29. April 2006

... eine wunderschöne Abschiedsfeier mit maritimer Musik, Kaffee und Kuchen, Sekt und vielen Wiesbauer-Würstchen. Unser besonderer Dank gilt unseren Lieben, die uns von Uetersen überr Drehbrücke bis Kolmar mit ihren weißen Tüchern zugewunken haben. Unsere Antwort erfolgte mit den Nebelhörnern.

Wehmut und Abschiedstränen überkommen uns...
Kurz vor Kolmar werden die Segel gesetzt, der Wind weht aus SE mit 3-4 Beaufort (Bf.). Wir sind nun auch froh, dass es nun endlich losgeht, denn die letzten Wochen und Monate der Vorbereitung waren sehr anstrengend. Unsere erste Nachtfahrt auf der Elbe wurde leider durch Dauerregen getrübt. 22:30 erreichten wir Cuxhaven. Müde und abgespannt, jeder noch 2 Sherry und etwas zum Naschen, dann geht es ab in die Koje.

30. April 2006

... um 09:00 Uhr steigen wir aus den Federn. Nach dem Frühstück, wollen wir unserer Bürgerpflicht nachkommen und beim Hafenmeister das Liegegeld entrichten. Ein Plausch mit dem Hafenmeister über unsere Reiseziele, veranlasste ihn spontan uns das Liegegeld zu erlassen. Um 15:00 Uhr laufen wir aus, der Wind mit 3-4 Bf. schiebt uns aus der Elbe in Richtung Helgoland. Ab Vogelsand uebernimmt "Paulinchen" unsere Windsteueranlage das Kurshalten. Das ermöglicht uns unsere erste gemeinsame warme Mahlzeit mit aufge-bratenen Mehlklössen, Eiern und Apfelmus auf See einzunehmen. Um 22:30 erreichen wir die einzige deutsche Hochseeinsel Helgoland. Noch jeder ein Bier, dann gehts in die wärmenden Federn.
1. Mai 2006
...um 09:00 gegenseitiges Wecken, zum Frühstück die übrig gebliebenden Mehlklösse und obendrauf leckeren Abraham-Schinken. Ein paar letzte Besorgungen, dann wird das Schiff seeklar gemacht. Um 15:15 Uhr verlassen wir Helgoland, platt vorm Laken gehts gen Schottland. Abends zur Stärkung für die nacht gibts leckeren Matjes mit Salzkartoffeln. Ab 19:00 übernimmt Walter die erste Wache. Regenschauer sorgen für eine ungemütliche Nacht auf See.
2. Mai 2006
... gegen 01:00 klart der Himmel auf, Mond und Sterne zeigen sich durch die aufgerissene Wolkendecke. Um 01:30 findet der erste Wachwechsel statt, wir müssen auch gemeinsam den Spi-Baum wegnehmen und den Kurs ändern, weil die Windrichtung sich geändert hat. Eine halbe Stunde, nachdem Walter sich in seinen Schlafsack verkrochen hatte, muss er gleich wieder antreten um unser erstes Problem zu beheben. Der Grosschotschäkel hat sich gelöst und ist aufgebrochen. Um 08:00 heisst es für Walter Reise, Reise, aufstehen. Ein gemeinsames kräftiges Frühstück, dann Rollentausch, Eckhard legt seine müden Knochen nach seinem Bette hin. Es ist kalt, aber ein sehr sonniger Seetag. Wegen der Kälte gibt es zu unserer Hauptmahlzeit abends Grünkohl mit fetter Schweinebacke und Salzkartoffeln aus unserer unerschöpflichen Kartoffelkiste. Um 19:00 legt Eckhard sich erneut aufs Ohr, um 20:30 muss Walter ihn wieder aus seinem Verließ, der Hundekoje herausholen, denn wir müssen umgehend reffen, der Wind hat aus S auf 6-7 Bf. zugelegt. Das Gross- und Vorsegel erhalten jeweils 2 Reffs.
3. Mai 2006
...nach der Aktion Wachwechsel, Walter geht unter Deck um eine Mütze voll Schlaf zu nehmen. An Schlaf ist in dieser Nacht aber nicht zu denken, es klappert und poltert ununterbrochen. Gegen morgen lässt der Sturm nach. Nach Übernahme der Wache refft W. aus. Die Sonne, die sich nun den ganzen Tag über zeigt, hat schon etwas wärmendes an sich. W. hat sich zur Aufgabe gemacht, das Salz von den überkommenden Brechern mit Süsswasser abzuwaschen. Rundum war es ein schöner Segeltag. Die Nacht mit stern-klaren Himmel ist ruhig, der Wind schläft ein, das Vorsegel wird eingeholt weil es durch die unruhige See hin- und herschlägt.
4. Mai 2006
...morgens, nach Wachwechsel setzten wir alle Segel und es geht mit Vollzeug zügig voran. Paulinchen zeigt erste Schwächen bei achterlichem Wind. Mit List und Tücke und einem Gummistropp lösen wir auch dieses Problem. Paulinchen versieht von nun an ihren Job wieder ordnungsgemäß. Fuer unser geglücktes Manöver belohnten wir uns mit einer ordentlichen Obsteinlage und Knofiwurst. Durch den Dunst sehen wir gegen 15:00 erstmals die schottische Küste. Mit dem eisernen Gustaf (Maschine) laufen wir , nachdem der Wind beinahe eingeschlafen ist, in den Hafen von Aberdeen ein. Ein herzlicher Empfang von Schweinswalen, die scheinbar begeistert über unseren Besuch in Aberdeen herumspringen und uns bis zur Hafeneinfahrt begleiten. Nun beginnt das Procedere mit der Hafenbehörde, die sehr erstaunt ist, dass wir ohne vorherigen Funkkontakt einfach in ihren sehr stark frequentierten Hafen (über 100 Schiffe täglich ein- und auslaufend) eindringen. Nach Erledigung aller Formalitäten, sind sie dann sehr hilfsbereit und zuvorkommend, so dass sie uns schliesslich gestatten in ihrer privaten Dusche im Hafenbüro zu duschen. Unser aussergewöhnlicher Liegeplatz in Aberdeen ist längsseits neben einem kleinen Kriegs schiff.
5. Mai 2006
...der Tag ist ausgefüllt mit der Besichtigung von Aberdeen. Die Innenstadt besteht aus Einkaufsstrassen, Kirchen, Büros, öffentlichen Gebäuden und Wohneinheiten. Die meisten aus grauem, silberglänzenden Granit.
6.Mai 2006
...um 08:00 allgemeines Aufstehen. Ein Gesundheitsfrühstück, bestehend aus Brot belegt mit 2 Knoblauchzehen und einer Zwiebel. Die Kakerlaken haben nach dieser Atacke sicherlich das Schiff verlassen, denn es werden danach keine mehr gesichtet. Um 10:15 haben wir die Erlaubnis der Hafenbehörde auszulaufen. Mit anfangs leichter nord- östlicher Brise, frischt der Wind später auf, so steuern wir unseren nächsten Zielhafen in Nord-Schottland an. Nachmittags verwöhnen wir uns mit leckerem Nusskuchen von Schwester Antje. Ein paar Inspektionarbeiten, dann ist schon Schichteinteilung für die Nacht. Ein schreckliches Gedümpel bei achterlichem Wind, so geht ein Segeltag zu Ende.
7. Mai 2006
...in der Nacht hat uns der achterliche Wind gut voran gebracht, jedoch rollt das Schiff so stark, dass an Schlaf nicht zu denken ist. Um 08:00 liegt die schwierige Hafeneinfahrt, mit starker Brandung zu beiden Seiten der Bucht, vor uns. 09:15 liegen wir fest am Kai. Die Rauhe Spundwand an der wir liegen, zerfetzt nach kurzer Zeit den Fenderüberzug. Wir entschliessen uns neben einen in Restaurierung befindlichen Kutter zu verholen. Ein Spaziergang durch Wick rundet den Tag ab.
8. Mai 2006
...wir stehen mit dem festen Vorsatz auf, im Laufe des Vormittags auszulaufen. Zuvor ein Weg zum Hafenmeister, der uns den aktuellen Seewetterbericht vorlegt, mit SE-liche Winden bis ueber 8 Bf. Wir entschliessen uns noch einen weiteren Hafentag ein- zulegen. Wir verbringen den Tag mit Duschen und Wäsche waschen. Eckhard in der Herrenabteilung, Walter bei den Damen. Eckhard hatte sich soeben entkleidet, eilt eine Dame in die Herrenabteilung. Ein Lachen, ein Huch, dann eilt sie in die Damenabteilung. Sie sieht wie Walter seinen gerade gewaschenen Lendenschurz zur Kontrolle gegen das Licht hält, sein ausgemergelter Körper und der Anblick seiner Unterkleidung trifft wohl nicht ihren Geschmack. Nach einem mitleidigen Lächeln zieht sie unverrichteter Dinge von dannen. Weitere Störungen sind nicht zu verzeichnen. Die gewaschene Wäsche ziert den ganzen sonnigen Tag über die Steuerbordreling der Falado. Nachdem die Duschaktion uns wieder zu wohlriechenden Menschen gemacht hat, trauen wir uns in das "Wick Heritage Museum". Ein sehr informatives und liebevoll eingerichtetes kleines Museum über die Geschichte Wicks.
9. Mai 2006
...um 07:00 brüllt der Wecker, blauer Himmel, aber immer noch sehr kalt. Nach dem Frühstück wird seeklar gemacht. 08:20 laufen wir mit Maschine aus der Bucht von Wick. Anfänglicher Kreuzkurs mit Wind 3-5 Bf. aus NE bringt uns in die Meeresenge von Pentland, eine Meerenge zwischen N.-Schottland und den Orkneys. Unheimliche Strömungs-verhältnisse, denen wir ausgesetzt sind, bringen die See zum Kochen. Es sind dort schon Strömungsgeschwindigkeiten von 16 Knoten gemessen worden. Nachdem wir das auch überstanden haben, können wir uns bei sonnigem Wetter ganz der Schönheit der Orkney-Inseln widmen. Die Küste von Scapa-Flow ist wirklich sehenswert. Mit diesen Eindrücken endet der Tag.
10. Mai 2006
...nach der Übernahme von Eckhards Schicht um 07:30 überrascht uns dicker Nebel, der uns völlig einhüllt. Auf dem Radarschirm sind keine Hindernisse zu erkennen, so dass wir mit Vollzeug unsere Fahrt fortsetzen. Nach dem gemeinsamen Frühstück legt Eckhard sich in die Koje, Walter stiert durch den Nebel und muss die feuchte Kälte ertragen. So ist es beinahe den ganzen Tag über. Hinzu kommt, dass der Wind immer spitzer aus NNE weht. So kann der Kurs nicht mehr gehalten werden. Zur Kaffeezeit überkommt uns durch Utas köstlichen Nusskochen ein Stimmungshoch. Danach legt Walter sich für ca. 2 Stunden in die Vorschiffskoje. Wird dort aber überhaupt nicht warm, als dann endlich seine Füße die Betriebstemperatur erreichen, muss er wieder antreten. Danach verschwindet Eckhard in seinem Bette, der Nordatlantik ist wie ein Ententeich ohne Enten. Dieser Zustand ändert sich bald, der Wind frischte auf 5 Bf. auf, um 23:00 müssen wir reffen.
11 .Mai 2006
...der neue Tag ist für uns mehr als ungemütlich. Hoch am Wind mit über 6 Bf. ist die Verpflegung nur sehr notdürftig. Kälte, heftige Schiffsbewegungen lassen uns nicht zur Ruhe kommen. Um 15:00 laufen wir zwischen den Inseln "Lille Dimon" und "Store Dimon" die faszienierenden, steil aus dem Meer ragenden Steinkolosse der Farøer durch. Noch von der Schönheit der beiden Felseilande ergriffen, werden wir von sehr starker Strömung erfasst, die uns beinahe gefangenhielt. Nur mit zusätzlicher Maschinenkraft können wir uns dieser Umklammerung befreien. Um 21:30 erreichen wir endlich die Bucht von Thorshavn. Aber wo ist der Hafen? Wir schauen, wir peilen, von einer Hafeneinfahrt keine Spur. Wir wagen es bis an das Buchtende heranzufahren, noch immer kein Feuer, noch sonstige Seezeichen zu erkennen. Mit Schleichfahrt nähern wir uns den eingegebenen Koordinaten und plötzlich wird eine nicht gekennzeichnete Hafeneinfahrt für uns sichtbar. Wir belegen den einzig freien Gästeliegeplatz am Westkai. Für uns ist es bis jetzt der kälteste Tag der Reise, 5 Grad C im Schiff, draussen noch einige Grad kälter. Walter bereitet auf die Schnelle noch einen Milchreis, der nach anfänglicher Skepsis auch von Eckhard probiert wird und er findet ihn köstlich. Für 2 Stunden lassen wir die Bordheizung brummen. Sherry und Weisswein bringen uns auf Wohlfühltemperatur. Danach geht es mit Vollzeug in die Kojen.
12. Mai 2006
...bis 10:00 verweilen wir in den wärmenden Federn. Wir sind gerade aufgestanden und haben die ersten Klamotten übergestreift, da klopft es heftig an der Bordwand. Es ist der Zoll, der die Formalitäten mit uns erledigen will. Nach 20 Minuten Bürokratie, können wir mit dem Frühstück beginnen. Dann ist Grossreinemachen im Schiff angesagt, es wird geschruppt und geputzt was die Putzlappen hergeben. Danach fühlen wir uns in unserem Verliess wieder wohl. Die Aussenreinigung übernimmt der nächtliche Regen. Dann wird der Fenderbezug, ein Andenken an die Kaimauer in Wick, kunstvoll genäht. Zwischen den Regenschauern gelingt es uns auch noch die Kutterfock zum Trocknen aufzuhängen. Der krönende Abschluss des Abends, Gulasch mit Nudeln.
13.Mai 2006 ...der neue Tag beginnt wie immer mit Fruehstueck. Dann heisst es warm anziehen und ab gehts in die Stadt. Im Touristenbuero besorgen wir uns Unterlagen ueber die Faroer. Unter Anderem haben wir hier die Moeglichkeit ins Internet zu kommen, 1,5 Stunden Fleissarbeit, schon sind unsere Reiseberichte im Netz. Die sehr netten Fæeringer helfen bei allen Notwendigkeiten der Versorgung, obwohl die Saison erst im Juni beginnt. Wir sind 2006 das erste auslaendische Segelschiff im Hafen. Auch der Besuch beim Hafen-meister bestaetigte uns noch einmal mehr die grosse Hilfsbereitschaft. Wir entschliessen uns im Supermarkt am heutigen Tag Zutaten fuer einen Auflauf zu beschaffen, wie Brokoli, Paprika etc. Die Pantry sieht hinterher aus wie ein Schlachtfeld, aber der Auflauf ist ein Gedicht. Bis jetzt das leckerste Essen dieser Reise. Wir verrichten ein paar Pflichtarbeiten am Rigg, dabei besuchen uns neugierige Insulaner und haben eine Menge Fragen an uns. Mit einem Glaeschen Wein von Gela und Bernd runden wir den jetzt zu Ende gehenden Tag ab.
14.Mai 2006 ...um 08:00 steigen wir aus den Kojen, es ist mal wieder schweinekalt. Die Heizung wird sofort in Betrieb gesetzt, damit die Eisblumen von den Fenstern verschwinden. Walter bereitet das Fruehstueck. Eckhard macht Gebrauch von der Dusche und unterzieht seine getragenen Klamotten einer gewissen Reinigungskur, auch Waesche genannt. Dann ist Walter mit der gleichen Prozedur an der Reihe. Ein wohliges Gefuehl stellt sich ein. So treten wir unsere geplante Busreise von Thorshavn nach Klaksvik, auf der Insel Norduroyg-gjar. Es sind ungewoehnlich und unwirkliche Landschaftsbilder, die wir von den Faroern mitnehmen. Eine Landschaft ohne Busch und Baum, Schafe und Laemmer bevoelkern die karge Landschaft. In den Taelern der Fjorde kleine Ansiedlungen mit entsprechenden Haefen. Der Weg nach Klaksvik fuehrt ueber drei oberirdische Tunnel und einem neuen Tunnel unter einem Fjord hindurch. Bei der geringen Bevoelkerungszahl, eine unvorstellbare Leistung solche Projekte durchzufuehren. Auf der Rueckfahrt koennen wir sogar verfolgen wie M. Schumacher in Barcelona den 2. Platz belegt. Linienbus mit Fernsehen. Zurueck in Thorshavn wollen wir den Hafenmeister aufsuchen, der aber nicht in seinem Buero ist. Der Zollmensch sieht uns vor der verschlossenen Tuer stehen, laedt uns in seinem Buero zum Kaffee ein und verstaendigt per Handy den Hafenmeister von unserer Ankunft. Inzwischen erfahren wir bis zum Eintreffen des Hafenmeister noch viel interessantes ueber die Inselwelt. Es wird ein grosses Faehrschiff erwartet, deshalb sind alle im Hafen Be-schaeftigten ein wenig aufgeregt. Wir erfahren, dass die Faehre nach dieser Reise nach Luebeck in die Werft geht. Wegen der haeufigen Niederschlaege und unserer gewaschenen Waesche, die an der Reling zum Trocknen haengt, wird Walters Vorschlag, die schon mehrfach von der Natur gespuelten Sachen im Duschraum aufzuhaengen sofort an-genommen.
15.Mai 2006 ...bei 3 Grad Raumtemperatur faellt uns das Aufstehen entsprechend schwer. Die Heizung hilft uns dabei, unsere mueden, alten Knochen ein wenig geschmeidiger zu machen. Nach dem Fruhstueck wird Wasser gebunkert und seeklar gemacht. Eckhard besorgt noch einige Lebensmittel, Walter verrichtet noch einige Arbeiten am Schiff. Wir sind startbereit und wollen die Festmacherleinen einholen, spricht uns eine junge Frau an, ob wir bereit waeren ihr einige Fragen zu beantworten. Es stellt sich heraus, dass sie fuer die Lokalzeitung arbeitet. Wir nehmen sie an Bord, drehen mit ihr einige Runden im Hafen waehrend sie uns die Interviewfragen stellt. Nachdem sie das Schiff wieder verlassen hat, laufen wir aus in Richtung Island. Ein sehr milder Wind beschaeftigt uns mehrfach damit, die Segel zu setzen und wieder zu bergen. Von 0 bis 3 Bf. ist alles dabei. Wie immer gibts nachmittags Kaffee und Kuchen, es ist leider der letzte, auch Sigrids leckerer Kuchen ist nun verspeist. Ca. 20:30 haben wir die letzte Insel der Faroer querab, Walter uebernimmt die 1. Nachtwache.
16.Mai 2006 ...der Wind aus NE hat kraeftig zugelegt in Boen bis 7,5 Bf.. Die Genua wird geborgen, danach Wachwechsel. An Schlaf ist wegen der heftigen Schiffsbewegungen nicht zu denken. Zum Fruehstueck macht Walter sich 4 belegte Brote und eine Kanne heissen Tee. Eckhard verzichtet an diesem Morgen auf ein Fruehstueck. Eine dunkle Wolkenwand zieht von E auf und bringt zusaetzlich Regen und Wind bis 8 Bf. Nach gut einer halben Stunde beruhigt sich der Wind, es geht weiter mit Rauschefahrt.
17.Mai 2006 ...Walter steht um 7:00 auf und bereitet das Fruehstueck. Es gibt gewuerfelten Schinken mit Eiern satt. Die Eier muessen verarbeitet werden, weil sie die letzte Sturm-nacht nicht ueberstanden haben. Nach dem kraeftigen Fruehstueck, legte der Wind kontinuier-lich zu. Das 2. Reff wird eingebunden, die See wird immer gewaltiger. Hunderte von Sturmmoewen umkreisen uns. Elegante Voegel, die jeden Windhauch nutzen, ohne eigenen Fluegelschlag dahinzugleiten. Nachmittags als Vitaminstoss Apfel und Banane. Eckhard gehts nicht so gut, leichte Seeuebelkeit macht ihm zu schaffen, Abends gibts eine Dose Ravioli, wovon Walter 2/3 und Eckhard den Rest in sich hineinschaufelt. Der Eine will ab-nehmen, der Andere zunehmen. Passst doch. Um 21:00 muss Walter, Eckhard aus der Koje holen, es stuermt mit ueber 8 Bf.. Wir binden das letzte und 3. Reff ins Grossegel. Riesige Wellenberge von 7 Metern ruetteln uns kraeftig durch. Hinzu kommen Schnee-schauer, die ueber uns hinwegfegen. Nun ist es nicht nur aussen nass, auch im Salon hat sich mittlerweile eine Salzkruste gebildet. Wir sollten eine Saline einrichten. Ein aufregender Tag mit viel Aktion geht zu Ende.
18.Mai 2006 ...Die heftigen Schiffsbewegungen haben ihre Spuren an uns hinterlassen. Kaum ein Koerperteil ist von Schuerfwunden, blauen Flecken verschont geblieben ganz zu schweigen von unseren abgerissenen Fingernaegeln. Das ist Segeln! Wohl doch die unbequemste Art sich fortzubewegen. Um 07:00 wirft Walter aus seiner Koje durch das Oberlicht einen Blick nach Draussen, Sonne pur. Der Wind hat sich ausgetobt und schwaechelt nun. 08:50 kommt das Roecheleisen zum Einsatz. Der starke Seegang der letzten Nacht, jetzt ohne Wind lassen nicht zu, dass wir noch weiter Segel tragen. Paulinchen hat auch ihren Dienst eingestellt, dafuer uebernimmt Eckhard das Ruder. Walter fuettert ihn mit Schinkenbrot und Kaffee. Wir haben mittlerweile die islaendische Kueste erreicht. Ein atemberaubender Blick auf die riesigen Gletscher laesst die Strapazen der letzten Tage vergessen. Wir laufen zwischen 2 Inseln in Richtung Vestmannaeyjar, dort tuermen sich als Nachwehen der letzten stuermischen Nacht gewaltige Wellenberge auf und das bei Flaute. Die ehemals breite Hafeneinfahrt von Vestmannaeyjar ist 1973 bei dem Vulkanausbruch teilweise zugeschuettet worden. Nach dem Festmachen beginnt eine umfangreiche Reinigungsaktion ueber und unter Deck. Danach gibts zur Belohnung fuer jeden 2 Sherry, die uns fast aus den Gummistiefeln hauen. Ein kurzer Blick in den Ort, noch ein Abendbrot dann kriecht jeder in sein Bettchen, es ist jede Menge Schlaf nachzuholen.
19.Mai 2006 ...in der letzten Nacht hat es bis in den fruehen Morgen kraeftig geregnet. Nach dem Fruehstueck machen wir uns auf den Weg ins Schwimmbad. Dort geniessen wir zuerst die warme Dusche, dann geht es ins Freie bei einer Lufttemperatur von 4 Grad, dort sind die warmen Wasserbecken von 35 bis 40 Grad, 2 mit Wassermassage aufgestellt. Darin zu liegen mit Blick gen Himmel ist Balsam fuer Koerper und Geist. Wir haetten dort unbegrenzt bleiben koennen. Doch um 13:00 haben wir eine Inselrundfahrt mit dem Bus geplant. Da wir die einzigen Interessenten fuer diese Tour waren, werden wir mit einem PKW von einer jungen Frau ueber die Insel kutschiert. Eine interessante und eindrucksvolle Landschaft. Die Ereignisse des Vulkanausbruches 1973, die Papageientaucher und geschichtliches wurde uns sehr anschaulich erklaert. Es war ein unvergesslicher Eindruck, den wir von dieser Insel mitnehmen. Es ist schon wieder Abendbrotzeit und Walter bereitet koestliche Apfelpfannkuchen, Eckhard war total begeistert, denn zuletzt hatte er sie bei Muttern in Krefeld vorgesetzt bekommen.
20.Mai 2006 ...um 08:00 wird aufgestanden. Wie in einer Tropfsteinhoehle laeuft das Schwitzwasser von den Fenstern und Luken, wegen der Kaelte, aber das ist ja nichts Neues. Zum Fruehstueck gibt es die restlichen Pfannkuchen aufgebraten. Mit Kanistern bunkern wir Wasser. Dann geht es raus auf See. Dort empfaengt uns ein mueder, unlustiger Wind. 3 Stunden motort, erst dann kam aus NE eine leichte Brise. Eine Stunde spaeter drehte der Wind auf 7 Bf. auf. Wir muessen reffen. Erst ein, dann zwei Reffs. Hier gibt es anscheinend nur Flaute oder Sturm. Wir schaffen es aber noch vor dem Sturm ein 2. Fruehstueck einzunehmen mit den letzten Matjes und jeder Menge Zwiebeln. Nachmittags gelingt es Walter noch uns einen Cappucino aufzubruehen, serviert mit den reichlich an Bord vorhandenen American Cookies. Dann wird wieder hart gesegelt. Wir beschliessen keine Nachtwache einzuteilen, weil es nur 100 SM bis Reykjavik sind. Hoch am Wind bei sehr rauher See ueberrollen uns mehrere Brecher. Die Naesse und die Kaelte, es ist Frost gemeldet, machen uns sehr zu schaffen. Diese Kaelte haben wir beide unterschaetzt. Auch dieser Tag erreicht seinen Hoehepunkt, denn er geht ohne Dunkelheit um 24:00 zu Ende.
21.Mai 2006 ...der neue Tag beginnt wie der vorherige geendet hat. Harter Kreuzkurs, mit der neuen Sturmfock und ein Stueckchen Genua bolzen wir unserem Ziel Reykjavik entgegen. Ueber 7 Bf. und das hoch am Wind, da ist zur Staerkung nur ein Sueppchen moeglich. Jede Aktion unter oder ueber Deck ist vergleichbar mit Bergsteigen, Jonglieren und Zehnkampf. Der Gang zur Toilette ist eine Strapaze mit nichts zu vergleichen. Das schwere Oelzeug ablegen und die vielen Einzelstuecke darunter. Auch das ist meist mit Blessuren verbunden. Wie ein Betrunkener findet man sich in einer Ecke des Schiffes wieder und setzt mit einem Fluch seine Aktion fort. Jeder zu erledigende Handgriff ist mehr als ein Besuch im Fitniss-Studio. Nach einem harten Segeltoern erreichen wir um 16:00 Reykjavik. Es folgt nach einem Glaeschen Wein das Grossreinmachen, der eine unter Deck, der andere oben drauf. Nach Stunden glaenzt der alte Seelenverkaeufer als waere nie etwas gewesen. Wir sind zwar geschunden und kaputt, aber ein kraeftiges Essen wird noch auf den Tisch gebracht, dann gehts in die Heia.
22.Mai 2006 ...es ist Montag, der 22.5. 09:00 Uhr. Sollen wir oder sollen wir nicht, aufstehen. Der Gedanke, die Beine in der eisigen Kaelte aus dem Bett zu stecken, kostet uns eine Menge Ueberwindung. Dann ein kleiner Spurt zum Schalter der Heizung und schnell wieder zurueck in die etwas waermere Koje. Eine halbe Stunde spaeter Entwarnung. Das Thermo-meter zeigt steigende Tendenz und die Frostbeulen schwellen langsam ab. Nach dem Fruehstueck geht es zum Hafenmeister. Danach ein erster Blick in die Stadt. Doch schon bald landen wir im Internet-Cafe, denn die Pflicht ruft. Fast 3 Stunden konzentrierte Arbeit, dann sind unsere Zeilen auf den Weg in alle Welt. Walter bereitet danach das Abendessen. Es gibt Weissauer von Schlachter Fock aus Elmshorn. Sehr koestlich! Draussen kachelt es zunehmend. Unser Steg steht unter Wasser und die grobe See im Hafen schlaegt er-barmungslos ueber uns hinweg. Hinzu kamen ueber den ganzen Tag leichte Schnee-schauer. Es ist unheimlich. Wir sind froh im Hafen zu liegen. Nach dem Essen macht Walter sich auf den Weg zur Dusche. Er heizt sich darunter auf, so als wuerde ein Akku frisch geladen. Er hofft die gespeicherte Waerme haelt die Nacht ueber vor. Um 23:30 verkriechen wir uns jeder in seinen Iglu.
23.Mai 2006 ... heute wollen wir uns erstmal bei allen fleissigen Email-Schreibern bedanken. Wir freuen uns sehr ueber jede Mail, die wir hier in der Ferne von Euch erhalten.
Ungewoehnlich frueh wird Walter durch Eckhards Aktivitaeten geweckt. Hoehere Gewalt zwingt E. dazu, unseren Kuehlraum zu verlassen und das WC an Land zu entern. W. fuehlt sich inspiriert ebenfalls diesen Weg zu gehen. Bewaffnet mit Duschzeug trabt W. hinterher. Absolut clean nehmen wir danach unser Fruehstueck ein, bei angenehmer Raumtempe-ratur dank unserer Heizung. Im Anschluss ziehen wir aus, die Stadt zu erobern und landen wie gestern zunaechstt im Internetcafe. Dort sind auf 3 Ebenen PCs der neuesten Generation aufgestellt. Auf modernen Chefsesseln laesst es sich gut aushalten. Der untere Raum rauchfrei, die oberen verqualmt. In einem ausgekluegelten System sind die Tische mit den Hoellenmaschinen aufgestellt, so dass jeder Zentimeter des Raumes genutzt wird. Beinahe alle Plaetz sind belegt. Sie werden von unter 12-jaehrigen, von dunklen Gestalten und zappeligen Menschen genutzt, die ausschliesslich mit Kriegsspielen beschaeftigt sind. Wir sind die Einzigen ohne zwanghafte Spielsucht. Die Waende sind mit Plakaten deutscher Landser und Spruechen "Kommt zu Herrmann Goerings Truppe" behaengt. Wir waren sehr erstaunt, so etwas hier vorzufinden. Nach getaner Arbeit setzen wir unseren Stadtbummel fort. In dem modernen, farblosen, aber architektonisch gelungenem Rathaus kehren wir ein, und goennen uns in dem dortigen Cafe einen Cappuccino. Eine grosse Anzahl kleiner und mittlerer Stadthaeuser sind fuer uns ungewoehnlich, mit Wellblech verkleidet. Sehr ein-drucksvoll und von ausgefallener moderner Schoenheit die Hallgrimskirche mit Standbild Leif Eriksens davor, erbaut 1937. Innen wie aussen ein absolutes Unikat. Die gewaltige Orgel beeindruckte durch Groesse und die ungewoehnliche Anordnung der Pfeifen. So ein Stadtbummel macht hungrig. Ein Supermarkt war unser naechstes Ziel. Einkaeufe fuer einen Auflauf und Obst gegen Skorbut wurden gemacht. Der Auflauf an Bord mit 2 ge-standenen Seeraeubern ist an Perfektion nicht zu ueberbieten. Traege von den ueber-ladenen Maegen schaffen wir noch soeben den Abwasch, dann gings rauf aufs Sofa.
24.Mai 2006...die nacht haben wir nicht gut geschlafen, der Wind zerrte an den Leinen es war ein staendiges Rucken und knarren. Mit bleiernen Knochen erheben wir uns lustlos aus den Kojen. E. erledigt seine Morgentoilette an Land, W. zimmert ein Fruehstueck. Es gibt Muesli mit Aepfeln, Sirup und Milch. Danach schluepft W. in sein Oelzeug und spuelt den Dreck von Deck herunter, den die ungehobelte See im Hafen vom Ponton auf die Falado gespuelt hat. Der alte Glanz der Falado ist wieder sichtbar. Anschliessend machen wir uns auf den Weg, um eine fehlende Seekarte zu bekommen. Wir werden von sachkundigen Beratern von einer Stadthaelfte zur Anderen gehetzt. Schliesslich nehmen wir einen Linienbus. So kommen wir auch Punkten der Stadt vorbei, die wir zu Fuss nicht abgelaufen haetten. Schliesslich halten wir die gesuchte Seekarte in den Haenden. Unterwegs begegnen wir immer wieder deutschsprachigen Touristen aus Oesterreich und Deutschland, die mit dem Kreuzfahrschiff "Mona Lisa" hier getrandet sind. An Bord bereitet dann E. das Essen, Spaghetti mit vielen vielen Zwiebeln, ein Schuss Sherry und... das vollstaendige Rezept ist von uns nach der Reise erhaeltlich.
25.Mai 2006...heute ist eine Bustour geplant mit der Bezeichnug "Golden Circle". Um 07:00 roedert der Wecker. Wir fruehstuecken und es wird ein Ueberlebenspaket geschnuert, bestehend aus Butterbroten, Obst und Milka-Schokolade, verstaut in unseren Ruck-saecken. Wir werden zum nahen Flugplatz kutschiert, dort stehen die grossen Busse zur Abfahrt bereit. Eine gute internationale Mischung von Touristen befindet sich mit uns an Bord. Unser 1. Ziel ist der "Garden Eden", dort werden in Treibhaeusern Bananen angebaut. Die Erdwaerme machts moeglich. Eine wunderschoene Landschaft zeigt sich uns im Landesinneren. Die Fahrt geht weiter zu einem Kratersee, dort wo Bjoerk ein Konzert gegeben hat. Fuer uns Mitteleuropaer sehr ungewoehnliche Landschaftsbilder. Es geht weiter in ein Gebiet, dort wo sich die Erde ihrer ueberschuessigen Energie in Form von Dampf- und Wassergemisch entledigt. Es sind kleine, mittlere und groessere Geysire und es dampft vielerorts einfach aus der Erde. Etwas spaeter ueberschreiten wir zu Fuss die Kontinentalspalte zwischen Europa und Nordamerika. Ein tiefer breiter Riss im felsigen Gestein zeigt es uns an. Dieser Riss vergroessert sich von Jahr zu Jahr. In ganz weiter Ferne wird Island aus 2 Haupt-Inseln bestehen. Ein Abstecher zu Ausgrabungsstaetten und einer Bischofskirche und dann geht es zu den beeindruckend schoenen "Guldfoss-Wasserfaellen". Ein einmaliges Erlebnis. Die Rueckfahrt hat es dann noch einmal in sich. Wir fahren mit dem schweren und voll beladenem Bus quer durch die geheimnisvolle Bergwelt Islands, ueber zum Teil unbefestigte Strassen. Unvorstellbare bizarre Berg-formationen begeistern uns. Es wirkt alles ein wenig ausserirdisch. Mars, Mond oder andere Planeten koennte die Heimat dieser Landschaft sein. Tief beeindruckt, von dem was wir gesehen haben endet die Reise um 17:00 in der Naehe des Rathauses. Noch schnell ein paar Einkaeufe, denn auch am Himmelfahrtstag haben die Geschaefte hier geoeffnet, einige sogar bis Mitternacht. Auf dem Weg erleben wir eine Wahlveranstaltung mit einem Rockkonzert. Die sehr junge islaendische Band verabschiedet sich mit: "Danke schoen, auf wiedersehen". Es war ein wundervoller Tag mit erstmals Temperaturen im 2-stelligen Bereich und sehr viel Sonne.
26. Mai 2006...wir sitzen gemuetlich im Cockpit unter der warmen Kuchenbude, jeder einen vollen Teller Muesli vor sich, da werden wir von dem Ausbilder der Rettungstaucher ange-sprochen, die am Steg ihre Tauchausbildung absolvieren. Wir erhalten von ihm unter anderem wertvolle Tipps, wie wir die Eislage vor Groenland erfahren koennen. Es sind einmal die daenische Fregatte die im Hafen liegt und direkt beim Wetterdienst Islands in Reykjavik. Zuerst fuehrt uns der Weg zur Fregatte. Dort erhalten wir bereitwillig Auskunft. Wir erfahren, dass die E-Seite, die S-Seite und die SW-Seite vor Groenland mit einer 10 km breiten Eisschicht bedeckt ist. Enttaeuscht und erstmal ratlos, gingen wir von Bord um diese Information zu verarbeiten. Wir gehen erstmal an Bord der Falado um uns mit Cappuccino und American Cookies wieder aufzubauen. Nach einem laengeren Spaziergang mit Fachsimpelei meldeten sich erneut unsere sensiblen Maegen und verlangten nach Essen. Wir landen in einem urigen Fischimbiss direkt am Hafen. Ein ueber 70-jaehriger grillt uns einen sehr scharf gewuerzten Steinbutt. Dazu gibt es einen gewoehnungsbeduerftigen Kartoffelsalat und viel Brot und Wasser. Unser Baerenhunger ist noch immer nicht ganz gestillt, so goennen wir uns noch eine Lobstersuppe. Der alte Wirt muss frueher mal ein Fischer gewesen sein. Seine Kumpel helfen tatkraeftig mit im exotischen Restaurant-betrieb. Bevor wir gehen, legt er besonderen Wert auf eine Eintragung in sein Gaestebuch. Diesem Wunsch kommen wir gerne nach.
27. Mai 2006...nach dem Fruehstueck machten wir uns direkt auf den Weg zum islaen-dischen Wetterdienst. Es war ein anstrengender Weg, wegen der vielen Steigungen. Dort angekommen werden wir freundlich empfangen und erhalten nochmals ergaenzende In-formationen ueber Eislage vor Groenland und den Wetteraussichten der naechsten 5 Tage. Nach den uns nun vorliegenden Informationen beschliessen wir, noch bis Mitte naechster Woche hier in Reykjavik zu bleiben und abzuwarten wie die Lage sich weiter entwickelt. Auf dem Rueckweg besuchen wir das "Perlan". Das Perlan besteht aus 5 grossen Saeulen und einer Glaskuppel, aehnlich wie auf dem Reichstag in Berlin. Oben befindet sich ein Re-staurant mit einer Rundum-Aussichtsplattform. Von hier aus haben wir einen wunderbaren Ausblick in alle Himmelsrichtungen. Im Erdgeschoss besuchen wir das Saga-Museum. Ein Museum ueber die Geschichte Islands von der Besiedlung bis zur Reformation. Auf dem Heimweg besorgen wir uns Haehnchenkeulen und Tiefkuehlgemuese und bereiten daraus in der Bordkueche ein koestliches Mahl. Wir sind immer wieder ueber die guten Er-gebnisse unserer Kochkuenste erstaunt.
28. Mai 2006...gut ausgeschlafen bis 08:30 beschliessen wir am Fruehstueckstisch, nachmittags eine Fahrt zur "Blauen Lagune" zu unternehmen. Bis dahin beschaeftigen wir uns mit notwendigen Arbeiten an Bord. Um 13:00 machen sich 2 lustige Wanderburschen mit Rucksack bestueckt auf den Weg zum Flugplatz. Dort ist die Sammelstelle fuer den Bustransfer zur Blauen Lagune. Es ist eine halbe Stunde Fahrt, durch relativ flaches Ge-laende, aber eine Landschaft, die unaufgeraeumt und voller Lavagestein, soweit das Auge reichte. Kein Busch, kein Strauch, kein Baum so als waere das riesige Lavafeld eben erst erkaltet. Die Blaue Lagune ein Ort am Ende der Welt, oder doch schon eher ausserhalb? Es war einfach ein Genuss in dem warmen Meerwasser bis 39°C sich einfach treiben zu lassen. Ein vorhandener warmer Wasserfall massierte unsere alten Knochen. Zusaetzlich konnte man von einer Dampf- und einer Heissauna Gebrauch machen. Nach 1,5 Stunden hatten wir aufgeweichte verschrumpelte Finger, sogenannte Waschfrauenhaende. Der Bus, der uns um 18:45 zurueckbringen sollte, liess uns mehr als eine Stunde im eisigen Wind warten. Die aufgetankte Waerme verflog in Windeseile. Schon zum zweiten mal wurden wir Opfer der schlechten Organisation des Busunternehmens Reykjavik Excursions.
29. Mai 2006...die Sonne scheint mit voller Kraft durch das Luk im Vorschiff. Sie lockt Walter aus seiner Koje. Unter der Kuchenbude, geschuetzt vor dem Wind, messen wir zur Fruehstueckszeit 20°C, unglaublich. Ein beim Fruehstueck abgebrochener Zahn von Walter, daempfte die gute Stimmung. Bei der Touristeninformation bekommen wir die Adressen von Zahnaerzten. Beim ersten Zahnarzt werden wir abgewiesen, aber er benennt einen Kollegen. Dort angekommen wurde W. sofort auf den Behandlungsstuhl gebeten, wo gleich mit den gefuerchteten Werkzeugen in W. Mund gearbeitet wurde. Der Zahnarzt selbst in Zivil machte zunaechst alles allein. Schleifen, saugen, tupfen. Zwischendurch ass er einen Happen, telefonierte und summte vor sich hin. Dann wurde eine Roentgenaufnahme von dem laedierten Zahn gemacht, ein Stift gesetzt und in Windeseile war der Zahn repariert. Dann die Probe aufs Exempel. Ein Kuchen, ein Kaffee beim Baecker und ein nettes Plaetzchen in der Sonne bei 25°C mit dem Ergebniss der Zahn hat gehalten. Gestaerkt schleppen wir danach Trinkwasser in Flaschen, Obst und andere Lebensmittel an Bord. Nachdem Essen gehen wir nochmal ins Internet-Cafe und schicken unsere Tagesberichte auf die Reise.
30. Mai 2006...sehr haeufig findet am Fruehstueckstisch, zumindest im Hafen, ein Meeting statt. Der Kurs fuer den Tagesablauf wird dann festgelegt. So auch heute, unter der Kuchenbude bei 11°C. Wir beschliessen unter Anderem nach 13:00 die Wetterwarte in Reykjavik noch einmal aufzusuchen, um neueste Informationen ueber die Eisverhaeltnisse um Groenland herum zu erhalten. Die nette attraktive Dame am Empfang begruesst uns sehr freundlich und gewaehrt uns sofort Einlass. So ein nettes Laecheln, muss doch jedes Eis wo immer es ist, zum Schmelzen bringen, dachten wir. Die Damen und Herren in der Wetterwarte kamen uns aber mit Fakten. Der Eisguertel um Groenland herum, hat sich vom 1. Besuch zu heute deutlich vergroessert. Hinzu kommt, dass auf dem halben Weg von Island nach Groenland ein undurchdringliches Eisfeld, mit diversen Eisbergen, dahin treibt. Der Traum Groenland auf eigenen Planken zu erreichen, scheint fuer uns in weite Ferne gerueckt. Auf dem Rueckweg kommen wir an einem Fischgeschaeft vorbei. Auf Island eher eine Raritaet. Unglaublich aber wahr. Es wird Frischfisch angeboten, aber schon fertig mariniert. Nach kurzer Ueberlegung entschliessen wir uns fuer Heilbuttfilet. An Bord werden Kartoffeln geschaelt und es gibt Kartoffelmus mit viel, ihr wisst schon...Zwiebeln. Wieder ist uns ein koestliches Mahl gelungen. Jetzt ist uns auch klargeworden, warum Seeleute so haefig Restaurants und Gaststaetten eroeffnen. Richtig kochen lernt man eben nur auf einem Schiff. Draussen geht die Welt unter. Es stuermt und regnet. Man kommt mit dem Nachstellen des Zeigers vom Wetterglas gar nicht so schnell hinterher. Er ist sehr rasant staendig in Bewegung. Mal rauf dann wieder runter. Sind wir doch am Ende der Welt?
31. Mai 2006...der Sturm von gestern abend hat in der Nacht noch einmal kraeftig zugelegt. In der offenen Hafeneinfahrt gibt es nur wenig Schutz. Das Schiff zerrte ununterbrochen an den Leinen. Wir kamen uns vor wie in einer Wiege liegend, die brutal hin und her bewegt wurde und ploetzlich gegen ein grosses Hinderniss prallt. An Schlaf war dabei nicht zu denken. Deshalb haben wir bis 09:30 in den Federn gelegen. Fruehstueck im Cockpit bei Regen. Anschliessend erfolgte eine Maschineninspektion und "Paulinchen" bekommt eine Reinigungskur verordnet. Der Wassertank wird mit frischem Wasser gefuellt und nebenbei werden im Duschraum diverse Kleidungsstuecke von Hand gewaschen. Das Bordleben ist harte Arbeit, da wird einem nichts geschenkt. Nachmittags ging es zu einem grossen Supermarkt der uns empfohlen wurde. Wir fanden alles was wir brauchten und kehrten an Bord zurueck. Nachdem wir mit unseren Errungenschaften eine sehr aromatische Mahlzeit kredenzt und die Backschaft abgeschlossen hatten, tauchte nun schon zum 3. mal der Zoll bei uns auf, um Formalitaeten zu klaeren. Wir haben noch nie einen Zollbeamten so schnell wieder von Bord eilen sehen, wie an diesem Tag. Es muss an den Nachwehen unsere Mahls gelegen haben. Zatziki mit einer 3/4 Knolle Knoblauch und Tomatensalat mit 4 Zwiebeln vertraegt nicht jeder Gespraechspartner ohne Vorwarnung. Beim Verlassen unserer Segelyacht schaute er ins Top. Haetten wir die Quarantaeneflagge "Q" setzen muessen? Seine beiden Kollegen die am Steg geblieben waren, warfen uns nachdem er ihnen von den Zustaenden auf der Falado berichtet hatte, einen Blick zurueck, als haetten wir die Pest an Bord. So konnten wir ohne grossen Zeitverlust unsere Routenplanung fortsetzen. An-schliessend noch ein aufwaermendes Duschbad und ab gings in die Koje.
01. Juni 2006...unser Schiff im Hafen erweckt das Interesse vieler Islaender, zumal wir auch auf Island in diesem Jahr das erste auslaendische Sportschiff sind. Sie bestaunen die saubere und abgerundete Bauweise. Es ist zwischen ihnen und uns stets ein Geben und Nehmen. Sie erhalten Informationen ueber den Toernverlauf und unser Schiff und wir bekommen wertvolle Tipps ueber die Sehenswuerdigkeiten auf Island. Auf unseren vorhandenen Seekarten, wurden heute erneut Orte angekreuzt von einem Islaender, der selbst ein eigenes Segelboot besitzt. Er zeigte uns Stellen mit den besten Fischgruenden und an welchen Orten die Wale sich tummeln. Ein uns schon bekannter Islaender begruesste uns, spaeter auf dem Weg in die Stadt, aus seinem Mercedes 300. Wir luden ihn zu einem Cappuccino und zu unseren speziellen American Cookies ein. Seine kleine 6jaehrige Tochter liess sich die Kekse besonders gut schmecken. Wie selbstverstaendlich fuhr er mit uns etwas spaeter zum anderen Ende der Stadt, damit wir uns dort mit weiteren Handbuechern versorgen konnten, die wir fuer unsere vielen angekreuzten Orte auf der Karte noch brauchten. Der Tag verging in Windeseile. Das kalte, ungemuetliche und regnerische Wetter weckte bei uns gegen abend Hungergefuehle. Wir beschlossen beim Kauf von Obst im Supermarkt, heute gibt es nur ein einfaches Gericht. Nudeln mit Tomatensauce. An unserem Steg angelangt, dort liegen noch Ausflugsschiffe, so Schiffe die mit Touristen auf Angelfahrt gehen, sahen wir im Wasser mehrere grosse tote Dorsche. Ein Besatzungsmitglied der Eldingflotte fragte uns ob wir Interesse haetten einen davon mitzunehmen. Angler auf seinem Boot haetten sie gefangen, aber kein Interesse mehr daran gezeigt. Dies mag verstehen wer will, wir nicht. Ein grosser Fisch landete bei uns filetiert in der Pfanne. Dazu gab es Senfsauce mit Salzkartoffeln. Die Nudeln blieben im Schrank. Ein Mahl, so richtig nach unserem Geschmack. Wir sind wieder mal mit uns zufrieden, ueber das fuerstlich gelungene Abendmahl.
02. Juni 2006...tiefe dunkle Wolken zogen frueh morgens ueber uns hinweg, die auch etwas Regen ausschuetteten. Die bedrohlich wirkenden Wolken loesten sich Stunden spaeter total auf. Blauer Himmel und angenehme Temperaturen von ueber 20°C, veranlassten uns unser Bettzeug einmal kraeftig auszulueften. Durch die vielen kalten Tage bildete sich unter unseren Matratzen immer wieder ein kleiner Suesswassersee, sehr zu unserem Entsetzen. Wir mussten ohnehin an Bord bleiben, weil der Tankwagen mit Diesel bestellt ist. Sein Eintreffen konnte er uns nicht genau mitteilen. Letzt endlich hat er uns doch sitzenlassen. Die paar Liter Diesel die wir benoetigten, sind wohl kein so lohnendes Geschaeft fuer ihn, so unsere Mutmassung. Den angenehmen sonnigen Tag verbrachten wir ueberwiegend an bord mit Puzzlearbeiten. Zwischendurch schleppten wir jede Menge Lebensmittel an Bord der Falado. Der anhaltende gute Appetit von uns reisst immer wieder grosse Loecher in unser Vorratslager. Abends werfen wir noch einen Blick ins Internet-Cafe, um zu schauen ob Post fuer uns eingegangen ist. Wir sind sehr ueberrascht wieviele Leute sich fuer uns und unsere Reise interessieren und uns nette E-mails schreiben. Auf diesem Weg moechten wir uns recht herzlich dafuer bedanken. Wir freuen uns ueber jeden Gruss aus der Heimat von wem auch immer. Ohne zu froesteln steigen wir spaet abends in unser wohlriechendes ausgelueftetes Schlafgemach.
03. Juni 2006...um 07:00 ein seit langem ungewoehnliches Geraeusch, der Wecker rasselt. Wir wollen Reykjavik verlassen und unsere Reise fortsetzen. Es wird noch einmal Wasser gebunkert, der Hafenmeister bekommt sein Liegegeld und die Falado wird seeklar gemacht. Es ist fuer uns der 1. Tag auf See ohne unsere Kampfanzuege, die schweren Offshore-Anzuege. Wir geniessen das angenehm sonnige Wetter auf See. Die ersten 2 Stunden erleben wir eine spiegelglatte See mit etwas Duenung. Erst danach kraeuselte sich der Atlantik ein wenig. Eine leichte Brise mit 2 Bf. schob uns sanft daher. Wir haben Geysire auf Island bestaunt, nun stellen wir fest, sie gibt es auch auf dem Meer um Island herum. Wir sind von Walen umgeben, die Wasserfontaenen in die Luft blasen. Ein Grossteil davon sind Buckelwale. Sie koennen eine Laenge von 19 Metern erreichen. Es sind wunderbare Momente, diese riesigen Meeresbewohner zu Gesicht zu bekommen. 16:30 verabschiedetete sich die Sonne und es wurde wieder empfindlich kalt. Der Wind schwaechelte weiter, so dass wir nur mit Schrittgeschwindigkeit von 2 Seemeilen/Stunde voran kamen. Um 18:00 staerken wir uns mit Nudeln und Schinkensauce, dann wurde die Nachtwache eingeteilt. Walter die 1. Haelfte der Nacht, dann musste Eckhard antreten. Um 20:30 weht kein Lueftchen mehr. Die Segel wurden eingeholt mit der Folge, dass wir sehr schwungvoll mit der Falado durch die Nachtschaukeln, denn die See kommt nicht zur Ruhe.
04. Juni 2006...00:45 ein paar Schillerlocken auf der Wasseroberflaeche zeigen Walter, dass Rasmus ausgeschlafen hat. Erstmalig wird unser Blister (Leichtwettersegel) auf dieser Reise ausgelueftet und gesetzt. Die Freiwache sprich Schlafzeit von Walter war keine Sunde alt, musste er aus seiner warmen Koje wieder heraus und an Deck antreten. Ein Schnappschaekel, der sich selbststaendig geloest hatte musste wieder klariert werden. Nachdem er sich wieder hingelegt hatte, und mit dem Schaefchenzaehlen fertig war, hiess es erneut antreten, diesmal zum Segel wechseln. Der Wind hatte seine Muskeln spielen lassen. Doch schon wenig spaeter hiess es wieder Segel wechseln, unserem Windgott ging die Puste aus. So ging es weiter bis zum Erreichen unseres Zieles Arnarstapi. Ein kleines Fischerdorf im SW Islands. Der Miniarurhafen liegt eingebettet in einer fuer uns ueberweltigenden Kuestenlandschaft eine von uns nie gesehene Lavaformation schroff bizarr mit Tunneln und Hoehlen. Faszinierend und unglaublich schoen anzusehen. Selbst die Orcas (Killerwale) schienen Gefallen an dem Kuestenstreifen zu haben. Unzaehlige Tiere konnten wir auf unserem ersten Erkundungslandgang beobachten, wie sie elegant durchs Wasser zogen und sich haeufig durch Luftspruenge in ihrer ganzen Groesse zeigten. Unser Schlafdefizit machte sich schon bald bemerkbar. Nach dem Abendessen und Erledigung der ungeliebten Backschaft, zog sich jeder zurueck um eine volle Muetze Schlaf zu nehmen.
05. Juni 2006...08:15 allgemeines Aufstehen. Fuer den 1. Hunger des Tages gibt es einen grossen Teller Muesli, bestehend aus Koellnflocken, Apfel und Banane und veredelt mit Grafschafter Goldsaft. Danach machten wir uns landfein. Mit langer Unterhose, Pudelmuetze, Handschuhen und Wanderstiefeln geben wir ein gutes Bild ab und sind fuer das islaendische Klima gut geruestet. Mit Rucksack und Fotoausruestung wollen wir ein Stueck von der Welt erobern. Wir marschieren von Arnarstapi zum Nachbarort Hellnar an der Kueste entlang. Eine Wegstrecke von unglaublicher Schoenheit. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, so eindrucksvoll und fremdartig war das was wir zu Gesicht bekamen. Eine Vulkanlandschaft mit Gesteinsformationen die nicht zu beschreiben sind. beeindruckt von den Kraeften die da gewirkt haben mussten, fuehlten wir uns gleichzeitig als Entdecker einer bisher nichtbetretenen Landschaft. Weit und breit keine Menschenseele und kein Zivilisationsgetoese. Am Ende unseres Eroberungsmarsches kehrten wir in das kleinste Restaurand Islands ein. Dort soll es nach Aussage der Eingeborenen die beste Fischsuppe auf dem Eiland geben. Wir gingen der Sache nach und und testeten sie. Sie war wirklich koestlich und unuebertroffen wohlschmeckend. Wir waehlten einen anderen Weg zurueck. Auch dieser Weg war nicht weniger aufregend und beeindruckend. Wieder am Ausgangspunkt zurueck, sahen wir noch, wie ein Fischkutter aus unserem Paeckchen ablegte, um seiner Taetigkeit nachzugehen. Aus einem kurzen Wortwechsel erfuhren wir, dass er um Mitternacht zurueckkehrt. Wir lagen am Ende des Paeckchens, es klaffte eine Luecke von ueber 5 Metern von einem Boot zum naechsten. Sollten wir wirklich bis mitternacht die Wolken zaehlen? Wir schafften es mit List und Tuecke und etwas Seemannschaft diese Luecke zu unserem Schiff zu ueberwinden. So ist es eben auf Island, andere Laender andere Sitten. Als Tagesabschluss servierten wir uns aus unserer Bordkueche Sauerkraut mit Ananas, Salzkartoffeln und Wuerstchen. Das musste fuer die Nacht reichen.
06. Juni 2006...Punkt 07:00 wurden wir durch Klopfzeichen an der Bordwand geweckt. Ein Fischerboot an dem wir festgemacht hatten wollte auslaufen. Wir legten nachdem er den Hafen verlassen hatte, an das dahinter liegende Fischerboot noch einmal fuer 1 Stunde an. Fruehstueckten in Ruhe und machten ebenfalls alles fertig zum Auslaufen. In dickes Oelzeug eingepackt, denn es regnete immer wieder, dampften wir aus dem Hafen und setzten Segel. Hoch am Wind kreuzten wir aus der Bucht. Zwischen Arnastapi und Hellnar sehen ein ganzes Rudel Orcas. Der beinahe unerschoepfliche Fischreichtum um Islands Kueste herum schien sie angelockt zu haben. Gut 10 SM vor unserem Ziel bekamen wir noch kraeftig eins auf die Muetze. Der Wind hatte zum Nachmittag kraeftig zugelegt und die Fallboeen aus den Bergen schuettelten uns kraeftig durch. Wir stellen zu unserem Entsetzen immer wieder fest, wie miserabel die islaendischen Seekarten sind. Kaum ein Hafen ist eingezeichnet und die Ortsnamen auf der Seekarte stimmen nicht mit den Hand-buechern und den heutigen Namen ueberein. Fuer uns ist jeder Landfall ein Abenteuer fuer sich. Der Adrenalinspiegel steigt dabei bis zum Anschlag. Wir kommen uns manchmal vor wie die alten Wikinger, die auch nicht immer wussten wo sie anlandeten. Um 19:00 laufen wir endlich in den sicheren Hafen Olafsvik ein. Der Hafenmeister empfing uns gleich und wies uns einen Liegeplatz zu. Unsere Seebeine brauchten etwas Abwechslung und wir inspizierten das Hafengelaende. Ein Fischdampfer entlud gerade seinen Tagesfang. Wir staunten nicht schlecht, welche Massen Fisch aus dem Schiffsleib zu tage gefoerdert wurden. Ein Beweis mehr fuer den reichen Fischbestand Islands. Nach einem kurzen Ge-spraech mit einem Fischermann wollte er uns mit einigen Fischen beehren. Wir lehnten ab und wiesen daraufhin das es schon sehr spaet sei und vertagten es auf morgen. Wir wissen also heute schon, morgen gibt es Fisch satt.

07. Juni 2006...heute morgen werden wir durch prasselnden Regen auf Deck und einem unheimlichen Heulen in den Wanten geweckt. Es herrscht hier Weltuntergangsstimmung. Fuer Island ist das scheinbar Normalzustand. Unsere Hoehle im Schiffsinnern ist ein absoluter Feuchtraum. Kondenswasser tropft unaufhoerlich an vielen Stellen der Inneneinrichtung herunter. Wir haben noch nicht so viele Proviantdosen geleert, um an allen Leckstellen das Wasser aufzufangen. Also kommt die naechste Zeit mehr Dosengerichte auf den Speiseplan. Es ist mal wieder an der Zeit uns einer Generalreinigung zu unterziehen. Wir setzen so langsam Patina an. Da ist so ein Schwimmbad der richtige Ort etwas dagegen zu unternehmen. In unserem Rucksack auch etwas Waesche, die eine Reinigung ebenfalls sehr noetig hat. Der erste Waschgang unter der Dusche, dann ins 30°C warme Becken und zum Schluss noch der Kochwaschgang im "Hot Pot". Da kapituliert auch der hartneckigste Schmutz. Danach konnten wir uns selbst wieder gut riechen und wagten uns in das einzigste Hotel im Ort. Das hat Internetanschluss und kann von jedermann gegen Entgelt benutzt werden. Wir machen Gebrauch davon und tippen unsere Tagesberichte. Der Weg zurueck an Bord fuehrte uns an einem einlaufenden Fischdampfer vorbei. Wir holen uns den versprochenen Fisch ab und machen uns an die Arbeit. Wie zerlegt man einen Steinbeisser? Wir erhalten ein paar Tipps, aber dann waren wir allein mit dem haesslichen Ungetuem. Es gelingt uns ihn bratfertig herzurichten. Nur wer schafft es die grossen Stuecke zu verzehren? Noch ein paar Kartoffeln und dazu wieder die leckere Senfsauce. Alles in allem ein himmlisches Mahl. Die Toepfe und Pfannen wurden restlos geleert. Mit einer Magenerweiterung strecken wir alle Viere von uns und begeben uns zur Ruhe.

08. Juni 2006...noch immer hat Petrus die Schleusen voll geoeffnet. Man mag nicht so recht ans Aufstehen denken. Alles ist nass, feucht und ungemuetlichund gleich ein grosser Schreck in der Morgenstunde. Die Heizung soll uns ein bisschen waermen und Trockenheit spenden. Nach dem Einschalten zeigte sie keine Reaktion, sie ruehrte sich nicht. Nach dem Fruehstueck stuerzten wir uns auf den Versager. In Einzelteilen zerlegt, prueften wir alles durch. Die Platine vom Salzwasser zerfressen, war das Uebel. Bei dem Anruf bei der Fa. Bukh in Bremen, Generalvertreter fuer die Wallas-Heizung, wurde Walter nur angepampt. Keine Bereitschaft uns umgehend zu helfen. Im Internet fanden wir eine Fa. in Reykjavik, die das Teil angeblich vorraetig hat. Es wird bei uns nicht langweilig und fuer Spannung ist immer gesorgt. Nachmittags zeigt sich zu unserem Erstaunen, die Sonne. Nach all den Scherereien kehrten wir bei dem oertlichen Baecker ein und spendierten uns Kaffee und Kuchen. Anschliessend wurde das Innere des Schiffes zum Trocknen nach Aussen gekehrt. Dann lockten uns einlaufende Fischdampfer an. Den leckeren Fisch von gestern kaum verdaut, luesterten wir erneut nach kostbaren Meeresbewohnern. In unserer Fischbratkueche wurden heute Schollen zubereitet. Sie waren sehr koestlich im Ge-schmack und das nur fuer ein Dankeschoen. Das ist hier in Olafsvik so ueblich.
09. Juni 2006...heute haben wir uns fuer 08:00 einen Leihwagen bestellt. Wir wollen nach Reykjavik um dort die Platine fuer unsere Heizung zu besorgen. Gleich hinter Olavsvik ein menschenleeres Gebiet. Zum Teil ueber Schotterwege befahren wir eine urspruengliche Landschaft, mit steilen Haengen und vielen Wasserfaellen. Auf den Gipfeln der Berge liegt Schnee und der Gletscher Snæfellsjokulll zeigt sich uns zum ersten Mal in seiner ganzen Groesse. Um 09:45 erreichen wir unser Ziel. Wir erhalten unsere Platine, sind aber nicht sicher ob es die Richtige ist. Der Verkaeufer nennt uns eine andere Fa., wo das Ersatzteil eingebaut und justiert werden kann. Dort angekommen berichten wir von unserem Pro-blem. der Werkstattleiter sagte uns, dass es hier alles moeglich waere. Wir koennen das Teil selbst bei ihm einbauen, aber der Techniker der diese Geraete repariert und einstellt ist zur Zeit in Deutschland im Urlaub. Wir machen uns an die Arbeit, stellen aber zu unserem Bedauern fest, die neue Platine stammt aus einer anderen Serie neueren Datums. Der hilfsbereite Werkstattleiter bemueht sich nach allen Regeln der Kunst uns zu helfen. Er versuchte einen anderen Techniker zu erreichen, ohne Erfolg. Dann kramte er in seinen Altbestaenden herum, um uns evtl. mit einer gebrauchten Platine aus der Patsche zu helfen. Wir kehrten schliesslich mit einer gebrauchten Platine zurueck. An Bord versuchten wir unser Glueck, den Waermespender wieder zum Leben zu erwecken. Aber es ist nicht unser Tag, die Heizung bleibt kalt. In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit, es ist mittlerweile nach 21:00, waermen wir uns mit einem schnell gekochten Milchreis etwas auf.
10. Juni 2006...heute ist ein grosser Tag fuer die Olafsviker. Es findet ein Fest fuer Seeleute statt. Die Fischer haben uns schon Tage zuvor davon erzaehlt. Uns interessiert natuerlich die Veranstaltung und werden Zeitzeuge. In der Fischhalle werden an die Kinder bunte Luftballons verteilt und von einem grossen LKW droehnte laute Musik. Ein Alleinunterhalter, mit roter Pappnase unterhaelt die kleine Kinderschar, 10-15 an der Zahl, ebenfalls vom LKW aus. Ein Rennen mit 6 Ruderbooten findet im Fischereihafen statt. Die Boote sind loecherig, dass ein Ruderer in dem Boot staendig die Lenzpumpe betaetigen muss. Saemtliche Fischereifahrzeuge sind bis ueber die Toppen geflaggt. Die Leute im Ort wirken alle ein wenig aufgeregt. Am Abend erfahren wir auch warum. Das Beste was der Kleiderschrank der Fischersleute zu bieten hat wird ausgegraben und uebergestuelpt. In einem Lokal gibt es fuer sie zunaechst statt Fisch, Lammfilet. Gestaerkt drehen sie mit den Dorfschoenen ein paar Runden auf dem Parkett. Unser Abendspaziergang in unserem Raeuberzivil fuehrt unter anderem auch vor das Tanzlokal. Wir kommen mit bekannten Fischersleuten ins Gespraech. Dabei erfahren wir etwas ueber den Walfang in Island und dazu im krassen Widerspruch die "Whale Watching Touren". Wir werden Zeuge wie die Nachfolger der Wikinger nach allen Regeln der Kunst priemen. Sie schieben sich den Kautabak tief in den Mund. Die Frage an sie von uns, was ist wenn eine junge Frau euch bedraengt und einen Kuss verlangt. Ihre Antwort: "Dann gibt es ein Problem". Wir verabschieden uns und verzogen uns zurueck an Bord.
11. Juni 2006...unser Tagesbericht beginnt heute ausnahmsweise einmal mit den Abend-nachrichten. Wir erhalten gegen 18:00 die aktuelle Eislage um Groenland. Die Treib-eissituation ist unveraendert, lt. DMI, Daenisches Metereologisches Institut. Die ungewoehnlich lang anhaltenden noerdlichen Winde haben zu dieser Situation gefuehrt. Am 26.5. hatten uns die Offiziere der daenischen Fregatte in Reykjavik, die vor der groessten daenischen Insel (Groenland) patrollieren davor gewarnt, Groenland anzulaufen. Fruehestens Mitte oder Ende Juli, so ihre Aussage, koenne man damit rechnen die Kueste anzusteuern. Eine Garantie gibt es aber nicht. Wir haben zu unserem eigenen Bedauern endgueltig Abschied davon genommen, unsere Reiseroute wie geplant fortzusetzen. Wir muessen uns einer hoeheren Gewalt beugen.
Feiner Regen berieselt unser Schiff. Es ist Sonntag. Deshalb haben wir es auch nicht so eilig mit dem Aufstehen. Nach dem Fruehstuck ein allgemeiner Check im Schiffsinneren. Das ungebetene bis in die Bilge eingedrungene Salzwasser wurde der See wieder uebergeben, dort wo es auch hingehoert. Nachmittags goennen wir uns ein Schoenheitsbad. Leider ohne nennenswerten Erfolg. Mit unserem Sonntagsbraten, Lammkottlets mit Bohnen und Salzkartoffeln, schlucken wir unsere Entaeuschung herunter. Jeder erledigt danach noch seine Schreibarbeiten, dann geht der Tag auch schon wieder zu ende.
12. Juni 2006...seit gestern und die ganze Nacht ueber regnet es Bindfaeden, ohne Aussicht auf Besserung. Gestern war es windstill und der Nebel verhuellte das schoene Land. Ohne Vorwarnung fing es gestern abend an zu stuermen und der Sturm haelt unvermindert an. Island ist eine Wetterfabrik, die keine Wuensche offen laesst. Ein so schnell wechselndes und vielseitiges Repertoir an Witterungsmoeglichkeiten ist fuer uns beide absolut neu. Wir glauben aber fest daran, nach einem Tief folgt irgendwann auch wieder ein Hoch. Kein Fischerboot, selbst die grossen Boote liegen wegen des schlechten Wetters im Hafen. Keine Aussicht heute einen leckeren Fisch zu erhalten. Da muss der Smutje sehen, das er etwas anderes in die Pfanne bekommt. Viele Telefonate mit der Heimat waren noetig, damit endlich unser Ersatzteil fuer die Heizung aus Bremen von der Fa. Bukh auf die Reise geschickt wird. Service ist scheinbar ein Fremdwort fuer diese Firma. Nachmittags schliesst Petrus endlich die Schleusentore. Es ist erst einmal trocken. Wir nutzen die Trockenheit und vertreten uns die Beine im Oertchen Olafsvik. Z. Zt. fuehren wir ein richtiges Rentnerleben. Keine Hektik und beinahe geregelte Mahlzeiten. Nur, ist es unser Alter, oder sind es die islaendischen Temperaturen die uns hier immer etwas froesteln lassen. Wir werden es erfahren wenn wir wieder zurueck sind. Haeufig geht uns auch das Zeitgefuehl verloren. Da es rund um die Uhr hell ist, ist man stets erschrocken beim Ablesen der Zeit, wie spaet es schon wieder ist. Nach dem Essen und der erledigten Backschaft, bringt uns die inzwischen als Waermequelle genutzte Petroleumlampe auch nicht den gewuenschten Erfolg, so dass wir ausstaffiert mit dicken Struempfen, Schlafmuetze und Schal unser Nachtlager aufsuchen. Walter graebt vorher noch eine alte Warmflasche aus seiner Seekiste aus, gefuellt mit heissem Wasser setzt er sie als Wunderwaffe gegen das eislaendische Klima ein.
13. Juni 2006...heute harren wir mal wieder etwas laenger in der Koje aus. Wir zwingen uns dazu uns doch langsam zu erheben, denn wir haben ein Programm und das muss abgearbeitet werden. Nach dem Fruehstueck geht es zunaechst mit unserer leeren Gasflasche unterm Arm zu einem der 3 im Ort ansaessigen Gashaendler. Da sie nicht den gleichen Flaschentyp fuehren, wollen wir unsere aus einer anderen Flasche umfuellen. Die ersten beiden Haendler sahen keine Moeglichkeit uns zu helfen. Der 3. im Bunde bemuehte sich sehr und zauberte eine Schlauchverbindung her. Wir befuellen am Ende 2 Gasflaschen und unterhalten uns mit dem Besitzer des Ladens und seinem Vater, der noch immer aktiver Fischer im Ruhestand ist, ueber das Leben auf Island. Anschliessend wird an der Wassertankstelle Diesel gebunkert fuer umgerechtnet 74 Cent/Liter. Unseren alten Liege-platz muessen wir verlassen. Der Fischdampfer, neben dem wir die ganze Zeit gelegen haben verholt im Hafen an einen anderen Platz. Er hat seine Fangquoten erfuellt und geniesst die Sommerruhezeit. Die Hauptfischfangzeit auf Island ist von Januar bis Mai. Die meisten Fischer erfuellen in dieser Zeit ihre Quoten. Unglaublich dieser Fischreichtum. Unser neuer Liegeplatz ist ganz in der Naehe des Schiffes neben dem wir vorher lagen. Der Eigner bietet uns eine elektrische Kabelverbindung an, nachdem er von unserer defekten Heizung gehoert hat. Wir nehmen dankend an und heizen unsere Raeume und die Betten mit dem Heizluefter so richtig auf. Gut gelaunt begeben wir uns in die Fischhalle. Mit 3 Rotbarschen, fertig filetiert geht es wieder an Bord. In der Pantry wird der Abendschmaus mit Kartoffelmus in Windeseile zubereitet. Ein zuenftiges Bier dazu und wir sind mal wieder rundum zufrieden. Keiner hier an Bord muss im Moment hungern und frieren.
14. Juni 2006...die Nacht in der Koje war sehr warm und kuschelig. Wie genuegsam sind wir inzwischen geworden. Ein waermender Heizluefter und wir fuehlen uns wie in einer Luxus-suite. Doch draussen an Deck ist der Teufel los. Wir haben ueber 15° Schlagseite. Erneut fegt ein Sturm ueber die Insel hinweg und floesst uns aeussersten Respekt ein. Es ist unheimlich. Unser Wetterschreiber, das Baroskop ist im freien Fall bis ins Bodenlose abgestuerzt, so wie wir es noch nie erlebt haben. Weisse Gischt fegt ueber den Hafen. Wir sichern unser Schiff mit zusaetzlichen Leinen und hoffen, dass alles gut geht. Auf dem Tisch sind nasse Tuecher ausgelegt, um ein Verutschen des Fruehstuecksgeschirrs zu verhindern. Es funktioniert nur zum Teil. Gegen 12:00 mittags ist der Spuk zu Ende, der Wind flaut ab. Wir betreten festen Boden und schicken unsere geschriebenen Karten und Briefe per Luftpost in die Heimat. Noch ein kurzer Besuch im Hotel dort, setzen wir unsere Tage-buchaufzeichnungen ins Internet. Baecker und Supermarkt sind unsere naechsten Stationen, denn unsere knurrenden Maegen sind nicht zu ueberhoeren. Die uebliche warme Mahlzeit am Abend, Eckhard bereitet Kartoffelpuffer mit Apfelmus und Walter eine Quark-nachspeise, wird heute etwas frueher zubereitet. Im Hotel wird das WM-Spiel Deutschland : Polen auf einer Grossleinwand uebertragen. Da sind wir dabei.
15. Juni 2006...heute sind wir den 9. Tag in Olafsvik. Das Ersatzteil aus Deutschland fuer unsrere Heizung, scheint den Weg nach Island nicht zu finden. Wir sind entsetzt ueber das Verhalten der Bremer Fa. die diese Verzoegerung sicher zu verantworten hat. Den Vor-mittag verbringen wir damit, den mechanischen Windanzeiger im Topp zu reparieren. Walter klettert den 14 m hohen Mast empor und Eckhard unterstuetzt seinen Ausflug mit Kurbeln an der Winde nach Leibeskraeften. Nach 1 Stunde ist der Sturmschaden mit Bordmitteln wieder repariert. Wir wissen nun wieder woher der Wind weht. Der Blister wird zum Trocknen noch in den Mast gehaengt und anschliessend verstaut. Das sonnige Wetter muss genutzt werden. Ein Berg voll Waesche muesste gewaschen werden. Aber ohne Waschmaschine und Ruffelbrett stehen wir zunaechst ratlos da. Am Hafen, ganz in unserer Naehe, befindet sich eine Fischfabrik. E. mit seinem Kumunikationstalent macht sich auf den Weg dorthin um auszukundschaften, ob es dort ein Waschbecken mit Warm-wasseranschluss gibt. Ein kurzer Plausch mit dem Besitzer der Fabrik und schon sind alle unsere Probleme geloest. Eine grosse Waschmaschine und Trockner stehen uns zur Verfuegung. Wir schleppen unsere Sachen dorthin und stopfen die Maschine bis zum Rand mit unserer Waesche voll. Zur Belohnung erhalten wir von dem Firmenbesitzer filetierten Seeteufel in mundgerechten Stuecken zubereitet. Weil er und seine gesamte Belegschaft 16:00 Feierabend haben und die Fabrik verlassen, unsere Waesche aber noch in Arbeit ist, bittet er uns, wenn wir gehen die Tuer hinter uns ins Schloss zu ziehen. Soviel Vertrauen, so eine Hilfsbereitschaft, wir sind einfach nur sprachlos. Auch das ist Island. Kein Islaender schliesst seine Haustuer ab und kein Spind der Mitarbeiter in der Fabrik hat ein Vor-haengeschloss. E. hat fuer das Abendessen schon einen wohlschmeckenden Kartoffelsalat zubereitet. W. stuerzt sich auf die Seeteufelhaeppchen und bereitet sie fuer die Pfanne vor. Wir leben wie Gott in Frankreich und wollen es im Moment auch nicht schlechter haben.
16. Juni 2006...bei regnerischem Wetter pellen wir uns langsam aus unserem Nachlager heraus. Nach dem Fruehstuecksbuffet beschliessen wir die Gunst der Stunde mit der Waschmoeglichkeit zu nutzen. Unsere Betten muffeln leicht, sie haben eine Reinigung eben-falls dringend noetig. Mit den Bettbezuegen und Laken unter dem Arm geht es in den Waschsalon der Fischfabrik. Dort wird sie islaendisch mit weichem Gletscherwasser ge-waschen. In der Zwischenzeit werden wir von dem Besitzer zu einem Rundgang in die Pro-duktionsstaetten eingeladen und bekommen als Gastgeschenk jeder eine frische Scholle fuer die naechste Mahlzeit ueberreicht. Walters Handy klingelt und es ist ein Mitarbeiter der Bremer Firma Bukh. Es gibt Probleme mit dem Zoll. Wir sollen die Probleme von hier aus klaeren. Eine Endlos-Geschichte mit der Platine und unserem Lieferanten aus Deutschland. Ueber 6 Telefonate mit der Fa. DHL werden gefuehrt und am Ende sind wir kein Stueck weiter. Zwei Mitarbeiter aus der Fischfabrik nehmen sich unserer Probleme an. Mehr als eine halbe Stunde brauchen sie mit ihrem eigenen Handy um Klarheit in das Chaos zu bringen. Ein Stempel von der oertlichen Polizeibehoerde und diverse Faxe von und nach Reykjavik durchschlagen zuletzt den "Gordischen Knoten". Die Platine soll uns heute abend in Olafsvik uebergeben werden. Mit unserer Waesche, inzwischen fertig gewaschen und getrocknet, verlassen wir die fuer uns unvergessliche Fischfabrik. Was haetten wir nur ohne soviel beispiellose Hilfe und menschliches Entgegenkommen machen sollen. Wir sind den Menschen hier in Island einfach nur dankbar. Sie reden nicht viel, sie handeln und helfen wo sie koennen.
17. Juni 2006...um 08:00 geht es raus aus den Federn. Heute sollen endlich wieder die Segel gesetzt werden. Die Platine erhielten wir tatsaechlich noch gestern abend um 21:30. Das Teil wurde gleich in den Heizapparat eingebaut und getestet. Unser Sensibelchen, die Wallas-Heizung ist aus dem Dornroeschenschlaf erwacht, sie laeuft und spendet wieder Waerme. Die Wasser- und Dieseltanks sind gefuellt und die Batterien geladen. Um 10:00 heisst es Leinen los. Ein leichter SW-Wind haucht in die weissen Bohn-Segel. Mit vielen guten Eindruecken und Erinnerungen nehmen wir Abschied von den Olafsvikern. Durch das unsichtige Wetter ist ein Blick zurueck auf die schneebedeckten Berge und den Gletscher nur eine kurze Zeit moeglich. Wir sind auf uns allein gestellt. Paulinchen hat Anweisung den Kurs von 335° NW zu steuern. Bei dem feuchten Wetter und unter10° C ist es sehr un-gemuetlich. Der Heizluefter hat uns die letzten Tage doch sehr verwoehnt. Die rauhe Wirklichkeit hat uns wieder eingeholt. Es wird Zeit sich ein dickeres Fettpoelsterchen an-zufuttern. Dichter Nebel hat das unsichtige Wetter abgeloest. Es ist beinahe so, als haette eine unsichtbare Macht eine riesige Kaeseglocke ueber die Falado gestuelpt. Mit dem inzwischen gesetzten Blister gleiten wir bei maessiger Duenung dahin, ohne das Gefuehl zu haben, wirklich voran zu kommen. Auf See ist und bleibt der Nebel der unangenehmste Begleiter.
18. Juni 2006...eben nach Mitternacht wird die Huk Blakknes erreicht. Nun geht es in den Patreksfjoerdur. Fuer einen kurzen Moment war es so, als wuerde ueber uns der Deckel der Kaeseglocke leicht angelueftet. Das Kap ist in einer Entfernung von einer 3/4 SM sicht-bar. Die Navigation stimmt also. Fuer einen kurzen Augenblick ist die Silouette des Fjords zu erkennen. Ein atemberaubender Anblick. Doch die Herrlichkeit waehrte nicht lange. Der Nebel fiel erneut ueber uns her und verhuellte den schoenen Blick. Der Ort Patreksfjoerdur wird um 21:45 von uns angelaufen. Es findet noch ein allgemeines Aufklaren an Deck statt, dann ist Sherry-Time. Jeder bekommt abgezaehlt ein Glaeschen von dem koestlichen Nass. Nach jedem erfolgreichen Toern das gleiche Procedere. So ist hier an Bord Sitte und Ge-brauch. Um 04:00 gehen an Bord der Falado die Lichter aus. Die Nacht ist um 12 Uhr mittags zu Ende. Nach dem Fruehstueck erfolgt eine 1. Ortsbegehung. Viele verfallene und leerstehende Haeuser lassen die Vermutung aufkommen, findet hier eine Landflucht statt? Ein erst im Dezember letzten Jahres eingeweihtes Schwimmbad spricht dagegen. Die Badeanstalt wird von uns am Nachmittag inspiziert. Schwimmbecken, 2 Hot Pots, Sauna und Fitnesscenter, bekommen die Note gut. Auf unseren Wunschzettel stehen Artikel die noch unbedingt besorgt werden muessen. Zurueck an Bord reichen wir uns erst einmal gegenseitig einen Cappuccino und jeder erhaelt noch drei Kekse aus unseren Be-staenden. Zur Nacht gibt es fuer W. Eieromlett mit Zwiebeln, fuer E. Spiegeleier mit Schinken. Zum Ueberleben muesste es ausreichen.
19. Juni 2006...frueh am Morgen vernehmen wir auf einem der beiden Fischereifahrzeuge Stimmen und hoeren Maschinengeraeusche. An unseren Festmacherleinen wird gearbeitet. Wir schnellen aus unseren Kojen um an Deck um nach dem Rechten zu schauen. Das Boot an dem wir liegen, macht sich bereit zum Auslaufen. Die beiden Petrijuenger wollten uns nicht stoeren und die Falado allein verholen. Sie sagten nur, no problem. Wir nehmen ihnen trotzdem die Arbeit ab. Auch in Patreksfjoerdur ruecksichtsvolle und hilfsbereite Menschen, wie zuvor an vielen anderen Orten auf der Insel. Die Sonne am Morgen zeigt sich sehr haeufig zwischen den ueber uns hinwegziehenden Wolken. Das Quecksilber am Thermo-meter steigt auf 17°C. Der Cockpit-Tisch wird aufgebaut und es findet ein Fruehstueck unter freiem Himmel statt. Anschliessend wird das langgestreckte Dorf mit den ca. 1000 Einwohnern von 2 Seglern aus Deutschland durchwandert. Rechts der Fjord, links die steilen Berge. Da bleibt nicht viel Raum fuer die Besiedlung. All die Sehenswuerdigkeiten, die wir bei der Ankunft bei Nebel nicht zu Gesicht bekommen haben zeigen sich nun sehr eindrucksvoll in ihrem ganzen Ausmass. Die Versorgung in Patreksfjoerdur ist sehr gut. Es gibt hier beinahe alles zu kaufen. Deshalb steht auf dem heutigen Speiseplan ein Auflauf nach dem bewaehrten Rezept der Falado-Crew.
20. Juni 2006...bei leichtem Regen und Windstille verlassen wir Patreksfjoerdur. Bei 1800 U/min und 5 SM Fahrt durchs Wasser wird der Talknasfjordur mit dem ebenfalls gleichnamigen Ort angesteuert. Der Regen laesst allmaehlich nach und die Sonne dringt mit ein paar Strahlen zu uns durch. Die Offshore-Anzuege koennen gleich darauf an den Nagel gehaengt werden. Es wird angenehm warm. Alle Augenblicke veraendert sich die ohnehin traumhaft schoene Gebirgslandschaft durch die darueber ziehenden Wolken. Sie werden von den Bergen gefangen gehalten und sehen aus wie uebergestuelpte Wattebaeusche. Andere wiederum geben das Bild eines rauchenden Schornsteins ab. Mit Begeisterung verfolgen wir von Bord aus das Naturschauspiel. Eine sehr schmale Rinne des breiten Fjords gibt den Weg frei zu unserem Zielort. Eine vorgelagerte Sandbank zwingt zur hoechsten Aufmerksamkeit. Sie wird ohne Probleme passiert und der Zielhafen kann direkt angesteuert werden. Ein schoener Platz am Schwimmsteg scheint fuer uns reserviert zu sein. Mit Wasser und Stromanschluss im Minihafen. Was begehrt ein Seglerherz noch mehr. Der Ort selbst ist nicht sehr aufregend, viel mehr die wunderschoene Lage. Jeder Bewohner hat aus seinem Stubenfenster einen schoenen Blick auf die Fjordlandschaft. Sozusagen ein Standbild 365 Tage im Jahr. Wir werden diesen Anblick nur einen Tag geniessen koennen.
21. Juni 2006
...sehr gemächlich beginnen wir den heutigen Tag. Unser nächster Zielhafen ist nur 40 SM entfernt. Das müsste in 8-9 Stunden im Normalfall zu schaffen sein. Aus dem Ort Talknasfjoerdur geht es zunächst nur mit Maschine. Die Wolkendecke reisst vollkommen auf und schon bald erleben wir unseren Tag unter völlig blauen Himmel. Der Wind lässt sich davon inspirieren und bläst uns von vorn kräftig ins Gesicht. Zunehmend wird die See unruhiger. In der kurzen steilen See stampft die Yacht sehr heftig und taucht mit der Nase tief ein in das blau-gruene Element. Die Segelfläche muss ständig verkleinert werden. Walter sitzt unten am Kartentisch und trägt die Kreuzschläge in die Seekarte ein. Der Weg für ihn zurück an Deck - eine ungehobelte See und nur 1 Sekunde Unaufmerksamkeit - schoss er rücklings von der Steurbordseite auf die andere Seite. Sein Hintern, nicht gerade gut gepolstert schlägt gegen die Tür von Pütt und Pann. Der Türanschlag geht dabei zu Bruch und der Allerwerteste von W. weist eine Pferdefusstritt ähnliche Hinterlassenschaft auf. Strafe muss halt sein. Das Wetter zwingt uns heute zu einem Fastentag. Dafür geniessen wir den herrlichen Tag an Deck. Die Sicht ist so fantastisch, dass ein Panoramablick über die gesamten Westfjorde mit den gigantischen steilen Bergen von Nord bis Süd möglich ist. Bei dem schönen Anblick vergessen wir Zeit und Stunde. Unserem Ziel nähern wir uns nur im Schneckentempo. Aus den 40 SM werden am Ende 55 SM und aus den 8 Stunden fast 15 Stunden. Unsere Fahrt endet um 01:00 in Flateyri. Neben einem Fischkutter geht es längsseits. Von dem an Land liegenden Wasserschlauch machen wir sofort Gebrauch und befreien uns und die eingepökelte Falado von dem Salz. In der Hoffnung ein paar Stunden Schlaf zu finden, ohne dass uns der Kapitän von nebenan gleich um 05:00 in die Gummistiefel hetzt, gehen wir unter Deck und verdrücken uns in die Kojen.
22. Juni 2006...ein mitfuehlender Fischermann laesst uns bis 10:00 den seligen Schlaf. Er geht mit seinem Schiff fuer 3 Stunden an den Ausruestungskai. Der vorhandene Schwimm-steg ist diese Zeit ueber frei, weil die kleinen Boote auf Fischfang sind. Fuer uns ist er solange ein idealer Liegeplatz. Nach dem Fruehstueck beginnt der Arbeitstag. Die Tuer muss repariert werden. Am Rigg gibt es einiges zu beanstanden und Paulinchen macht Geraeusche. So ein Seglerleben ist eben kein Zuckerschlecken. Manchmal denkt man schon, ein 8 Stunden Arbeitstag in der Firma ist dagegen die reinste Erholung. Nachmittags sind alle Arbeiten erledigt. Nun steht einer Ortsbesichtigung nichts mehr im Wege. Ganz in unserer Naehe ist 1995 eine Lawine heruntergegangen und hat vielen Anwohnern das Leben gekostet. Durch einen neugebauten Schutzwall konnte ein Grossteil der Dorfbe-wohner dazu ermuntert werden, die nach dem Unglueck abgewandert waren, wieder zurueckzuholen. Die Haeuser befinden sich wie der ganze Ort ausnahmslos in einem guten und gepflegten Zustand. Die Regierung muss tief in die Tasche gegriffen haben um dies zu bewirken. Ein Fischerboot liegt am Kai und entlaedt seinen Tagesfang. Zwei Schollen davon landen in unserer Plastiktuete. Sie sind so gross, dass sie nicht in die Pfanne und nicht auf den Teller passen. Selbst fuer unsere Maegen fast eine Nummer zu gross. Ein Natur-schauspiel der besonderen Art erleben wir nach dem Abendessen von Bord aus. Vom fast wolkenlosen Himmel fallen Ploetzlich Wolken auf der Suedseite am Eingang des Fjordes herunter. Sie zogen in ca. 30 Meter Hoehe in den Fjord hinein. Der Fuss und die Gipfel der Berge bleiben zunaechst sichtbar. Sie zogen weiter bis ans Ende des Fjords und nahmen dann Besitz von der Nordseite. Staendig wechselnde Bilder halten uns im Atem. Un-glaubliche Naturschauspiele die wieder einmal schwer zu beschreiben sind.
23. Juni 2006...ein frueher Blick durch das obere Luk ist vielversprechend. blauer Himmel und vereinzelt ein Woelkchen. Da faellt das Aufstehen nicht allzu schwer. Mit Schinken von Abraham und suessen Leckereien von Grafschafter staerken wir uns fuer den Tagestoern. Der sehr ansprechende und gepflegte Ort Flateyri liegt seit 10:00 Ortszeit achteraus. Die 1. Stunde geht es mit Maschinenkraft aus dem Fjord hinaus. Dann kommt der Blister zum Einsatz. Das Schoenwettersegel zieht uns Meile fuer Meile Richtung Norden. Es ist ein Bilderbuch-Segeltag. Die schneebedeckten Berge am Isafjærdadjup kommen naeher. Ein Anblick zum geniessen. Den groessten Ort der Westfjorde Isarfjoerdur erreichen wir um 20:00. Eckhard ist nach dem Anlegen Chefkoch. Er bereitet die einzig warme Mahlzeit des Tages zu. Bestehend aus Huehnerfrikassee und Salzkartoffeln. Danach folgt ein 20-minuetiger Abendspaziergang. Damit endet der heutige Tag.
24. Juni 2006...es scheint so, als haette der Sommer auf Island Einzug gehalten. Sonniges Wetter schon am fruehen Morgen und das in Folge von vier Tagen. Sommer und Sonne bedeuten auf Island, dass die Temperaturen morgens deutlich unter 10° C sind und ueber den Tag auf max. 17° C ansteigen. Im Windschatten schon mal ueber 20° C. Zur Fruehstueckszeit wird die Heizung in der Regel noch fuer eine Stunde in Betrieb genommen, so dass bei 14°C Raumtemperatur die Butter aufs Brot gestrichen werden kann. Isarfjoerdur soll der Ort an der Westkueste Islands sein, mit der besten Versorgungsmoeglichkeit. Das koennen wir nach unserer Begehung durch die Gassen bestaetigen. Hier kann der Brotkorb wieder gut gefuellt werden. Um 12:00 sagt sich Besuch an. Ein Kajaklehrer, Copy-Shop-Besitzer, Fotograf und Jornualist in einer Person betritt die Falado. Beim Einlaufen gestern abend stand er am Steg und interessierte sich fuer Schiff und Mannschaft und kuendigte seinen Besuch fuer heute Mittag an. Ein Fischer, der seine Fangquoten fuer viel Geld verkauft hat, gesellt sich dazu. Wir bewirten sie mit unseren Bordvorraeten das sind Cappuccino und American Cookies. Die Cookies, so der Allroundmensch, verteilt sie auch an seine Kajakschueler vor dem Paddeln, dann sind sie leistungsfaehiger und schaffen gleich 5-6 km mehr am Tag. Mal schauen ob die Kekse bei uns das Gleiche bewirken. Von den beiden Ortsbewohnern erfahren wir viel Neues ueber das Leben auf der Insel und werden so immer mehr zu Islandkennern. Zu guter letzt kutschiert uns der Kajaklehrer ins alte Krankenhaus. Es wird heute als noble Buecherei genutzt mit zusaetzlicher Foto- und Bilderausstellung. Dort gibt die Moeglichkeit ins Internet zu kommen. Auf dem Rueckweg ist uns von der konzentrierten Arbeit warm geworden und wir lechzen nach einem Eis. In einem Cafe werden wir fuendig und werden gleichzeitig Zeugen, wie Deutschland gegen Schweden im WM-Spiel 2:0 gewinnt. Das Spiel wird auf einer Grossleinwand uebertragen. Bei guter Stimmung kehren wir zurueck auf unser schwimmendes Hotel und lassen uns vom Bordrestaurant je 1,5 Pizzen servieren.
25. Juni 2006...es ist Sonntag auf Island und keine Aktivitaeten der Fischer im Hafen zu spueren. Auch wir legen einen Ruhetag ein, um nach dem Fruehstueck den Rest von von Isafjoerdur in Augenschein zu nehmen. Zum Fruehstueck kommt ein Brot auf den Tisch aus der Backstube eines Baeckers, der in Deutschland Seminare ueber Brotbacken belegt hat. Im Laden hing gut sichtbar die ausgestellte Urkunde. Unser Urteil, das Brot ist eine Mischung aus deutscher und islaendischer Backkunst. Mit dem Rucksack bepackt geht es nach der Brotzeit auf Wanderschaft. Ein Abstecher ins Schwimmbad ist mit eingeplant. Denn die Baerte muessen gestutzt und die Haare entfilzt werden. Auch sonst faellt uns eine Menge ein, was dort gut erledigt werden kann. Eine Dusche und sonstige sanitaere Einrichtungen sind fuer Gaesteboote nicht vorgesehen. Davon gibt es wohl auch zu Wenige. Wir sind bisher ueberall die ersten und einzigsten Gaeste in all den von uns angelaufenen Haefen. Nach unseren kurzen Grundueberholung, sind wir kaum wieder zu erkennen und setzen unseren Weg fort ins Freilichtmuseum. Dort sind Haeuser und Greraete zum Fischfang aus dem 17. Jahrhundert zu bewundern. Der Zugang in die Haeuser ist leider versperrt. Isafjoerdur ist auf einer grossen Sandbank erichtet und ein in sich geschlossener und interessanter Ort. In verschiedenen Lokalen werden die WM-Spiele uebertragen. Wir sind Zeitzeugen von der 2. Haelfte des Spiels England gegen Portugal. Auch ein Teil des Spiels Portugal gegen Niederlande konnten wir live miterleben. Am Abend laeuft ein mittelgrosser Tanker im Hafen ein und macht an einer kleinen 10 m langen Pier fest. Er entlaedt Bitumen aus den Niederlanden fuer den Strassenbau. Immer mehr Schotterwege werden mit Asphalt bedeckt. Der Tourismus auf Island haelt auch hier mehr und mehr Einzug. Unsere Abendmahlzeit wird um 19:00 an Bord serviert. Es gibt islaendischen Matjes und Kartoffeln, ebenfalls von der Insel. Der Matjes ist ein Gedicht und die Kartoffeln sind das Gegenteil davon. Da sind wir mit unseren Erdaepfeln aus Deutsch-land der Marke Linda auch ein bisschen verwoehnt.
26. Juni 2006...nach der morgendlichen Staerkung im Salon legen wir ab und gehen zum Wasser bunkern an eine andere Pier. Ein nicht vermessener Fjord ist unser Ziel. Um 09:45 geht es los. Mit guenstigen Winden geht es zunaechst zuegig voran. Im Fjord zu segeln heisst, auf alles gefasst zu sein. Eben laeuft es noch sehr praechtig. Mit einem mal, voellige Windstille um gleich darauf mit aller Macht aus einer anderen Richtung wieder loszublasen. Im Zickzackkurs erreichen wir den Lonafjördur. Gleich vorne an befindet sich eine kaum sichtbare Sandbank, die sich bis in die Haelfte des Gewaessers erstreckt. 2 Kabellaengen weiter befindet sich ebenfalls auf der gegenueber liegenden Seite ein flaches lang-gestrecktes Hindernis aus Steinen und Sand. Auch diese Huerde wird genommen. Der Dank fuer das problemlose Passieren der Wegelagerer gilt zwei Insulanern, die uns fachkundig beraten haben. Am Fjordende angekommen in einer nach allen Seiten gut geschuetzten Bucht, faellt der Anker. Wir sind von einer wunderschoenen Landschaft umgeben. Die Schneefelder reichen bis in Meereshoehe und unzaehlige Wasserfaelle prasseln von den Bergen herunter. Ein grosser Gletscher zeigte sich im Sonnenlicht vor dem Einlaufen in den Lonafjördur. Hier vor Ort herrscht absolute Ruhe. Nur die Sinfonie der Wasserfaelle im Gleichklang ist hoerbar. Ein menschenleeres Gebiet. Kein Fischerboot und kein Auto stoert die Idylle.
27. Juni 2006...mit dem wunderbaren Gefuehl entspannt geschlafen zu haben, wird der Anker aus dem Grund gefischt. Das traumhaft schoene Plaetzchen haette es verdient gehabt, einen weiteren Tag dort zu verweilen. Aber die Pflicht ruft, wir muessen weiter. Mit Maschine dampfen wir aus dem Nebenfjord hinaus und setzen den Blister. Nach 4 SM sieht er aus wie ein Haeufchen Elend. Er ist in sich zusammengefallen, weil Rasmus keine Puste mehr hat. Der versprochene SW-Wind laesst uns im Stich. Nun muss der Diesel die Arbeit uebernehmen. Es geht von NW-Island in den noerdlichen Bereich. Hinter jeder Huk vermuten wir den Wind zu treffen. Aber nichts ruehrt sich. Ein Blick auf die Karte, Haefen sind weit und breit keine in Sicht und auch kein Windzug. Eine Ankerbucht mit dem Namen Hornvik wird ausgekuckt und angelaufen. Massige steile Felsgebirge liegen am Eingang der Bucht. Millionen Seevoegel bevoelkern das Gebiet. Lummen, Papageientaucher und verschiedene Moewenarten tummeln auf dem Wasser, in der Luft und die groesste Anzahl spektakelt von den Felswaenden herunter. Der Ankerplatz befindet sich hinter Klippen, die nur bei Niedrigwasser sichtbar sind. In der Karte sind sie nicht vermerkt. Wir haben Glueck, es ist gerade Ebbe. Die islaendischen Karten sind haeufig das Papier nicht wert auf das sie gedruckt wurden. Leichte Atlantikduenung wird uns heute Nacht in den Schlaf wiegen.
28. Juni 2006...um 09:30 wird der Anker gelichtet und in der Hornvik-Bucht die Segel ge-setzt. In der Bucht ueber uns nichts als blauer Himmel und es ist angenehm warm. Ueber den Bergen rings um uns herum befinden sich aber Wolken. Ploetzlich, wie von unsichtbarer Kraft gelenkt fallen sie vom Himmel, legen sich auf die gewaltigen Rockies und ziehen von dort weiter auf die See. Das sonnige sommerliche Wetter ist ploetzlich vorbei. Wir sind von dickem Nebel umgeben. Die Temperaturen fallen schlagartig von 15°C auf 8°C. Der Nebel haelt uns gefangen bis abends 18:00. Der Wind in Geberlaune haelt die Mann-schaft der Yacht den ganzen Tag auf Trab. Von 4 Bf. steigert er seine Puste auf 7 Bf.. Wir sind damit beschaeftigt staendig Segel zu wechseln und zu reffen. E. gelingt es Gulasch mit Nudeln auf dem Herd anzurichten. Er selbst hat nur sehr wenig von dem koestlichen Mal. Die Schaukelei hat ihm den Appetit verdorben. So kommt W. mal wieder zu einer doppelten Portion. Wenn das so weiter geht, wird er am Ende der Reise uebergewichtig von Bord gehen.
29. Juni 2006...das Glueck mit guenstigen Winden hat uns im Moment verlassen. Bei laengeren Strecken wehte er die letzte Zeit stets aus der Zielrichtung. Auch in dieser Nacht. Wir kaempfen uns Meile fuer Meile nach Akureyri. Der Sturm blaest inzwischen mit 8,5 Bf.. Das Schiff vibriert hart wenn der Steven in die aufgewuelte See eintaucht und die Mann-schaft wird um ihren Schlaf beraubt. Es gibt staendig auf und unter Deck etwas zu tun. So poltern 2 Trinkbecher aus ihren Halterungen. Der Eine zerfaellt in unzaehlige Bestandteile der Andere bleibt unversehrt. Eine Untertasse fliegt durch die Kombuese und landet sicher am Boden und an Deck braucht Paulinchen Nachhilfeunterricht im Kurshalten. Die Gummistiefel muessen immer haeufiger geleert werden, damit wir genug Wasser unterm Kiel behalten. Gegen 5 Uhr morgens kann die in Salzwasser eingeweichte Crew der Yacht die Segel Stueck fuer Stueck wieder ausreffen. Der Wind legt eine schoiepferische Pause ein. Um 07:30 man glaubt es kaum ist er voellig eingeschlafen. Die Segel muessen geborgen werden, weil sie in der noch sehr rauhen See heftig schlagen. Mit dem eisernen Gustaf wird die Flucht aus dem Kalmengebiet angetreten. Im 30 SM langen Eysfjorden angekommen, wird der Blister gesetzt. Die Sonne mit ihrem waermenden Gemuet trocknet Schiff und Besatzung und verwischt so die Spuren der letzten Nacht. Rechts und links des Fjords voellig neue Landschaftsbilder. Vorn besiedelte flache Taeler mit landwirtschaft-lichen Guetern, dahinter die gewaltigen schneebedeckten Berge. Um 23:00 wird die am Ende des Fjords liegende Stadt Akureyri erreicht. Auf wackeligen Beinen entern 2 nicht mehr ganz frische Decksmatrosen das Ufer und inspizieren die naehere Umgebung. Dann fallen sie erschoepft in ihre Kojen.
30. Juni 2006...um 07:30 laute Geraeusche von nebenan. Wir liegen neben einem Fischer-boot, das beladen wird mit tiefgefrorenen Kleinstfischen zu 1,5 m grossen Eiswuerfeln fuer die Fischfarmen als Fischfutter. Wir muessen ablegen, denn das Schiff will seine Ladung abtransportieren. Von einem Tankwagen aus wird unser Dieseltank an der gleichen Pier wieder befuellt. Danach verholen wir in einen anderen Hafen an eine Holzpier. Aus Gruenden der beschriebenen Umstaende wird das Fruehstueck erst 12-Uhr-Mittags ser-viert. Ein Hotel in Hafennaehe uebertraegt das WM-Spiel Deutschland-Argentinien. In einem ab-gedunkelten Raum auf einer Grossleinwand, wie im Kino verfolgen wir das Spiel. Der Raum ist bis zum letzten Platz gefuellt. In weltmeisterlicher Stimmung werden danach Einkaeufe in einem grossen Supermarkt getaetigt. Schwer bepackt mit essbarem wird die kostbare Fracht an Bord der Falado verstaut. Auf die Schnelle wird ein Essen fuer 2 in der Bord-kombuese angerichtet und die stets hungrige Mannschaft putzt alles restlos weg. Im Anschluss ein Verdauungsspaziergang und damit neigt der Tag sich seinem Ende.
01. Juli 2006...heute mal etwas laenger geschlafen. Mit einem schlechten Gewis-sen kriechen wir aus unseren Kojen, denn es scheint die Sonne und das Thermometer ist heimlich auf 20°C geklettert. Vorbereitngsarbeiten fuer den grossen Schlag nach Norwegen muessen erledigt werden. Zunaechst ein kompletter Fruehjahrsputz der Innenraeume, dann wird jedes Teil an Deck unter die Lupe genommen und auf Schaeden hin ueberprueft. Paulinchen bekommt ihre Streicheleinheiten und wird noch einmal genauestens unter-sucht. Die Maschine durchgescheckt und der Mast von Topp bis zum Fuss begutachtet. Nachmittags setzen wir einen Punkt, es ist alles zur Zufriedenheit fertig. Nun sind die Akteure an der Reihe. Mit Sack und Pack geht es in eins der modernsten Schwimmbaeder der Insel. Nach 1,5 Stunden mit Vor- und Hauptwaschgang glaenzt auch die Mannschaft der Falado von Kopf bis Fuss. Auf dem Rueckweg ein kurzer Schlenker durch die Innenstadt. Die Landesbank feiert ihr 120-jaehriges Jubilaeum. Vor der Bank sind lange Tische aufgebaut. Von dort werden fuer Jedermann Hot-Dogs mit Getraenkeflaschen gereicht. In den Serviceraeumen geht das Vergnuegen weiter. Dort gibt es leckeren Kuchen, Kaffee und O-Saefte. Gesaettigt geht es mit dem schoenen Gefuehl an Bord zurueck, keiner muss mehr kochen. Am Steg angelangt laeuft ein umgebauter Fischkutter mit Gaesten an Bord in den Hafen ein. Sie waren auf einer Grilltour und haben ihren Hunger offensichtlich ueber-schaetzt. Ein grosses Tablett mit Fleisch macht am Steg die Runde. Wir Beide greifen zu und essen zum ersten Mal in unserem Leben Kaengeruhfleisch. Kaengeruhfleisch am Steg auf Island. Das glaubt uns doch kein Mensch. Alles nur Seemannsgarn, so hoeren wir schon die Glocken laeuten.
02. Juli 2006...nach dem ausgiebigen Fruehstueck unter Deck, die Lufttemperatur betraegt nur 10°C, fuehrt uns der Weg zur Touristeninformation. Die angehaeuften Tagesberichte warten darauf verschickt zu werden. Der PC und das Netzwerk sind am heutigen Tag nicht in Hoechstform. Mehrmals funktioniert das Abspeichern des eingegebenen Textes nicht, so dass er erneut eingegeben werden musste, ein anderes Mal gibt es Probleme mit dem Publizieren. Nach 3 Stunden nervenaufreibender Tipperei geht der verfasste Text auf Reisen. Ein Cappuccino und ein Marzipankuchen ist genau das richtige Mittel zum ent-spannen. Ein Einkaufszettel ist geschrieben. Nun muessen die Sachen besorgt werden. Mit 2 prall gefuellten Rucksaecken und jeder mit zusaetzlich 2 grossen Tragetaschen beladen, wird der Proviantraum aufgefuellt. Eine Pizza fuer jeden von uns befindet sich mit im Gepaeck und warten darauf in den Ofen geschoben zu werden. Ein islaendischer Segler, mit einer eigenen 39-Fuss-Segelyacht, steht am Kai und schaut vertraeumt auf den Wind-jammer aus Deutschland. Er sagt:" Die Falado ist das schoenste Segelschiff das jemals den Hafen von Akureyri angelaufen hat". Das geht einem so richtig warm herunter. Seine Yacht, erweckt dagegen eher den Eindruck eines Pflegefalls. Die Tage auf Island sind gezaehlt, deshalb nutzen wir die Abendsonne um noch ein paar Fotos in den Kasten zu bekommen. Zurueck an Bord herrscht unter Deck schon bald himmlische Ruhe.
03. Juli 2006...der erste Weg aus der Waagerechten heraus, ist der Weg zum Wetterfax-Geraet. Die Aussichten aus dem langen Fjord ohne zu kreuzen herauszukommen, sind schlecht. Noerdliche Winde sind angesagt, die uns voll ins Gesicht blasen wuerden. Die Wassertanks muessen auch noch befuellt werden. Dafuer wird das Hafenamt benachrichtigt. Die machen sich um 15:00 mit zwei Leuten ans Werk. C-Schlaeuche werden ausgerollt und mit einem Gartenschlauch verbunden. Trotz der vielen Schlaeuche fehlen am Ende 2 Meter. Der Deckel vom Einfuellstutzen wird entfernt. Nun ist ein sicheres Haendchen und ein gutes Auge gefragt. Gegen den Wind den Wasserstrahl so auszurichten, dass hin und wieder ein paar Tropfen im Einfuellstutzen landen. Die Zeit draengt. Um 16:00 muessen sie alles wieder abbauen. Vorschrift, so der Vorarbeiter. Morgen frueh um 08:00 kommen wir gerne wieder und die Prozedur wuerde von Neuem beginnen. Wir geben alles. Punkt 16:00 sind die Tanks und alle Behaelter mit frischem Wasser befuellt. Auch das ist Island. Weitere Stunden verbringen wir mit Puzzlearbeiten am Schiff. Bis alles zur vollsten Zufriedenheit der selbstkritischen Mannschaft erledigt ist, ist es schon wieder spaeter Abend. Mit Bohnen und Speck werden die Akkus wieder aufgeladen. Die neu gewonnene Energie reicht danach fuer einen Abendspaziergang.
04. Juli 2006...um 06:00 heisst es fuer uns Reise Reise. Der Weckruf fuer die Mannschaft. Es ist so weit. Wir sagen Island, nachdem wir die Insel 47 Tage zu Wasser und zu Land bereist haben, Good bye und auf Wiedersehen. Das Land und die Menschen denen wir begegnet sind, bleiben fuer alle Zeiten unvergessen. Nun geht es auf zu neuen Ufern. Der Wind aus S beschert uns eine Zeitlang Blisterkurs. Aber Fjordsegeln wie schon erwaehnt, ist ein Kapitel fuer sich. Die zahlreichen Manoever lassen der Mannschaft den Schweiss von der Stirn rinnen. Auch spaeter auf See, noch in Kuestennaehe, wird es nicht langweilig. Ploetzlich Flaute, Maschine an, denn 2 Kabellaengen weiter ist Wind. Der blaest mit vollen Backen aendert aber in kurzen Abstaenden seine Richtung und legt sich danach wieder aufs Ohr. Eine der Flauten wird dazu benutzt heisse Schokolade anzurichten. Da ist die Wahrscheinlichkeit am groessten, dass von dem koestlichen Getraenk nicht allzu viel ver-schuettet wird. Die warme Mahlzeit am Abend wird von E. angerichtet. Es gibt Huehner-frikasse mit Reis und wird in grossen Schuesseln serviert. Damit ist der Schwund am geringsten. Die Seewachen werden eingeteilt. W. macht den Anfang und E. legt sich zur Ruhe. Bis 24:00 haben wir bei all den Widrigkeiten 103 SM zurueckgelegt, wie wir meinen garnicht schlecht.
05. Juli 2006...mit Grossegel, Fock und Genua, also Vollzeug, pfluegt die Falado durchs Wasser. Bei 6 Bf und halbem Wind ist das Segeln wirklich ein Vergnuegen. Nur schwarzer Regen faellt von oben herab. Das Deck ist schwarz und die Augen brennen. Lavastaub, ein Abschiedsgeschenk aus Island. Um 01:15 Wachwechsel. E. geht auf Position, W. verdrueckt sich in seine Koje. Das Bett ist noch nicht ganz warm, laeuten die Alarmglocken. Der Wind hat kraeftig zugelegt, die Genua muss auf die Rolle. Nach getaner Arbeit Off-Shore-Zeug wieder an den Haken, Gummistiefel in die Ecke, folgt der 2. Versuch von W. ein bisschen Augenpflege zu betreiben. Um 08:00 ein gemeinsames Fruehstueck im Salon. Der Tisch ist mit feuchten Tuechern verziert, damit die Sachen dort bleiben, wo sie hingestellt werden. Danach Wachwechsel, der Eine unter, der Andere auf Deck. Mittag schlaegt das Wetter Kapriolen. Windstille, dicker Nebel, dann variable leichte Winde. Blisterwetter. Wir blistern durch den Nebel. Der Abend naht, der Magen knurrt. E. setzt dem ein Ende mit goldgelben Bratkartoffeln und Bratheringen. Nach dem Nebel kommt der grosse Regen, der das Gastgeschenk aus Island, den Lavastaub erbarmungslos von Bord spuelt.
06. Juli 2006...die Nacht ueber gibt es keinen Grund zur Klage. Es laeuft gut. Der Regen bleibt ein treuer Begleiter und die Lufttemperaturen 6 Grad C. Das war doch alles schon mal schlimmer. Ein gemeinsames Fruehstueck im Salon ist moeglich. Auf den Smoking und Kerzen auf dem Tisch wird verzichtet. Der Kapitaen drueckt ein Auge zu. E. verzieht sich nach der Staerkung in sein Heia-Bettchen. Nun ist W. wieder an der Reihe frische Luft zu schnappen. Davon gibt es hier genug. Sonst verlaeuft der Tag ganz normal mit nord-deutschem Wetter, Nieselregen, kraeftigen Schauern und Nebel bei gleichbleibenden 6 Grad C. Abwechslung gibt es bei Wachwechsel und wenn das stille Oertchen ruft mit der Aus- bzw. Anpluenderei. Was man auch alles mit sich herumschleppt. Off-Shore-Anzug, 2-teilig, Faserpelz, Fliesspullover, Funktionswaesche und Unterwaesche, dicke Struempfe, Handschuhe und Muetze je nach Wind und Wetter. Man stelle sich vor in einer Achterbahn zu sitzen und soll die genannten Sachen einmal an- und ausziehen. So geht es uns auf See mehrmals taeglich. Gutes Essen haelt die Stimmung stets aufrecht. Aus der Bordkueche wird Tafelspitz gereicht mit Kartoffeln und Roter Beete.
07. Juli 2006...um uns herum immer noch Waschkuechenatmosphaere. Wer hat solche Ausdauer die Pluennen so lange zu kochen. Wir sind es jedenfalls nicht. Bei leichte SE-Winden schipper wir in der Suppe herum. Der Steven des Schiffes ist gerade noch zu er-kennen, dann ist Schluss. Der Teekessel pfeift, ein sicheres Signal, dass das Fruehstuecks-buffet eroeffnet ist. Gut gesaettigt begibt sich der Eine auf die Kommandobruecke, der Andere in seine Haengematte. Same procedre every day. Bei den leichten Winden sind gestern 110 SM zurueckgelegt worden. So kann es weiter gehen. Paulinchen sind die Streicheleinheiten gut bekommen. Sie haelt Kurs ohne zu mucken. Die Fluegel vom Windgenerator drehen Runde um Runde und speisen eine Amp./h nach der anderen in das Bordnetz ein. Strom sozusagen zum Nulltarif. Ein grosser Wal kreuzt unseren Kurs und einige Sturmmoewen leisten uns ebenfalls Gesellschaft. Sonst ist hier weit und breit nichts los. Mit einer Lesestunde wird die Zeit auf dem Kreuzfahrer verbracht, denn z. Zt. werden keine Animationen angeboten. Gegen Abend legt der Wind etwas zu. Es geht flott voran. Sonst endet der Tag wie er begonnen hat, mit Nebel und unveraenderten 6 Grad C auf der Skala.
08. Juli 2006...um 02:00 legt der Wind nochmal zu. Mit 2 Reffs im Grossegel und der Fock geht es weiter. Der Nebel verschwindet augenblicklich von der Bildflaeche und gegen morgen reisst auch die Wolkendecke auf. Seit Tagen endlich blauer Himmel und die Sonne gibt es auch noch. Fruehstuecken muss W. allein. E. meint Fasten ist gesund. Doch es ist mal wieder der Magen, der die Aufnahme von fester Nahrung verweigert. Sonst verlaeuft der Tag geregelt. Die weiteren Mahlzeiten koennen mit entsprechenden Vorkehrungen gemeinsam unter Deck eingenommen werden. E. Magen hat den Streik abgebrochen. Die Rationen werden wieder geteilt. Der Wind weht mal mehr und mal weniger und der Himmel ist ploetzlich wieder mit dunklen Wolken verhangen. Ebenso schnell verziehen sie sich auch wieder, so dass wir das himmlische Blaue und das blaue Meer bewundern koennen. Ein paar Delfine kurven um das Schiff und sind wohl neugierig wer in ihrem Revier herum-stoebert. Ein schoener Segeltag mit sonnigem Ausklang neigt sich dem Ende.
09. Juli 2006...heute ist Sonntag und wir sind den 6. Tag auf See. Noch immer treibt uns der launische SE-Wind im Mittel gut voran. Die See ist im Vergleich zur Nord- und Ostsee vertraeglicher, wegen der groesseren Wellenlaenge bedingt durch Tiefen von ueber 3000 Metern. Fuer Schiff und Besatzung ist es wesentlich angenehmer, als die kurzen steilen Wellen auf den flachen Seen. Abgesehen von auszufuehrenden kleineren Reparaturen geht es hier an Bord alles seinen normalen Gang. Die Wachen sind eingeteilt und es funktioniert reibungslos. Essen und Trinken gibt es zu festgelegten Zeiten. Damit ist das Service-personal sehr pingelig. Sonst geniessen wir den Blick auf das weite Meer. Die Sonne hat im Moment wenig Scheu uns zu bestrahlen und Waerme zu spenden. Der Dank kommt postwendend und drueckt sich durch zufriedenes Laecheln aus. Zur Kroenung des Tages gibt es das Leibgericht der Winjammerbesatzung. Fleischrouladen mit Rotkohl und Kartoffeln. Seemann was willst du mehr.
10. Juli 2006...die Nacht ist ruhig. Der Wind muss aber fuer eine Weile eingedruselt sein, ist dabei aus dem Konzept geraten und hat rueckgedreht. Der Kurs kann nicht mehr gehalten werden. Gegen Morgen wird er vorruebergehend wieder munterer und korrigiert die Richtung nach SE. Die 1100 SM, die wir in einem Stueck bewaeltigen wollen, bedurften vorab einiger organisatorischer Aenderungen unseres Bordlebens. Da die Falado ein kleiner Windjammer ist, stehen nur begrenzt Wasservorraete zur Verfuegung. 200 L im Tank und einige Reservekannister. Nicht immer ist mit Rasmus Wohlwollen zu rechnen, so wie wir es z. Zt. erfahren und der Nordatlantik schreibt seine eigenen Gesetze. Deshalb kann dieser Toern zwischen 10 Tagen und im unguenstigsten Fall bis 3 Wochen und laenger dauern. Koerperwaesche, Zaehneputzen, Kochen soweit es moeglich ist und der Abwasch erfolgt ausschliesslich mit Seewasser. Die Mannschaft akzeptiert diese Einschraenkungen ohne zu meutern. Aus den gebrauchten und kristallisierten Handtuechern wird, wenn sie quasi ohne Unterstuetzung alleine stehen, das Salz ausgeschlagen und sonst gibt es schon mal ein Neues. Luxus pur. Alles im Pauschalpreis mit inbegriffen. Damit die Bordbesatzung nicht krank wird, gibt es heute mal wieder ein Gesundheitsfruehstueck mit reichlich Zwiebel- und Knoblauchbelag aufs Brot. Jeder sieht jetzt, es wird alles getan, um uns Zwei bei Laune zu halten. Nachmittags wird der Blister ausgegraben. Er soll jeden Windhauch einfangen, damit wir doch noch ein Stueck vorankommen. Zur Haupmahlzeit am Abend gibt es Milchreis satt mit Zimt und Zucker nach bewaehrter Art. Leichter Regen beschert dem Wachgaenger staubfreie Atemluft auf seiner Nachtwache.
11. Juli 2006...die Nachtwache vermeldet, keine besonderen Vorkommnisse. Bis 09:00 wird durchgeblistert. Erst da brist es deutlich auf und es gibt alle Haende voll zu tun. Dafuer muss W. mal wieder seine Koje verlassen. Der Tag ist so, wie die norwegischen Wet-terfroesche ihn vorhergesagt haben. Variable Winde mit Richtung und Staerke, Regen, Sonne und Nebelbaenken. Wir sind Kummer gewohnt und nehmen es komentarlos hin. Heftige Schiffsbewegungen schuetteln uns den Tag ueber durch. Davon lassen wir uns den Appetit nicht verderben. Alle Mahlzeiten werden planmaessig eingehalten. Gegen 17:00 ist erstmalig, bei guter Sicht die norwegische Gebirgskueste in weiter Ferne sichtbar, oder ist es doch Spitzbergen? Morgen oder uebermorgen werden wir es genau wissen.
12. Juli 2006...nur muehsam kaempfen wir uns dem noerdlichsten Punkt Europas entgegen. beinahe alle Segel kommen zum Einsatz. Sie werden gesetzt, um sie nach kurzer Zeit wieder zu bergen. Die Mannschaft kommt bei 10 Grad C ordentlich ins Schwitzen und legt schon mal das schwere Oelzeug beiseite. Der launische Wind haelt uns fit. Die Guertel muessen schon wieder um ein Stueck enger geschnallt werden, damit uns die Hosen nicht auf die Hacken rutschen. Die staendigen Aktivitaeten des Tages werden belohnt. Um 23:00 MEZ liegt das Nordkapp steuerbord querab. Ein paar Sonnenstrahlen quaelen sich durch die Wolkendecken, so dass einige Aufnahmen des Felsens bei Sonnenlicht moeglich sind. Das Kapp macht seinem Namen alle Ehre. Noch gefangen von dem Anblick, der Blister verrichtet gerade seinen Dienst, dreht Rasmus ohne Vorwarnung den Windhahn auf und drueckt uns mit dem grossen Segel flach aufs Wasser. Das hat man davon, wenn man sich kurzzeitig ablenken laesst. Um 03:30 sind in Honningvåg die Leinen am Steg eines kleinen Hafens fest. Die Beine von dem langen Seetoern noch instabil und wackelig ohne die gewohnten Schaukelbewegungen, sorgt der Einlaufsherry fuer die noetige Ausgewogenheit. Dann fallen wir erschoepft durch unser Schlafdefizit in die Kojen
13. Juli 2006...nach 6-stuendiger Tiefschlafphase krabbelt die Falado-Besatzung aus ihren Kojen. Mit einer Katzenwaesche wird dem groebsten Koerperbelag der letzten 9 Tage zu Leibe gerueckt. Zur Sicherheit wird der Kopf mit einer Baseballmuetze abgedeckt. Dann wagen wir den Weg in die Stadt um nach Einkaufsmoeglichkeiten, Schwimmbad, Internet-Cafe und.... Ausschau zu halten. Passagiere eines grossen Luxusliners bevoelkern die Stadt. Ein Grossteil davon, wie nicht anders zu erwarten sind Deutsche. Im Internet-Cafe gelingt es die angehaeuften Reiseberichte ins Netz zu stellen. Ein herzliches Dankeschoen an die fleissigen Email-Schreiber, die uns mit freudigen Zeilen bedenken. Leider ist es nicht moeglich die netten Gruesse zu beantworten. Da bitten wir um Nachsicht. Nun sind wir soweit im Norden, dass die grosse Lampe nicht mehr ausgeht. Die Sonne zeigt sich bei wolkenlosem Himmel 24 Stunden am Tag. Sie steht um Mitternacht noch etwa so hoch am Himmel, wie bei uns im Dezember zur Mittagszeit. Der Unterschied zwischen Island und Norwegen ist der, dass die Sonne in Island fuer kurze Zeit am Horizont untertaucht, es aber trotzdem nicht dunkel wird. Dagegen ist es hier oben am Nordkapp vom 18. November bis zum 23. Januar absolut dunkel. Da wuenschte man sich ein Gluehwuermchen zu sein. Zurueck an Bord, inzwischen ist die Uhr auf 20:00 vorgerueckt, wird das Hauptmahl des Tages zubereitet. Es gibt Lammkottlet mit Kartoffeln aus Island.und dazu gruene Bohnen. Knoblauch sollte das Mahl verfeinern. Doch zu unserem Entsetzen stellen wir fest,der Knob-lauch ist nicht seefest. Wir muessen unsereren ganzen Vorrat entsorgen, wegen Schim--melbefall. Das Essen kommt trotzdem wohlschmeckend auf den Tisch. Mit einem Glaes-chen Wein werden die Knollen vergraben.
14. Juli 2006...der Tag faengt gut an. Die Sonne scheint freudestrahlend durchs Oberluk und weckt die Lebensgeister der Faladocrew. Es soll der Tag der grossen Reinigung werden. Wie Clochards mit vollen Tragetaschen unterm Arm, Rucksack aus dem letzten Jahrhundert, mit langen, filzigen ungeschorenen Haaren und strubbeligen Baerten, machen wir uns auf den Weg zur Information. Ein Waschsalon fuer die muffige Waesche und den streng riechenden Segelmatrosen wird gesucht. Die nette Dame in der Touristenin-formation schickt uns zu den Baptisten. Sie sollen sich unserer erbarmen. Auf dem Weg dorthin oeffnet Petrus die Schleusen, es regnet und stuermt das Blaue vom Himmel. Ist das fuer uns schon der Vorwaschgang? Sehr entgegenkommend nahm sich die Hausherrin im baptistischen Gemeindehaus unserer an. Jedem von uns wird gleich eine Dusche zugeteilt und die zwei Waschmaschinen im Keller in Betrieb gesetzt. Gut eine Stunde spaeter, was fuer ein Glanz in der Huette. Nun vom angenehm riechenden Duft umgeben, erkennen wir uns auf Anhieb im Spiegel wieder und die Haare lassen sich wie geschmiert kaemmen. Gute 2 Stunden spaeter ist auch die Waesche gewaschen und getrocknet. Auf dem Weg zurueck an Bord findet eine Touristeninvasion statt. Im Hafen liegen zwei riesige Luxusliner und ein Hurtigroutenschiff. Ueber 3000 Passagiere werden an Land geschleust, wovon ein Grossteil mit dem Bus zum Nordkapp verfrachtet wird. Ueber 100 Touristentransporter laufen den Hafen von Honningsvåg in den Sommermonaten an. Auf dem Rathausvorplatz laeuft uns eine Rentierherde ueber den Weg. Der Schrecken sitzt uns noch in den Gliedern. Eine sehr bunte Mischung, bestehend aus Tieren und Menschen bevoelkert die Stadt. An Bord wird erst einmal fuer das leibliche Wohl gesorgt. Es gibt Kartoffelmus mit is-laendischen Matjes eingelegt in Rotweinsauce und dazu ein gepflegtes deutsches Bier, ein Becks von der Weser.
15. Juli 2006...wir haben eine unruhige Nacht verlebt. Der Sturm zerrte an den Wanten und die wolkenbruchartigen Regenfaelle peitschten aufs Deck. Etwas muerrisch, unaus-geschlafen geht es nach dem Fruehstueck ans Werk. E. nimmt sich die Innenraeume vor, die eine Grundreinigung sehr noetig haben. W. macht sich draussen am Rumpf der Falado zu schaffen, um den Algenbart vom Wasserpass zu entfernen. Ein Stadtbummel mit Besorgungen folgt nach der schweisstreibenden Arbeit. Der grosse Regen legt eine Pause ein und Sonne erwaermt die Gemueter. Alles in Allem ein angenehmer Tag, bei leider nur11 Grad C. Da, trotz guter Kleidung der koerperliche Waermeverlust ausgeglichen werden muss, ist es unerlaesslich sich immer wieder Gedanken ueber den Speiseplan des Tages zu machen. Mit Rosenkohl, Kartoffeln und Eiern im Korb kehren wir zurueck an Bord. Daraus wird ein Mahl gezaubert. Gut gestaerkt geht es um 21:30 mit dem Bus zum Nordkapp. Nicht alle hatten das Glueck den Ort auf so angenehme mobile Art zu erreichen. So wurde Kaiser Wilhelm II und andere koenigliche Herrschaften in der Hornvika-Bucht abgesetzt. An Seilen mussten sie sich mit Unterstuetzung des Gefolges den 300 m steilen Hang vom Wasser aus erklimmen. Wir sind heute nicht die Einzigsten die den noerdlichsten Punkt Europas in Augenschein nehmen wollen. Mehr als 25 Reisebusse, unzaehlige Wohnmobile und PKWs saeumen das Kappufer. Auf verschiedenen Ebenen mit Res-taurants, Souveniershops, Kinosaal und sonstigen Ausstellungsraeumen verteilt sich die Meute der Sonnenanbeter. Um Mitternacht ist der Himmel nur zum Teil bedeckt. Durch die loechrige Wolkendecke glitzern goldgelb mit weisslicher Faerbung Sonnenstrahlen hindurch und geben somit ein imposantes Bild ab. So haben wir die Mitternachtssonne einmal aus Meereshoehe und heute vom Gipfel aus erleben koennen. Auf dem Rueckweg haelt der Fahrer des Linienbusses an und gibt uns Gelegenheit das grosse Horn am Kapp abzulichten. Eigentlich haette das Nordkapp Kapp Horn genannt werden muessen. Um 01:30 endet der Tag fuer uns in der Koje.
16. Juli 2006...um 07:30 schrillt der Wecker. Regen und Wind aus S mit Staerke 7 laesst keine wahre Lust aufkommen auszulaufen. Es geht zurueck in das noch warme Schlafgemach. Die Angelegenheit wird auf morgen vertagt. Nach dem zeitlich verschobenen Fruehstueck machen wir uns auf den Weg eine Wasserquelle zu finden. Die Tankanzeige vermeldet Ebbe im Tank. Im ganzen Hafengebiet sind keine H2O-Schlaeuche zu finden. Ein Mitarbeiter der SAR Seerettungstruppe benennt 2 Moeglichkeiten. Er gibt uns den Tipp mit auf den Weg, den Hafenmeister davon in Unkenntnis zu lassen, weil sonst Gebuehren anfallen. Mit dem banalen Wunsch Wasser zu bekommen vergeht ein ganzer Nachmittag. Der Ort Honningsvåg wirkt wie ausgestorben. Kein Touristenzubringer der weissen Flotte verweilt im Hafen. Ein Rentier mit einem maechtigen Geweih geniesst die Ruhe und labt sich in einer dichten Wohngegend an dem saftigen Gruen. Wir bekommen ebenfalls Appetit und E. serviert an Bord Kohlrouladen von Schlachter Fock. Es folgt eine Schreib- und Lese-stunde. Danach wander die Rollos nach unten und verdunkeln die Schlafraeume der Segelschiffsbesatung und schon bald lassen laute Schnarchgeraeusche die Schiffswaende vibrieren.
17. Juli 2006...um 06:30 geht es raus aus den Federn. Ein Besatzungsmitglied feiert seinen xten Geburtstag. Feierlich mit Kerze und Geschenken ist der Platz des Geburtagskandidaten bedacht. Die Zeremonie ist nur kurz dann heisst es Schiff ahoi. Die Reise geht nach Hammerfest. Ein mueder Wind weht uns entgegen. Vor einer zu durchfahrenden Passage haben uns Seehandbuecher und Eingeborene gewarnt. Starke Stroeme bis zu 6 Kn. mit Wirbeln sind moeglich. Wir passieren sie ohne Probleme. Mit Grossegel und Genua geht es gegen den Strom an der Kreuz muehsam voran. 2 Stunden wunderbares Segelwetter. Ein Cappuccino und leckeren Kuchen werden zur Feier des Tages gereicht. Danach ist Schluss mit lustig. Rasmus bekommt schlechte Laune. Er dreht den Windhahn auf von 3 auf 6 Bf. und schon eine halbe Stunde spaeter von 6 auf 9 Bf. Hoch an der Kreuz denkbar ungemuetlich. Wir reffen was das Zeug haelt und wechsel die Segel im Sturmlauf. Die See kocht und brodelt und wir mitten drin. Die Brecher jagen ueber Deck und auch die Besatzung wird nicht davon verschont. Salzverkrustet mit dem angepeilten Ziel vor Augen trotzen sie dem feuchten Element. Kreuzseen machen Schiff und Besatzung 10 SM vor dem Ziel zusaetzlich schwer zu schaffen. Um 04:00 morgens liegen wir endlich an einem Schwimmsteg in Hammerfest fest. Die Reise war hammerhart. Es war der ansrengendste Toern der ganzen Reise.
18. Juli 2006...bis 12:00 goennen wir uns Bettruhe. Nach dem Fruehstueck werden die Wunden geleckt bzw. beseitigt, die der gestrige Tag verursacht hat. Das Meer ist durch die Windhutzen ins Schiffsinnere eingedrungen und hat auch sonst ueberall seine Spuren hinterlassen. Mit Eimern voll Frischwasser, Lappen und Einsatzbereitschaft bekaempfen wir den Salzbazillus. Das Cockpit und Teile des Aufbaus werden ebenfalls mit Frischwasser bearbeitet. Jeder Einsatz muss belohnt werden. Die Akteure erhalten eine doppelte Ration norwegischer Cookies und heisser Schokolade. Danach machen sie sich landfein, so gut es eben geht und schauen sich nach Versorgungs- und sonstigen Moeglichkeiten um. Nach dem Essen begeben sich 2 unerschrockene Seeungeheuer ins Hammerfest Hotel und bitten darum duschen zu duerfen. Gegen ein Entgelt erhalten sie Schluessel fuer Sauna und Solarium einschliesslich Duschen. Ihnen ist die Notwendigkeit einer umfangreichen Koerperpflege anzusehen. Danach wird an Bord ein wenig mit Weiss- und Rotwein nach-gefeiert. Doch schon bald zeigen sich erste Ermuedungserscheinungen. Die Kojen sind fuer solche Faelle der beste Zufluchtsort und es wird umgehend Gebrauch davon gemacht.
19. Juli 2006...noch immer feuchtet es von oben herab. Die Handwaesche ist unzaehlige Male weichgespuelt und ein Ende nicht inSicht. Angeblich trocknet die Waesche am Koerper getragen am besten. Mal schauen wer zuerst Gebrauch davon macht. Zwischen den Schauern vertreten wir uns ein wenig die Beine in Hammerfest, der noerdlichsten Stadt Europas. Ein Hurtigrouten-Schiff mit dem Namen "Nordkapp" laeuft in den Hafen ein. Der Weg fuehrt uns dorthin. Passagiere stroemen von Bord und 2 Sailors aus Germany entern das grosse Postschiff. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Das brandneue Schiff laesst bei den zahlenden Gaesten keine Wuensche offen. Luxus pur wird hier geboten. Nach dem die beiden blinden Passagiere genug gestaunt und gesehen haben , begeben sie sich wieder von Bord der "Nordkapp" und steuern das eigene Schiff an. Vorher werden noch Einkaeufe fuer einen "Falado-Auflauf" getaetigt. Bis an die Schmerzgrenze werden die Maegen belastet. Alle Toepfe und Pfannen sind vollstaendig geleert. Unbeweglich wie eine vollgestopfte Schlange verharren wir den Rest des Abends an Bord.
20. Juli 2006...truebes regnerisches Wetter bestimmt z. Zt. die Grosswetterlage in N.-Norwegen. Ein Blick vors Luk, die Lage ist unveraendert. Doch der Wind scheint zu unseren Gunsten gedreht zu haben. Deshalb ertoent das Kommando "Leinen los". Doch schon vor der Hafenausfahrt, zeigt der Wind sein wahres Gesicht. Er weht unveraendert aus SW, genau aus der Richtung wo es hin gehen soll. Da heisst es wieder mal, sich warm anziehen denn das Thermometer zeigt 7 Grad C. Der Regen nimmt zu, die Sicht wird schlecht und der Wind blaest wie es ihm gefaellt, mal viel, mal wenig und dass zwischen den Inseln. Mit GPS, Echolot, Radar und dem 7. Sinn mogeln wir uns an den Untiefen und den vielen Schaeren vorbei. Nach 26 Stunden Einsatz, bei heftigem Dauerregen und dem salzigen Gischt-wasser steigen zwei muede und abgetakelte Seebaeren in Skjervøy aus ihrem Oelzeug. Von der sicherlich interessante Fjordlandschaft konnte wegen der widrigen Umstaende keine Eindruecke mitgenommen werden. Noch ein schnelles "Klarschiff" und ein ebenso schnelles Fruehstueck, gibt es nur noch eines, ab in die Kojen.
21. Juli 2006...von 12:00 bis 18:00 herrscht an Bord der Falado Friedhofsstille. Die beiden Seelords goennen sich ein Auge voll Schlaf. Gut erholt gibt es danach erstmal, etwas verspaetet den Nachmittagscocktail mit heisser Schokolade undt Cookies. Dann geht es er-neut ans Werk "Reinschiff" zu machen. Mit Eimer, Feudel und Stirnband wegen der langen Haare geht es dem Salz unter und ueber Deck an den Kragen. Die Heizung sorgt zunaechst fuer trockene und mieffreie Bordatmosphaere. Aus Dankbarkeit serviert das Service-personal den Saubermaennern Bratkartoffeln und Bratheringe mit einem Glas Bier. Zum Nachtisch gibt es leckeren Karamellpudding. Mit einer Lesestunde neigt sich der Tag seinem Ende.
22. Juli 2006...nach dem Schlummerschlaf wird das Cockpit gestuermt. Sonne pur, nach 8 Tagen Regen und Dunst. Wie durch ein Periskop wird ein Rundumblick in alle Himmels-richtungen geworfen. Es zeigt sich der nette Ort Skjervøy mit einer eindrucksvollen Landschaft im Hintergrund. Beim Einlaufen in den Hafen ist uns das verborgen geblieben. Volksfeststimmung an Bord der Yacht aus Uetersen. Ueber die Toppen geflaggt, alles was unter Deck nicht niet- und nagelfest ist wandert an Deck und z. T. in den Mast zum trocknen und auslueften. In dem mustergueltigem Vereinshaus mit Waschmaschine, Trockner, Duschen, kompletter Kueche findet zunaechst eine Selbstreinigung statt. Eine Ortsbe-gehung findet anschliessend statt. Mit ein paar Einkaeufen kehrt die Crew zurueck an Bord. Von dem pappigen und weichem Brot, welches im Supermarkt und selbst beim Baecker angeboten wird haben wir die Nase voll. E. bastelt im Vereinshaus mit eigener Back-mischung zwei knackige Brote zur Erhaltung unserer Zaehne. W. sorgt fuer die Abendmahlzeit. Dicke schwere Wolken sind im Anmarsch. Vor den ersten Tropfen wird alles wieder unter Deck an Ort und Stelle trocken und wohlriechend verstaut.
23. Juli 2006...Regen und heftiger Wind halten uns davon ab auszulaufen. Wir beschliessen die Gunst der Stunde zu nutzen und von dem Angebot im Vereinshaus Gebrauch zu machen. Waschtag am Sonntag. Ein Teil der Waesche kommt schrankfertig aus dem Trockner, der Rest, weil der Regen ab Mittag eine Pause einlegt, zum Auswehen an die Reling. Zum Nachmittagstee laden wir einen Norweger ein in Hammerfest lag er vor uns mit seinem Fischerkahn. Bei einem Gespraech von Schiff zu Schiff gab er uns Hinweise und Tipps ueber Liegemoeglichkeiten und Haefen, weil er die Kueste beruflich bereist. Von Beruf ist er Fischoekonom und Taucher. Hier in Skjervøy ist er gestern Mittag angekommen und schenkt uns bei einem kurzen Gespraech ein Hafenhandbuch von seiner Company. Die Einladung eine kleine Geste des "Dankeschoens". Er nahm Platz im Salon und der Raum erfuellte sich sofort mit einem Geruch der einem den Atem stocken laesst. Eine Mischung aus abgestandenem Schweiss und verwestem Fisch. Seine Haare glaenzten und ver-breiteten den Duft uralten Lebertrans. Abwechseln begeben wir uns zum Niedergang um die Lungen mit frischem Sauerstoff zu versorgen. Er ist ein intelligenter Mitdreissiger, der scheinbar panische Angst vor Seife und Wasser hat. Nur mit einem Vorwand koennen wir unseren Gast zum Verlassen des Schiffes bringen. Der Salon kann erst nach intensiver Belueftung Stunden spaeter gefahrlos wieder betreten werden. Dann werden die beiden Gastgeber an Deck aktiv. Arbeiten an den Windhutzen und an dem vertoernten Blister. Es folgt noch ein Spaziergang durch den huebschen Ort und schon ist es wieder Zeit fuer das leibliche Wohl zu sorgen. Ein deutsches Paar, zu Besuch bei Verwandten hier im Ort versorgt uns mit deutschen Zeitungen. Seit einem Vierteljahr die ersten Presseneuheiten aus der Heimat.
24. Juli 2006...um 08:30 verlassen wir Skjervøy. Im Hafen totale Windstille. Vor der Hafen-einfahrt weht eine maessige Brise aus W. Doch schon bald muss der Kågsundet in westlicher Richtung bei einer Einengung des Fahrwassers auf eine halbe SM und einer Laenge von 7 SM durchfahren werden. Es wird ungemuetlich. Der Wind zwingt sich durch die enge Duese, denn rechts und links liegen hohe Felsgebirge. Mit 9 Bf. blaest er gegen den Bug und mit Maschinenkraft halten wir dagegen. Nach ueber 4 Stunden ist es ueberstanden. Die Gischt die unentwegt ueber uns hinweg fegte, fand Zugang ueber den Halskragen nach innen und lief ueber die Schuhe wieder heraus. Eine Ueberhitzung durch die Anspannung bestand bei der Windjammerbesatzung deshalb nicht. Der Lyngenfjord , unser Ziel, entschaedigt wieder einmal fuer die vorausgegangenen Strapazen. Auf der rechten Seite des Fjords eine Alpenlandschaft mit 7 gleichzeitig sichtbareb Gletschern. Die linke Fjordhaelfte eher gemaessigt lieblich mit vielen idyllisch gelegenen Orten. Gemuetlich schippern wir den 46 SM langen Fjord bei Sonnenschein bis zu dem Ort Skibotn . Ein abgeschiedenes Dorf in einer Bucht liegend mit einem kleinen Hafen. Aber weit und breit keine Menschenseele sichtbar. Auch die Faladocrew verschwindet nach dem Einlauftrunk in ihre Kabinen.
25. Juli 2006...um 07:30 beginnt fuer uns wieder der Tag. Nach dem Fruehstuecksbuffet ein kurzer Landgang. Das Dorf ist verwaist. Doch 2 Gestelle mit Trockenfisch zeugen von menschlichen Taetigkeiten. Auf der anderen Seite der Bucht ein Gletscher, der vom Son-nenlicht angestrahlt wird. Um 09:50 werden Segel gesetzt und es geht in noerdliche Richtung zum Fjordausgang. Sone laesst die Bergwelt wieder in einem schoenen Licht er-strahlen. Der einzigste Wermutstropfen ist, dass die staendig wechselnden Winde viele Manoever erfordern und der Jockel haeufiger zum Einsatz kommt als uns lieb ist. So mues-sen auch die letzten Meilen bis Tromsø motort werden, weil Wind und Strom sich gegen uns verschworen haben.
26. Juli 2006...von 04:00 morgens bis 11:00 mittags wird die Koje gehuetet. Ein reichhaltig gedeckter Fruehstueckstisch wartet auf die alten verschlafenen Seeraeuber. Das Angebot ist so reichhaltig, dass es schwer faellt die richtige Auswahl zu treffen. Drei Kaesesorten, zweierlei Schinken von Abraham, verschiedene Wuerste und Speck von Wiesbauer, zwei Marmeladensorten, Holstener Liesel und viererlei Brotaufstriche von Grafschafter. Zur Abwechslung hin und wieder eine Dose Fisch von Appel. Obwohl die 2 an Bord stets ueber einen Baerenhunger verfuegen und von dem reichlichen Speiseangebot kraeftig Gebrauch machen, setzen sie kein Gramm Fett an. Gut geruestet betaetigen sich beide als kompetente Raumpfleger. Danach beginnt die Freiwache. Landfein wird ein 1. Ausflug in die Stadt unternommen. Der 1. Eindruck, Tromsø hat Grosstadtcharakter und Charme. Eine Stadt in der man sich auf Anhieb wohlfuehlt. Durch Mithilfe aus dem Touristenbuero und langer Sucherei finden wir endlich ein Internetcafe. Nach gut 2 Stunden, bei Kaffee und Kuchen, ist unsere selbst auferlegte Pflicht erledigt. Fuer jeden Bordangehoerigen wird eine Tiefkuehlpizza an Bord verfrachtet und in den Ofen geschoben. Bei einem Glaeschen Wein verstreicht der Abend ohne Kummer und Sorgen.
27. Juli 2006...beim Kaffeetafelmeeting wird ein Besuch in der Badeanstalt beschlossen. Die Haare, seit unserer Abreise am 29.4., noch ungeschnitten, sind zweilellos pflegebe-duerftiger als kurzgeschoren. Mit Badesachen im Rucksack traben wir den halbstuendigen Weg den Berg hinauf zum Hallenbad. Ein Schild vor der Tuer weist darauf hin, am Don-nerstag Eroffnung um 12:00 Uhr. Es ist aber 09:30. Unverrichtigter Dinge wird der Rueckweg angetreten. Nun wird das Hotel angesteuert, dort wo die Falado vor der Haustuer am Schlengel liegt. Noch vor einem Jahr gehoerte es mit zum Service des Hotels, die Sailors, die vor ihrer Tuer lagen ihre sanitaeren Anlagen benutzen zu lassen. Das ist seit dieser Saison ersatzlos gestrichen. Wie 2 Diebe schleichen sich zwei deutsche Segelkameraden an der Rezeption vorbei und beschlagnahmen die Toiletten. Frisch rasiert, gewaschen und mit seidenen Haaren machen sie sich wieder aus dem Staub. Das naechste Ziel ist die Kabinenseilbahn zum 420 Meter hohen Storsteinen. Ein atemberaubender Blick ueber die Fjordlandschaft und ueber das gesamte Stadtbild bei herrlichstem wolkenlosen Himmel und klarer Sicht offenbart sich uns. Mit Film- und Fotoapparat werden Sehenswuerdigkeiten der Stadt danach abgelichtet. So ein Stadtbummel bleibt nicht ohne Folgen. Er macht hungrig. Der Koch an Bord sorgt fuer Abhilfe und serviert Spinat mit Kartoffeln und Spiegeleiern. Die Mannschaft ist begeistert und toent im Chor, schmeckt wie bei Muttern zu Hause. Voller stolz heftet sich der Kuechenchef gleich noch einen weiteren Stern auf seine geschwollene Brust.
28. Juli 2006...der Vormittag ist vorgesehen fuer eine Maschinen- Getriebeinspektion und der Oeldruckschalter macht Probleme. Es wird umgestaut, geschraubt, um an den Motor heranzukommen und es muessen Oelfilter etc. aus dem Magazin zu Tage gefoerdert wer-den. Es laeuft alles wie geoelt. Nun der Oeldruckschalter. Er ist mit einer Reduzierung im Motorblock eingesetzt und bricht bei der Montage auseinander. Wie sich zeigt ein alter Bruch bzw. ein Fabrikationsfehler. Eigentlich ein einfaches Teil. Normal ist es in jedem Sanitaerladen erhaeltlich. Hier in Tromsø klappern wir verschiedene Laeden ab, vergeblich. keiner konnte mit so einem Teil dienen. Schliesslich geht es zur Werft. Der Boss in seinem Buero schickt uns zu Erik in die Werkstatt. Erik besorgt sich kurz entschlossen ein Stueck Sechskantstahl, spannt es in die Drehbank und formt das gewuenschte Erstzteil daraus. Bezahlt wird das Ganze in fluessiger nordischer Schnapswaehrung. Nun brummt und tuckert der Diesel, dank Erik, wieder wie geschmiert. Ein Fischerboot liegt im Hafen und verkauft grosse Krabben aus dem Lyngenfjord. Ein gutes Kilo von den Krabbeltieren landet bei uns an Bord. Nach der Pulerei werden sie mit etwas Majonaise und Pfeffer aufgewertet. Doch die heimischen Krabben brauchen sich nicht zu verstecken, sie sind wesentlich aromatischer. Fuer die Bildung noch ein wenig Kultur im Anschluss. Es geht ins Polar-museum. Der Polarforscher Amundsen und seine Begleiter haben gezeigt, was Men-schen aushalten koennen und das jahrelang. Wir jammern schon bei wenigen Grad ueber Null und sind kleidungsmaessig bestens ausgestattet. Sie dagegen hatten deutlich schlechtere Ausruester. Im Anschluss wird das schoene Wetter noch fuer einen kurzen Stadtbummel genutzt, dann ist schon wieder Bett-Geh-Zeit.
29. Juli 2006...um 04:00 geht es raus aus dem warmen Bettchen. Der Rytenstrom muss mit dem Ebbstrom passiert werden. Gefruehstueckt wird noch im Hafen, dann sagen wir Tromsø bei tiefblauem Himmel und einer leichten Brise aus Ost, Tschuess und Auf Wieder-sehen. Der gefuerchtete Rytenstrom hat heute seinen sozialen Tag. Mit nur 4 SM und ein paar kraeftigen Strudeln laesst er uns passieren. Anfangs mit der Genua, spaeter mit dem Blister erleben wir den schoensten Segeltag der bisherigen Reise. Schoene Land-schaftsbilder ziehen wie in einem Film an uns vorbei und das bei T-Shirt-Wetter von 17 Grad C. Das zunaechst auserkorene Finnsnesoertchen wird links liegengelassen. Es geht bei kaiserlichem Wetter weiter nach Harstad. Die grosse Anzahl gut markierter Untiefen werden umschifft. Der Nachmittagskaffee mit leckerem Kuchen und das Abendessen mit Gruenkohl koennen ohne Stress und Hektik eingenommen werden. 23:55 liegt die Falado vertaut am Steg in Harstad. Der tradionelle Einlaufsherry mit einigen Schnabbeleien wird im Cockpit serviert. Es ist immer noch taghell und das bei Temperaturen von 14 Grad C. Gegen 01:30 ist die Cockpitparty zu Ende.
30. Juli 2006...gegen 10:00 erhebt sich die Segelgemeinschaft der Falado aus der Waage-rechten. Ein Blick durchs Luk, es ist nichts zu sehen. Wo sind wir gelandet? Dickster Nebel huellt alles in Schweigen. Doch schon nach dem Fruehstueck und der Morgentoilette mit Duschmanoever loest sich die weisse Wand, bestehen aus Millionen feinster Wasser-troepfchen in Wohlgefallen auf. Die Sonne Herrin aller Dinge, verwoehnt uns mit tropischen Temperaturen von 23 Grad C im Schatten. Da ertoent es gleich im Duett an Bord, so ein schoener Tag wie heute... Bettzeug und eine Menge Textilien werden fuer Stunden an Deck gestaut um der Verspakung Einhalt zu gebieten. Nach einem Landgang in Harstad kehren wir in einem Imbiss ein, denn heute bleibt die Kueche kalt. Es gibt Haehnchen mit Pommes und Salat fuer die hungrigen Gesellen. Danach wird an Bord die Toernplanung fuer die naechsten Tage festgelegt. Mit einem Schlaftrunk verabschieden wir uns von dem hoch-sommerlich schoenen Tag.
31. Juli 2006...um 07:30 ist das Fruehstuecksbuffet fuer die Schiffsbesatzung eroeffnet mit allem was der Proviantraum hergibt. Beherzt greift die Mannschaft zu und laesst sich nicht 2x bitten. Dann geht es an Deck. Es ist mal wieder dicke Luft. Kein Blick ueber mehrere Schiffslaengen moeglich. Wir legen trotzdem ab und es geht an die Bunkerstation von Shell. Der gefraessige Diesel hat den Tank schon wieder halb leer gesueffelt. Zum Glueck ist der Treibstoff steuerfrei. Nach einer Stunde geduldigen Wartens, scheint der Nebel sich zu lichten. Die Maschine, mit neuem Lebenselixier reichlich ausgestattet, wird gestartet, es geht los. Doch schon 15 Minuten spaeter ist um uns herum alles wieder dick verhangen. Wir scheinen allein auf dieser Welt zu sein, denn nichts ist zu sehen und zu hoeren. Mit Genua und Grosssegel wird versucht der Waschkueche zu entfliehen. Bis 15:30 haelt der Zustand an. Doch dann behauptet sich die Sonne, beendet den Spuk und oeffnet den Vorhang. Nun kann auch der herrliche Sund und die Fjordlandschaft beaeugelt werden. Der Blister wird gesetzt und mit Rauschefahrt versucht die Falado die verspaetete Abreise wieder aufzuholen. Gegen 23:00 ist der Ort Stokmarknes erreicht. Im Cockpit wird die letzte Stunde des Tages bei etwas Sonnenschein und dem schoenen Panoramablick verbracht.
01. August 2006...die Nachtruhe ist um 08:00 beendet. Das Brotschapp ist leer. Deshalb werden Koellnflocken Kernige mit Obst aufgetischt. Der anfaengliche Dunst ist aufge-stiegen, nur strahlend blauer Himmel ueber uns. Direkt am Hafen das Hurtigrouten-Museum. Das laesst sich die Rentnergang aus Deutschland nicht entgehen. Ein bei Blohm & Voss 1957 gebautes Hurtigroutenschiff mit Namen "Finnmarken" liegt hoch aufgebockt an Land und ist Teil des Museums. Sehr illustriert dargestellt mit Nachbauten der Lebens-verhaeltnisse auf den Schiffen zur Gruenderzeit der Route 1881 und der Entwicklung bis in juengsre Zeit. Mit Kuchen vom Konditor geht es zurueck auf die eigenen Planken. Im Fahrstand wird relaxt. Die mitgebrachten Leckereien werden aufgetischt. Dazu gibt es heisse Schokolade, Restbestaende aus Island. Eine Ortsbegehung folgt im Anschluss. Doch die ungwohnte Waerme macht traege. Deshalb bequemen wir uns bald wieder an Bord. Nach der Routenplanung ist es 19:00. Zeit fuer das leibliche Wohl zu sorgen. Pfannkuchen stehen auf dem Wunschzettel der Besatzung. Hier an Bord werden sie vom Koch wie folgt zubereitet. Der Pfannkuchen in der Pfanne wird mit feingeschnittenen Apfelstuecken belegt und von beiden Seiten gebraten. Dann wandert er mit Zucker bestreut in den vorge-waermten Backofen. Der Zweite, Dritte...werden genau so gefertigt und aufeinan-der gestapelt. Wenn alle gebraeunt aufeinander liegen, am heutigen Tag sind es 10, kommt der durchgeweichte Pfannkuchenberg auf den Tisch, wird geviertelt und der Schmaus beginnt. Nach einer halben Stunde ist der Teller leer und die Baeuche der ewig Hungrigen voll.
02. August 2006...um 08:30 laufen wir in Stokmarknes aus. Hochnebel verhuellt den Himmel und einen Teil der Berge. 2 Stunden spaeter ist die Sicht in alle Richtungen frei. Der Raft-sund wird angesteuert. Ein Sund mit einer unberechenbaren Engstelle. Dieser Sund ist einem Hurtigschiff schon mal zum Verhaengnis geworden. Auch wir sind hoechst angespannt beim Passieren des eingengten Fahrwassers. Gefahrlos wird das gefuerchtete Stueck passiert. Nun geht es in den Trollfjord. Ein 1 1/2 SM langer Blinddarm des Raftsund. Gigantisch hebt sich das 1161 Meter m.ue.d.M. steil nach oben und verschwindet ebenso im Fjordgewaesser. Am Ende sind 2 E-Kraftwerke, die aber nicht sehr auffaellig in Erscheinung treten. Bei dem sonnigen Wetter ist es schon ein besonderes Erlebnis auf eigenen Planken den engen Trollfjord mit den zackigen Trolltindern zu erleben. Die Fahrt geht weiter mit dem Blister nach Svolvær. Svolvær ist der Hauptort und Verwaltungszentrum der Lofoten. Der Hafen ist geschmueckt und es herrscht Volksfeststimmung bei lauter Musik. Die Stege und Schlengel sind mit Gaestebooten belegt. Eine internationale Regatta soll der Anlass der Feierlichkeit sein. Wir bleiben an Bord, kommentieren das Geschehen vom Cockpit aus und verziehen uns lautlos vor Mitternacht jeder in sein Bettchen.
03. August 2006...wenn der Teekessel pfeift, ist Fruehstueckszeit. Das Signal ertoent um 08:00. Frohgestimmt setzen wir uns an das "Tischlein-Deck-Dich". Schon am 5. Tag in Folge weckt uns die Sonne. Als Tourist im T-Shirt mit umgehaengter Foto- und Filmkamera geht es an Land auf Motivsuche. Was lohnenswert erscheint wird fuer die Nachwelt abgelichtet. Um 12:00 ergreift uns das Fernweh. Wir besetzen das Schiff und legen ab. Bei 2 Bf. und gesetztem Blister ist nur Schleichfahrt moeglich. Im Zeitlupentempo zieht die groesste der Lofoteninseln Østvaagø an uns vorbei. Es geht nach Henningsvær. Das Venedig des Nor-dens. Die 600 Einwohner leben inmitten einer Gruppe kleiner Inseln. Nach unserer Ankunft findet auch hier ein Landgang statt. Henningsvær ist ein reizvolles, vertraeumtes Oertchen und strahlt eine gewisse Ruhe aus. Im Tante-Emma-Laden landen eine Packung tiefge-frorener Rosenkohl und frische Tomaten im Rucksack. Sozusagen das Abendessen. Jeder Bordangehoerige hat sein spezielles Fachgebiet in der Essenszubereitung. So wird mit vereinten Kraeften ein leckeres Mahl aus den erstandenen Zutaten gezaubert. Das einer an Bord vor Hunger nicht in Schlaf kommt, gibt es auf diesem Schiff nicht.
04. August 2006...ohne Weckhilfe stehen die beiden Nordlandschipper morgens auf. Sonnenstrahlen dringen durch jede Ritze und erwaermen den Hohlkoerper des Schiffes. Da braucht keiner eine Extraeinladung zum Aufstehen. Wie schnell ist man in den letzten Tagen in seine spaerlichen Anziehsachen geschluepft. Keine langen Unterhosen, keine Funktions-unterwaesche, keine Ohrwaermer, keine... mehr. Doch die Waerme bringt nicht nur Vor-teile. Bisher diente der ganze Schiffskoerper als Kuehlschrank. Nun laufen uns Butter und Margarine davon. Der Kuehlschrank, vor den warmen Tagen als Heizung benutzt, muss er nun alles geben und kuehlen umd die leckeren Sachen vor Schimmel, Ranzigkeit und Saeurebildung zu bewahren. Bei leichter Brise geht es hinaus auf See. Die Lofoten haben noch mehr lohnende Ziele. Ohne Oelzeug sitzen E. und W. auf dem Promenadendeck und blistern gemuetlich die Lofotenkueste entlang Richtung Sueden. Die Sicht ist so, dass die Inselkette der Lofoten von Nord bis Sued sichtbar ist. Gegen 17:00 liegen wir fest in einem winzigen Naturhafen im Nusfjord. Der gleichnamige Ort ist eines der am Besten erhaltenen urspruenglichen Lofotendoerfer und steht auf der Liste der erhaltenswerten Kultur-denkmaeler der UNESCO. Ein unglaublich romantischer Ort, der seinesgleichen sucht. Nach der Ortsbesichtigung werden die Toepfe an Bord zum Kochen gebracht. Es gibt Sauerkraut mit Ananas und Doellingswuerstchen. Die traumhaft schoene Dorfatmosphaere wird am Abend vom Cockpit aus genossen.
05. August 2006...eigentlich sollte Reine als letzte Station auf den Lofoten angelaufen werden. Der flache Hafen dort haelt uns letztlich davon ab, auszulaufen. So wird der Tag in Nusfjord verbracht. Das schoene Wetter mit der kostenlosen Sonnenenergie wird zum Trocknen diverser Sachen genutzt. Davon gibt es hier an Bord immer genug und ist keine Mangelware. Dieser kleine vertraeumte Ort mit den uralten Holzhuetten bietet versorgungsmaessig alles was ein Seglerherz sich wuenscht. Keiner, weder E. noch W. koennen sich erinnern wann zuletzt eine Komplettreinigung von Kopf bis Fuss stattgefunden hat. Es muss schon laenger her sein. Wenn wir uns morgens nach dem Aufstehen gegen-ueber stehen, behauptet jeder von dem Anderen, er sehe furchterregend aus. Klaus Stoertebeker haette uns ohne Aufnahmepruefung angeheuert. Mit einer Duschparade wird versucht den Zustand ein wenig zu aendern. Im Miniaturmuseum, geschichtliches ueber den Fischerort Nusfjord, finden wir jedenfalls danach Einlass. Eine Dia-Show ueber das Leben und den Fischfang des Ortes in frueheren Zeiten wird gezeigt. Von der guten "Alten Zeit" koennen uns auch diese Bilder nicht ueberzeugen. Gegen Abend aendert sich das Wetter. Dichte Wolken ueberschatten die Lofoten mit ersten leichten Niederschlaegen. So wird der Abend an Bord unter Deck verbracht.
06. August 2006...es regnet Bindfaeden und der Wind heult in den Wanten. Bodø unser naechstes Ziel, muss noch auf uns warten, denn heute werden keine Segel gesetzt. Mit Schreiben, Lesen und einer Menge Seemannsgarn-Erzaehlungen vertreiben wir uns in Nusfjord die Zeit. Doch der Tag hat 24 Stunden. Gegen 18:00 werden Plaene geschmiedet. Es koennte ja noch ein Brot gebacken werden, oder ein selbstgebackener Kuchen waere doch die Kroenung des heutigen Tages. W. krempelt die Aermel auf. Alle Zutaten fuer einen Nusskuchen werden zu Tage gefoerdert. Der Teig wird angeruehrt und landet, weil keine Kuchenform vorhanden, in der Pfanne. Nach 1 Stunde verlaesst das gute Stueck den Ofen, tiefgebraeunt. Das ein so kleiner Kuchen von so grossen Haenden gefertigt werden kann, hat hier an Bord Niemand fuer moeglich gehalten. Wenn er den Abend noch ueberstehen soll, muss schnellstmoeglich ein Abendmenue gefertigt werden. Denn die Mannschaft mit ihrem arg knurrenden Maegen ist zu allem faehig. So werden Schweinsrouladen mit feingewuerztem Rotkohl und Kartoffeln zu Tisch gebracht. Der Tag endet, wie so haeufig, mit Hoehen und Tiefen.
07. August 2006...ein mausgrauer Tag empfaengt uns beim Betreten des Decks. Tiefe Wolken ziehen vom Wind gehetzt ueber das Lofotengebirge. Das schwere Oelzeug muss uns mal wieder vor groesserem Uebel bewahren. Mit einem Reff im Grossegel und ver-kleinerter Genua geht es hinaus auf See. Kurs S-SO. Hoch am Wind stampft die Yacht unverdrossen gegen Wind und Wellen. Paulinchen, seit fast 3 Wochen arbeitsfrei, wird wieder in die Pflicht genommen. Zusammengekauert sitzen die zwei Besatzungsmitglieder unter dem Sprayhood und halten Ausguck. Gegen 16:30 tauchen aus dem Dunst die un-zaehligen vorgelagerten Rockies vor Bodø auf und zwingen die Wachhabenden zu aeusserster Konzentration. Mit ein paar Kreuzschlaegen werden die Steinhaufen umschifft und die Yacht hat weiterhin genug Wasser unter dem Kiel. Um 22:30 Eintrag ins Logbuch: fest am Steg in Bodø. Um 23:00 steht schon ein fertiges Gericht auf dem Tisch. Es gibt Huehnerfrikassee mit Reis. Erstmals muss jetzt Licht nach den langen Tagen angezuendet werden. Die Zeit der ewigen Sonne ist vorbei. Gesaettigt lassen wir uns von dem stuermischen Wind und dem Seegang im Hafen in den Schlaf wiegen.
08. August 2006...nach dem Fruehstueck geht es ins Clubhaus. Dort gibt es fuer 300 Hafen-lieger eine Toilette fuer Maenner und eine fuer Frauen und jeweils eine Dusche. Wir haben Glueck, sie sind frei. Fuer eine Stunde werden sie von uns in Beschlag genommen. Die Handwaesche wird ausschliesslich zum Trocknen an den Seezaun gehaengt. Dort erhaelt sie naturgemaess weitere Spuelgaenge, denn es regnet in regelmaessigen Abstaenden den ganzen Tag ueber. Im Hotel "Thon" besteht seit langem mal wieder Internet-Zugang. Nach 2 Stunden sind die angehaeuften Berichte im Netz. E., animiert vom Konditor, betaetigt sich als Baecker. Ein 1500 Gramm schweres angeruehrtes Koernerbrot wandert in den Ofen. Ein Monster von Brot verlaesst die Backstube und landet im Vorratsraum. Hungersnot besteht die naechste Woche nicht. Die oekonomisch eingestellte Segelschiff-Crew nutzt die Ofenwaerme fuer die noch ausstehende Hauptmahlzeit am Abend und backt fuer jeden noch eine Pizza. Der Abendspaziergang danach muss abgebrochen werden. Hefteiger Niederschlag scheucht uns zurueck an Bord. Unter Deck sind wir sicher vor Sturm und Regen.
09. August 2006...zur Abwechslung zeigt sich mal wieder die Sonne und das schon am fruehen Morgen. Fuer ca. 1 Stunde ist heute die Falado ein Filmstudio. Nach den Drehar-beiten erhalten die Kameramaenner ihre taegliche Vitaminration in Form von Apfel und Banane. Waehrend dessen laeuft eine neuseelaendische Yacht in den Hafen ein. Mit diesem Schiff bestand schon eine direkte Begegnung auf See. Im Abstand von 40 Metern kreuzten sich unsere Kurse. Ueber UKW-Funk wurde auch eine Sprechverbindung hergestellt. Auch sie wollten nach Bodø, nur 1-2 Tage spaeter und hofften uns noch anzutreffen. Wir helfen ihnen beim schwierigen Anlegemanoever, denn der Wind weht stark ablandig. Zu 19:00 erhalten die beiden Festmacher prompt eine Einladung zum Essen. Bei dem schoenen Wetter geht es dann erst einmal in das Luftfahrtmuseum gan z am Rande der Stadt gelegen. Gut restaurierte fliegende Untersaetze aus dem zivilen und militaerischen Bereich sind dort sehr anschaulich in riesigen Hallen ausgestellt. Nach gut 2 Stunden geht es mit ein paar gefuellten Einkaufstaschen zurueck an Bord. Die Windverhaeltnisse veranlassen uns einen Parkplatzwechsel vorzunehmen. Direkt im Stadthafen liegt die Falado jetzt stressfrei. Mit einem fluessigen Mitbringsel geht es zu den neuseelaendischen Gastgebern. Ulla und Andy empfangen uns sehr herzlich mit einem Gin Tonic. Seit 6 Jahren sind sie mit ihrer in Neuseeland selbst gebauten, gaffelgetakelten Segelyacht auf Weltreise und koennen sich ein Leben an Land nicht mehr vorstellen. Er ist Allgemeinmediziner und hat zuletzt 1/2 Jahr in Schweden gearbeitet. Zu unserer Ueberraschung haendigen sie uns von der Begegnung auf See zwei schoene Bilder aus, wie die Falado einmal die Nase tief in die See eintaucht und auf dem anderen wie sie zu einem Luftsprung ansetzt. Gut gesaettigt vom Huehner-fleisch mit frischem Gemuese und selbst gepflueckten Blaubeeren zum Dessert verlassen die zwei Deutschen das Schiff des Neuseelaenders und seiner schwedischen Frau mit einer Gegeneinladung am naechsten Tag.
10. August 2006...ein friedlich gestimmter Tag scheint uns erneut mit sommerlichen Temperaturen verwoehnen zu wollen. Zum Fruehstueck gibt es zunaechst das vom Schiffsbaecker gefertigte Riesenbrot. Die Kritiker aus der Mannschaft sind davon helleweg begeistert. Es wird wohl nicht so lange vorhalten, wie es eingeplant ist. Gespraeche so von Schiff zu Schiff und schon wird umdisponiert. Trondheim wird nicht angelaufen. Statt dessen sind kleine Inselgruppen weit draussen vor der norwegischen Kueste die naechsten Ziele. Im Buecherladen werden die fehlenden Seekarten geordert. Die Stunden verinnen und es ist schon wieder Kaffeezeit. Nun kommt das Werk des Konditors auf den Tisch. Auch der Nusskuchen findet den Geschmack der Segelschiffsbesatzung. Aus allen Richtungen nur lobenswerte Worte. E. Haarpracht wird die Reise nicht ueberstehen. Er hat unwiderruflich beschlossen, den Kopfschmuck bis auf 2 cm zu kuerzen. Der Frisoer verlangt hier fuer diese Taetigkeit 30 EURO. Dafuer ist kein Geld mehr in der Kasse. Mit Langhaarschneider ist das Werk schnell vollbracht und sieht professionell geschnitten aus. Die anderen Bootspeople sind nicht so mutig und warten noch ein Weilchen. Um 19:15 betreten die geladenen Gaeste die Planken der Falado. Mit unseren Bordvorraeten versuchen wir die beiden Weltenbummler nach allen Regeln der Kunst im Cockpitt bei abendlicher Wohlfuehl- temperatur zu bewirten. Mit den beiden unkomplizierten Gespraechspartnern vergeht ein unvergesslicher Abend. Sie haben schon viele unerschlossene Orte dieser Welt mit ihrer "Balæna" bereist und sind noch immer hungrig nach neuen Herausforderungen. Um 23:30 verlassen Ulla und Andy den deutschen Segler, aber nicht bevor Haus- und Internettadressen ausgetauscht sind. Gedankenversunken kriechen wir zur Geisterstunde in unsere Kojen.
11. August 2006...um 09:00 wird seeklar gemacht. Eine Runde mit der Falado um die Balæna, zu Ehren von Ulla & Andy, erfolgt bevor wir in See stechen. Draussen ist wind-maessig nicht viel los. Nordwind mit Staerke 1-3 Bf. Also, wird wieder geblistert. Mit 2,5 Knoten und sonnigem Wetter ist es mal wieder einer von den guten Segeltagen. Paulinchen uebernimmt die Ruderwache und die beiden Matrosen machen es sich auf der Bank im Cockpit gemuetlich. Den gestrigen Abend laesst man noch einmal Revue passieren und schwadroniert ueber Gott und die Welt. Zwischendurch wird Kaffee und Kuchen gereicht. So koennte der Tag 10x so lang sein. Der Nachmittag vergeht ohne besondere Vorkommnisse. Der Koch setzt um 19:00 mit seinen Nudeln und selbstgemachter Zwiebelsauce auf den ohnehin schoenen Tag noch eins obendrauf. Als Kroenung erleben wir um 22:00 einen glutroten Sonnenuntergang.
12. August 2006...die Ankunft auf Myken wird um 02:30 dokumentiert. Nach dem traditionellen Ankunftstrunk, wird von 03:00 bis 10:00 geruht. Nach dem Fruehstueck geht es auf Sightseeingtour. Doch schon nach 200 Metern ist erstmal Schluss. Die Inselbewohner bestehend aus 15 Personen, einschliesslich der einquartierten Touristen, sitzen vor einem Landhandelladen. Es findet eine Wohltaetigkeitsveranstaltung statt. gegen eine kleine Spende gibt es selbstgebackenen Kuchen und Kaffee satt. Wir sind eingeladen und werden herzlich begruesst. Am grossen Tisch, bei 20 Grad im Schatten, sitzen 6 Nationalitaeten. Eine wirklich bunte Runde. Nach 2 Stunden geht es weiter, die Insel und der Ort Myken werden besichtigt. An verschiedenen Stellen der Insel nehmen wir Platz, bestaunen und geniessen wie wunderschoen und fantasievoll diese Bergwelt in der norwegischen See beschaffen ist. Der Ehemann einer jungen Insulanerin, ein Suedamerikaner, kommt uns auf dem Weg zurueck an Bord mit einem zerbrochenen bunten Teller in der Hand und verzweifelten Mine, entgegen. Das kostbare Stueck hat er offensichtlich fallen lassen. Sein Blick hellt sich ein wenig auf, nachdem ihm 2 Norddeutsche Hoffnung machen, die 5 Mosaikteile mit Bordmitteln evtl. wieder zusammenfuegen zu koennen. Auf dem Schiff ist scheinbar nichts unmoeglich. Es gelingt tatsaechlich, das gute Stueck wieder wie vorher aussehen zu lassen. Um 19:00 sind die Restaureure im Dorfkaffee zum Fischessen angemeldet. Alle Wohltaetigkeitsbesucher von heute morgen haben sich ebenfalls in dem Kaffeehaeuschen, Restaurant, Lokal und Komunikationszentrum, alles unter einem Dach, eingefunden. Wie in einer grossen Familie geht es hier zu. Es ist, als wuerde man sich ewig kennen. Einfach umwerfend die Herzlichkeit, mit der Fremde integriert und in ihrer Mitte aufgenommen werden. Der servierte Tiefseefisch ist ein Hochgenuss. Dazu gibt es Backkartoffeln, Salat und Gemuese. Mit vielen neuen Erkenntnissen wie ein Inselleben fernab von der Festlandkueste funktioniert und organisiert ist, verlassen wir den Ort der Begegnung und betreten wieder deutsches Hoheitsgebiet.
13. August 2006...es ist Sonntag und bei Kaiserwetter tritt das Deckspersonal hemdsaermlig und vollzaehlig zum Auslaufen an. Leichter Wind aus Sued kraeuselt das Meerwasser. Mit Maschinenkraft verlassen wir das wunderschoene Eiland und die netten Menschen. Die InselgruppeTræna ist das neue Ziel. Sie liegt 22 SM entfernt. Segeln ist bei dem schwachen Wind nicht moeglich. Deshalb wird gemaechlich bei 1400 U/min weiter mit dem Diesel getuckert. Blauer Himmel wohin das Auge sieht bei angenehmen Temperaturen. Ueber einen steilen gezackten Gebirgszug, 5 SM vor uns, fallen ploetzlich ein paar Wolken vom Himmel. 20 min spaeter umgibt uns dichter Nebel. Wir sind sprachlos. Ohne erkennbare Anzeichen schlaegt das Wetter um. Vorbei ist es mit der Gemuetlichkeit. Alle Sinne sind bis aufs hoechste angespannt, denn das Anlaufen in das schwierige Revier steht unmittelbar bevor. Der Eine am Ruder, der Andere am Kartentisch geht es hinein in das Labyrint der Schaeren und der steilen Rockies. So wie der Nebel gekommen ist, ist er auch ploetzlich wieder verschwunden. Die geschlossene Wolkendecke loest sich leider nicht auf. Um 16:00 werden die Festmacherleinen auf der Insel Husø am Schwimmsteg festgemacht. Nach der Kaffeetafel geht es an Land. Die morschen Knochen muessen bewegt werden. Zunaechst geht es in das Dorf und weiter auf eine grosse Anhoehe. Ein herrlicher Blick auf die Schaerenlandschaft. Sie liegt uns zu Fuessen. Zurueck an Bord gibt es von Schlachter Fock Ruebeneintopf. Fuer die verwoehnte Mannschaft bereitet der Kaepptn noch einen Zitronenpudding zum Dessert.
14. August 2006...um 10:00 ist das Fruehstuecksbuffet beendet. Die eine Haelfte der Mannschaft begibt sich ins Waschhaus zum Duschen, die andere Haelfte ist eingeteilt fuer die unliebsame Backschaft. Nach der Reinigungsarie aller Bordangehoerigen geht es auf Wanderschaft in die Berge zu den schoenen Aussichtspunkten. In Bild und Ton wird alles festgehalten. Nach dem langen Fussmarsch wird beschlossen, das der Baecker und der Konditor erneut in Aktion treten. Fuer den Kuchen werden noch einige Zutaten im Supermarkt besorgt. Der Baecker ruehrt, knetet und gibt einfach alles. Diesmal werden 2 Laibe Brot in den Ofen geschoben, statt einer 1500-Gramm-Mischung. Nach gut einer Stunde angelt der Brotmacher im Angesicht seines Schweisses die Zwillinge aus dem Ofen. Leicht gebraeunt, aber sehr unterschiedlich in Form und Groesse. Es sind keine eineiigen Geschwister geworden. Der Konditor steht in den Startloechern. Die Nuesse in ganzer Groesse muessen zerkleinert werden. Dafuer ist der Stabmixer das richtige Werkzeug. Beim Anschalten des Geraets fliegen uns die Nuesse aus der oberen Oeffnung des gefaesses nur so um die Ohren. Der Baecker als Beobachter wird blass und verkruemelt sich. Es wird befuerchtet, wenn das Wek vollendet ist, muss unter Deck renoviert werden. Doch die Nuesse lassen sich ueberlisten und sind am Ende alle klein. Der Kuchenteig mit allen Zutaten vereinigt und geruehrt, kommt in die Backform. Die naechste Stunde ist der Konditorchef mit seinem Werk beschaeftigt, den Braeunungsgrad zu kontrollieren. Denn tiefbraun, also schwarz wie beim letzten Mal, soll er den Ofen nicht verlassen. Es gelingt, doch am Ende wird abgerechnet, wenn das Urteil der Mannschaft darueber gesprochen wird. Nun muss auch noch das Abendessen zubereitet werden. Alles was die Kueche an Geschirr aufzubieten hat ist im Gebrauch. Wer soll das Alles nur wieder sauber machen? Die ganze Mannschaft hilft. Nach 2 Stunden ist von dem Tohuwobohu nichts mehr zu sehen.
15. August 2006...nachdem der morgendliche Hunger gestillt, die Wassertanks gefuellt, findet ein Standortwechsel statt. Es geht wenige Meilen weiter zur naechsten Insel, mit Namen Sanna. Sanna ist eine von 400 Inseln die zur Inselgruppe Traena gehoeren. Die wenigen Menschen die hier leben, haben keine Versorgungsmoeglichkeiten. Die benoetigten Sachen werden per Telefon geordert und das Faehrschiff bringt sie ihnen dann mit. Der 1. Ausflug fuehrte uns zu einer grossen Felshoehle in Form und Groesse einer Kirche. Eine weitere etwas kleinere, aber nicht weniger eindrucksvoll wird ebenfalls erklommen. Die Insel Sanna mit gleichem Ortsnamen ist das ruhigste Dorf, dass wir bisher kennengelernt haben. Hier herrscht absolute Friedhofsstille. Anwesend sind ein paar ansaessige Dorfbewohner, wenige Urlaubsgaeste und eine Segelyacht aus Deutschland mit 2 Mann Besatzung liegt am kleinen Steg im Hafen. Vereinzelte Moewen, die sich hierher verirrt haben, wagen nur selten kraechzende Laute von sich zu geben. Die Sohle von W. Wanderschuhen loest sich ab. Da muss der Bordschuster ran, mit seinem Wundermittel "Pantera". Kleber und Dichtungsmittel fuer alle Faelle. Nach unserem Milchreismenu am Abend, folgt ein Verdauungsspaziergang durch das wie ausgestorben wirkende Dorf. Wieder zurueck an Bord, wird noch ein 11/2 stuendiger Dialog gefuehrt, dann ist Zapfenstreich.
16. August 2006...zwei alte Maenner haben heute ein grosses Ziel vor Augen. Eine militaerische Radarstation in einer Hoehe von 243 Metern soll bezwungen werden. Mit Wanderstiefeln, der Rucksack bepackt mit Notproviant, geht es zu dem steilen Aufstieg. Am Drahtseil, von oben nach unten fuehrend, hangeln wir uns wie Alpinisten Meter fuer Meter nach oben. Mehrere schoepferische Pausen muessen die Beiden Flachlandtiroler einlegen bis der Gipfel und die Natostation erreicht sind. Der fantastische Rundumblick in alle Himmelsrichtungen aus der Vogelperspektive entschaedigt fuer den geschundenen Aufstieg. Nachdem die Gelenke alle wieder zurecht gerueckt und die Schmerzen abgeebbt sind, geht es wieder bergab. Diesmal durch einen abenteuerlichen, unbeleuchteten, 700 Meter langen Tunnel mit vielen Windungen und 20% Gefaelle. Der Weg ist rutschig, denn Wasser tropft aus dem garstigen Gestein. Mit aufgesetzter Kopflampe wird auch der Rueckweg unfallfrei bewaeltigt. Zurueck an Bord sind die beiden Oldtimer der Meinung, dass sie ihr Laufpensum fuer heute erfuellt haben und goennen sich zunaechst ein anstaendiges Stueck Nusskuchen mit Cappuccino. Mit ein paar Lesestunden bei absoluter Ruhe, vergeht der Rest des Nachmittags. Auf der Speisekarte am heutigen Mittwoch steht als Tagesgericht, Kohlrouladen, Kartoffeln und dazu eingelegter Kuerbis in suessauer. Die Toernplanung beansprucht den groessten Teil des Abends. Die Seekarten muessen gereiht und Informationen aus den Handbuechern angelesen werden.
17. August 2006...der Tag, an dem wir den Ort der absoluten Stille verlassen wollen. Doch ein heftiges Prasseln auf Luk und Deck lassen nichts gutes ahnen. Es regnet Bindfaeden. Alles um uns herum ist in ein tiefes Grau gekleidet und kein Lueftchen regt sich. Zunaechst wird erst einmal kraeftig gefruehstueckt, dann tagt der Krisenstab. Die Schiffsfuehrung hat beschlossen, wenn bis Mittag keine Wetteraenderung eintritt, bleibt der Anker unten und die Besatzung begibt sich wieder auf Tauchstation in die Haengematten. Keiner der Windjammeroldies erhebt Protest. Zur Stimmungsaufhellung ist um 15:00 die Kaffeetafel gedeckt. Alle Sailors reiben sich die Augen und stuerzen sich auf den angebotenen Kuchen. Gegen Abend fallen die letzten Tropfen vom Himmel. Die Zeit wird fuer einen Landgang genutzt, damit die Crew nicht einrostet und vermutlich Fett ansetzt. Mit Abendessen, Lesestunde und leichter Unterhaltung geht auch dieser Tag zu Ende.
19. August 2006...mit 2 Knoten geht es im Schneckentempo voran. Der Horizont wird von dem Wachhabenden nach Schiffsbewegungen abgesucht, die Segel nachgestellt und Logbucheintragungen getaetigt. Um 01:30 ist Wachwechsel. Sozusagen ein Rollentausch. Nun ist die andere Haelfte der Mannschaft auf dem 2-Wachen-Schiff an der Reihe die Aufgaben zu uebernehmen. Auch die Hundewache plagt sich mit dem launischen Wind, der mal aus dieser, mal aus jener richtung haucht. Um 07:30 ist der Fruehstueckstisch gedeckt. Doch ein Platz bleibt frei. E. Appetit laesst heute morgen mal wieder zu wuenschen uebrig. Er bleibt lieber an Deck an der frischen Luft. Langsam reisst die Bewoelkung auf. Die Sonne verwoehnt das Deckspersonal mit angenehmen Temperaturen. Nach der gemeinsamen Nachmittagskaffeerunde begibt W. sich in sein Kaemmerchen um eine Runde zu ruhen. Die richtige Schlafstellung hat er gerade gefunden, da brist es ploetzlich auf. Es heisst mal wieder, all hands an Deck. Der Blister wird geborgen und die Genua ausgebaumt. Mit 6 Knoten geht es nun voran. Aus W. Schlaf wird mal wieder nichts. Zur Haupmahlzeit gibt es heute Getreidebratlinge mit Sojasugo. Eine Gesundheitsmahlzeit aus dem Reformhaus. Eine reine Vorsorgemassnahme, denn jeder hier an Bord wird zu 100% gebraucht. So geht ein schoener Segeltag zu Ende.
18. August 2006...um 09:20 stehen alle Mann an Deck. Es geht weiter. Der grosse Regen ist vorbei. Die Sonne versteckt sich aber weiter hinter dem grauen Wolkenvorhang. Die Faladobesatzung ist hoechst angespannt. Sie muss die Yacht durch die 400 Schaeren und den unsichtbaren Untiefen ins freie Wasser lotsen. Nach 1 Stunde ist das ueberstanden. Kein Felsen, unter wie ueber Wasser wurde beschaedigt. Mit dem Blister geht es dann bei leichter Brise auf Kurs SSW. Die gezackte Felsformation, aehnlich eines riesigen Drachenrueckens, von Sanna, verkleinert sich achteraus immer mehr und verschwindet am Abend hinterm Horizont. In der Zeit der buergerlichen Daemmerung verabschiedet sich der Wind bis auf 1-2 Bf.. Die bewegte See schaukelt den Windjammer ordentlich durch. Bedingt dadurch schlaegt das leichte Tuch des Blisters sehr heftig und zerrt an den Naehten. Die Sturmmoewen sonst vom Wind durch die Luefte getragen, haben auf dem Wasser Platz genommen und warten ebenfalls darauf, dass Rasmus die Windmaschine wieder anstellt. Nach Einteilung der Seewache legt E. unter Deck die Beine hoch und W. erfreut sich an Deck seines Lebens.
20. August 2006...es ist sternklarer Himmel. Der abnehmende Mond, nur noch eine Sichel, zeigt sich lupenrein klar. Sterne zieren den Nachthimmel. Ploetzlich erscheinen bizarre Wolken am Firmament die scheinbar von gewaltigen flackernden Scheinwerfern ange-strahlt werden. Die Lichterscheinungen wechseln in vielerlei Mustern, mal streifenfoermig, in Baendern, dann wieder in grossen Flaechen gebuendelt. Wir erleben das Nordlicht am Sonntag, den 20.8. auf 64 grad 41 min Nord, 8 grad 54 min East. Es ist unheimlich und beeindruckend zugleich. Ein einmaliges faszinierendes Schauspiel und das live aus 1. Reihe von Bord der Falado. Das Lichtspiel dauert gut eine 1/2 Stunde bis es sich erschoepft. Ein Gluecksgefuehl uebermannt die ganze Schiffsbesatzung, die es bei dem anstehenden Wachwechsel komplett miterleben kann. Der Wind aus NE haelt uns weiter die Treue. Das aufgeblaehte Segel zieht die Yacht durch die aufgewuehlte Atlantik Duenung. Ueber Tag, eine geschlossene Wolkendecke die die Sonne verschleiert. Der Nachmittag vergeht mit der gewohnten Abwechslung. Inzwischen ein bestehendes Ritual, die Cappuccino-Pause. Auch am Abend koennen keine weiteren Highlights von Bord vermeldet werden.
21. August 2006...die fuer uns ungewoehnliche Dunkelheit und das jetzt schon ab 22:30, hat auch ihre positive Seite. In der letzten Nacht konnten wir ein Naturschauspiel am Himmel erleben. Heute Nacht erleben wir ein Phaenomen im Wasser. Das Meeresleuchten. Dort wo das Wasser sich schnell bewegt, brechende Wellen, schaeumende Bug- und Heckwellen, leuchten wie helle Leuchtstoffroehren. Die durchsichtigen Kuehlwasserschlaeuche der Maschine und die Schlaeuche des Pump-WC`s erstrahlen hell wie Neonlicht. Unglaublich faszinierend. Die Haelfte der Mannschaft haengt ueber dem Bugkorb und beobachtet die aufgeschreckten Fische, die vor dem Schiffskoerper fluechten und dabei wie abgefeuerte Raketen einen hellen langen Lichtschweif hinter sich herziehen. Schnell, fast zu schnell vergeht dabei die eingeteilte Wachzeit an Deck. Nach gut 3 Tagen wird Ålesund um 09:30 angelaufen. Vor 7 Tagen hatte sich die Mannschaft zuletzt ein Duschbad verordnet. Es tut mal wieder Not. Die Bodies der Besatzung wuerden nach dem Reinigungsgang anstandslos den TUEV-Stempel erhalten. Hier in Ålesund besteht mal wieder die Moeglichkeit in der Bibliothek unsere Erlebnisse auf unsere Homepage zu bringen. Mit einem kraeftigen Schlaftrunk verabschieden wir den heutigen Tag.
22. August 2006...heute ist Ålesund Tag. Bei bedecktem Himmel wird die mit 39.000 Ein- wohnern zaehlende Jugendstilstadt in Augenschein genommen. 1904 wurde ein Grossteil der im Zentrum stehenden Haeuser durch einen Grossbrand vernichtet. Eine internationale Hilfsaktion, bei der auch Kaiser Wilhelm II als norwegenbegeisteter mit einer grosszuegigen Spende in Erscheinung trat, machte es moeglich, dass der Aufbau mit den farben-praechtigen Verzierungen und den zahllosen Tuermchen beginnen konnte. Wir liegen mit der Falado mitten im Stadthafen. An beiden Seiten des schmalen Gewaessers die sehr farbenpraechtigen Jugendstilhaeuser. Ein Besuch im Museum, ueber Zeitgeschichte, den Brand, Wiederaufbau und den Jugendstil gehoert mit zum Stadtrundgang. Gegen Abend dann immer die gleiche Frage, was kommt heute auf den Tisch. Die Mehrheit ist fuer einen Nudelauflauf. Erneut eine Premiere fuer den Schiffskoch. Die Auflaufform ist mit den Zutaten bis oben hin gefuellt. Nach 35 min Backofenzeit wird er knusprig und goldgelb serviert. Fuer den Koch ein Genuss zu sehen, wie die Mannschaft sich darueber hermacht, alles verputzt und mit Lob nicht geizt. Bei Kerzenschein geniessen wir vom Cockpit aus den Blick auf die schoenen Haeuserfassaden.
23. August 2006...nach knapp 4 Monaten liegen im Brotkorb erstmals frische Broetchen vom Baecker. Sie unterscheiden sich in der Konsistenz und im Geschmack nur unwesentlich von denen zu Hause. Nachdem alle verspeist sind, geht es zu einem Ausflug in den Stadtpark. Dort steht ein 7 m hoher Bautastein an dem sich ein Reliefbildnis Kaiser Wilhem II befindet. Der Stein erinnert an die deutsche Hilfe nach dem grossen Stadtbrand. Danach wird der 189 m hohe Stadtberg Aksla mit anfaenglichen Serpentinen und anschliessenden 418 Treppenstufen bestiegen. Oben angekommen geniessen wir den herrlichen Blick bei Sonnenschein auf die Stadt, das Meer und die vorgelagerten Inseln. Wieder zurueck auf Meereshoehe, muss W. dringend ein Schuhgeschaeft aufsuchen. Seine Fusswickel loesen sich auf. Man koennte fast meinen, nachdem E. sich in Honningsvåg schon neues Laufgeschirr zulegen musste, wir sind die zurueckgelegten Meilen gelaufen und nicht gesegelt. Umfangreiche Einkaeufe sind noetig, weil es die naechste Zeit, tief in die Fjorde hineingeht und dort kaum Versorgungsmoeglichkeiten bestehen. Bei dem Stadtrundgang sind uns drei Strassenmusiker aufgefallen, die auf ihrem Schifferklavier wunderschoene Musik spielen. Ihre Einnahmen sind duerftig bis schlecht und sie haben Hunger. Gegen 220:00 erscheinen sie mit ihrem Hab und Gut im Stadthafen, ca. 20 m von der Falado entfernt und breiten dort ihr Nachtlager aus. Einer auf der Bank, die Anderen auf dem Fussboden. Das erweckt unser Mitleid. Wir beschliessen auf Grund unserer sozialen Einstellung sie mit einer Spende zu unterstuetzen. So ganz umsonst sollen sie die Gabe aber nicht erhalten. La Paloma ist unser Wunschtitel. Sie spielen um 22:30 bei Dunkelheit am Steg in Ålesund das Seemannslied "Mich rief es an Bord".
24. August 2006...heute ist der Fruehstueckstisch etwas frueher gedeckt, denn es soll weitergehen. Es gibt noch einmal leckere Broetchen. Dazu muss E. seinen ganzen Charme bei der Baeckersfrau einsetzen. Um 08:00 verschafft er sich Zutritt in den Laden, der normal erst um 09:00 oeffnet. Sie bekam sofort weiche Knie und rueckte die gewuenschten Rundstuecke und Brote heraus. Wasser- und Dieseltanks werden bis zum Ueberlaufen gefuellt. Um 09:20 dampfen wir aus dem Hafen von Ålesund und setzen bei leichtem achterlichen Wind im Storfjord das Leichtwettersegel. Mit langsamer Fahrt voraus, wie es sich fuer Graubaerte ziemt, geht es auf dem Wasserweg ins Landesinnere. Schoene Land-schaften ziehen an uns vorbei, mit z.T. verlassenen Gehoeften die an steilen Felsen und Felsvorspruengen angeklebt zu sein scheinen. Einige davon haben einen Drahtseillift als Verbindung zum Fjord hinunter. Die Ankunftszeit in Stranda wird vermutlich gegen 21:30 sein. Deshalb wird beschlossen die warme Mahlzeit waehrend der Fahrt auf dem Storfjord einzunehmen. E. uebernimmt die Aufgabe fuer das leibliche Wohl zu sorgen. Es gibt Kohl-rouladen mit Kartoffeln und Roter Beete. Nach dem 1. Schlag den der Koch der Mannschaft auf den Teller serviert, toent Kritik aus der Runde. Die waessrige Sauce haette angedickt werden muessen. Darauf hin greift er kurz entschlossen in sein Schapp, wo viele "Lock & Lock" Dosen beschriftet mit so Allerei verstaut sind und greift sich eine davon heraus. Mit der naechsten Portion die der Kuechenchef an die Kritiker austeilt, hofft er sie zum Schweigen zu bringen. Die Matrosen an Deck, auf die Kochkuenste des Kombuesenchefs vertrauend, greifen erneut mit der Gabel zu, um den Hunger zu stillen. Ploetzlich ein Urschrei aus der Kombuese, Sch..... Alle lassen erschrocken das Essgeschirr fallen und denken die Welt geht unter. Kleinlaut erscheint der Mann mit der grossen weissen Muetze und kleinkarierter Hose an Deck und erklaert " Ich habe Sch..... gebaut. Statt Kartoffelmehl zum Andicken der Sauce habe ich Waschpulver verwendet." "Nur gut, das es dir nicht vor hundert Jahren passiert ist" droehnt es ueber Deck aus den Kehlen der noch immer Hungrigen," Wir haetten dich kielgeholt". Mit einem schnell angeruehrten Nachtisch ver-sucht der Seifenkoch seine verlorene Gunst bei den Matrosen wieder zu erschleichen. Gegen 21.30 laufen wir in den kleinen Hafen von Stranda ein.
25. August 2006...09:40 setzen wir unsere Reise in Richtung Geiranger fort. Der anfangs bedeckte Himmel reisst auf, zunehmend zeigt sich die Sonne und heizt die Luft auf 29 Grad C auf. Punkt 12:00 wird in den malerischen Geirangerfjord eingelaufen. Er zaehlt zu den groessten Naturschoenheiten die Norwegen zu bieten hat. Er bildet die Fortsetzung des Sunnylsfjords, der seinerseits vom Storfjord abzweigt. Zur Kaffeezeit liegt die Yacht mit Leinen gesichert am Schwimmsteg in Geiranger. Die Welt ist auch hier nicht stehen-geblieben. Vor gut 20 Jahren gab es am Ende des Fjords so gut wie keine Ver-sorgungsmoeglichkeiten, geschweige denn, Liegemoeglichkeiten. Inzwischen gibt es hier ein Infrastruktur die keine Wuensche offen laesst. Dabei ist die Idylle leider auf der Strecke geblieben. Bei hochsommerlichen Wetter findet nachmittags eine Ortsbegehung statt und abends von Deck aus lassen wir uns von der gigantischen Bergwelt, die sich um uns herum befindet, beieindrucken.
26. August 2006...die Nacht ueber hat es bis zur Brotzeit am Morgen geregnet. Der 1495 m hohe Gipfel vom Dalsnibba sollte mit dem Bus bereist werden. Doch wegen der schlechten Sicht und der tief haengenden Wolken disponieren wir um. An Bord gibt es eine Menge aufzuarbeiten und die warmen Tage erfordern nun auch haeufiger Waschtage einzulegen. Groessere Vorraete an verderblichen Lebensmitteln einzulagern, wie noch zu Faroer- und Islandzeiten, sind vorbei. Der Schimmelpilz ist z. Zt. unser groesster Feind. Selbst die dicken warmen Bettdecken muessen verbannt werden, weil sich darunter womoeglich an den Fussenden ebenfalls Pilzkulturen ansiedeln wuerden. Der Tag entwickelt sich noch hochsommerlich. Teilweise von Bord aus und auch beim Landgang durch Geiranger wird das geschaeftige Treiben des beliebten Ortes beobachtet. Busse und Faehren und Kreuzfahrtschiffe ueberfluten das kleine Dorf mit ihrer Menschenfracht. Doch abends kehrt wieder Ruhe ein, wenn alle Massentransporter sich wieder entfernt haben.
27. August 2006...nach dem Erwachen geht der 1. Blick gen Himmel. Die Sicht ist gut, keine tiefhaengenden Wolken und auch die Sonne zeigt sich. Gefruehstueckt wird an Deck, dann geht es auch schon mit Sack und Pack zum Busbahnhof. Beladen mit 4 Personen geht es nun mit dem Linienbus Richtung Dalsnibba. Nach 10 min, sind E. & W. nur noch die einzigen Passagiere. Die Anderen sind ausgestiegen. Ueber eng geschlungene Serpentinen schlaen-gelt sich der Bus die fast 1500 m nach oben. Die abenteuerliche Fahrt, teilweise auf Schotterpisten und ohne Leitplanken an den Abgruenden, ist allein schon ein besonderes Erlebnis. Der routinierte Fahrer findet trotzdem noch Zeit ueber Land, Leute und Geschichte zu berichten. So erzaehlt er z.B. von dem Verlauf der alten Strassenfuehrung, wie weit die Ausbreitung des Gletschers vor 100 Jahren noch war und das sein Grossvater, ebenfalls Chauffeur, Kaiser Wilhelm II chauffiert hat. Die Fahrt fuehrt um 2 grosse ueber 1000 m hoch gelegene Suesswasserseen vorbei und die Sicht nach unten wird immer aufregender. Nach gut 1 Stunde am Gipfel des Dalsnibbas angelangt, bietet sich ein phantastischer Blick nach unten auf den Fjord und den Ort Geiranger. Nach 20 min Aufenthalt geht es den gleichen Weg wieder herunter. Am Fjordcenter verlassen die letzten Mitfahrer das Linienfahrzeug und besuchen das Fjordmuseum. Dort wird sehr anschaulich das beschwerliche Leben auf den Berggehoeften und das allgemeine Leben im Fjordgebiet mit all den Gefahren gezeigt. Der Rueckweg von dort aus zu Fuss fuehrt uns an mehreren Wasserfaellen vorbei, die nach dem Regen in der vorletzten Nacht, viel Wasser fuehren. Die laue Abendluft wird noch einmal in vollen Zuegen genossen. Die Wetterfroesche kuendigen fuer naechste Woche Regen und abwaerts gehende Temperaturen an.
28. August 2006...nach dem Fruehstueck unter freiem Himmel, werden die Festmacher-leinen eingeholt. Es geht zunaechst mit unbestimmten Ziel aus dem Geirangerfjord. In den Fjorden zu schippern, ist wie ein Griff in die Lostrommel. Bei Gewinn, weht der Wind von achtern und bei den ueberwiegenden Nieten blaest er von vorn. Ein Blick gen Himmel, die Wolken ziehen recht flott, in NW-liche Richtung. Fuer uns genau die Richtung, in die der Bug gesteuert wird. In Geiranger ist zunaechst kein Windhauch zu spueren. Das aendert sich im Sunnylsfjord. Eine leichte Brise weht uns von vorn entgegen. Also wieder mal eine Niete gezogen. Im Storfjord legt Rasmus noch ein paar Knoten dazu. Hinter jeder Biegung des Fjordverlaufs hoffen wir auf ein Erbarmen des sich gegen uns verschworenen Windes. Er bleibt unnachgiebig und stur. Selbst nach einer 90 Grad Abbiegung aendert sich fuer uns nichts. Erst auf der Zielgeraden, der Ort Hareid auf der Insel Landet wird als Tagesziel angepeilt, koennen die Segel gesetzt werden. Trotz der vielen Motorstunden, ist es unterm Strich gesehen ein guter Tag, mit viel Sonne und Temperaturen ueber 22 Grad C. Um 21:50 bei Finsternis, wird der geschuetzte Hafen Hareid angelaufen.
29. August 2006...das Wetterglas ist mal wieder sehr weit abgetaucht. Schlechtes Wetter mit Regen und und... ist angekuendigt. Doch heute ist es schwuel-warm. Temperaturen bis 29 Grad C. Entsprechend passen sich die Zwei von der Falado mit dem Winterfell den Gegebenheiten an. Wie zwei Eisbaeren in der Sauna, liegen die Sailers lust- und appetitlos auf der Bank im Cockpit. Der Kopf wird mit feuchten Tuechern gekuehlt und der Durst mit Gletscherwasser geloescht. Gegen Abend findet doch noch eine Ortsbegehung statt. Ein- und auslaufende Autofaehren sowie Schnellboote fuer den Personenverkehr bestimmen das Bild im Hafengebiet. Sonst ist Hareid ein unspektakulaerer Ort, das es nicht lohnt noch weiter darueber zu berichten.
30. August 2006...um 06:00 ertoent der Weckruf. Die kurzen Tage lassen kein Lang-schlaefertum mehr zu, wenn gesegelt werden soll. Fruehstuecken, dann heisst es alle Mann an Deck, seeklar machen. Mit so einer Mannschaft ist das schnell erledigt. 70 min spaeter dampft die Yacht aus dem Hafen in Richtung Maloey. Es soll um das beruechtigte Stattlandet gehen. Ein von den Norwegern gefuerchtetes Kap. Selbst die Berufsschiffahrt und Fischer haben hier zeitweilig Probleme. Die ersten Meilen muessen motort werden. Doch dann kommt auch der Wind aus seinem Versteck und aergert die Besatzung, indem er sie von vorn anblaest. Kreuzen ist angesagt. Regenschauer und Sonnenschein loesen sich staendig ab. Unser Tagesziel kann wegen der Wetterbedingungen nicht erreicht werden. Ein Hafen in Stadvagen auf Stattlandet wird angepeilt. Eine schwierige Zufahrt. Rechts und links Untiefen und die Fallwinde von den hohen Bergen machen uns das Leben schwer. Um 20:30 liegen wir fest in einer von hohen Bergfelsen umgebenen Bucht an einer Betonpier. Erneut ein friedlicher, ruhiger und idyllisch gelegener Ort.
31. August 2006...draussen ist ein Wetter, da bleibt man lieber gleich in der Koje. Es giesst in Stroemen und der Wind heult in den Wanten. W. war in der Nacht ohnehin 2x an Deck, um die Fenderzahl zu erhoehen und die Festmacherleinen zu verstaerken. Eigentlich muesste man in diesem Naturhafen davon ausgehen, der umringt ist von hohen Bergen, dass kein Windhauch durchdringt. Doch die Realitaet ist eben eine andere. Im Laufe des Vormittags krabbelt Einer nach dem Anderen aus seiner Koje, weil der Hunger ihn dazu bewegt. Danach ist ein Jeder von Tatendrang erfuellt. Das Brot geht zur Neige und wie so ein Nusskuchen schmeckt weiss hier auch keiner mehr so richtig. Ueber 2 Stunden glueht der Backofen, dann liegen die Backwaren zum Verzehr fertig auf dem Tisch. Hier im Ort gibt es seit 5 Jahren keine Einkaufsmoeglichkeit mehr. Die Herrschaften haben aus Altersgruenden das Geschaeft aufgegeben. Die Versorgungspier an der die Falado z.Zt. vertaut ist diente dem Nachschub per Schiff. Spaet Nachmittags klart der Himmel auf, so dass ein Landgang moeglich ist. Ein nettes Fleckchen Erde an dem wir Zuflucht gefunden haben. Nur Menschen trifft man hier so gut wie keine. Nur ein paar Rinder und Schafe bevoelkern das Land. Der stuemische Wind scheint hier zu Hause zu sein. Er blaest den beiden Landgaengern auf dem Stattlandet-Rocky kraeftig ins Gesicht. Der von Salzwasser gegerbten Haut kann er aber nicht mehr viel anhaben.
01. September 2006...ein freundlicher und friedliche Morgen begruesst die Herrenmann-schaft an Bord. Der Wind ist wie weggeblasen. Das Deck vom Regen am Tag davor salzfrei gespuelt und nun trocknet es die Sonne zum Nulltarif. Sozusagen, Waschen und Foenen des 25 Jahre alten Windjammers uebernimmt Mutter Natur. Der schoene Naturhafen ver-schwindet allmaehlich achteraus in unserem Heckwasser. Und dann segeln wir so ganz langsam rund Stattlandet. Der Wind ist flau, doch die See ist rauh. So naehern wir uns Maloey. 16:50 Ende der Reise. Die Yacht liegt gut hinter einem langen Schwimmsteg in der Box. Schlechte Nachrichten fuer die Mannschaft. Die sanitaeren Anlagen sind seit gestern leider geschlossen, Saisonende. Da sind die blauen Jungs aber nicht auf den Kopf gefallen und haben schnell Alternativen ausgekundschaftet. Nach dem Abendessen werden die letzten Stunden des 1. Septembers in der lauen Luft an Deck verbracht. Nebenan auf einem norwegischen Boot spielt Hein so schoen auf dem Schifferklavier. Ein romantischer Ausklang des heutigen Tages.
02. September 2006...das Wetter wechselt taeglich. Gestern Sonne, heute wieder kraeftiger Regen. Die Sicht ist schlecht und die Gebirgszuege mit schweren Wolken verhangen. Wieder ein zusaetzlicher Hafentag. Der muss irgendwie genutzt werden. Die Tagebuch-aufzeichnungen muessen mal wieder an die Frau bzw. an den mann gebracht werden. Mit Schirm, Charme und ... geht es bei dem grausigen Wetter zur Touristeninformation. Dort haengt ein Schild, Saisonende. Bei Bedarf bitte im Geschaeft bla-bla-bla anfragen. Dort angekommen heisst es, nein, am Samstag ist das Nachsaisonbuero nicht besetzt. An der Shell Tankstelle eine hilfsbereite Mitarbeiterin. Auf der anderen Brueckenseite in 6 km Ent-fernung gibt es ein Internet-Cafe, erklaert sie den beiden vor Naesse triefenden Touristen. Bei dem Wetter zu Fuss dorthin, nein danke. An der Bushaltestelle wird nach dem Fahrplan Ausschau gehalten. Nur den gibt es nicht. E. versucht in einem Textilgeschaeft die Abfahrts-zeiten zu erfragen. Auch sie koennen uns nicht weiterhelfen und sind selbst erbost ueber die Zustaende hier in Maloey. Aus einer Umkleidekabine des gleichen Geschaefts dringt eine Stimme, "wait a moment". Ein Augenblick spaeter erscheint der Kunde mit seiner neuen Errungenschaft einem Hemd in der Hand und erklaert, "ich fahr euch dorthin mit meinem Auto", nachdem wir von unserem Problem berichtet haben. Doch auch dieser Weg ist vergebens. Das Cafe ist closed. Auf dem Weg zurueck erzaehlt er uns, dass er in der Firma taetig ist, die in ganz Norwegen Lachse zuechtet. Von dem hilfsbereiten jungen Mann, der sich in der weltweiten Fischzucht bestens auskenn, erfahren die beiden Mitfahrer, dass der Discounter ALDI seinen Lachs und die Makrelen aus dem zweit-groessten Fischzuchtgebiet nach Norwegen, aus Chile bezieht. Wie heisst es doch so schoen, Reisen bildet. Das Tagesziel, die Aufzeichnungen der letzten Tage ueber 1&1 zu verschicken wurde nicht erreicht. Kein Einzelfall, deshalb musste ja auch schon neues Schuhwerk angeschafft werden. Der Chaffeur mit dem grossen Herz, zeigt uns noch ein Fischgeschaeft, welches eigentlich nur fuer Insidererkennbar ist. Heute braucht nicht mehr lange ueberlegt zu werden, was die Kueche auf den Tisch bringt. Pollackfisch, Kartoffeln mit Senfsauce. Damit geht es der Mannschaft so richtig gut.
3. September 2006...um 08:00 liegt Maloey schon einige Meilen acheraus. Eine Stadt, der man hoechstens 1-2 Sterne in der allgemeinen Bewertung geben koennte. Abgesehen von der Hochbruecke, die sehr geschwungen ueber den Sund verlaeuft, gibt es nichts Auffaelliges zu betrachten. Maloey ist stillos und ohne Charme. Bei Dauerregen wird der 55 SM lange Nordfjord bereist. Die 1. drei Stunden mit Maschine, dann koennen bei leichter auf-kommender Brise Segel gesetzt werden. Der Nordfjord unterscheidet sich von den bisher angelaufenen Fjorden in seiner Vielfaeltigkeit. Die Gebirgszuege an beiden Seiten sind mal Steil mal flach und dazwischen viele huebsche bebaute Taeler, die einen sehr gepflegten Eindruck machen. Aus der Ferne sehen sie aus, wie modellierte Ortschaften einer Miniatur-eisenbahn. Nadelwaelder und sonstige Vegetation zieren das felsige Ufer. Er ist ein ruhiges und wenig befahrenes Gewaesser. Nur vereinzelte Autofaehren kreuzen unseren Kurs. 20:35 wird Olden am Ende des Fjords erreicht.
4. September 2006...an Bord wird Dienstag, der 4. 9. 06 notiert. Erste Zweifel kommen auf, ueber die Richtigkeit. Aus den schweren dunklen Wolken, die ueber uns dahin ziehen, faellt das Wasser nur so heraus. Das Quecksilber im Thermometer sinkt beaengstigend. Der Sturm tobt und die gelben Blaetter fallen von den Baeumen. Viele Geschaefte sind saisonbedingt schon geschlossen. In den Haefen sind wir mittlerweile die einzigen auslaendischen Gaeste. So wie zu Saisonbeginn. Haben die 2 Sailors den Herbstanfang verpasst, waehrend eines Segeltoerns? Wenn in den naechsten Tagen und Wochen Schnee vom Himmel faellt und Eisschollen uns den Weg versperren, muss das Datum im Logbuch korrigiert werden. Unsere Kleidung trotzt aber jedem Wetter. Deshalb stiefeln wir an Land, mit dem Ziel etwas fuer die Voelkerverstaendigung zu tun. Auf der Tankstelle, in einem noch geoeffneten Souvenierladen, im Supermarkt und in der Touristeninformation ist der Adenauer am Heck des blauen Seglers schon entdeckt worden. Sehr interessiert werden an uns viele Fragen gestellt und beantwortet und auch umgekehrt. Wie zunaechst in Schottland, den Farøern, auf Island und nun in Norwegen sind die Botschafter von der Falado sehr bekannt. Mit frischem Gemuese und genuegend Gespraechsstoff geht es zurueck auf die kuttergetakelte Sloop. Mit dem Vitaminspender, dem Porree wird auf die Schnelle ein koestliches Gericht zelebriert. Etwas Dieseloel wird geopfert, damit die Heizung fuer etwas Trockenheit im Hohlkoerper des Blauwasserseglers sorgt.
5. September 2006...am gestrigen Tag wurde ausgelotet, auf welche Art und Weise der Gletscher Briksdalsbreen erreicht werden kann. Wegen Saisonende fahren keine Busse mehr dorthin. Mit dem Taxi oder Leihwagen zu dem 25 km entfernten Auslaeufer des gewaltigen 420 Quadratkilometer grossen Gletscherkomplex Jostdalsbreen, unbezahlbar. Deshalb wird die kleine Loesung auf Schusters Rappen zu den 1,5 Stunden entfernen Floen Seen angepeilt. Alles was Wanderburschen so brauchen, ist in den Rucksaecken verstaut. Auf Feldwegen geht es den Bach Stryneelva an Stromschnellen und eindrucksvollen kleinen Wasserfaellen vorbei bis zu den grossen Seen. Der Wunsch, den Gletscher zu erreichen, ist nach wie vor vorhanden. Bis dorthin werden die Kniekranken das schon schaffen, aber wie zurueck kommen. Da taucht der Gedanke in der Runde auf, es per Anhalter zu versuchen. 4x musste der Daumen in die Hoehe, dazu ein freundliches Laecheln, schon sitzen die beiden Rucksacktraeger in einem deutschen VW-Bus in Richtung Briksdalbreen. Ein deutsches Ehepaar, das den Gletscher die letzten Jahre in Regelmaessigkeit besucht, er-barmte sich unser. Von Briksdal geht es den etwas steilen Weg an einem sehr beeindruckenden tosenden Wasserfall vorbei und dann den Gletscherbach entlang zum Gletschersee und zur Gletscherzunge hinauf. Der im kraeftigen Blau schimmernde Gletscher liegt uns zu Fuessen. Die traumhaft schoene Umgebung wird reichlich genossen. Zum Schluss wird das Gletschereis noch einmal betastet, die Trinkwasserflaschen mit reinem Gletscherwsser gefuellt, schon geht es den 1,5-stuendigen Weg wieder hinunter. Mit einer 6-koepfigen Gruppe aus Rostock kommt die Faladocrew ins Gespraech. Wir Nord-deutschen muessen zusammenhalten toent es aus dem Sechsergespann und bieten den 2 Sailors auf Landgang Sitzplaetze in ihrem Auto zurueck nach Olden an. Dankar fuer soviel Naechstenliebe begruessen die Blauen Jungs die Rostocker an Bord der Falado. So ein Wandertag geht nicht spurlos an einem vorbei. Er macht hungrig. Mit Gruenkohl, Speck und Kartoffeln wird dieser Zustand schnell geaendert. Der Aufklarende Himmel laedt nach dem Festschmaus zu einem Abendspaziergang durch Olden ein. Vor einem schoenen Haus mit dem Schild, Ferienwohnung zu vermieten, bleiben wir stehen. Eine alte Dame winkt freundlich zu uns herunter. Das Fenster geht auf und sie spricht uns an, "Sie sind doch Deutsche", "Ja, wir sind aus Deutschland", "Hab ich doch gleich gesehen, dass ihr keine Auslaender seid", stimmt es von oben aus dem Fenster herunter. "Junge komm mal", richtet sie nun ihre Stimme in den Raum. Ein junger Mann erscheint ebenfalls am Fenster. Nach einem kurzen Gespraech laedt er uns ein, in sein Haus zu kommen. Vor 7 Jahren aus Deutschland ausgewandert, ist er nun Norweger. Reiseleiter ist sein jetziger Beruf. Seine Mutter hat er aus Deutschland nachkommen lassen. Kurz vor Mitternacht verabschieden wir uns von Hartmut Lorenz und seiner Mutter. Es war ein interessanter und erkenntnis--reicher Abend bei ihnen in ihrem schoenen neuen Haus am Fjord.
6. September 2006...der Liegeplatz, an dem die Yacht angebunden ist, muss geraeumt werden. Der Eigentuemer beansprucht ihn selbst. Deshalb verlassen wir Olden um 07:20 im dicken Nebel. Ein grosses Kreuzfahrtschiff und ein kleineres tauchen unmittelbar nach dem Ablegen vor uns auf. Nach 2 SM unter Maschine kann der Blister gesetzt werden. Ein typischer Fjordsegeltag mit vielen Aktionen. Das bringt die mueden Lang- und Kurzhaarigen an Deck auf Trab. Etwas Regen kuehlt sie derweil zwischendurch immer mal ein wenig ab. Um 18:00 wird der aus 5 Haeusern bestehende kleine Ort Rugsund auf der Insel Rugsundøy angelaufen.
7. September 2006...ein Tag der sicherlich nicht in die Annalen eingehen wird. Etwas Sonne und kraeftige Regenschauer loesen sich den Tag ueber ab. Auch das Bordleben ist heute unspektakulaer. Die Nacht wird kuenstlich verlaengert, weil keine grossen Aktionen geplant sind. Mit Waeschewaschen, Brotbacken und Takelarbeiten verbringt die Seniorencrew den Hafentag. Die tariflichen Pausen fuer die Mahlzeiten werden aber streng eingehalten. Vor Sonnenuntergang begibt sich die ganze Besatzung zwischen den Regenschauern noch einmal auf Landgang. Ein absolut ruhiges Inselchen mit 20 Kuehen und etwa 10 Bewohnern. Die wenigen gut erhaltenen Haeuser aus dem 16. Jahrhundert stehen unter Denkmalschutz. Hier fuehlt man sich viele Generationen zurueck versetzt. Luxus und Wohlstandsgehabe gibt es hier nicht und trotzdem vermissen wir hier nichts. Sind die Wenigen, von dem Rest der Welt abgeschiedenen Menschen hier zu beneiden, oder zu bedauern? Die Abstimmung unter uns geht 50:50 aus.
8. September 2006...in Rugensund sind nur wenige Dinge erhaeltlich, aber Diesel und Trinkwasser sind verfuegbar. Die Tanks der kuttergetakelten Sloop werden gefuellt dann geht es nach einer 1/2 SM in den Nordfjord. Bei dem schwachen Wind werden in 21/2 Stunden 7 SM bis zum Fjordausgang zurueckgelegt. Die anrollende Duenung von See laesst die Segel hart schlagen und die leichte Brise weht dazu noch aus SW. Aus der Richtung in die es gehen soll. Deshalb kommt das Kommando umkehren und auf brauchbaren Wind warten. Der naechste Hafen ist Måløy und wird wie vor einer Woche noch einmal angelaufen. Die anfaengliche Schauerneigung hat sich inzwischen zum Dauerregen aus-geweitet. Das haelt uns aber nicht davon ab, einen Stadtbummel zu unternehmen. Eine "Kaibuttik" erweckt die Aufmerksamkeit der beiden Spaziergaenger. Zwei zusammen-gehoerende Speicherhaeuser sind auf 2 Ebenen vollgestopft mit Waren aller Art, wie es keiner von uns zuvor erlebt hat. Die sehr brauchbaren Artikel, angefangen mit Schiffs-zubehoer, Rasenmaeher, Kochtoepfe, Miederwaesche, Oberbekleidung und und und...sind teilweise in den Regalen ungeordnet verstaut. Selbst die schmalen Gaenge sind vollge-muellt mit so Allerlei was der Mensch gebrauchen kann. Nach einer Stunde im Irrgarten treten wir gesaettigt von dem Ueberangebot den Rueckzug an. Tage waeren noetig um alle angesammelten Markenartikel zu betrachten. Satt vom Sehen, aber hungrig vom Laufen geht es zurueck an Bord. Auf die Schnelle wird in der Kombuese fuer zwei Hungrige ein Gericht zelebriert. Es gibt Gulasch mit Nudeln.
9. September 2006...ein kraeftiges Hoch liegt ueber Norwegen. Mit 10026 mbar muesste es T-Shirt-Wetter sein. Es ist aber ungemuetlich, feucht-kalt. Regenschauer wuerzen den Tag. Hier in Måløy herrscht trotz Allem Volksfeststimmung. Im August 2008 findet hier das "Tall Ships Race" statt. Gluecklich darueber, dass eine relativ kleine Stadt mit 6000 Einwohnern den Zuschlag erhalten hat, wird das Ereignis schon mal gefeiert und geprobt. 16 Musik-gruppen aus der Umgebung ziehen sehr kreativ bunt gekleidet als Wikinger, als Segelschiff, Pinguine, Piraten und und und...durch die Strassen und sorgen fuer Karnevalsstimmung. Volkstanzgruppen und Turnvereine zeigen ihr Koennen im Hafenviertel. Im Hafen findet eine Opti-Regatta und der1, Lauf ueber ausgelegte hintereinander gereihte Holzpaletten statt. So mancher Akteur macht Bekanntschaft mit dem nassen Element. Nur bedauerlich, dass die Teilnahme bis zum 25. Lebensjahr begrenzt ist. Die Mannschaft von Bord des deutschen Seglers haette ohne zu zoegern mitgemacht. Fuer Schwerhoerige ist ein Festzelt aufgebaut. Dort koennen die Hoergeraete abgeschaltet bleiben. Von Freitag auf Samstag bis morgens 03:00 droehnte der Guitarrenlaerm aus 1 km Entfernung zu uns an Bord, trotz doppelter Ladung Oropax.
10. September 2006...die Großwetterlage ist unverändert. Der S-Wind bläst noch immer heftig, vermischt mit Regenschauern. Um 10:00 geht die Eröffnungsveranstaltung für das Tall Ships Race Spektakel weiter. Die Musikvereine zeigen noch einmal ihr ganzes Können. Der 2. Lauf über das Wasser auf den Paletten bildet den Schluss der Veranstaltung. Um die Mittagszeit werfen wir einen Blick in das Festzelt, von wo aus der nächtliche Guitarrenlärm heraus dröhnte. Nun plötzlich, eine friedliche Stätte. Umgewandelt in ein Schlaraffenland für Liebhaber der Meeresfrüchte. Die örtliche Fischfabrik hat auf langen Tischen Fischhäppchen in verschiedenster Art der Zubereitung aufgefahren, für Jedermann zum Sattessen. Frisch gebraten, gedünstet, eingelegt in Sud und wer mag große Krabben, Fischfrikadellen und Fischpasteten. Dazu gibt es Brot mit Butter und Salat. Wir Zwei lassen es uns gut schmecken, bis nichts mehr geht. Nebenbei erzählen uns die fleißigen Wohltäter, dass sie den Discounter Lidl mit einigen ihrer Produkte beliefern. Unsere Töpfe an Bord können seit langem mal wieder für einen Tag im Schapp bleiben, denn heute werden sie nicht mehr gebraucht.
11. September 2006...eine norwegische Seglercrew aus Egersund erklärt uns, dass das Meteorologische Institut für die nächsten 5 Tage weiterhin starken SW-Wind vorhersagt. Eigentlich sollte in Måløy eine Wetteraenderung abgewartet werden. Da wir hier inzwischen jeden Grashalm und jedes Schlagloch kennen, die Stadt nunmehr fuer ihre Gäste wenig zu bieten hat, wird der Entschluss gefasst, den 30 SM entfernten Ort Florø anzulaufen. Nach 6 1/2 Stunden ist die Hurtigrouten-Stadt erreicht. Schiff und Besatzung sind nach dem Toern mal wieder mit einer Salzkruste beschichtet. Ein Frischwasserschlauch am Steg spuelt Mannschaft und Schiff wieder stubenrein. Nachdem die Zwei wieder clean, der Gemueseauflauf restlos verputzt ist, wird die naehere Umgebumg inspiziert. Der 1. Eindruck, ein gepflegter ansprechender Ort mit allen Versorgungsmoeglichkeiten. Um-geben von einer huebschen Gebirgslandschaft.
12. September 2006...die eingehende Stadtbesichtigung faellt buchstaeblich ins Wasser. Bei heftigem Dauerregen kommt keine so rechte Lust auf, die Ausgehuniform dem Wetter auszusetzen. In der Touristeninformation und in der Buecherei, beide Einrichtungen mit Internetzugang haben am 12. und 13. 9. geschlossen. So bleibt nur das Quality Hotel am Hafen. Der PC in Verbindung mit dem Netzwerk und die Verbindung zu 1&1 hat dort ein besonderes Eigenleben. Anfangs verlaeuft alles reibungslos, doch dann wird uns die gesamte Palette an Stoerungsmoeglichkeiten vorgefuehrt. Geduld und eiserne Nerven sind noetig, diese Launen zu ertragen. Nach mehreren doppelten Arbeitsgaengen sind die Webseiten mit neuem Leben erfuellt. Zurueck an Bord muessen W.`s Gummistiefel, vor der Reise neu gekauft, kalfatert werden. Sie haben ein Leck. Das Allheilmittel, "Pantera" wird hoffentlich ein erneutes "Land Unter" in den Stiefeln verhindern. Abends serviert der Koch der Crew Graue Erbsen. Ein Weilchen spaeter wird dem Chef in der Kombuese aus Dankbarkeit ein lautstarkes Konzert geblasen.
13. September 2006...um 07;00 wird zur Wettererkundung der Kopf aus dem Luk gesteckt. Eine nasse Dusche ist die Quittung fuer soviel Neugier. Es schuettet mal wieder von oben herab. Die Wolken fegen ueber uns hinweg, als waeren sie auf der Flucht. Der Auslauftermin wird vertagt. Die Koje ist bei so einem Wetter der richtige Platz. Nach dem die Ruecken durchgelegen sind, kommen wir langsam in die Puschen. Das spaete Breakfast bringt die Schlechtwettergeschaedigten langsam auf Trab. Zunaechst soll versucht werden die Arbeiten an unserer Webseite, die gestern nicht zu unserer Zufriedenheit zu Ende gebracht werden konnte, zu vervollstaendigen. Zwei Hotels stellen den Bittstellern Maschinen, die fuer ihre Gaeste gedacht sind, zur Verfuegung. Doch sie sind mit den gestellten Anforderungen ueberlastet. Die Mitarbeiterin im Touristenbuero bemueht sich nach allen Regeln der Kunst, uns zu helfen. Ein Anruf bei staatlichen Behoerden, schon begeben sich zwei Leichtmatrosen ins Katasteramt. Freundlich werden wir hier empfangen. Doch leider muessen sie sich auch hier nach kurzer Zeit unverrichteter Dinge von den netten Staatsangestellten verabschieden. Die Maschine ist lahm und altersschwach. Die ltzte Hoffnung ruht auf ein Gelingen im Arbeitsamt. Hilfsbereite Mitarbeiter bieten den Klinkenputzern ihre neueste Erungenschaft an. Schon nach kurzer Zeit ist mit ein paar Mausklicks alles erledigt. Danach widmet man uns Zeit fuer ein laengeres Gespraech. So erfahren wir sehr umfassend die Arbeitsweise und Aufgaben norwegischer Arbeitsaemter. Inzwischen hat sich der HImmel aufgehellt, es ist tatsaechlich trocken. Ein Fussmarsch durch den oertlichen Park hilft bei der Stressbewaeltigung.
14. September 2006...um 08:20 legen wir vom Steg in Florø ab. Bei leichter Bewoelkung und viel Sonne geht das Zigeunerschiff auf dem Segelschiff weiter. Nach einer halben Stunde ist genug Wind, so dass die Segel gehisst werden koennen. In den Schaeren, wegen der Untiefen, mit vielen Seezeichen, den Stangen, Steinbaken, Leuchttuermen und den nicht gekennzeichneten Unterwasserhindernissen, ist es nicht immer einfach den Ueberblick zu behalten und den Slalomparcours zu durchkreuzen. Doch die meiste Zeit kann bei dem leichten Wind entspannt der Anblick des Schaerengartens, sowie die maechtigen Fels-gebirge genossen werden. Bei Dunkelheit um 21:05 werden die Festmacherleinen der in Uetersen und Borsfleth beheimateten Yacht am Steg in Brekke am Poller belegt. Brekke ist ein kleiner Ort im Risnefjord, der vom Sognefjord abzweigt.
15. September 2006...der Wecker reisst die noch selig schlafende Crew aus den Traeumen. Bordalltag, es geht weiter. Bei dem klaren wolkenfreien Himmel ist es ein Vergnuegen die aufgehende Sonne vom Sognefjord aus zu erleben. Bei leichter Brise von vorn kommen wir anfangs gut voran. Doch langsam aber stetig legt der Wind an Starke zu. Um 11:00 blaest er der kleinen Yacht mit 8 Bf. entgegen. Die Kreuzschlaege sind nicht sehr effektiv, weil der Strom uns mit 2 SM wieder zurueck versetzt. Die See ist kurz und steil, so dass beinahe jede Welle ueber das Schiff hinweg rollt. Die Besatzung ist der Meinung, genug ist genug. Ein Nebenarm des Sogne, der Flugsetfjord mit dem Ort Bjordal wird angelaufen. Schliesslich liegt die Falado ruhig am Schwimmsteg einer Fischfabrik. Nachdem das salzige Fjordwasser mit Frischwasser wieder ueber Bord gespuelt ist, sucht die Mannschaft bei 29 Grad C nach einer Moeglichkeit sich selbst einer Reinigungskur zu unterziehen. Ein Campingplatz ist in der Naehe und in gut 15 Minuten erreicht. Der Hausherr der Nesheimer Camping & Huetten stellt den 2 Oldies seine sanitaeren Anlagen zur Verfuegung. Nach dem die Steuerleute der Falado ebenfalls wieder salzfrei sind, kommen sie mit dem Camping-vater ins plaudern ueber dies und jenes und ueber seine Huetten die direkt am Fjord stehen. Er hat auch Gaeste aus Deutschland. Einem Koelner Ehepaar gefaellt es hier so gut, sie waren im Fruhjahr schon einmal fuer 2 Monate hier. Zum Abschied jeder noch ein Eis am Stiel, ein herzliches Dankeschoen, dann sagen wir Auf Wiedersehen. Direkt am Fluss steht ein Petrijuenger mit seinem Tagesfang. Mit Geschick und hohem Grad an Perfektion seziert er die verschiedensten Fischarten. Uns beiden tropft beim Zusehen vor Erstaunen das Eis auf die Hand. Von Hinten kommt noch eine Bemerkung des Campingplatzbesitzers: "Da ist ja der Koelner". Eine neue Gespraechsrunde ist eroeffnet. Er zeigt ein ausserge-woehnliches Interesse an unserer Reise, von der wir gerne berichten. Spaeter gesellt sich seine Frau dazu, die uns ihr gemietetes Haeuschen direkt am Fjord besichtigen laesst. Mit einer Tuete bratfertigen Schellfisch, der spaeter nur mit Muehe in die Pfanne Passt, sagen wir auch hier erst einmal Tschuess und laden sie abends zu uns aufs Schiff ein. Kurz nach dem Essen Klopfzeichen an der Bordwand. Susann und Peter beehren uns an Bord. Mit den wirklich netten Koelnern wird ein dialogvoller Abend verbracht. Erst nach Stunden ver-abschieden wir die beiden sympathischen Westdeutschen. Gespraechsstioff gibt es fuer die naechste Zeit erst einmal genug.
16. September 2006...ein neuer Versuch wird gestartet den Sognefjord bis Flåm zu be-zwingen. Die Bedingungen sind heute guenstiger. Der Wind ist deutlich gnaediger. Lange Kreuzschlaege sind heute moeglich. Der Offshore-Anzug kann nach 3 Stunden wieder an den Nagel gehaengt werden, weil der Fjord im Laufe des Tages friedlicher wird. Zwei Adler kreisen ueber uns und schaen neugierig herab. Eine Kegelrobbe steckt fuer einen Moment den Kopf aus dem Wasser und beaeugelt das blaue Segelschiff aus respektvollem Abstand. Den Tag ueber wird dei Mannschaft an Bord mit frischem Obst, Kaffee und Kuchen verwoehnt und das Abendessen wird an Deck serviert. Bei Dunkelheit erreichen wir am Ende des Aurlandsfjord den Ort Flåm.
17. September 2006...gestern abend ist die Falado am Schwimmsteg der Ausbootungs-schiffe fuer Kreuzfahrer festgemacht worden. Nun muss zunaechst der Fahrkartenschalter fuer die Bergbahn nach Myrdal und die dort ebenfalls fuer die Organisation des ganzen Hafens zustaendig sind, aufgesucht werden, ob wir dort Gastrecht geniessen. Fuer umgerechnet 6,50 EUR ist uns der Platz sicher. Gleichzeitig werden bei dem tollen Sonntagswetter Karten fuer die Bahn ins Gebirge geloest. Eine maerchenhaft schoene Landschaft mit Wasserfaellen und tiefen Taelern, sind aus dem Zug heraus zu bewundern. Nach einer Stunde Fahrzeit ist Myrdal erreicht. Bei T-Shirt-Wetter wird der Bahnverkehrs-knotenpunkt in 870 Meter Hoehe eine zeitlang zu Fuss abgelaufen und der schoene Blick nach unten genossen. Mit dem Mountainbike wollten die ueber 60-jaehrigen den Schotter-weg wieder herunter radeln. Doch die Kosten fuer das Anmieten der Drahtesel und der Ruecktransport mit der Bahn stehen in keinem Verhaeltnis. So geht es den gleichen Weg wieder herunter. Bei der Hin- bzw. Rueckfahrt ist der Zug mit Chinesen, Japanern und Koreanern belegt. Zwei exotische Germanen ,itten unter ihnen. Der Ort Flåm ist fest in fern-oestlicher Hand. Dort schwaermen die mandelaeugigen nach der Rueckkehr in alle Richtungen aus. Filmen und fotografieren alles was ihnen vor die Linse kommt. Die Falado ist ein beliebtes Objekt fuer sie und sie lassen sich gern mit ihr zusammen ablichten. Sie haben auch keine Hemmungen die Yacht dabei halb zu betreten, die Reling anzufassen und der Mannschaft die Haende zu druecken und dabei kichern in die Kamera zu schauen. Fernoestliche Mentalitaet. Darauf muessen wir uns in Zukunft wohl einstellen. Wir Zwei genehmigen uns nach dem Fotoshooting auf dem Kulissenschiff erst einmal einen ordent-lichen Cappuccino und die noch immer koestlichen Cookies. Der Ort Flåm wird noch einmal in der Laenge und Breite durchwandert. Seit Mitte 1980, das letzte Mal als W. hier ange-landet ist, hat der Ort sich maechtig herausgeputzt. Alle Neubauten aus Holz gefertigt, fuegen sich gut in das Landschaftsbild ein.
18. September 2006...Wetterkapriolen in Norwegen. Gestern noch den ganzen Tag ueber Sonne pur ohne ein Woelkchen am Firmament und abends einen sternklaren Himmel. Und heute, starke Bewoelkung mit heftigen Regenschauern, dunstig, neblig und so gut wie kein Wind. Gegen Mittag werden die Festmacherleinen eingeholt. Der Diesel, ein OM 636, schiebt uns gleichmaessig den spiegelglatten Fjord entlang. Spaeter kommt leichter Wind auf und der Regen hoert auf. Der Blister wird mal wieder gehisst. Gemuetlich, bei absoluter Stille, geht es ganz langsam voran. Altherrensegelwetter. 19:45 fest am Holzsteg in Bålestrand. So ist der Eintrag im Logbuch verankert. Es folgt ein kurzer Landgang, ein wenig Bålestrand Luft schnuppern, danach die Backschaft beenden, schon ist wieder Kojentime.
19. September 2006...das Wetter laedt nicht gerade zu grossen Aktivitaeten ein. Petrus hat mal wieder erbarmungslos die Schleusen geoeffnet. Bei so viel Wasser von oben muessten die Fjorde bald ueberlaufen. Unschluessig sitzen wir unter Deck und beraten den Tages-ablauf. Die Mannschaft stimmt ab und entscheidet sich mehrheitlich fuer ein Verbleiben in Bålestrand. Da in den Fjorden oft und viel motort werden muss, ist ein Oelwechsel mal wieder faellig. Mit dem fachkundigen Personal an Bord, ist auch das schnell erledigt. Mit Oelzeug bekleidet, klettert die gesamte Crew am Nachnittag an Land, um sich den romantischen Ort Bålestrand anzusehen. Der Fjordort wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Deutschen und Englaendern als Ferienort entdeckt. Kaiser Wilhelm II war hier mehr-mals Gast in dem im Schweizer Stil errichteten Kviknes Hotel. Auf der gegenueber liegenden Seite des Fjords steht die 12 Meter hohe Fridtjosstatue. Eine Stiftung des letzten deutschen Kaisers. Ebenso schenkte der beruehmte Gast aus Deutschland dem Ort die Statue des Sognekoenigs Bele, die auf einem Grabhuegel aus der Wikingerzeit steht. Triefend vor Naesse geht es zurueck auf den im Hafen liegenden deutschen Seglers. Das Wetter schlaegt langsam aufs Gemuet. Dagegen muss schnellstens etwas unternommen werden. Der Koch ist aufgefordert etwas fuer das Seelemheil zu tun. Im Nu zaubert er aus seiner hohen Muetze, Gaensebrust mit Butterbohnen und Salzkartoffeln. Dazu gibt es ausnahmsweise angefangen vom Moses bis zum Kapitaen je zwei Glas Weisswein. Danach sieht die Welt fuer die Bestzung nicht mehr ganz so grau aus.
20. September 2006...der Tag beginnt so, wie er gestern geendet ist, mit Regen. Die Wetter-aussichten fuer die naechsten Tage, keine Aenderung in Sicht. Es wird lange ueberlegt, ob der Fjærlandsfjord bis Mundal noch bereist werden soll. Mittags klart es auf und die Sonne zeigt sich durch die loechrige Wolkendecke. Nun geht es doch noch in den 14 SM langen huebschen Fjord nach Fjærland. Dort sind die Gletscher Supphellebreen und Bøyabreen, beide sind Arme des grosse Jostedalsbreen, zu sehen. Doch nach einer Stunde schliesst sich die Wolkendecke wieder und truebt die Sicht in alle Richtungen ein. Deshalb sind nur die einzelnen bunten Ansiedlungen in den Taelern gut zu erkennen. Der einzige Vorteil den der viele Regen mit sich bringt, sind die nun unzaehligen Wasserfaelle. Das Rauschen der herunterstuerzenden Wassermassen ist im gesamten Fjordgebiet zu hoeren. Um 17:50 legen wir bei einsetzenden heftigem Regen am Schlengel in Mundal an. Der frisch geraeucherte Lachs, der uns an der Wassertankstelle hinter Bålestrand angeboten wurde, wird mit Bratkartoffeln zur Abensmahlzeit serviert. Der Landgang, inzwischen ist es tiefe Finsternis und bei Dauerregen, faellt buchstaeblich ins Wasser. Die Zwei bleiben bei romantischer Petroleumbeleuchtung an Bord im Salon und spinnen ihr Garn aus uraltenZeiten.
21. September 2006...ausgeruestet mit Schirm und Regenzeug geht es an Land. Fjaerland soll nicht unbesehen verlassen werden. Die aufgenommene Naesse an unserer Kleidung von dem unaufhaltsamen Regen, laden wir im Touristenbuero ab. Die junge deutsche Mitarbeiterin zeigt den Wassermaennern verschiedene interessante Moeglichkeiten auf, aktiv etwas zu unternehmen. Der kleine Ort Fjaerdal mit seinen 300 Einwohnern, ist fuer Norwegen eine bedeutene Buecherstadt geworden. Die Kommune musste sich etwas einfallen lassen, die vielen leerstehenden Haeuser der abgewanderten Bewohner abzureissen, oder zu nutzen. So entstand die Idee, die Haeuser mit lesbarem zu bestuecken. Inzwischen ist der Ort fuer die Norweger eine gute Adresse sich mit Literaturmaterial zu versorgen. Ein Gletschermuseum ist unser naechstes Ziel in 2 km Entfernung. Sehr anschaulich dargestellt, erfaehrt man dort alles ueber Gletscher, erdgeschichtliches und noch viel mehr. Ein atemberaubender Film ueber den gewaltigen Gletscher Jostedalsbreen wird auf einer Kinobreitwand gezeigt. Trockenen Fusses geht es zurueck an Bord. Der Regen hat eine Pause eingelegt. Gruenkohl steht heute auf dem Speiseplan. Genau der richtige Energiespender nach so einem Spaziergang und dem Wasserbad von oben.
22. September 2006...um 07:30 wird gefruehstueckt. Die beiden unternehmungslustigen Seefahrer haben sich fuer heute Mountainbikes gemietet. Zwei Gletscher sind ihre Tages-ziele. Kontinuierlich steigt der Weg zu dem in 10 km entfernten Bøyabreen an. Wie der Kolben einer Maschine gehen die Beine mit der Pedale auf und nieder. Zwischenzeitlich kommen Zweifel auf, ob die Entscheidung richtig war, mit dem Bike dorthin zu strampeln. Doch die immer schoener werdende Landschaft ist nur zu Fuss oder mit dem Fahrrad richtig zu geniessen. Gegen 11:00 liegt uns der Gletscher zu Fuessen. Bis auf das Rauschen der Wasserfaelle herrscht hier himmlische Ruhe. Wir sind die einzigen menschlichen Wesen weit und breit. Bei herrlichem Sonnenschein, den wir sehr lange vermisst haben, wird die idyllische Naturlandschaft noch eine Weile genossen. Im Rudi-Altig-Stil geht es dann die lange Abfahrt wieder hinunter. Der 2. Gletscher wird auf Schotterwegen ange-radelt. Der Supphellebreen ist ein Gletscher, der nur 60 Meter ueber dem Meeresspiegel liegt. Die letzten 200 Meter geht es zu Fuss ueber Stock und Stein. Dann bekommt auch er durch Handauflegen unseren Segen. Eiskalte Luft stroemt aus dem Gletschertunnel heraus, dass einem fast der Atem gefriert. Nachdem ein Bus, mit 15 Turis an Bord, mit 20 min Auf-enthalt wieder abgefahren ist, sind wir mit dem Eisberg an Land wieder allein. Auch hier verweilen die Radtouristen eine ganze Weile vor dem Arm des grossen Jostedalsbreen, bis die flotte Rueckfahrt angetreten wird. Zurueck an Bord wird gleich seeklar gemacht. Die Gebirgsmariner verlassen den interessanten Fjærlandsfjord mit der "Carena 36". In einer Bucht des Sognefjords mit dem Namen Vik gehen wir vor Anker.
23. September 2006...um 07:00 wird geweckt. Gleich nach dem Fruehstueck wird der Anker gelichtet, dann geht es in den Sognefjord Richtung Westen. Das Schoenwettersegeln bringt die Yacht mit dem "Adenauer" am Heck gut voran. Nach ein paar Stunden, einem richtigen Sonntag-Nachmittag-Kaffeesegeln, setzt ploetzlich Flaute ein. Im Fjord bedeutet das nichts Gutes. Nach 4-5 Kabellaengen blaest uns der Wind entgegen. Der steigert sich zunehmend bis auf 9 Bf.. Dabei fing der Tag so gut an. Langsam beruhigt sich Rasmus wieder. Das truebe regnerische Wetter klart auf. Die Sonne verwischt alle Spuren der letzten Stunden. Abends wird der Ort Leirvik angelaufen. Am Schwimmsteg erhaelt die 36-Fuss-Yacht mit dem Wasserschlauch erst einmal eine kalte Dusche. Eine warme Mahlzeit hingegen wird derweil fuer das Wohlbefinden der Mannschaft in der Pantry angerichtet.
24. September 2006...heute am Sonntag goennt sich die Besatzung eine Stunde laenger Schlaf. Nachdem Mueslifruehstueck geht es ins Waschhaus. Die Haare, Baerte, Fuss- und Fingernaegel haben Ueberlaenge und ein Duschbad hat noch keinem Sailor geschadet. Die Waschmaschinen im Hotel verrichtet am Sonntag extra ihren Dienst fuer uns Zwei. Nach der Komplettpflege geht die gesamte Schiffsbesatzung geschlossen durch den Ort Leirvik. Ein kleines Doerfchen mit einer Hand voll Haeuser, aber mit einem Einkaufszentrum einer mittelgrossen Stadt. Die wenigen bunten Haeuser sind ausschliesslich aus Holz gefertigt. Leirvik ist von einer wunderschoenen Landschaft umgeben, mit Seen, Gebirgsbaechen, Wasserfaellen und Tannenwaeldern. In Norwegen sind Tannenwaelder eher die Ausnahme. Das schoene Wetter verabschiedet sich am Abend. Regentropfen fallen erneut auf das Gebiet des Sognefjords.
25. September 2006...um 04:30 beginnt der Tag fuer die Segelschiffbesatzung. Der 204 km lange Sognefjord mit einer Tiefe von 1300 Metern, auch Koenig der Fjorde genannt, wird im Laufe des Tages von unserem Heckwasser zurueckgelassen. Bei voelliger Dunkelheit laufen wir aus der navigatorisch schwierigen Bucht von Leirvik aus. Der Fjord zeigt bei seiner Verabschiedung noch einmal sein launisches Verhalten im vollem Umfang. Am Ende muss der Jockel mal wieder Schiff und Besatzung aus dem Flautenloch heraus schleppen. Auch sonst wird uns Beiden wettermaessig einiges geboten. Regenschauer, Dunst, foenartiger warmer Wind, dann ploetzlich wieder unangenehme feuchte Kaelte. Doch all das kann uns die gute Laune nicht verderben. 20:30 wird die Stadt Bergen im Vaagehafen angelaufen. Ein groesseres Kontrastprogramm kann es kaum geben. Morgens noch das stille vertraeumte Doerfchen Leirvik und abends die pulsierende heimliche Hauptstadt von Norwegen, Bergen.
26. September 2006...ungewoehnlicher Grosstadtlaerm dringt durch die Schiffswand nach innen. deshalb hat der Wecker erst einmal ausgedient. Der 1. Rundgang des Tages fuehrt durch das Hafenviertel "Gamle Bergen". Eine wunderschoen gepflegte Stadt mit Atmos-phaere. Umgeben von einem Kranz bis auf 640 Meter Hoehe, an deren Haengen sich die Neustadt wie ein Amphitheater heraufzieht, ist Bergen eine der sehenswertesten Staedte des Landes. Der taegliche Fischmarkt bietet fast alles an Koestlichkeiten, was die See zu bieten hat. Nachdem die Zwei von ihrem Landgang wieder auf den Segler zurueckgekehrt sind, die Einkaufstasche gefuellt mit der Abendration vom Fischmarkt, wird auf der anderen Seite ein U-Boot mit deutscher Flagge entdeckt. Wir sind neugierig und wollen erfahren, ob es das Boot ist, dass wir gestern vor Bergen im getauchten Zustand, nur das Sehrohr war sichtbar, gesehen haben. Ein Werftmitarbeiter von HDW bestaetigt uns, dass es das Boot gewesen sein muss. Es ist U34, ein Boot der neuesten Generation mit Brennstoffzellen-antrieb. Auch sonst gibt er auf viele gestellten Fragen bereitwillig Auskunft. Ploetzlich verdunkelt sich der Himmel und es faengt kraeftig an zu regnen. In der Tueroeffnung eines Ausruestungsbetriebes finden wir Zuflucht. Eine junge Frau des Hauses wird beim Vorbeigehen scherzhaft angesprochen, ob sie vielleicht Oelzeug fuer uns haette. "Nein, Oelzeug kann ich euch nicht geben, aber meinen Schirm koennt Ihr haben". Sprachlos ueber die spontane Hilfsbereitschaft voellig Fremden gegenueber, traben wir leicht be-kleidet aber beschirmt zurueck an Bord. Hier wird der bratfertige Rotbarsch, von Anna einer Deutschen filetiert, in der Pfanne zubereitet. Dazu gibt es Kartoffelmus und einen Schluck Weisswein. Der Verdauungsgang muss wegen sindflutartiger Regenfaelle abgeblasen werden.
27. September 2006...Regen, Regen und nochmals Regen. Die ganze Nacht ueber prasselte der Niederschlag aufs Deck, bis in den Nachmittag hinein. Dann laesst er etwas nach bis er schliesslich ganz aufhoert. Um dem Bordkoller zu entgehen, fluechtet die vom Wetter gebeutelte Crew ins Hanseatische Museum. Dort erfahren wir, dass schon seit 1455 ein Warenaustausch mit deutschen Hansestaedten, Luebeck, Rostock und Hamburg in Bergen stattgefunden hat. Die 1. Schiffe waren Hansekoggen mit einer Ladekapazitaet von 90 Tonnen. Aus der fruehen Zeit des Handels konnte noch viel mehr an zeitgeschichtlichem in Erfahrung gebracht werden. Danach findet ein Rundgang durch Bergen statt. Die Stadt hat wirklich eine Menge an interessanten Sehenswuerdigkeiten zu bieten. Danach wird der Berg Fløyen mit der Zugseilbahn besucht. Von dort haben wir einen schoenen Rundumblick auf die am Grimstadfjord gelegene Stadt waehrend einer kurzen Trockenphase. Die Planken der Falado sind gerade wieder betreten, geht es wieder los mit Regen, Regen und nochmals Regen.
28. September 2006...widerwillig klettern wir aus unseren Kojen, denn mit nur kurzen Unterbrechungen faellt das Wasser eimerweise vom Himmel. Der kein Grad abweichende Suedwind laesst uns hier noch Wurzeln schlagen. In vielen Orten unserer Reise, zeigten sich die Hafenmeister stets hilfsbereit, wenn es darum ging Wettervorhersagen zu bekom-men. Die auf Wind und Wetter angewiesenen zwei Segler aus Elmshorn und Hamburg wollen auch hier in Bergen nicht untaetig herumsitzen und versuchen einen Blick in die Prognose der hiesigen Wetterfroesche fuer die naechsten 5 Tage zu bekommen. In unserem Handbuch sind die Koordinaten des Hafenmeisters beschrieben. Mit langen Schritten wird der Ort zu Fuss schnell erreicht. Doch das Buero des Hafenmanagers gibt es an der beschriebenen Stelle nicht mehr. Eine Raucherin, zufaellig vor der Eingangstuer stehend, schickt die beiden Fussgaenger in das 3 km entfernte suedliche Hafenbecken. Im Hurtigruten-Terminal werden wir schliesslich von einem Mitarbeiter aus dem Hafenamt aufgeklaert, dass wir hier voellig falsch sind. Auf der anderen Seite der Stadt, der Nord-seite, etwa 50 Meter weiter von dem im Handbuch beschriebenen Gebaeude, befindet sich das neue Hafenbuero. Den gleichen Weg, ueber steile Huegel geht es nun mit kuerzeren Schritten wieder zurueck. Endlich am Ziel angelangt, ist die naechst Huerde der Pfoertner vor dem Gebaeudekomplex. Er gewaehrt uns keinen Einlass, weil der Hafenmeister es nicht wuenscht. Auch auf diese Art und Weise lernt man eine Stadt kennen. Abends im Internet im Hotel Thon, erhalten die Langstreckengeher doch noch, wo nach sie sich den Tag ueber die Hacken abgelaufen haben. Vor der Falado im Hafenbecken, liegt eine kleine 34 Fuss Yacht eines Norwegers. Er ist gerade dabei das Schiff fuer eine Weltreise auszuruesten. Ach sie warten auf besseres Wetter und guenstigen Wind aus Nord.
29. September 2006...heute nun soll es weitergehen. Ganz gleich bei welchem Wetter. Bergen hat seinen Namen als Regenstadt alle Ehre gemacht. Nun reicht es. Auch heute morgen schauert es wieder kraeftig. Eingehuellt im Kampfanzug treten die beiden Senioren die Reise an. Bergen ist eben ausser Sicht und schon hoert der Regen auf. Sehr bald koennen die weissen Segel bei aufklarenden Himmel und etwas Sonne, gesetzt werden. Wir sind nicht allein im Schaerengewaesser. Frachtschiffe in beide Fahrtrichtungen wuehlen das Gewaesser auf. Die norwegische Marine hat offensichtlich Betriebsausflug. Sie laufen hintereinander gereiht, freundlich gruessend an uns vorbei. Das deutsche U-34 Boot hat Bergen ebenfalls verlassen. Lautlos elegant ueberholt es uns im Schaerengarten. Die Besatzungsmitglieder auf dem Turmluk winken uns ebenfalls kraeftig zu. Langsam kreuzen die etwas ergrauten Seebaeren, der Wind weht noch immer aus Sueden, Leirvik in der Naehe des Hardangerfjords an. Es wird Dunkel im Fjord und der Wind schlaeft ein. Gegen 22:00 laufen wir in den gut befeuerten Hafen mit Maschine ein.
30. September 2006...noch genau 15 Tage verbleiben der Falado-Crew. Am 15. Oktober morgens so gegen 10:00 wird das kleine Segelabenteuer der Freunde W. & E. im Uetersener Stichhafen zu Ende gehen. 5 1/2 Monate auf engstem Raum mit allen denkbaren Unanehmlichkeiten. Die Seekisten sind aber gefuellt mit schoenen Erinnerungen und unvergesslichen Erlebnissen. Es liegt aber noch eine Wegstrecke von ueber 400 SM vor uns. Bei Suedwind wird es noch ein hartes Stueck Arbeit. Heute geht es erst einmal nach Haugesund. Heftige Regenschauer sorgen fuer Abwechslung. Der Wind mal flau, mal weht er maessig aus Sued, bringt Schiff und Besatzung nur langsam voeran. Die vielen vorge-lagerten Inseln und Felsen schuetzt die Stadt vor unliebsamen Gaesten. Mit den ent-sprechenden Seekarten wird aber der Hafen von Haugesund problemlos angelaufen. 16:45 liegt die Yacht ordnungsgemaess angebunden, mit je einer Vor- und Achterleine, sowie einer Vor- und Achterspring, am langen Kai. Die Lokale dicht an dicht an der Pier sind, draussen unter der Markise mit Heizstrahlern versehen, gut besucht. Die sehr trinkf-reudigen Gaeste sind unschwer zu ueberhoeren und zeigen gute Kondition. Bis morgens um 05:00 halten sie durch, bis auch der Letzte mit kraechzendem Gesang die Staette verlaesst.
01. Oktober 2006...noch immer muede von der naechtlichen Unterhaltung der Zechgenos-sen, setzt sich das Bordpersonal am Sonntagmorgen an den fuer sie gedeckten Kaffee-tisch. Danach wird in der Messe der Tagesablauf besprochen. Fuer den letzten langen Toern, muessen noch einige Vorbereitungen getroffen werden. So wird der Dieseltank voll betankt, das Rigg von oben bis unten auf Schaeden hin untersucht und die Maschine durchgecheckt. Die feuchten Sachen, von dem grossen Regen, koennen endlich an die Luft zum Trocknen. Zu guter Letzt verbleibt noch Zeit fuer einen Stadtbummel. Entweder schlafen die Haugesunder Ihren Rausch noch immer aus, oder sie sind aus der Stadt ge-flohen. Die Strassen sind jedenfalls menschenleer. Der Zahlmeister der deutschen Segel-yacht zeigt sich heute grosszuegig. Er spendiert der Mannschaft aus der Bordkasse je einen norwegischen Muffin zum Kaffee. Die Sonntagsausfluegler sind mit ihren Booten aus Haugesund wieder verschwunden. So machen die um ihren Schlaf gebrachten Sailors von der Gelegenheit Gebrauch, sich fuer die kommende Nacht ein ruhigeres Plaetzchen zu suchen. Fuer die Heimreise erhaelt der Konditor an Bord der Falado am Abend noch den Auftrag einen Kuchen zu backen. So geht ein Bordalltag am Sonntag langsam zu Ende.
02. Oktober 2006...seit Tagen wird die Grosswetterlage kritisch im Internet betrachtet. Das riesige Tiefdruckgebiet, das uns seit vielen Wochen den Suedwind beschert hat, kommt in Bewegung. Die Rueckseite des Tiefdruckgebietes bewegt sich immer naeher an die nor-wegische Kueste heran. Der damit verbundene noerdliche Wind, koennte uns dann rasch und rechtzeitig bis zum 15. Oktober nach Hause wehen. Fuer das Gebiet Utsira-Nord, in dem wir uns z. Zt. befinden, sind fuer heute umlaufende Winde bis 4 Bf. angekuendigt. Die Schiffsfuehrung beschliesst, heute wird ausgelaufen. Im engen Sund, suedlich von Hauge-sund, weht eine leichte Brise aus SW. Je weiter wir in Richtung offenes Meer zusteuern, um so traeger wird der Wind, bis zur voelligen Flaute. Eine hohe Duenung laeuft uns entgegen. An Segel setzen ist nicht zu denken. Ein Blick auf die Seekarte, schon ist der Entschluss gefasst Skudeneshavn auf der Insel Kamøy anzusteuern. Ein idyllischer Ort mit engen Gassen, so richtig zum Wohlfuehlen. Die huebschen weissen in Holz gebauten Haeuser stehen nahe am Wasser mit Holzstegen, die sich alle in einem ungewoehnlich gutem Zustand befinden. Der Hafen sehr verwinkelt mit seinen zahlreichen Buchten, hat viel Aehnlichkeit mit vertraeumten hollaendischen Gewaessern. Um 19:00 zieht von Sueden eine schwarze Wand auf. Weltuntergangstimmung verbreitet sich und es wird schlagartig dunkel. Doch die schwarzen Wolken stellen sich als harmlos heraus. Ein paar Regentropfen fallen herab, aber kein bisschen Wind ist dabei. So werden Schiff und Besatzung die Nacht ueber wohl hier verweilen.
03. Oktober 2006...früh am Morgen geht der 1. Blick auf die Mastspitze zum Windex. Die Windrichtunganzeige verharrt in Bewegungslosigkeit. Noch immer kein Hauch Wind in der Luft. Sehr ungewöhnlich für dieses Gebiet. Utsira ist bekannt für Sturmhäufigkeit und Stark-wind. Erneut ein unbeabsichtigter Hafentag. Ganz so unglücklich sind die 2 Flautenlieger darüber nicht. Die 3000 Einwohner zählende Stadt Skudeneshavn hat sehr viel Sehens-wertes zu bieten. Einfach auf und davon zu segeln wäre töricht. Der Ort ist in seiner Ge-schichte vor großen Bränden verschont geblieben. Deshalb ist die Altstadt komplett er-halten und in außergewöhnlich gutem Zustand. Die engen Gassen im Gamleviertel werden kreuz und quer begangen. Der kleine Park mit den sehr alten Tannen ist ein wahrer Märchenwald und 2 graubärtige Märchenprinzen stiefeln dort hindurch. Am Nachmit-tag geht es zu den von Deutschen im 2. Weltkrieg errichteten Fortanlagen, die vor der Stadt unsichtbar ins Felsmassiv gebaut worden sind. Eine Garnison von 3000 Soldaten war die Kriegsjahre über hier stationiert. Nicht ein Schuss, so erzählen die Norweger, ist von hier abgefeuert worden. Müde von dem langen Marsch, geht es am Abend zurück auf den Segler. In der Pantry wird der Koch gleich aktiv und zelebriert eine üppige Abendmahlzeit.
04. Oktober 2006...heute ist es soweit. Nach 52 Tagen in den unendlich langen nor-wegischen Küstengewässern, wollen wir uns auch hier von dem wunderschönen Land verabschieden. Doch bevor das letzte Mal die Festmacherleinen in dem idyllischen Ort ein-geholt werden, sind die beiden deutschen Sailors zu einem Frühstück bei der Familie Jensen eingeladen. Gestern Abend klopfte ein Herr an die Bordwand, der uns am Tag zuvor behilflich war, das örtliche Internetcafè zu finden und der schon des öfteren vor der Falado gestanden hat und sie bewunderte und fragte, ob wir morgen früh nicht zusammen frühstücken wollen. Er lädt uns dazu ein. Spontan wird die Einladung angenommen. Um 08:30 begrüßen uns Eli und Jan in ihrer großen Wohnung. Eine hübsche Wohnung, sehr geschmackvoll eingerichtet im 1. Obergeschoß und direkt am traumhaft schönen Hafen-becken gelegen. Jan ist seit 2 Tagen, nach 37 Jahren Betriebszugehörigkeit in einem Aluminiumkonsortium, im Ruhestand. Der reichlich gedeckte Frühstückstisch ist eine willkommene Abwechslung zu unserer Bordküche. Nach gut 2 1/2 Stunden sagen wir den beiden liebenswerten und symphatisch Gastgebern "Auf Wiedersehen", in der Hoffnung, dass man sich noch einmal wiedersieht. Im Handumdrehen ist die Falado seeklar gemacht. Um 10:30 geht es bei leichten S-SW-lichen Winden hinaus auf See. Mit Wehmut denken die Heimkehrer zurück an die vielen netten Menschen, die uns begegnet sind und an das wunderbare Land, das sehr schnell bei den Regenschauern außer Sicht kommt. Nach 3 Stunden brist es auf und das Großsegel wird gerefft. Hoch am Wind geht es Richtung Süden mit dem Ziel Helgoland.
05. Oktober 2006...W. 1. Wachgang geht bei zügiger fahrt bis zu 7 Kn. zu Ende. E. tritt das Erbe an, die 2. Hälfte der Nachtwache zu übernehmen. Vorne im Vorschiff sind die Stampfbewegungen der Yacht besonders heftig zu spüren, so dass an Schlaf nur schwer zu denken ist. Am Frühstückstisch bleibt heute mal wieder ein Platz frei. E. legt sich nach Beendigung seiner Wache gleich ins Körbchen. Der Rest der Mannschaft lässt es sich aber gut schmecken. Um 11:00 wird der Wetterbericht aufgenommen. Sturmwarnung besteht für den gesamten Nordseebereich. Die Mannschaft an Bord bereitet sich darauf vor. So wird das 3. Reff ins Großsegel gebunden, die kleine Fock gesetzt und für das leibliche Wohl werden Butterbrote geschmiert und warme Getränke in den Thermoskannen aufgebrüht. Langsam nimmt der Wind, etwas rechts drehend aus SSW zu. Die See wird rauher, der Kurs kann nicht mehr gehalten werden und heftige Regenschauer mischen sich dazu. Hoch am Wind geht es trotzdem gut voran. Eine warme Mahlzeit wird mit artistischen Einlagen zubereitet und an Deck verspeist. Danach zieht E. sich in seine Hundekoje zurück. W. trimmt die Segel und betrachtet kritisch den Himmel und die Wolken, die das Unwetter in der Regel ankündigen. Gegen 22:00 wird der Rest der Genua eingerollt, den der Wind hat auf 7 Bf. zu-gelegt. Nun geht es mit der Fock hoch am Wind mühsam Meile für Meile dem Ziel ein Stück-chen näher.
06. Oktober 2006...um 01:15 übernimmt E. die Wache. Es wird langsam ungemütlich unter und über Deck. Der Wind legt zu und die See wird ständig rauher. Unter Deck wird jeder Handgriff und jeder Schritt 2x überlegt, weil Gleichgewichtsstörungen jetzt chronisch sind. W. schlägt sein Nachtlager im Salon auf, der ruhigste Platz auf der Yacht und wenn es sein muss ist er schnell an Deck. An Schlaf ist auch hier nicht zu denken, denn das Schiff knallt hart in die Wellentäler auf und spaltet die heranrollende See in 2 Teile, mit dem Ergebnis, dass die Wassermassen sich über das ganze Schiff ergießen. Um 11:15 druckt der MRD-80-Empfänger den neuesten Seewetterbericht aus. Für die deutsche Nordseeküste ist Sturm bis 9 Bf. und zusätzlichen schweren Schauerböen über 10 Bf. angekündigt. Nun geht der Tanz mit den Elementen wohl so richtig los. Gegen 18:00 wird trotz Wind und Wetter ein Eintopfgericht an die Mannschaft in übergroßen Suppentellern gereicht. Dann ist es endgültig Schluss mit der Gemütlichkeit. Starke Brecher machen es sich bequem an Bord und die Decksleute japsen nach Luft. Mit 3x gerefftem Großsegel und der kleinen Fock kämpft sich die Falado einen Weg durch die schwere See. Die Mannschaft, ausgerüstet mit Schwimmweste und Lifebelt klammert und stützt sich ab, um den Halt nicht zu verlieren. Bei, 45° Krängung und plötzlichem Aufrichten der Yacht, bedingt durch den Seegang, ist jeder Schritt mühsam, anstrengend und mit vielen Blessuren am ganzen Körper verbunden. Nach dem Sonnenuntergang zeigt sich der Vollmond zwischen den Regenschauern und dem sich immer mal wieder aufklarendem Himmel. Ein noch nie gesehenes Natur-schauspiel bietet sich unseren salzverkrusteten Augen. Ein Regenbogen im Mondlicht von einem Horizont zum Anderen. Der Bogen ist nur weiß, aber er wirkt unheimlich. Ein Wachwechsel findet bei dem Wetter nicht statt. Alle Mann verharren an Deck und warten auf Anweisung, denn der Sturm hat uns nun voll in der Mangel.
07. Oktober 2006...bis auf 20 Sm haben wir uns nach Helgoland heran gekämpft. Mit langen Kreuzschlägen in den letzten Stunden, sind am Ende nur wenige Meilen gutgemacht worden. Die Mannschaft wartet auf den angekündigten SW-Wind, der uns unserem Ziel näher bringen könnte. Bei 9 Bf. hoch am Wind, sind die Grenzen für die Falado fast erreicht. Deshalb wird auch erwogen beizudrehen oder vor Topp und Takel abzulaufen. So langsam dreht der Wind auf SW und nimmt uns die Entscheidung ab. Dabei hat er noch einmal an Intensität zugelegt. Gewaltige Wellenberge türmen sich vor uns auf, die uns mehrfach überrollen. Im Cockpit steht ständig Wasser und der Crew läuft das für sie ange-nehm warme Wasser von oben durch die Off-Shore-Anzüge in die Stiefel. Da ist W. noch gut dran mit seinen defekten Gummistiefeln. Bei ihm läuft es einfach unten wieder heraus. Schlimmer dran sind die eigenen Achtersteven. Da kein polsterndes Fett mehr vorhanden ist, die Cockpitkissen bei dem Wetter nicht benutzt werden können, sind die Allerwertesten wundgesessen. Das Leuchtfeuer von Helgoland konnte die ganze Nacht über als Lichtschein gesehen werden. Nun rückt es in greifbare Nähe. Die Ansteuerung des Eilands, inzwischen ist es hell geworden, ist nicht ganz einfach. Trotz GPS muss auf Sicht gefahren werden. Doch die Fahrwassertonnen sind nur im letzten Moment auszumachen, weil sie in den Wellentälern einfach verschwinden. Wir laufen die Insel von SSW an und haben die heranrollenden Wellenberge von der Backbordseite. In dem immer flacher werdenden Wasser türmen sie sich gewaltig hoch auf und scheinen alles verschlingen zu wollen. So wird die kleine Falado mehrmals von den Grundseen weit über 10 Meter seitlich versetzt und mit Nordseewasser zugedeckt. Um 09:30 gehen wir neben einer polnischen Segelyacht längsseits. Zur Aufmunterung reicht uns der Skipper je einen großen Becher Tee mit Rum. Das Getränk haut uns fast aus den Gummistiefeln. Nach den Aufklarungsarbeiten geht es erst einmal für 6 Stunden unter Deck für eine Mütze voll Schlaf. Eine anschließende Ent-salzungsaktion findet unter und z.T über Deck statt. Der heftige Regen nimmt der Decks-mannschaft ein Großteil der Arbeit ab. Bei einem kurzen entspannenden Landgang zeigen sich die erlittenen Blessuren am Körper noch einmal sehr deutlich. Deshalb wird der Kojen-gang auch sehr bald beschlossen.
08. Oktober 2006...es ist noch keine 08:00, da ertönen Klopfzeichen an der Bordwand. Die polnische Ketsch möchte auslaufen, denn in Cuxhaven findet heute noch ein Crewwechsel statt. Hier im Hafen herrscht Aufbruchstimmung. Einige Yachten verlassen die für diese Jahreszeit gut besuchte Grün-Rot-Weiße Felseninsel in der Nordsee, nach dem Sturm der letzten Tage. Ein paar im Obst versteckte Vitamine nehmen wir zu uns, dann wird das Eiland zu Fuss umrundet. Die Ausflugsschiffe der weißen Flotte, das Schnellboot aus Hamburg und die Atlantis aus Cuxhaven, beehren Helgoland nun auch wieder nach dem Unwetter. Ein Fischbrötchen nachmittags zum Kaffee und abends an Bord eine feste warme Mahlzeit, dann geht es nach 5 1/2 monatiger Abstinenz in ein helgoländer Lokal zur "Bunten Kuh". Dort verkehren viele Einheimische und 2 Sailors aus Elmshorn und Hamburg und genehmigen sich ein gepflegtes gezapftes deutsches Bier. Es schmeckt so köstlich, dass noch ein weiteres bestellt wird. Mit einer gewissen Bettschwere geht es zurück auf die schwankenden Planken und Ruck Zuck in die Koje..
09. Oktober 2006
...um 08:30 ist das Frühstücksbuffet auf dem 36-Fuß-Segelschiff eröffnet. Nach der Stärkung wird die himmlische Ruhe bis zum Eintreffen der Bäderschiffe bei morgendlicher Sonne auf der Yacht genossen. Damit die beiden Rentner geschmeidig und vital bleiben, wird die aus buntem Sandstein bestehende kleine Insel kreuz und quer begangen. Ohne große Höhen und Tiefen geht der Tag so dahin. Abends läuft einer der letzten Fischkutter der Elbe im Südhafen ein. Es ist der Fischer, Protestler, Gründungs-mitglied der Grünen und kurzzeitiges Bürgerschaftsmitlied in der Hansestadt Hamburg, Östermann. Ein Exot und Original zugleich in einer Person. Mit seinem jüngsten Sohn ver-sucht er ein paar Fische aus der Nordsee in seine Netze zu bekommen. Ein fast aussichtsloses Unternehmen. Der Abend wird bei einsetzendem Regen in gemütlicher Runde unter Deck verbracht.
10. Oktober 2006
...die Nacht über hat es geregnet. Doch jetzt behauptet sich die Sonne und kein Lüftchen regt sich. Hemdsärmelig wird das schöne Oktoberwetter bei einem Insel-spaziergang genossen. Mittags landen die Spaziergänger im Helgoländer Museum. Dort wird anhand von Bildern und Dias unter anderem das Seebad wie es einst einmal vor dem Krieg in einem sehr feudalen Zustand existiert hat, gezeigt. Meeresbiologische Forschungs-ergebnisse, sowie eine Reihe von Fossilien gehören zum Ausstellungsumfang. Am späten Nachmittag wird auf dem Oberland die Vogelwarte besucht. Sehr umfangreich wird über das Verhalten der Zugvögel berichtet und über Sinn und Zweck der Beringung der einge-fangenen Vögel. Je nach Wetterlage werden bis zu 1000 Vögel täglich gekennzeichnet. Noch während der anschaulichen Demonstration des technischen Leiters der Vogelwarte konnte hautnah miterlebt werden, wie das reale Leben der Vogelwelt wirklich ist. Eine Drossel erhebt sich nichts Böses ahnend in die Lüfte. Ein Sperber riecht den Braten und schlägt aus dem Hinterhalt zu. Mit der Beute stürzt er sich sofort zu Boden um nicht selbst Opfer eines Bussards zu werden. Nach dem Abendessen verspüren beide Oldies Lust auf ein leckeres Bier. Die Bordvorräte sind aufgebraucht so bleibt nur der Weg an Land. Dort soll es in einigen Lokalen noch Gerstensaft geben. Wir haben Glück und werden fündig. War das Essen zu salzig, wie auch immer, uns schmeckt es koestlich.
11. Oktober 2006
...auf der Nordseeinsel Helgoland geht es z.Zt. mal wieder sehr stürmisch zu. Die Schiffe im Hafen liegen sehr unruhig und sind kaum zu bändigen. In den Einkaufsstraßen fliegen die Preistafeln und ungesicherte Gegenstände durch die Gegend. Die zwei Oldtimer von der Falado schauen interessiert in die zahlreichen Läden, deren Waren in der Regel zollfrei zu haben sind. Pflichtbewusst geht es dann zum Hafenmeister. Das Liegegeld ist fällig und die Kurtaxe. Die Helgoländer sind Schlitzohren. Sie entdecken immer neue Geldquellen. Nun sind es die Sportschipper. Es wird kassiert, aber Gegenleistungen werden nicht erbracht. Die öffentlichen Toiletten sind verschlossen wegen Saisonende und die Kureinrichtungen werden renoviert. In unseren Augen moderne Piraterie. Der Anschließende Weg zu den Wetterfröschen ist noch niederschmetternder. Bis einschließlich Montag, den 16.10 ist starker E-SE Wind vorhergesagt. Wie sollen wir nur pünktlich in Uetersen ankommen. Zurück an Bord muss sofort gehandelt werden. Die Yacht zerrt an den Leinen wie ein wildes Tier. Neben einer 12-Meter-Ketsch aus Stahl geht es längsseits. Hier ist es etwas geschützter, aber nicht wesentlich ruhiger. Die 5-köpfige bunt zusammengewürfelte Mannschaft ist mit ihrem 2-Master für 9 Monate auf dem Weg in die Karibik. Hier auf Helgoland mussten sie vom Rettungskreuzer eingeschleppt werden, wegen eines Maschinenschadens. Die kleine Crew von der blauen Segelyacht bleibt heute abend an Bord und hält Hafenwache.
12.Oktober. 2006
...um 05:30 sitzt die Mannschaft geschlossen am Frühstückstisch. Keiner der Sailors hat in der letzten Nacht ein Auge zugetan. Der stürmische Wind heulte mächtig in den Wanten. Im Kampfanzug, Großsegel 3x gerefft und der Fock geht es auf die Reise. Mit langen Kreuzschlägen nähern wir uns langsam der Elbe. Der kräftige Wind beruhigt sich immer mehr je weiter wir uns von Helgoland entfernen. In dem River Elbe kann nicht weiter aufgekreuzt werden. Unsichtiges Wetter und außergewöhnlich viele Dampfer ziehen wie Geisterschiffe schemenhaft an uns vorbei. Auf dem Radarschirm sind sie und die Fahrwassertonnen aber gut zu erkennen. Um 15:30 wird der Cuxhavener Yachthafen bei Flaute angelaufen. Dann ist erst einmal Großreinemachen angesagt, bevor der Koch zur Belohnung einen Burgunderbraten in der Messe auftischt. Gute zwei Stunden später geht an Bord die Petroleumlampe aus. Laute Schnarchgeräusche erfüllen die Schlafräume.
13.Oktober. 2006
...gut ausgeschlafen geht es nach der Morgentoilette mit Duschgang an die Arbeit. Die Segel werden mit Frischwasser abgespült und die nicht mehr gebraucht werden, werden nach der Reinigung eingesackt. In dem Cuxhavener Fischereihafen läuft die 4-Mast-Bark „Sedov“ ein. Sie ist das Kulissenschiff für den Fernsehfilm „Der Untergang der Pamir“, der imNovember ausgestrahlt wird. Wir verlassen Cuxhaven um 14:00 mit der einsetzenden Flut. Hoch am Wind geht es unter Segeln bis zum Medemgrund. Dann muss aufgekreuzt werden. Der zahlreiche Berufsschiffsverkehr an diesem Nachmittag auf und ab der Elbe lassen ein queren des Fahrwassers unter Segeln nicht zu. Deshalb muss wieder einmal für eine zeitlang gedieselt werden. Gegen 19:00 belegen wir die Festmacherleinen im Glückstädter Außenhafen am Schwimmsteg. Nun ist die Rentnergang von ihrer Segel-kurreise mit der4 Falado nur noch eine handvoll Seemeilen vom Zielhafen Uetersen entfernt. In einem Lokal in der Nähe des Hafens wo platt schnackt ward, lassen die Heim-kehrer bei einem Glas Bier die reise noch einmal Revue passieren. Sie können kaum glau-ben, dass in wenigen Tagen schon wieder alles vorbei ist. Die 5 1/2 Monate sind für uns wie im Zeitraffertempo verstrichen.
14.Oktober. 2006
...erst nach 08:00, ohne Hektik und Zeitdruck, kriechen die Besatzungsmitglieder aus ihren Kojen und setzen sich an den gedeckten Frühstückstisch. Eine nachfolgende Be-standsaufnahme unserer Vorräte ergibt, dass noch für mindesten 14 Tage Proviant an Bord eingelagert ist. Ein ausgedehnter Stadtbummel findet danach statt. Glückstadt scheint bei den Hamburger Freizeitschippern sehr beliebt zu sein. Der kleine Außenhafen füllt sich zu-nehmend mit Schiffen aus der Hansestadt und ist abends bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Falado Crew bereitet sich geistig und seelisch auf den letzten Törnabschnitt vor und hofft morgen aufeinen nebelfreien Vormittag.
15.Oktober.2006
...um 05:30 schrillt auf dieser Reise ein letztes mal der Wecker. Die Mannschaft wäre heute auch unaufgefordert aus der Koje gekrochen. Sie haben unruhig geschlafen und waren schon lange vor dem Weckruf wach. Es ist nicht zu leugnen, eine gewisse Anspan-nung erfüllt die Räume unter Deck. Was erwartet sie im Uetersener Hafen, aus dem sie vor knapp einem halben Jahr ausgelaufen sind? Ein Müslifrühstück mit reichlich Obst, Kaffee und Tee dazu, wird an die Heimkehrer ausgegeben. 06:45, es ist noch absolut dunkel, legen wir in Glückstadt ab. Mit Hilfe der navigatorischen Geräte wird das Elbe-Nebenfahrwasser vor der Rhinplatte mit den unbeleuchteten Tonnen passiert. Mit schwindender Dunkelheit breitet sich Nebel auf der Elbe aus. Noch ein letztes mal ist die Mannschaft gefordert auch mit dieser Laune der Natur fertig zu werden. Die Pinnaumündung wird um 09:15 erreicht. Auf dem kleinen Fluss löst der Nebel sich allmählich auf. Unter der Steuerbordsaling, wer-den die Flaggen der besuchten Länder gehisst. Ein langes Schallsignal aus dem Nebelhorn, schon biegen wir in den Uetersener Stichhafen ein. Ein Jubelschrei bricht los, aus einer Traube Menschen, die sich im Hafengelände eingefunden haben. Transparente, Luftballons und aus einem Schifferklavier ertönt die Melodie „Junge komm bald wieder“. Wir sind fas-sungslos gerührt und die Augen werden feucht. Damit haben wir nun doch nicht gerechnet. Große Freude löst die Anspannung ab, all die lieben Freunde, Verwandte und Bekannte nach so langer Abwesenheit in die Arme nehmen zu können. Allein dafür lohnt es sich noch ein-mal so eine Reise zu unternehmen. Zum Schluss geht ganz besonders der Dank an unsere Lebenspartner, die uns grünes Licht für diesen Törn gegeben haben. Ein weiterer Dank geht an die vielen treuen E-mail Schreiber, über deren Zeilen haben wir uns immer ganz besonders gefreut.
Hier endet der Reisebericht und die Falado Crew verabschiedet sich nun von den interes-sierten Lesern.

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