in Heimaey eingeholt und die Färöer Inseln ins Visier genommen. Langsam zog die bizarre Südküste von Island bei sonnigem Wetter den Tag über an uns vorbei, so als sollten wir sie in guter Erinnerung behalten. Der Gletscher Myrdalsökull im Mai, bei der Anreise im lupenreinen Weiß gekleidet, war nun mit braun schwarzem Lava Staub bestäubt. Von den Vestmannaeyjar Inseln, die wir heute Morgen in unserem Kielwasser zurückgelassen haben und deren Entstehung, die Islandsaga so beschreibt. In grauer Vorzeit lebte im Süden Islands ein riesen Trollweib. Einem kleinen männlichen Troll widerfuhr das Unglück, ihr zu gefallen. Er folgte ihrer Einladung zu Speise und Trank. Durchtrieben wie nur Trollweiber sind, beschränkten sich ihre Gelüste nicht nur auf Gaumen-schmaus. Sie näherte sich dem Männchen mit eindeutigen Absichten. Von den gewaltigen Ausmaßen der hitzigen Verehrerin bedrängt, ward er von Panik ergriffen und suchte Hals über Kopf das Weite. Die Verschmähte geriet in Zorn und sammelte herumliegende Wackersteine auf und feuerte sie dem Flüchtenden hinterher. Wie ein ver- ängstigtes Häschen rannte er über die Äcker um sein Leben. Einige der gewaltigen Wurf- geschosse landeten im Meer. So entstand eine neue Inselkette, die Vestmannaeyjar Inseln. Als die Riesentrollin die Vergeblichkeit ihrer Wurfgeschosse einsah, setzte sie dem armen kleinen Kerl hinterher, erstickte seine Bedenken in den Massen ihrer Oberweite und entführte ihn hinüber auf den größten ins Meer geworfenen Felsbrocken. Sie ehelichte ihn ungefragt, nannte sich nach alter Wikingertradition Gudrid und das Männchen Thorvald. Sie lebten glücklich miteinander, wie Gudrid behauptete. Was kann es da zum Abschied schöneres geben, als ein berauschender Sonnenuntergang mit der Kulisse des Landes im Hintergrund.
108. Tag - Samstag - 27.08.2011
In der Nacht ist das Land von Gudrid hinterm Horizont verschwunden. Um uns herum nur die Weite des Atlantischen Ozeans. Eine leichte Brise schiebt die Yacht in den Morgenstunden bei Vollzeug und einer unangenehmen Kreuzsee in östliche Richtung. Der Himmel, bei einem stei- genden Barometerstand um die 1028 Hekto-pascal, eingetrübt, dicht bewölkt. Die Sturm-vogel-Möwen ständig in Bewegung die einzigen Begleiter. Sonst sind keine weiteren Aktivitäten im und auf dem Wasser zu vermelden. Es scheint so, als würde eine Fortsetzung der Wind- verhältnisse zwischen Grönland und Island folgen. Von am Wind Kurs bis achterlich, von 5 Beaufort bis weniger als nichts. So wird für Bewegung gesorgt und die alternden Knochen geschmeidig gehalten. Nur mit dem Vorrankommen ist das so eine Sache. Der Diesel wurde für eine Stunde bemüht, in der Hoffnung eine Windzone zu erreichen. Gegen Abend dann endlich eine brauchbare Blisterbrise mit hoffentlich etwas mehr Stehvermögen. Unser Koch, bei der Dümpelei noch immer gut beisammen, tröstete die Mannschaft mit einem Nudelgericht und einer verfeinerten Tomatensoße.
109. Tag - Sonntag - 28.08.2011
Die Nacht war himmlisch ruhig, zu ruhig für uns. Der Wind hatte sich ebenfalls aufs Ohr gelegt. Somit wurden alle Segel eingepackt, damit sie bei der Dümpelei kein Opfer für den Segelmacher werden. Für die Altherren Crew ging es dann mit einer Morgenbrise und dem Leichtwind Segel, gemächlich weiter. Unser nächstes Ziel, die Färöer Inseln, auch als Regenfass des Atlantiks bezeichnet, liegen noch über 200 sm östlich vor uns. In ca. 7 Tagen der Woche, so wird gesagt, gibt es einen regenfreien Tag. Die über 20 Inseln, davon 16 bewohnt sind in länglicher Form alle südöstlich ausgerichtet. Seit tausend Jahren sind die Färinger auf den kargen, öden und baum- losen Felsen ansässig und bilden heute eine Kommune von vierzigtausend Menschen, so wie die letzte Eiszeit sie geformt und zurückgelassen hat. Dabei sind die Menschen auf den Inseln in der Minderheit. Doppelt so viele Vierbeiner mähen das üppig wachsende Gras, dank der hohen Niederschläge, das als einzige Grünpflanze gedeiht. Es wir wohl noch ein Weilchen dauern, bis die Inselkette am Horizont sichtbar wird. Der Wind hatte sich, wie gestern Abend auch, bis auf einen leichten Hauch verabschiedet. Die See von der Tagbrise noch in Aufruhr, schaukelte Schiff und Besatzung ordentlich durch.
110. Tag - Montag - 29.08.2011
Bis Punkt 00:00 h konnte der an Stehvermögen leidende Blister noch gefahren werden. Dann war es endgültig Schluss. Bei pottendunkler Nacht musste er bei wilder Schaukelei geborgen werden und um 05:00 h wurde das Schiff bei lumpigen 2 Beau-fort wieder in Fahrt gebracht. Bei der Windstärke war eine Raserei auf dem Atlantik nicht möglich. Nur verhaltenes Kaffeesegeln wie an einem schönen Sonntagnachmittag. Doch jeder Tropfen höhlt den Stein, und jede erkämpfte Meile bringt uns dem Ziel ein Stückchen näher. Bei einem Stück Kuchen, heißer Schokolade und Tee am Nachmittag kam dann der erhoffte Wind aus Nord. An dem Spruch, nur ruhig und Tee trinken, könnte doch etwas dran sein. Sonst gab es hier an Bord keine Höhen und Tiefen zu vermelden. Die Meeresbewohner zeigten sich auch nicht. Nur Seeschwalben gesellten sich zu den Sturmmöwen die ihre Kreise kurz über der Wasseroberfläche nach Fischen absuchten.
111.Tag - Dienstag - 30.08.2011
Aus Dunst und Nebel tauchten am Morgen die ersten Inseln Vaagö und Strömö vor uns auf. Mit dem Bug schieben wir die Falado in das Tor der steilen Felswände dem Vestmanna Sund, der einen Durchlass zwischen beiden Inseln bildet. Die Stromschnellen mit gewaltigen Strudeln schleusten uns zügig durch die basalthaltigen Felstürme hindurch. Bizarre und ehrfurchtsvolle Steilküsten ziehen rechts und links an uns vorbei. Die feuchten Wiesen leuchten im satten Grün und enden an abrupt dunklen steilen Abstürzen in schaurige Abgründe zum Fjord. Ein mahnend von der Natur geformter Zeigefinger gen Himmel gerichtet, am Ende der Durchfahrt. Was auch immer er damit zum Ausdruck bringen möchte, zum Nachdenken regt er allemal an. Gegen Abend machte das Land seinen Ruf als Regenbassin alle Ehre. Dunkle aufziehende Wolken kündigten schon an, dass das Ölzeug aus der Mottenkiste wieder heraus gekramt werden musste. Den ganzen Törnabschnitt wurde es nicht gebraucht. Doch jetzt ist uns allen klar, die Navigation hat mal wieder gestimmt, wir sind auf den Färöer angekommen.
112. Tag - Mittwoch - 31.08.2011
Mit frischen Brötchendüften lockte der Koch die Faladocrew aus den Federn. Nach dem leckeren Frühstück, unterzogen sich Schiff und Besatzung anschließend einer Generalreinigung und die Maschine erhielt einen Ölwechsel spendiert. Auf dem Weg in die Bücherei direkt am Hafen ein Verkaufsstand. Im weitesten Sinne ein kleiner Fischmarkt. Kleines Geflügel sowohl gegrillt als auch im fertigen Bratzustand im Angeboten. Es sah alles sehr appetitlich aus. Nur das ganze hatte einen Haken. Es waren keine Hähnchen oder Tauben, es waren frischgefangene Möwen. Eine Delikatesse scheinbar aber nur für die Färinger. Naserümpfend betrachteten die aus- ländischen Gäste, als auch die Bordleute von dem Segler aus Uetersen bzw. Borsfleth die aufgereihten Kreaturen. Bevor gestern in den Vestmanna Sund eingelaufen wurde, konnten wir beobachten, wie kleine schnelle Boote mit drei Mann Besatzung auf der Jagd waren. Ein Späher der die auf dem Wasser sitzenden Möwen ortete, ein Weiterer vorn am Bug mit einem Kescher der sie geübt einsackte und der dritte im Bunde, am Ruder. Wir zogen es vor, die Verpflegung für den Tag im Supermarkt zu organisieren. Ein neues Problem tauchte plötzlich auf. Die Rückreise sollte wieder über Schottland gehen. Doch aus verschiedenen Gründen hat die Stammbesatzung beschlossen die Shetlandinseln anzusteuern. Eine bunte Mischung Gastlandflaggen befinden sich an Bord. Nur die der kleinen autonomen Inselgruppe nicht. Hier wurden vergeblich alle Möglichkeiten ausgeschöpft so eine Flagge zu bekommen. Nun erhält die blaue schwedische Nationale, mit einem gelben - ein weißes Kreuz. Mit Nadel, Faden und ein Stück Leinentuch wird der Zauber vollzogen. Damit kann die Decksbesatzung, auf der Reise oft geübt, mittlerweile ganz gut umgehen.
113. Tag - Donnerstag - 01.09.2011
Die erste Amtshandlung nach der morgendlichen Stärkung, Inventur. Die Bestände in den 3 3/4 Monaten Segelvergnügen arg geschrumpft und die Liste nicht immer ordnungsgemäß geführt, weil äußere Umstände es verhinderten. Nach dem eine Rolle Garn besorgt wurde, ist es nun auch möglich, ohne schlechtes Gewissen, Shetland anzusteuern. Eine Gastlandflagge für die Inseln ist nun Landesfarbengerecht mit Nähgeschirr und etwas Stoff umgemodelt und kann gesetzt werden. Nun müsste nur noch der Wind ein Tick weiter westlicher drehen, damit uns eine erneute Knüppelei erspart bleibt. Ein norwegischer Segler neben uns liegend, wartet ebenfalls auf eine Wetteränderung. Der Kutter, genauer der Schoner meines Freundes, der urige Nordländer Nachkomme der Wikinger, belegte gegen Abend mit seinem Zweimaster seinen Stammplatz. Mehr als 20 zahlende Gäste hatte er um die Inseln kutschiert. Eine kurze knackige Begrüßung und augenblicklich später saß die Besatzung der einzigen deutschen Yacht im Hafen bei Schmuddelwetter im Untergrund des Zweimasters. Dort erfuhren wir, das Schiff gehört einer Eignergemeinschaft von 6 Personen. Alles gestandene Seefahrer, wobei einer von ihnen, auch anwesend, zur gleichen Zeit Maschinist auf einem dänischen Schiff gedient, Afrika bereist hatte, als ich ebenfalls dort auf einem deutschen Frachter als Maschinist tätig war. Der Skipper des Schoners lud uns ein, am morgigen Tag einen Segeltörn mi-zumachen. Der Antwort sind wir bisher schuldig geblieben. Und wie sollte es anders sein, wir, die von der Falado, verließen den Oldtimer, Baujahr 1945, nicht ohne einen großen Topf mit Fischsuppe und obendrauf eine Schüssel voller Schrimps. Das Abendbrot war somit zu 100% gesichert.
114. Tag - Freitag - 02.09.2011
Typisches Färöer Wetter. Es prasselte die ganze Nacht bis weit über die Mittagzeit hinaus aufs Kajütdach. Erst dann gab es eine Wolkenlücke, die es erlaubte, ohne Schwimmring und Weste den sicheren Unterstand an Bord zu verlassen. Die Beine mussten vertreten werden nach dem köstlichen Mahl gestern Abend mit der Fischsuppe, die gereichte hätte, eine doppelte Anzahl Mäuler damit zu stopfen. Der Rest wurde heute Mittag genüsslich verzehrt. Erneut musste eine Einkaufsliste erstellt- und in dem breiten Angebot des Supermarktes die letzten Insel-Kronen für Lebensmittel ausgegeben werden für die Überfahrt zu den Shetlands. Dabei ging es wohl oder übel an den täglich zunehmenden Ständen der zubereiteten Möwen vor-bei. Das Angebot wurde täglich immer breiter. In allen Variationen waren sie nun zu haben. Eingepökelt, geräuchert, gehäutet und, und... Das Interesse der Torshavener an den Vögeln ist beeindruckend. Mit vollen Taschen gingen sie an den Mann oder Frau. Für uns waren die neusten Wetterdaten, aus dem Internet besorgt, interessanter. An und über Deck ging es dann rege daran, Vorbereitungen für den nächsten Törn Abschnitt zu treffen.
115. Tag - Samstag - 03.09.2011
Die Tage in Torshaven sind für uns gezählt. Früh morgens, noch finster wurde die Verbindung zur Insel gelöst. Zuvor ein Blick aus dem Luk und ein paar Schritte an Deck, um die Lage zu peilen, stolperte ich über das uns offensichtlich zugedachte Frühstück. Baguettes, frisch geröstet und ein Gefäß mit Fischsuppe. Es war kein Absender vermerkt, aber der Spender konnte auch so schnell ermittelt werden. Unser Freund hatte es gestern Abend mit einer lustigen Gesellschaft zu tun, zu der wir auch eine Einladung hatten. Sie hatten auf dem Zweimaster einen Nachttörn gebucht mit Speis und Getränk. Im Hafen wurden die Becher schon kräftig gefüllt und und lautstark zügig geleert. Spät in der Nacht kehrten die Ausflügler angeschlagen ruhig und verhalten von der doch sehr bewegten See zurück. Wir haben uns jedenfalls über das Abschiedsdinner gefreut und werden diesen urigen Seemann mit seinem Schoner in guter Erinnerung behalten. Die Carena 36" hatte mal wieder schwer zu kämpfen. Hoch am Wind wurde sie bei voller Besegelung gegen die anstehende See gehetzt, so das ein Krachen, Ächzen und Gischtsprühen die Folge waren. Die Mannschaft versuchte sich derweil schadlos zu halten und ging unter dem Verdeck in Deckung. Dann mussten bei dem Wetter die Gummistiefel, im Begriff sich aufzulösen, erneut mit Pantera abgedichtet werden. Wenn der Verfall so weitergeht, sind es keine "Gill", - dann sind es Pantera Stiefel. Der Wind beruhigte sich tagsüber und so wurde es bei Sonne pur noch ein angenehmer Segeltag.
116. Tag - Sonntag - 04.09.2011
Von der bürgerlichen Dämmerung bis tief in die schwarze Nacht hinein verlief meine Brückenwache. Der Himmel ohne ein Wölkchen sternenklar, so wie er eigentlich nur auf See beeindruckend schön erlebt werden kann. Keine Dunst oder Abgase behinderten die Sicht nach oben, sodass die Milliarden Himmelskörper leuchtend und zum Teil wie Diamanten funkelnd zu bewundern waren. Die unzähligen Sternschnuppen, Meteoriten mit ihrem langen Schweif werteten das Gesamtbild beeindruckend auf. Hinzu ein Meeresleuchten, das Bug- und Heckwasser der Yacht sowie die Schaumberge der Wellen erleuchten ließen. Das Frühstück dagegen viel wegen der heftigen Schiffsbewegung etwas mager aus. Es gab Müsli mit etwas Milch dazu. Dafür entwickelte sich der Tag wie schon zuvor die Nacht mit viel Sonne und angenehmen Temperaturen von 19°C. Nur Rasmus dieser Patron, bläst uns seit Wochen den Wind ins Gesicht. Etwas gnädig erschien er dann doch, mit seinen 3-4 zum Teil 5 Beaufort war es nicht ganz so arges geknüppel gegen Wind und Wellen. Abends kündigten 70-80 Möwen im und auf dem Wasser mit ihrem Gekrächze, direkt vor uns etwas an. Meine Vermutung zunächst, ein Fischschwarm von Schweinswalen attackiert, flüchtete an die Wasseroberfläche und würden Beute für die Luftakrobaten. Ein großer Walkadaver trieb dort schwerfällig wie ein Growler im Meer und die Sturmmöwen labten sich an dem fetten Braten. Unsere Abendmalzeit hingegen, Wildgulasch mit Nudeln.
117. Tag - Montag - 05.09.2011
Der Abend zuvor kündigte mit dem Wolkenbild eine Wetteränderung an. In der Nacht dann bezog sich der Himmel und der Wind flaute zunächst ab. Mit einer Drehung zu unseren Gunsten legte er dann zu und stimmte die Mannschaft zuversichtlich, Lerwick die Hauptstadt von Shetland noch am selben Tag zu erreichen. Bei heftigem Regen verbrachten die Crew die letzten 20 Meilen bis zum Einlaufen in den Inselhafen. Bei einem kurzen Rundgang an Land mit Schirm und Südwester wurden Möglichkeiten ausgelotet, wie die Bedürfnisse der Fahrensleute, Duschen, Strom, Wasser, Internet- und Einkaufsmöglichkeiten, zu befrieden sind. Wieder triefend nass zurück an Bord, krempelte der Koch die Ärmel auf, um sich auf seine Art für die schnelle Ankunft hier in Lerwick zu bedanken. Mit Gänsekeule, Rotkohl und Salzkartoffeln und dazu ein Gläschen Wein. Für so ein Mahl würde die Mannschaft glatt noch mal nach Grönland segeln.
118. Tag - Dienstag - 06.09.2011
Bei heftigem Dauerregen, der auch die ganze Nacht aufs Schiff trommelte, flüchtet die Mannschaft im Laufschritt in die Bibliothek. Dort ist freier Internetzugang. Eine halbe Stunde an der Maschine herumgetippt, schon ging es wieder ins Freie. Wir konnten nicht glauben, was wir sahen. Der Wind hatte sich gelegt und die Sonne lachte uns entgegen. Weit am Horizont zogen die dunklen Wolken davon. Pullover und Regenzeug wurde an Bord verdammt und ab ging es wie Touristen nun mal sind, mit der Kamera um den Hals, in die wunderschöne Altstadt. Lerwick das hübsche Städtchen mit 6800 Einwohnern entstand erst im 17. Jahrhundert als holländische Fischer den geschützten Naturhafen entdeckten. Die ersten Wohn- und Warenhäuser mit Lodheries entstanden alle am Ufer mit eigenem Anleger zum Entladen ihrer Waren. Die romantischen engen Gassen rund um die Commercial Street haben Schmugglern das Entkommen erleichtert. Der Hafen ist mit internationalen Yachten belegt. Eine große Deutsche Yacht als Ausbildungsschiff liegt ebenfalls hier. Alles Langfahrtsegler. Einige von ihnen waren ebenfalls auf Grönland. Auf einer norwegischen Yacht wurden fleißig Segel repariert, die den letzten Sturm nicht schadlos überstanden haben. Ein englisches Pärchen mit ihrer Yacht haben hier offensichtlich Wurzeln geschlagen. Sie liegen schon ein halbes Jahr hier im eingebetteten Hafen der Altstadt. Wir dagegen werden morgen die reichen Shetlands verlassen, deren Ölfelder seit 1970 ausgebeutet werden. Sie erlaubten die Ausbeutung erst, als ihnen weitgehende Gelder für einen Umweltschutzfonds und zum Aufbau der heimischen Industrie für die Zeit nach dem Öl von den Konzernen gezahlt wurden. Wenn nicht, so die Shetlander, bleibt das Öl da unten und kommt unseren Kindern zugute.
119. Tag - Mittwoch - 07.09.2011
Erneut wird von einer Inselgruppe speziell von Lerwick Abschied genommen. Zuvor der Gang in das Bedürfnis- und Erfrischungszentrum, indem ein überaus freundlicher, hilfsbereiter stets zu Späßchen aufgelegter Hauswart beschäftigt ist und einer der Wenigen, mit denen eine Verständigung möglich war. Er kannte all' seine Schäfchen die bei ihm ein und aus gingen und interessierte sich für jeden Einzelnen. Ein Check noch über die Wetteraussichten, dann ging es mit Offshore Anzügen verklei-det bei Regen und West-7 Beaufort in See. Es dauerte nur wenige Stunden, da war von den Shetlands nichts mehr zu sehen und wir waren wieder mit uns allein. Da geht einem nachhaltig noch einiges durch den Kopf z.B. die Sprache. So sehr man sich bemühte, es war nicht möglich, sich mit den Insulanern zu unterhalten. Eine Sprache, die eine Abwandlung aus dem Altnorwegischen ist und mit dem Englischen wenig zu tun hat. Mit Zuhilfenahme von Händen und Füßen konnte dann doch alles geklärt und geregelt werden. In Lerwick wurde einem bewusst, so langsam kehren wir zurück in die mitteleuropäischen Zivilisation. Der Gang über die Straße mit den vielen Autos muss wieder erlernt werden, wenn es zu keiner Kollision mit den Ka-rossen kommen soll und der Linksverkehr erschwerte es zusätzlich. In den letzten Monaten auf den dünn besiedelten Inseln war der Straßenverkehr kein Thema. So langsam rückt die Geisterstunde näher und um 24:00 h Ortszeit geht auch hier der Tag zu Ende.
120. Tag - Donnerstag - 08.09.2011
In der Nacht tauchten in der Ferne undefinierbare Hindernisse auf, die mit Weih-nachtsbäumen vergleichbar waren. Unten breit nach oben hin spitz zulaufend und mit einer Festtagsbeleuchtung versehen. Beim näher kommen entpuppten sich diese Hindernisse als Bohrinseln. Wahllos schienen sie einzeln irgendwo eingepflanzt worden zu sein und zusammengenommen bildeten sie einen Wald, durch den unsere Fahrt verlief. Es dauerte die ganze Nacht und den Tag über bevor die stähler-nen Ungeheuer im Heckwasser achteraus verschwanden. Einzelnen Regenschauer mit zwischendurch reichlichen Sonnenstunden, bescherten Regenbogen, die von Horizont zu Horizont reichten. Die Temperaturen steigen täglich, so dass auf Wollmütze, Handschuhe und eine Zwiebelgarnitur verzichtet werden konnte. Wenn das so weitergeht, werden wir, so unsere Planung, am Sonntag den 25.September gegen 15:00 h im Uetersener Stichhafen mit Badehose und Schweißtuch um Hals einlaufen. Unser Törnabschnitt verlief bisher sehr rasant. Doch selbst der Koch trotzt den unorthodoxen Schiffsbewegungen und steht seinen Mann in der Kombüse, so dass die Mahlzeiten immer pünktlich serviert werden.
121. Tag - Freitag - 09.09.2011
Es war einer unserer Unkompliziertesten Reisetörns, ohne Eis, Nebel, Wind von vorn ins Gesicht und Sturm über 8 Beaufort. Ein Törn zum Genießen. Friedensangebote von Rasmus an uns. Mit 6-7 Meilen Fahrt rückten wir der Küste der Wikinger immer näher, die heute ein friedliches Völkchen sind. Über drei Jahrhunderte, zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert versetzte der Ausruf: "Die Wikinger kommen“, ganz Europa in Angst und Schrecken. Leif Eriksen, einer der bekanntesten Nordgermanen, entdeckte im Jahre 992 Neufundland. Demnach haben die Wikinger 500 Jahre vor Kolumbus Amerika entdeckt. Wir entdeckten die Einfahrt nach Egersund, südöstlich von Norwegen, gegen 14:00 h. An einem freien Steg für Gäste wurden die Leinen der Falado belegt. In einem in 200 m Abstand stehendes Festzelt, herrschte reger Betrieb. Riesige Lautsprecherboxen mit dem nötigen Zubehör wurden per Lastkraftwagen angeliefert. Bald darauf tönte es ohrenbetäubend zu uns herüber. Da half nur eines, Schotten dicht. Das Hafenangebot mit Duschen und Sanitären Anlagen sowie freier Internetzugang zuvor noch schnell ausgekundschaftet und in Anspruch ge-nommen. Dann eilte auch schon der Abend heran an dem die Sailers einen kräftigen Schluck aus den Beständen der Bordapotheke zu sich nahmen und bald darauf die Kojen enterten.
122. Tag - Samstag - 10.09.2011

Nach einer erholsamen Nacht folgte das gemeinsame Frühstück. Vier Scheiben Brot immer gut belegt waren bisher der Standard. Nun kamen wir ins Grübeln, wieso die letzte Scheibe ein Problem geworden- und auch sonst der große Appetit nicht mehr in dem gewohntem Umfang vorhanden ist. Ist eine Krankheit wohlmöglich die Ursache oder nur allgemeines Unwohlsein oder andere Ursachen oder, oder... Dann kamen wir zu dem Schluss es muss etwas mit den tropischen Temperaturen zu tun haben, weshalb einfach weniger Kalorien benötigt werden. Noch nicht vor allzu langer Zeit fröstelte die Mannschaft ständig, trotz warmer Kleidung und jetzt sind nicht einmal mehr die Betten klamm und feucht. Die Schränke platzen aus der Verleimung, weil immer mehr Klamotten, die sonst getragen wurden, dort verstaut werden müssen. Leicht bekleidet ging es dann auch zu einem Landspaziergang in das kleine liebliche Städtchen Egersund. Die Stadt wirkte auf die Ausflügler aufgeräumt und gepflegt. Nach der Ortsbesichtigung ein Blick in das Festzelt. Zu unserer Verwunderung wurden die Gerätschaften aus dem Festzelt wieder entfernt. Die Befürchtung eine zweite Nacht mit Donnergetöse würde folgen, waren unbegründet. Anfang der 80ziger Jahre steuerte ich Egersund zum ersten Mal an. Es war zu Beginn der Sa-son, da lag ich als einziges Boot im Hafen. Heute quillt er über mit einheimischen Yachten. Damals konnte man 1/2 Tomaten und 1/4 Gurken kaufen. So haben sich auch hier die Zeiten durch das schwarze Gold verändert.

123. Tag - Sonntag - 11.09.2011
Die Matratzen der Fahrensleute wurden heute am Sonntag etwas länger strapaziert. Durch den Ruhestörenden Lärm eines in der Nacht über den Ort niedergegangenen Wolkenbruchs wurde der Schönheitsschlaf unterbrochen, der unbedingt nachgeholt werden musste. Ein typisches deutsches Frühstück mit Konfitüre Honig und einem gekochten 5 Minuten Ei weckte die Lebensgeister der Langschläfer. Ein bisschen Haushalt und ein bisschen Bordbeschäftigung füllten anschließend den Vormittag zeitlich aus. Eine erweiterte Ortsbesichtigung stand auf dem Tagesprogramm. Es musste nur noch der richtige Zeitpunkt zwischen den uns regelmäßig beehrenden Regenschauern gefunden werden. Ein idyllisches Städtchen, das schon nach kurzer Wanderung ländlichen Charakter einnahm und in die gebirgige Landschaft mit Flussläufen, Seen, und Fjorden gekonnt eingebettet wurde. Verschiedene Villen und feudale Häuser zeugen von gewissem Wohlstand dieser Stadt. Soeben hatte der zuletzt ankommende Bordangehörige seinen Fuß an Bord platziert, öffnete Petrus ohne Gnade erneut die Schleusen von oben. Ein Tag ohne Stress und Hektik mit einem gewissen Erholungswert neigte sich mit einem abschließenden Sonntagsmenü seinem Ende.
124. Tag - Montag - 12.09.2011
Ein typisch blauer Montag für die Falado Besatzung. Draußen stürmt und schüttet es, das keiner ohne Not die Nase aus dem Luk hielt. Wie angenehm es dann doch war, keine weiten Wege gehen zu müssen um die Wetteraussichten zu erhalten oder andere Angelegenheiten per Maschine zu klären. Der Hafen bietet freien Internetzugang über W-Lan für alle Gäste. Ein Blick auf die Seite passageweather.com schon ist man bestens informiert, über die Großwetterlage. Die Isobaren erschreckend nahe beisammen, dass an ein Auslaufen im Moment nicht zu denken ist. Es ist aber erforderlich einen Landgang zu organisieren mit Freiwilligen für einen nötigen Einkauf. Keiner der Männer an Bord rührte sich und hoffte es würde sich schon ein anderer melden. Das ganze grenzte schon an Meuterei. Da ist man ein paar Meilen von Grönland entfernt, schon verweichlicht die gesamte Stammbesatzung. Schließlich gingen dann alle gemeinsam den Weg der gegangen werden musste und der Fall war gelöst. Wie frisch aus der Waschbalje entstiegen kehrte das Team mit der Beute im Korb an Bord zurück. Der Koch hatte die nötigen Zutaten vor sich und konnte die Töpfe nun zum Glühen bringen zum Wohle der Mannschaft. Der Rest des Tages wurde mit Lesestunden verbracht um das was man schon immer mal wissen wollte, zu erfahren.
125. Tag - Dienstag - 13.09.2011
Ein heftiger Sturm mit peitschendem Regen zog heute Nacht übers Land und hält unvermindert an. Es bläst aus allen Rohren als würde die Falado im Windkanal getestet. Sie zerrt an den Leinen wie ein Rennpferd, das kaum erwarten kann auf die Bahn gelassen zu werden. Die Mannschaft ist nicht unglücklich darüber, das Unwetter im Hafen aussitzen zu müssen, statt auf See durchgerüttelt und mit Salzwasser einbalsamiert zu werden. Die Natur bestimmt nun mal die Richtlinien und wir haben uns zu fügen. Der Tag verlief dann auch entsprechend trübe und öde. Wer nicht riskieren wollte von den Wassermassen weggespült und davon geweht zu werden, blieb lieber an Bord. Dort könnte man aber glauben, man befinde sich in einem alten Burgschloss. Es knarrte ächzte und stöhnte, als würden die Geister ihr Unwesen treiben. Die Aussichten für morgen, leicht steigende Tendenz die vielleicht ausreichend sind, verantwortungsvoll die Leinen für den letzten größeren Törn einzuholen. Die Bordheizung wurde tagsüber in Betrieb genommen, nicht wegen der Kälte, um die Feuchtigkeit zu vertreiben. Es könnte ja passieren, dass der Schimmelpilz an den Hacken gedeiht und wir deshalb noch in Quarantäne landen. Sonst geht es der Mannschaft gut. Der Appetit ist ungebrochen und die Vorräte reichen noch, jeden täglich mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen.
126. Tag - Mittwoch - 14.09.2011
Die Planung für den heutigen Tag war so getimed, dass um 06:30 h abgelegt werden sollte. Doch so schnell wollten die Egersunder uns nicht ziehen lassen. Eine nicht leicht gestellte Aufgabe war die Bedingung für das Auslaufen. Und diese Aufgabe bereitete Kopfzerbrechen. Die Anleger (Boxen) für Gastlieger als auch für einige einheimische Yachten, sind quer zur Flussmündung angeordnet. Der unglaublich starke Regen der letzten Tage, hat den Flusslauf deutlich ansteigen lassen und nun strömte der Bach mit über 4 Knoten Geschwindigkeit an den Liegeplätzen vor-bei. Die Lösung mit einer langen Achterspring und einer Vorleine zum nächsten Steg, wegen des besseren Winkels, dieselten wir uns langsam bis 3/4 Schiffslänge aus der schmalen Boxengasse heraus. Dann kam das Kommando alle Leinen los, wobei ein Ende der Leine weiterhin Verbindung zum Schiff hatte und die Falado befand sich umgehend im Wildwasser. Zunächst froh darüber, dass das Manöver ohne Berührung der Stege so gut geklappt hatte, wurde die Yacht vom Wasserstrom herumgerissen und steuerte rückwärts auf eine dort liegende 45 Fuß Yacht zu. Mit äußers-ter Kraft voraus konnte eine für uns fatale Kollision um eine Handbreite abgewendet werden. Doch die 20m lange Spring hätte von mir sofort eingeholt werden müssen, was die beschriebene Situation nicht zuließ. Es kam wie es kommen musste, die schöne neue Leine wurde von dem Propeller erfasst und blockierte ihn. Wir waren manövrierunfähig. Es gelang uns noch die Yacht quer an freie Stegboxen anzubinden. Mit Manneskraft und Geduld wurde sie anschließend an einem ruhigeren Platz verholt. Ein norwegischer Frühaufsteher der zufällig vorbei kam, konnte uns weiter helfen. Auf dem Rettungskreuzer, in 30 m Entfernung befindet sich ein Taucher, so sein Hinweis. Nach einem kurzen Gespräch war er sofort bereit uns zu helfen und löste das Problem in wenigen Minuten. Die Frage bleibt aber, wie konnten die Verantwortlichen an so einem gefährdeten Platz eine Marina erstellen. Mit drei Stunden Verspätung ging die Reise dann doch los. Bei guten 6-7 Windstärken tobte die Carena 36" mit 7-8 Knoten durchs Wasser, so als wollte sie die verlorene Zeit wieder einholen. Dafür war das Speisen und die Zubereitung mal wieder Schwerstarbeit. Wenn der Kränkungsmesser bis zu 48° zu jeder Seite, Bb und Stb ausschlägt, ist schon künstlerisches Geschick erforderlich, um nicht verbeult und bunt entstellt zuhause anzukommen. Doch auch so ein Tag geht spätestes nach 24 Stunden zu Ende.
127. Tag -Donnerstag - 15.09.2011
In der Nacht hatte der Wind eine Schwächeperiode und verlor dabei seine Richtung. Nach gut 2 Stunden war das aber Geschichte es ging gemäß den angekündigten Vorhersagen weiter. Die Nachtwachen sind z.Z. in der Nordsee um einiges angenehmer. Sie sind nicht mehr so finster. Der Mond leuchtet die Umgebung gut aus, auch wenn sich Wolken davor geschoben haben, ist eine Rundumsicht noch sehr gut möglich. In grönländischen und isländischen Gewässern war die Sicht bis vorn zum Bug, dann folgte totale Dunkelheit. Ein ungewohnt reger Schiffsverkehr in und aus Richtung Skagerrak erforderte erhöhte Aufmerksamkeit. Man weiß ja, dass so ein Wach- gänger auf der Brücke sich gern mal ein Tässchen Kaffee holt und die kleinen See- schifffahrtswegbenutzer, die Sportschiffe, werden dann schon mal übersehen. Dann heißt es, der Klügere gibt nach und versucht auszuweichen wenn es dann noch geht. Mit der Bordverpflegung ist im Moment einiges im Argen. Morgens ein paar Löffel Müsli, mittags trockene Kekse und abends ein Süppchen. Meine Hosen, durch das viele tragen geweitet und wenn jetzt nur noch Schonkost verabreicht wird garantiere ich für nichts. Werde dann wohl öffentliches Ärgernis erregen, wenn mein Beinkleid unbemerkt auf die Hacken rutscht. Hat der Koch sein Budget überzogen und muss sparen, oder sind es andere Gründe. Wenn das so weitergeht, werde ich in Uetersen abmustern.
128. Tag - Freitag - 16.09.2011
Mit Schnelldampfercharakter wurde die Strecke von 265 sm Egersund-Helgoland in 47 Stunden seglerisch zurückgelegt, trotz der Schwachwindphasen. Um 08:00 h lief die Falado bei strahlendem Sonnenschein im Osthafen von Helgoland ein. Ein zünftiges Frühstück, (kein Müsli) mit Rührei, jede Menge Zwiebeln und was der Kühlschrank noch so hergab versöhnte die Mannschaft nach der schmalen Kost der letzten Tage. Dies war auch nötig, denn so einiges stand auf dem Tagesprogramm. Mit Handwäsche, einer umfangreichen Körperreinigung und der Einsatz von Schrubber und Feudel sollte der Anfang gemacht werden, den angesammelten Mief so langsam aus dem Schiffsinnern zu vertreiben. Die Matratzen brauchten eine Sonderbehandlung, weil auf das Ernten von Pilzen und anderen Sporen aus eigener Aufzucht verzichtet wird. Das Wetter eignete sich dazu, die Reling und sowie andere Bauteile der Yacht mit bunten Kleidungsstücken zu verzieren, die ebenfalls ein Schönwetterdefizit hatten. Der Helgoländer Eiergrog am Abend, übrigens den Sechsten gibt es umsonst, nach dem Schlemmermahl Putenbrust mit grünen Bohnen an Bord, sorgte für die richtige Bettschwere.
129. Tag - Samstag - 17.09.2011
Der Eiergrog, 2 pro Kopf reichten aus, um die Sailors einen berauschenden Schlaf zu bescheren. Der Sturm in der Nacht wurde nur im Unterbewusstsein wahrgenommen. Mit der Gewissheit, dicke Leinen sichern unverrückbar unser schwimmendes Hotel im Hafen. Gut erholt am Morgen, sollte die Reinigungsaktion an Bord ihre Fortsetzung finden. Der einsetzende Regen verhinderte ein Ausräumen und Auslüften des bedürftigen Bettzeugs. So wurde vor, hinter und zwischen den Niederschlägen Steggespräche mit Gleichgesinnten Fahrtenseglern geführt. Der obligatorische Rundgang auf dem Oberland musste erneut wegen der genannten Umstände, vertagt werden. Mit frischem Obst wurde zum dritten Mal auf dieser Reise Pfannenkuchen nach Großmuttermethode gefertigt. Diesmal aber mit Zwetschgen, die besonders gut angekommen sind. Danach war keiner mehr in der Lage sich zu bewegen.
130. Tag - Sonntag - 18.09.2011
Der heutige Sonntag hatte nur wenig mit Sonne zu tun. Sie versteckte sich hinter dicken Regenwolken, die sich über Helgoland entleerten. Das Frühstück mit frischen Brötchen vom Inselbäcker wurde von der Mannschaft entsprechend gewürdigt, indem die Runde am Kaffeetisch länger als üblich zusammenblieb. Nach der Backschaft lies das Wetter es zu, die ankommenden Schiffe der Weißen Flotte zu empfangen. 5 Schiffe haben den Weg nach Helgoland gefunden und ihre Gäste mit den Börtebooten auf die Insel verfrachten lassen, damit sie die Läden stürmen und die Taschen mit Feuerwasser und Räucherstäbchen beladen. Denn all das ist hier Mehrwertsteuer frei und könnte bei dem einen oder anderen einen Kaufrausch auslösen. Nur der Zoll hat etwas dagegen, wenn zu viele Rauschmittel, die von den netten Verkäufern angepriesen im Korb gelandet sind. Dann kann es passieren, dass die in Grün gekleideten Damen und Herren dienstlich werden und die überzogene Menge mit einem schmerzlichen Toppzuschlag belegen. Es ist erstaunlich, wie viele Gäste mit Koffern angereist kommen und hier ein paar Tage Erholung suchen. Unsere Aufenthalt auf dem roten Felsen geht morgen zu ende. Dann geht es zurück aufs Festland. Dort wartet eine Menge Arbeit auf uns, das Schiff innen wie außen zu reinigen und die feuchten Räume zu entkeimen.
131. Tag - Montag - 19.09.2011
Heute wurde erneut eine von vielen Inseln, die wir in den letzten 4 1/2 Monaten besucht haben, verlassen. Mit einer steifen Brise aus Südwest verließ das Falado Team die einzige deutsche Hochseeinsel in der Nordsee. Zur christlichen Zeit um 09:45h wurden die Segel gesetzt und Paulinchen musste noch ein letztes Mal auf dieser Reise ihren Dienst verrichten und genau Kurs halten, damit der Weg in die Elbe auch gefunden wurde. Nach 2 Stunden, vor der Flussmündung, mussten 8 große Berufsschiffe umsegelt werden, die dort auf Reede lagen und vermutlich auf Ladung warteten. Die rasante Fahrt fand auf dem River ihre Fortsetzung. Mit bis zu 10 Knoten Fahrt über Grund erreichten wir Cuxhaven zur Kaffeezeit um 15:00 h. Dort erhielt die gebeutelte Falado beim Anlegemanöver durch eine Unterströmung erneut einen Schmiss verpasst. Die Liste der Winterarbeiten erhöhte sich somit um eine weitere Stelle. Die Leinen am Schlengel waren eben belegt, kam Petrus wie bestellt mit der Gießkanne und berieselte das Schiff von oben bis unten mit Weichwasser. Das obligatorische Deckwaschen nach einem spritzigen Törn wie heute, wurde uns dadurch erspart.
132. Tag - Dienstag - 20.09.2011

Erneut überraschte der Koch die Mannschaft mit Bio-Brötchen zum Frühstück. Gestärkt wurden die Ärmel aufgekrempelt, der Kessel zum Kochen gebracht, mit zusätzlicher humaner Chemie- keule im Eimer gemischt und dann mit allen zur Verfügung stehenden Reinigungsgeräten den Nistlingen zu Leibe gerückt. Nach vielen schweißtreibenden Stunden auf Knien, liegend, hockend und stehend konnte am Abend an allen Fronten berichtet werden, die Schmarotzer, die unge- betenen Mitbewohner sind vertrieben. Ein wohlriechender Duft entfaltete sich in allen Räum- lichkeiten und es glänzt an einigen Stellen, wo es noch etwas zu glänzen gibt. Danach war das Putzgeschwader an der Reihe, sich landfein aus zu staffieren. Der Käpten hatte die Mannschaft zum Dinner geladen in der Cuxhavener Seglerbörse. Der blaue Zweireiher für so einen Anlass aus der Mottenkiste gezerrt, ein wenig im Rigg auswehen lassen und dann ging es mit etwas Pomade im Haar gestylt los. An einem Fensterplatz mit Blick auf die Elbe wählte jeder sein Leibgericht alla Chart. Vom Außenbordkameraden bis zum argentinischen Rindersteak wurden die Wünsche erfüllt. Mit ein zwei Bier für den besseren Transport in die Verdauungsorgane, ging es danach mit einem kleinen Abstecher in das Walfischlokal am Hafen. Dort konnten die Grönlandwale bzw. Blauwale auf Bildern an den Wänden noch einmal in Augenschein genommen werden. Später an Bord, bei naturfrischem Geruch in den Kojen, wurden bei einigen Grönland-fahrern Erinnerungen geweckt und sie erlebten im Traum noch einmal das Schnaufen der auftauchenden Wale aus dem Nichts und wie sie sich wedelnd mit der Schwanzflosse wieder verabschiedeten.

133. Tag - Mittwoch - 21.09.211
Mit Rucksack geschultert ging es heute auf die Reise. Die Leinen der Yacht blieben aber unberührt. Es ging auf Schienen mit der Bundesbahn nach Bremerhaven und weiter mit dem Bus in den alten Stadthafen. Dort wurde das Klimahaus zunächst angesteuert. Die Klimareise fand auf dem 8ten östlichen Längengrad statt und begann in Bremerhaven Richtung Süden. Die verschiedenen Klimazonen mit den Problemen der dort lebenden Menschen und Tiere wurde anschaulich an begehbaren Modellzonen dargestellt. So wechselten sich warme, trockene, feuchte, kalte und eisige Gebiete mit den dort gedeihenden Pflanzen, Steppen und üppiger Vegetation ab, je nachdem auf welchem Breitengrad man sich befand. Über die Antarktis ging es auf der anderen Seite der Erdkugel wieder bis zum Ausgangspunkt zurück. Nach gut 2 1/2 Stunden hatten wir den Globus umrundet und nun konnte das Deutsche Auswanderer Haus auch noch in Augenschein genommen werden. Menschen standen mit ihrem Gepäck am Kai, vor einem riesigen Schiff, das sie gewillt waren zu besteigen, in der Hoffnung, auf der anderen Seite des Atlantiks würden sich ihre Träume von einem besseren Leben erfüllen. Erst auf dem zweiten Blick waren diese Auswanderer als Modelle zu erkennen, so identisch waren sie mit lebenden Personen dargestellt. Die Unterbringung der meist 3 Klasse Passagiere, die sehr beengt und spartanisch die Überfahrt erdulden mussten, war originalgetreu nachgestellt. Ein wirklich empfehlenswerter Besuch dieser Stätte mit vielen nachlesbaren oder auch über Hörkassetten vermittelte Einzelschicksale. Was Menschen in jener Zeit auf sich genommen haben, um den Unbilden des damaligen unruhigen Europa mit den vielen Kriegen und der Armut zu entfliehen. Nachdenklich kehrten wir wieder zurück auf unseren Luxusliner der Falado mit erheblich mehr Komfort.
134. Tag - Donnerstag - 22.09.2011
Der verregnete morgen hielt die Crew zunächst an Bord gefesselt, bevor ein Spaziergang möglich war. Auffällig für die Ausflügler, der immer noch ungewohnte Zivilisationslärm, an dem man sich nur schwer wieder gewöhnen kann. Die Bahnreise gestern war besonders auffällig. Eine Schulklasse belagerte das Abteil mit ohrenbetäubendem Lärm, der von Niemandem angemahnt wurde. In den bereisten Ländern sind wir vielen Kindern begegnet, die disziplinierter ohne so ein Spektakel zu veranstalten, sich ausgetobt haben. Nach dem Fußmarsch die gewohnte Kaffee-pause, bevor erneut Aktivitäten rund um das Schiff ausgeübt wurden. Denn es gibt immer etwas zu tun, was verbesserungswürdig ist, oder gewartet werden muss. Am Abend, dann der Haupt-verpflegungsgang für die Aktiven Bordangehörigen. Salzkartoffeln mit verfeinerter Zwiebelsoße. Ein Gericht, was hier bei den Fahrensleuten immer gut ankommt. Morgen Früh geht es erneut ein Stück weiter die Elbe hoch. Da Ebbe und Flut starken Einfluss auf die Schipperei ausüben, ist der Tidenkalender unterm Kopfkissen unentbehrlich und der bestimmt wann es losgeht, nämlich um 07:30 h.
135. Tag - Freitag - 23.09.2011
Die vorletzte Etappe unserer Reise von ganzen 29 Seemeilen gelang ohne Nachttörn. Pünktlich zur Hochwasserzeit wurde im Glückstädter Außenhafen am neuen Schlengel festgemacht. Eine anfangs leichte Brise mit zunehmender Tendenz bescherte uns ein paar schöne Segelstunden auf der Elbe. Ein betriebsamer Schiffsverkehr mit großen Containern, Tankern und kleineren Zu- bringern liefen die Elbe auf-und abwärts wie auf einer Perlenkette aufgeschnürt. Es war nicht unkompliziert zwischen den einzelnen Lücken die Uferseite zu wechseln. Die Wolken am Himmel machten es dem zentralen Stern unseres Planetensystems, der Licht und Wärme spendet, auch nicht leicht, zu uns herab zu dringen. Später jedoch öffneten sich größere Lücken, so das noch ein sommerlicher Nachmittag entstand. Gegen Abend liefen immer mehr Segelschiffe in den Glückstädter Außenhafen ein. Zum größten Teil Oldtimer. Morgen soll eine Regatta mit den Oldies auf der Elbe stattfinden. Ein Test der Glückstädter Lokalitäten fand nach dem Abendmahl statt. Nicht alle bekamen die Note gut. Nach dieser anstrengenden Tätigkeit, ging es mit einer gewis-. sen Bettschwere zurück an Bord. Bei himmlischer Ruhe waren bald darauf nur gleichmäßige Atemgeräusche aus den Schlafgemächern zu vernehmen.
136. Tag - Samstag - 24.09.2011
Das Bordleben nähert sich langsam dem Ende. 137 Tage und Nächte wurden an Bord ver-bracht. Nicht immer waren sie entspannend und erholsam. Eine anstrengende, bereichernde mit vielen gewonnenen neuen Erfahrungen gesegnet Zeit, die ich um nichts in der Welt missen möchte weil so viel Positives mit Land und Insulanern erlebt wurde. Rund 4990 Seemeilen, gleich 9200 Km, wurden in der Zeit zurückgelegt mit 84 Seetagen und 28 besuchten Häfen. Es war eine Reise, bei der Schiff und Besatzung auf eine harte Probe gestellt wurden, die unter schwierigsten Bedingungen mit einer kleinen Mannschaft stattge-funden hat. Nun geht es morgen darum, noch den letzten Törnabschnitt zu überstehen, um dann die bezogenen Wunden im kommenden Winter an sich selbst und an der Yacht zu beseitigen.
137. Tag - Sonntag - 25.09.2011

Früh am Morgen führte uns der Weg zunächst in die Waschanlage. Der Bordalltag, der am Körper haftete, musste noch einmal mit der Bürste bearbeitet werden. Zumindest wollten wir die Geruchsprobe bei unseren Partnern überstehen. Im überfüllten Glückstädter Hafen herrschte Aufbruchsstimmung. Die Tide nötigte die Bootsbesitzer klar Schiff zu machen, wenn sie nicht auf halber Strecke im Schlick stecken bleiben wollten. Deswegen mussten auch wir die Leinen ein letztes Mal auf dieser Reise so zeitig einholen und uns auf den Weg machen. Schwacher Wind und obendrein auch noch von vorn lies einen sportlichen Abschluss nicht zu. Der Jockel wurde angespannt und so wurden die letzten Meilen bis Uetersen mit einem kurzen Ankerstopp vor Pagensand, um sich noch den letzten Schliff zu verpassen, bewältigt. Eine gewisse Anspannung konnte die Mannschaft auf den letzten 160 Kabellängen nicht verheimlichen. Der Empfang für uns war überwältigend. Bei so einem Komitee mit Musik aus dem Schifferklavier konnten emotionale Gefühle einfach nicht unterdrückt wer-den. Gleichzeitig war es ein erhabenes Gefühl, dass die vielen Probleme auf der Reise von uns bewältigt wurden und somit der Uetersener Hafen wieder angelaufen werden konnte. Hiermit möchte ich mich bei all denen, die uns von zuhause aus begleitet-, per E-Mails Grüße geschickt haben, nochmals herzlich bedanken. Hiermit endet die Reise und die Tagebuch Berichterstattung.

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